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Hai-Alarm am Müggelsee: Satirisches, schräges Abenteuer um einen Haijäger, der sich eigentlich zur Ruhe setzen will von und mit Leander Haußmann und Sven Regener.

Handlung und Hintergrund

Als dem Bademeister im Müggelsee der Arm von einem Hai abgebissen wird, herrscht Chaos in der Gemeinde Friedrichshagen. Während eine vom Bürgermeister Müller eilig einberufene Expertenkommission beschließt, den Hai-Alarm auszurufen, kehrt der berüchtigte Haijäger Snake Müller nach jahrelangem Exil auf Hawaii in die Heimat zurück, als seine gefälschte Green Card auffliegt. Er soll sich um das Monster kümmern, dass das Süßwasser unsicher macht, hat aber bald noch ganz andere Sorgen am Hals. Frauensorgen…

Als dem Bademeister im Müggelsee der Arm von einem Hai abgebissen wird, herrscht Chaos in der Gemeinde Friedrichshagen. Während eine vom Bürgermeister Müller eilig einberufene Expertenkommission beschließt, den Hai-Alarm auszurufen, kehrt der berüchtigte Haijäger Snake Müller nach jahrelangem Exil auf Hawaii in die Heimat zurück, als seine gefälschte Green Card auffliegt. Er soll sich um das Monster kümmern, dass das Süßwasser unsicher macht, hat aber bald noch ganz andere Sorgen am Hals. Frauensorgen.

Ein Hai sorgt für Schrecken am Müggelsee und stellt damit die gesamte Gemeinde Friedrichshagen auf den Kopf. Anarchokomödie von Leander Haußmann und Sven Regener, die sich über „Der weiße Hai“ lustig macht.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Leander Haußmann,
  • Sven Regener
Produzent
  • Stefan Arndt
Co-Produzent
  • Leander Haußmann,
  • Sven Regener
Darsteller
  • Henry Hübchen,
  • Michael Gwisdek,
  • Uwe-Dag Berlin,
  • Anna-Maria Hirsch,
  • Tom Schilling,
  • Benno Fürmann,
  • Annika Kuhl,
  • Detlev Buck,
  • Horst Pinnow
Drehbuch
  • Leander Haußmann,
  • Sven Regener
Musik
  • Leander Haußmann,
  • Sven Regener
Kamera
  • Jana Marsik
Schnitt
  • Christoph Brunner

Kritikerrezensionen

    1. Eine laute, brachiale Komödie – manchmal narzisstisch und nervig, oft aber originell und witzig.
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    2. Hai-Alarm am Müggelsee: Satirisches, schräges Abenteuer um einen Haijäger, der sich eigentlich zur Ruhe setzen will von und mit Leander Haußmann und Sven Regener.

      Hinreißende Chaos-Groteske über eine kleine Berliner Gemeinde, die vermeintlich von einem Monster bedroht wird.

      Morgendliche Idylle am Müggelsee, das größte Binnengewässer Berlins ganz im Osten der Stadt. Verschlafene Stimmung. Der Bademeister watet ein paar Meter ins Wasser. Prüfend hält er den rechten Arm kurz unter die Oberfläche. Als er ihn wieder herauszieht, ist ein wild blutender Stumpf alles, was davon geblieben ist. „Waddn diddn?“, fragt der Bademeister ungerührt. Schnitt auf die Titel.

      Waddn diddn? Das ist eine Frage, die man sich auch als Zuschauer stellt am Anfang des Kinoschwanks von Leander Haußmann und Sven Regener. In vermeintlich willkürlicher Abfolge reihen sich die ersten Szenen aneinander. Sie sind grotesk, absurd, dadaistisch, albern, low-budget und low-fi, uninteressiert an den Gesetzen der Vernunft und Logik. So entschlossen formulieren die Herren Regisseure ihre Absicht, unter allen Umständen witzig sein zu wollen, dass man irritiert ist: Schlimmer als ein erklärter Witz ist vermutlich nur ein Witz, der mit erklärtem Ernst erzählt wird.

