Erstklassige Unterhaltung, die beweist, dass Tiere nicht verniedlicht werden müssen und dass reale Welten und reale Probleme auch im Animationsfilm Platz haben. Der forcierte Einsatz moderner Bildcomputer lässt hier nicht über die Technik staunen, sondern über die Natur. Bildgestaltung und Musik-Track sind virtuos, die originelle Story mit den tanzenden und singenden Pinguinen bietet ein furioses Spektakel.
Jurybegründung:
Die Natur wird vom Kinderfilm immer wieder als massiv überhöhte, geschönte, verniedlichte Vorlage für eine Abenteuerwelt voller kindlicher Knuddelwesen genutzt. So erlaubt das ist, „Happy Feet“ macht sich die Sache schwerer: die große Gemeinde der Pinguine am Südpol ähnelt nicht zum Leben erweckten Stofftieren.
Von Beginn an leisten die naturnahen Bewegungsmodelle der computeranimierten Figuren, ihre keinesfalls bis zur Charakterkopfhaftigkeit ins Menschliche verzerrten, sondern fremd belassenen Vogelköpfe und auch manches Detail korrekten natürlichen Verhaltens (erwachsene Tiere füttern den Nachwuchs durch Herauswürgen der Nahrung von Schnabel zu Schnabel) der Verflüchtigung ins Phantastische Widerstand. Das scheinbare Idyll wird denn auch zunehmend überschattet von Vorzeichen der ökologischen Katastrophe, von den verheerenden Auswirkungen menschlichen Handelns auf den Lebensraum Südpol.
„Happy Feet“ schafft es, die Mensch-Natur-Beziehung zunehmend zu problematisieren, die katastrophalen Umgestaltungen der Biosphäre anzuprangern und selbst das Kindern vertraute Naturbegegnungsmodell „Zoobesuch“ in Frage zu stellen, ohne die Kinder mit den Problemen allein zu lassen, ohne sie um den Preis weisen Kopfnickens erwachsener Zuschauer bloß Hilflosigkeit und Bedrückung auszuliefern. Den kleinen - und durchaus auch den großen - Zuschauern wird hier die Möglichkeit und Notwendigkeit des korrigierenden Handelns angepriesen. Eine dramatische Konfrontation von Mensch und Natur wird in einen spielerischen Dialog überführt: aus Interessendurchsetzung wird Interessenausgleich.
Dieser so mutigen wie souveränen Überführung des Idylls in die Katastrophe und der Katastrophe in die Regeneration, der Drehbuchleistung also, entspricht die Virtuosität der Bildgestaltung, die phantastisches Fabulieren und Respekt vor der Natur, furioses Spektakel und dokumentarische Wucht vereint. Die virtuelle Kamera wird so entfesselt, dass uns die Vitalität, die Lebenskraft, aber auch der Lebenswille der Natur als beständiges Tanzfest erscheinen. Der Held, der steppende Pinguin, ist nur scheinbar Ausnahmefall, in Wahrheit aber verdichtetes Prinzip dieser Natur: selbst die Hatz der Jäger auf die Beute, selbst das Spiel der Starken mit den Schwachen wird zum Ballett, ob nun hungrige Robben die Pinguine durchs Wasser jagen oder Orcas die Vögel mit ihren Schwanzflossen wie Federbälle hin- und herschlagen. Hier wird in dramatisch aufgeladenen Momenten das Fressen-und-Gefressenwerden-Prinzip der Natur nicht dämonisiert, nicht moralisierend mit Gut und Böse belegt, sondern wortlos, allein durch die Eleganz, Raffinesse und Dynamik der Präsentation als Teil der Schönheit der Schöpfung präsentiert und akzeptiert.
Doch so konsequent er Weltsicht aus Ästhetik heraus entwickelt, so bedacht ist „Happy Feet“, die Einsicht in die Fressketten der Natur nicht zum Lobpreis des Sozialdarwinismus‘ werden zu lassen. Innerhalb der Arten gelten andere Regeln, gilt die Verpflichtung zur Solidarität, und an den Menschen als machtvollstes, mit den meisten Handlungsoptionen ausgestattetes Lebewesen werden besonders hohe Ansprüche gestellt: von ihm wird erwartet, dass er zum Wohle aller Geschöpfe handelt.
„Happy Feet“ verbindet nahtlos Spaß und Pädagogik, und der forcierte Einsatz moderner Bildcomputer lässt uns nicht über die Technik staunen, sondern über die Natur.
Die Geschichte, die Außenseiter der Pinguingesellschaft, zu Helden werden lässt, die sich gegen die verkrusteten Strukturen der eigenen Gesellschaft entgegenstellen, ist höchst liebevoll, amüsant erzählt und handwerklich brilliant umgesetzt. Selten hat ein CGI-animierter Film den Realfilm so gekonnt imitiert, dass man zum Beispiel bei den Unterwasserszenen das reale Vorbild „Reise der Pinguine“ vom CGI-Film kaum unterscheiden kann. Die Choreographie und die Musik sind herzerwärmend. Der Film ist durchaus auch für den Schulunterricht aller Altersstufen gut einsetzbar, weil er auf höchst vergnügliche Weise auch den Bildungseinrichtungen, dem Umweltschutz und dem Schutz der Artenvielfalt dienlich ist.
„Happy Feet“ weist nicht nur die von einer derartigen Produktion zu erwartende technische Perfektion auf, sondern unterscheidet sich mit seinem ebenso amüsanten wie wirklich originellen Ansatz deutlich von anderen CGI-Filmen mit sprechenden und auch singenden Tieren. Dabei muss man dem Film nicht nur zu gute halten, dass er sich für Außenseiter stark macht und zeigt, dass man sich nur auf sein persönliches Talent verlassen muss, um seinen Weg zu gehen und sein Glück zu finden.
Beyond that moral message, which is narrated with lighthearted ease, „Happy Feet“ is simply first-rate entertainment whose rhythm takes you in your mind for a long time to come. Of course, one inevitably first thinks of ’not talking animals again, not penguins again‘, but one is only too happy to reject this bias every minute. Due to the great originality of the story, the wonderful soundtrack and the sometimes really hilarious scenes, the film stands out clearly from the amount of valuable animated films and has earned a „particularly valuable“ honestly.
Source: German Film and Media Assessment (FBW)