Hannas Reise: Romantik- und Culture-Clash-Komödie nach Theresa Bäuerleins Roman "Das war der gute Teil des Tages".
Handlung und Hintergrund
Die ehrgeizige BWL-Studentin Hanna macht aus Karrieregründen ein soziales Praktikum in Israel und stößt mit ihrer überheblichen Art bei Arbeitskollegen und „Wiedergutmachungsdeutschen“ in der WG auf Unverständnis. Dass sie sich in den attraktiven Betreuer mit seinen zynischen Sprüchen verliebt, war nicht vorgesehen. Aus seiner Sicht erlebt die junge Frau ein Land in permanentem Ausnahmezustand und wirft einen neuen Blick auf die deutsch-israelische Geschichte.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Jörg Siepmann,
- Julia Röskau,
- Harry Flöter
Co-Produzent
- Julia von Heinz,
- John Quester
Darsteller
- Karoline Schuch,
- Doron Amit,
- Lore Richter,
- Max Mauff,
- Trystan Pütter,
- Suzanne von Borsody,
- Lea Koenig,
- Daniella Shimshoni,
- Sigalit Fuchs,
- Tsahi Hanan
Drehbuch
- Julia von Heinz,
- John Quester
Musik
Kamera
Schnitt
Casting
- Daniela Tolkien,
- Esther Kling
Kritikerrezensionen
Hannas Reise Kritik
Hannas Reise: Romantik- und Culture-Clash-Komödie nach Theresa Bäuerleins Roman "Das war der gute Teil des Tages".
Komplizierte Liebesgeschichte zwischen einer jungen Deutschen und einem Israeli vor dem Hintergrund der gemeinsamen Vergangenheit
„Was mit Juden machen“ will die ehrgeizige BWL-Studentin Hanna, denn das „kommt immer gut“, ziert den Lebenslauf und nutzt der Karriere. Ein nicht gerade politisch korrekter Spruch, der eigentlich nicht sein darf. Wer einen Film über das deutsch-israelische Verhältnis macht, kann sich schnell die Finger verbrennen und in die Mühlen des Nahost-Konflikts mit den immer gleichen Bildern geraten. Zu israelfreundlich, zu palästinafreundlich, oft Klischees vom imperialistischen Israel oder geschundenen Palästinensern. Eben das wollte Julia von Heinz nicht: Ihr geht es nicht um den Nahost-Konflikt, sondern um das neurotische deutsch-israelische Verhältnis, das auch in der 3. Generation nach dem Holocaust-Grauen noch existiert. So beginnt die junge Frau widerwillig und mit einem dicken Panzer um die Seele ein soziales Praktikum in einem Behindertendorf in Tel Aviv. Dass sie sich in einen coolen und ziemlich zynischen Israeli verknallt und ein Land erlebt, in dem Menschen, die wie überall auf der Welt auch feiern und das Leben genießen, bringt sie aus der Spur und zu sich selbst.
Hanna ist eine Identifikationsfigur, die wie so viele meint, das Thema sei schon erschöpfend behandelt. Im Gegensatz zum bräsigen Betroffenheitskino gibt es süffisante Holocaust-Witze und eine Dosis Zynismus. So juxt ihr Kollege Itay (Doron Amit als unwiderstehlicher Charmebolzen) über willige deutsche Mädels: „Klar, der Schuldkomplex“. Während die Karrierefrau in spe jeden vor den Kopf stößt, ihre WG-Mitbewohner als „Wiedergutmachungsdeutsche“ einordnet und den Besuch bei einer Holocaustüberlebenden als lästigen Pflichttermin abtut, merkt sie gar nicht, wie sie langsam dem brüchigen Zauber eines Landes in permanenter Anspannung erliegt, deren Bewohner auf dem Vulkan tanzen. Julia von Heinz (Deutscher Filmpreis für „Was am Ende zählt“ und kommerzieller Erfolg mit „Hanni und Nanni 2“) gelingt in dieser intelligenten Tragikomödie für Herz und Hirn der schwierige Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, Vergangenheit und Gegenwart, zwischen abgerissener Geschichtsschreibung und persönlicher Annäherung. Wenn es am offenen Ende dieser Love-Story heißt „it stays complicated“, geht es nicht nur um die Beziehung zwischen Hanna und Itay, sondern auch um die Beziehung zwischen Deutschland und Israel zwischen Abscheu und Faszination, schlechtem Gewissen und Neubeginn. Es bleibt kompliziert. mk.
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