      Aber nach und nach macht „Hai-Alarm am Müggelsee“ auch etwaige Zweifler mürbe und zu Adepten: So konsequent ist das Konzept und so virtuos seine Umsetzung, dass man sich einlässt auf diesen kuriosen Unsinn, der an Helge Schneider ebenso erinnert wie an die Farrellys, an eine deutsche Comedy-Tradition, wie sie in den Siebzigern im Fernsehen von „Klimbim“ oder „Nonstop Nonsens“ geradezu meisterlich gepflegt wurde. Selbst Spuren von Achternbusch und Kaurismäki finden sich in dieser Kommunalgroteske, die sich mit den Mitteln der Anarchokomödie an der Handlung von „Der weiße Hai“ entlang hangelt: Es gibt ein Monster - dass man nie zu sehen bekommt. Es gibt einen zögerlichen Haudegen namens Snake - nur dass er keine Augenklappe, sondern einen Bierbauch hat und es auch sonst eher gemütlich angehen lässt. Es gibt einen Fischforscher, auf den niemand hört, einen Großgrundbesitzer, dem das wirtschaftliche Wohl wichtiger ist als die Gesundheit der Menschen, einen Bürgermeister, der seine Gemeinde liebt, aber von der Situation sichtlich überfordert ist, eine kesse Marketingspezialistin, die ihre große Chance gekommen sieht, und Polizisten, auf deren Ordnungssinn unbedingt Verlass ist. Haußmann und Regener begleiten das Geschehen als griechischer Chor mit ein paar eingängigen Liedern, wie es Nat King Cole einst in „Cat Ballou“ tat.

      Das präzise choreographierte Chaos, das Haußmann und Regener, die zuvor bereits an „Herr Lehmann“ gemeinsam gearbeitet hatten, damals aber noch getrennt als Regisseur und Autor, entfesseln, erinnert an Richard Lesters großartigen Beatles-Film „Hi-Hi-Hilfe“: Weil alles erlaubt ist, was Spaß macht, und das in bisweilen atemberaubend innovativ realisierten Plansequenzen, ist „Hai-Alarm am Müggelsee“ auch ein herzhaft antiautoritäres Statement, das nicht nur Quatsch macht, sondern auch viel erzählt über die Dynamik in kleinen Gemeinden. Das danken Schauspieler wie Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Tom Schilling und Benno Fürmann mit entfesselt uneitlen Auftritten. Und das sollte, will man meinen, auch ein großes Kinopublikum honorieren. ts.
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      1. Leander Haußmann ("Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus") hat für Sven Regener schon dessen Drehbuch "Herr Lehmann" nach Regeners eigener Romanvorlage verfilmt. Nun hat er mit dem musikalisch-literarischen Multitalent ein interessantes filmisches Experiment geschaffen: "Hai-Alarm am Müggelsee", das ist die Komödie als Ego-Trip: mal unerträglich selbstverliebt in ihre Insider-Gags und nervig stolz auf den eigenen Ideenreichtum – dann aber auch wieder mit trefflicher satirischer Schärfe und zündenden Gags. Und das alles von Regener und Haußmann als Autoren, Regisseure, Komponisten, Ko-Produzenten – und als Pausenclowns mit Mundharmonika und Gitarre.

        Nun funktioniert Komik nur ganz selten, wenn sie ausschließlich auf die Welterfahrung eines ganz bestimmten Milieus zielt. Da setzt Haußmann etwa seine Theaterkollegen Jürgen Flimm und Frank Castorf in eine griechische Taverne und lässt sie das Geschehen kommentieren, vor jedem Ouzo heißt es auf Griechisch Gute Nacht statt Prost. Gerade zu Beginn soll der Film allzu oft auch durch schliche Kontrastierung witzig wirken – also dadurch, dass im Bild zwei Dinge zusammengepresst sind, die eigentlich nicht zusammen gehören. Zwei Taucher zum Beispiel, wiederum Haußmann und Regener selbst, die auf ihren Flossen durch eine Kleinstadtstraße watscheln und auf dem Amt in voller Montur auf dem Gang sitzen. Oder Katharina Thalbach als „zynische Irre“, die vor dem Rathaustor ein Schild in die Höhe hält, auf dem wahlweise Ficken steht Ficken oder Günther Jauch.

        Anderes wiederum ist absolut gelungen, etwa wenn Detlev Buck als stoischer Dorfbulle im Boot eine störrische Schwimmerin davon überzeugen will, endlich den See zu verlassen - eine Szene, die sich Zeit nimmt, die Skurrilität ihrer Situation und die spezifischen Charakterzüge ihrer Figuren zu entwickeln statt auf einen bloßen Überraschungseffekt zu setzen. Running Gags, die eng mit den jeweiligen Charakteren verbunden sind, erweisen sich – eigentlich eine Binsenweisheit - als zunehmend effektiver, je besser man mit den Figuren vertraut ist. Und als Satire auf die hysterisch-provinziellen Umtriebe des Städtemarketings funktioniert der Film sogar ganz hervorragend, nicht zuletzt durch seine folkig-bluesige musikalische Untermalung mit vor Sarkasmus nur so strotzenden Texten.

