Epische Storys, orchestrale Soundtracks, atemberaubende Kulissen und ein Heer von Schauspielern: In vielen modernen Games stecken Qualitäten, die wir sonst nur von Hollywood-Großproduktionen kennen. Und das dürfte wohl auch einer der Gründe dafür sein, dass heutzutage viele Videospiele den Kino-Pendants in puncto Kosten und Entwicklungsdauer problemlos Konkurrenz machen. Da ist es umso erstaunlicher, dass so wenige dieser faszinierenden Welten und packenden Geschichten, dieser strahlenden Helden und hassenswerten Bösewichte ihren Weg auf die große Leinwand finden. Super Mario, Lara Croft, Prince of Persia – das kann doch nicht alles gewesen sein! Wir hätten hier noch eine ganze Reihe großartiger Games, die perfekt ins Kino passen würden:
Destiny 2 (Bungie/Activision, PC/PS4/Xbox One):
Die letzte Bastion der Menschheit liegt in Trümmern, der Protagonist wird erst all seiner Mächte beraubt und erlangt sie anschließend als Außererwählter wieder, um an der Seite weiterer denkwürdiger Helden den letzten Rest menschlicher Zivilisation zu retten und zurückzuerobern.
Der Hintergrund von Bungies neuem Action-Shooter Destiny 2 klingt schon mal nach einer wunderbaren David-gegen-Goliath-Geschichte – durch ihr mystisches Science Fiction-Setting wird sie aber erst so richtig filmreif. Wir befinden uns nämlich 700 Jahre in der Zukunft, nehmen es mit Armeen finsterer Aliens auf und bereisen fremdartige Monde und Planeten in und außerhalb unseres Sonnensystems. Ein (vielleicht sogar mehrteiliges) SciFi-Epos auf Basis von Destiny 2 wäre also absolut denkbar – und den wuchtigen Score und die fetten Waffen-Sounds könnte man einfach 1:1 übernehmen!
Übrigens: Wer sich selbst ein Bild vom Action-Shooter machen möchte, kann dies in der Destiny-2-Demo tun, die im PlayStation Store, dem XBox Marketplace sowie für den PC kostenlos zum Download bereit steht.
Wolfenstein 2 (MachineGames/Bethesda, PC/PS4/Xbox One):
Zum wiederholten Mal greift Weltkriegs-Veteran B.J. Blazcowicz zu den Waffen, um in einem Wolfenstein-Spiel für die Freiheit der modernen Welt zu kämpfen. Bedroht wird diese durch ein faschistisches Regime, das den halben Globus erobert hat – sogar das amerikanische Volk wird von den grausamen Besatzern geknechtet.
Rigorose Action, schräge Charaktere und ein alternatives Universum, in dem der Weltkrieg ungünstig für die Alliierten ausgegangen ist - das wären doch wunderbare Zutaten für einen dramatischen Actionstreifen, der sich und seine Protagonisten an manchen Stellen nicht ganz so ernst nimmt. Ein „Inglourious Basterds“ meets „Man in the high Castle“ quasi. Zugute käme dem Film dabei, dass er gar keinen Quentin Tarantino als Autor bräuchte: Die Story der schwedischen Entwickler ist schon makaber, mitreißend und irre genug.
Horizon Zero Dawn (Guerrilla Games/Sony, PS4):
Im 31. Jahrhundert leben die Menschen in primitiven Stammesgemeinschaften zusammen, nur noch Ruinen und Artefakte zeugen von der einst modernen Zivilisation. Und sonderbar-faszinierende Maschinentiere, die in allen Formen und Größen die Welt bevölkern und beherrschen. Als rothaarige Außenseiterin Aloy macht sich der Spieler auf in eine ebenso wunderschöne wie lebensbedrohliche Natur, um Licht ins postapokalyptische Dunkel zu bringen.
Die Story von Horizon Zero Dawn ist einzigartig und ungewöhnlich, die Hauptdarstellerin stark und faszinierend und die Roboter-Fauna überwältigend. Und wenn es auf der großen Leinwand schließlich zum furiosen Kampf zwischen Aloy und haushohen Mechano-Sauriern kommt, dann würde „Horizon - der Film“ mühelos mit „Transformers“ und „Jurassic Park“ gleichzeitig den Boden aufwischen!
The Legend of Zelda: Breath of the Wild (Nintendo, Wii U/Switch):
Seit 30 Jahren rettet der tapfere Elf Link das Fantasyland Hyrule und seine Prinzessin, wobei gewöhnlich der grausame Hexenmeister bzw. Dämon Ganon den Oberbösewicht und finalen Gegner gibt. Das ist beim jüngsten Zelda-Abenteuer nicht anders, allerdings erkundet der Spieler mit Link eine größere und vielfältigere Welt denn je. Und er wird vor dem großen und aufregenden Finale mit vier gewaltigen Titanen konfrontiert, die ihn viel Geschick und Grips kosten.
„Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson hätte sicher seine Freude daran, diesen wuchtigen Fantasy-Stoff umzusetzen und dem jungen, zunächst von Amnesie geplagten Protagonisten die Weltenretter-Rolle auf den schmalen Leib zu schneidern. Und zur Not ließe sich aus Zelda auch eine Trilogie oder ein überlanger Director’s Cuts machen – Stoff genug liefert das Abenteuer, das ein Minimum von hundert Stunden Spielzeit verschlingt, zweifellos.
Inside (Playdead, Xbox One/PS4/PC/iOS):
Ein Junge läuft von links nach rechts, versteckt sich, schwingt an Seilen, klettert, schwimmt, springt – macht also genau das, was ein klassischer Hüpfspielheld so tut. Allerdings befindet er sich in einer düsteren, dystopischen Umgebung. Der Junge wird von maskierten Männern gejagt, trifft auf Zombie-artig wankende Menschen und stirbt tausende, oft sehr grausame Tode. Zum Schluss schlüpft er gar in eine gewaltige, aus zahlreichen menschlichen Leibern bestehende Kreatur, mit der er in der Sonne entgegen rollt.
Kultregisseur David Lynch wäre die erste Wahl für eine Verfilmung von Inside – und er müsste dafür nicht mal seine eigenen surrealen Einfälle verheizen. Vielleicht könnte der Film ja sogar ein bisschen Licht ins alptraumhafte Dunkel bringen, mit dem die dänischen „Limbo“-Macher Playdead die Meinungen der Spielergemeinde spalten.
PlayerUnknown’s Battleground (PUBG Corporation, PC/Xbox One):
Der Spieler springt aus einem Flugzeug und landet auf einer osteuropäisch anmutenden Insel. Die Hügel und Wälder, Straßen und Siedlungen liegen verlassen da — bzw. sie täten es, wenn nicht zur gleichen Zeit 99 weitere Spieler abgesprungen wären. Die suchen nun zufällig verteilte Ausrüstung, Waffen und Fahrzeuge und machen aufeinander Jagd, der letzte Überlebende gewinnt. Ein stetig schrumpfender sicherer Bereich sorgt dafür, dass sich die Spieler mit zunehmender Dauer auf immer engerem Raum konzentrieren.
Die unglaublich populäre Vorlage – über zehn Millionen Mal hat sich der Shooter bereits auf PC verkauft – ließe sich wunderbar in einen trashigen Actionstreifen mit 1980er-Jahre-Flair verwandeln, der stilsicher zwischen geschmacklosen Bildern und großen Gefühlen oszilliert. Nicht umsonst lautet das Motto des Titels: „Dies ist nicht nur ein Spiel, sondern Battle Royal“. Für ein halbwegs befriedigendes Happy End wäre aber mehr als ein Überlebender wünschenswert.
Hellblade: Senua’s Sacrifice (Ninja Theory, PS4/PC):
Das von den englischen Entwicklern Ninja Theory (Heavenly Sword, Devil May Cry) veröffentlichte Werk thematisiert als eines von wenigen Games das Thema psychische Störungen – und das auf erzählerisch, inszenatorisch und spielerisch perfekte Weise. Hauptfigur ist die junge keltische Kriegerin Senua, die von Halluzinationen und Wahnvorstellungen geplagt ist und auf eine intensive Heldenreise ins Land der Wikinger geht.
Nicht umsonst wurde die Darstellerin Senuas, die deutsche Melina Juergens, in diesem Jahr vielfach für ihr Schauspiel ausgezeichnet – überzeugend und ergreifend mimt sie die mit ihren Dämonen ringende Frau. Nur allzu gerne würden wir sie nochmal in der Rolle Senuas sehen – diesmal aber nicht als computeranimierter Charakter, sondern als Hauptfigur eines tiefgründigen Dramas vor historischer Kulisse.
Gran Turismo Sport (Polyphony Digital, PS4):
Teil 7 der legendären Playstation-exklusiven Rennspielserie, die 2017 ihr 20-jähriges Jubiläum feierte, besitzt zwar nicht mehr Handlung als die sechs Episoden davor (soll heißen: keine) – trotzdem wäre die ultrarealistische und optisch hinreißende Rennsimulation eine großartige Vorlage für einen Adrenalin- wie PS-schwangeren Auto-Actionfilm im „Fast and the Furious“-Stil. Mit dutzenden traumhafter Fahrzeuge von Porsche bis Ferrari sollten sich 90 rasante Kinominuten problemlos füllen lassen.