        Fazit: Anfänglich scheint die erste gemeinsame Regiearbeit von Leander Haußmann und Sven Regener noch in bemüht originelle Einzelszenen zu zerfallen. Doch im Verlaufe der Handlung nimmt "Hai-Alarm am Müggelsee" immer mehr Fahrt auf und ist immer dort witzig und originell, wo die Regisseure sich gerade nicht in verkrampft unkonventioneller Komik versuchen.
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        1. Ein sommerlicher Morgen am Müggelsee. Der Bademeister geht ins Wasser und taucht seinen Arm hinein. Als er ihn wieder aus dem Wasser zieht, ist die Hand ab. Panik breitet sich aus in Friedrichshagen. Der Bürgermeister fürchtet Aufruhr, der Besitzer des Strandbades will keine Einnahmeverluste riskieren und der Polizist hat Probleme damit, die Leute vom Wasser fernzuhalten. Doch Rettung naht. In Form von Snake Müller. Er ist Haijäger. Und er will Haie jagen. Was nach Anarcho-Humor, skurrilem Nonsens und Parodie auf DER WEISSE HAI klingt, ist von den Machern des Films auch genauso beabsichtigt. Das bewährte Autoren- und Regieteam Leander Haussmann und Sven Regener sorgt für eine Fülle an Gags, die mal überraschen und an anderer Stelle wieder unglaublich trashig daherkommen. Dazu wird durch den ganzen Film hindurch der Spaß deutlich, den jeder Beteiligte an diesem Film hatte. Vor allem die Darstellerriege, angeführt von Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Tom Schilling, Benno Fürmann und Detlev Buck, zeigt die Bandbreite ihres humoristischen Könnens und wird mit Dialogen ausgestattet, die in ihrer absurden Ernsthaftigkeit mit britischen Vorbildern wie Monty Python mithalten können. Dazu verbirgt sich jede Menge Berliner (bzw. natürlich Friedrichshagener!) Lokalkolorit in der Geschichte, die auch mit intelligenten Seitenhieben auf die hiesige Politik und die Instrumente des Marketingmanagements dienen kann. Perfekt durchkomponierter Anarcho-Spaß.

          Jurybegründung:

          Längst nicht jede Pointe sitzt in dieser Komödie, in der die unglaubliche Geschichte von einem kubanischen Zierhai im Berliner Müggelsee erzählt wird. Statt präzise an ihren komischen Ideen zu feilen, werfen Sven Regener und Leander Haußmann sie aus vollen Händen umher und schwanken dabei zwischen trashiger Parodie, Provinzschwank, Gesellschaftssatire und Albernheiten. Diese unordentlich und sehr spontan wirkende Arbeitsweise ist jedoch äußerst sympathisch und einiges von dem Vergnügen, das die Filmemacher und Darsteller offensichtlich bei der Produktion des Films hatten, wird auch beim Zuschauen spürbar. Überzeugend ist etwa die Beiläufigkeit, mit der auf Günter Schabowsksis historische Pressekonferenz angespielt wird und in der von Katharina Thalbach gespielten ?zynischen Irren‘ werden viele ein ähnliches Original in ihrer eigenen Stadt wiedererkennen. Geradezu anrührend ist der Mut zur Lücke, wenn etwa Szenen in Hawaii durch eine Palme im Hintergrund und eine Ananas im Vordergrund gekennzeichnet werden oder wenn der von Michael Gwisdek gespielte Bademeister nicht immer daran denkt, seine vom Hai abgebissene und durch ein weibliches Transplantat ersetzte Hand zu verbergen. Der Film punktet auch durch die Besetzung mit den Allstars der Berliner Film- und Theaterszene, die allesamt sichtlich Freude daran hatten, komische Typen so breit wie nur möglich anzulegen. Regener und Haußmann tauchen selber ständig in kleinen Gastauftritten als singende Kommentatoren, Taucher oder Kreuzberger Freaks auf und Sven Regener hat zudem ein paar schöne Songs beigesteuert. Der Film ist bewusst chaotisch, aber nicht ohne handwerkliche Finesse inszeniert. So wird eine lupenreine Plansequenz vorher angekündigt und von der Kamerafrau freudig begrüßt und die animierte Sequenz von Snake Müllers Heimfahrt durch gefährliche Gewässer ist eine putzig ausgeführte und animierte Miniatur. Im deutschen Kino ist solch ein wilder und übermütig inszenierter Film so ungewöhnlich, dass er alleine schon dafür das Prädikat wertvoll verdient hat.

          Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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