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Happy Hour: "Happy Hour", das ist in diesem Fall die Bezeichnung für das regelmäßige Schäferstündchen von HCs Frau und ihrem Liebhaber, wie der gehörnte Ehemann zufällig per fehlgeleiteter SMS erfährt. Zutiefst erschüttert, aber friedfertig wie eh und je, klagt er seinen Jugendfreunden Wolfgang und Nic sein Leid. Die reagieren mäßig mitfühlend - fühlen sich aber trotz eigener Probleme in Beziehungsdingen dazu berufen...

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Handlung und Hintergrund

Mit Mitte Vierzig durchlebt HC (Alexander Hörbe) die schwierigste Zeit seines bisherigen Lebens. Seine Frau ist ihm mit einem Jüngeren fremdgegangen und er steht ohne geregelten Alltag und mit mehr Problemen da, als zuvor. Gut, dass ihn seine Jugendfreunde Wolfgang (Simon Licht) und Nic (Mehdi Nebbou) sofort vor dem Schlimmsten bewahren und in ihre Obhut nehmen. Das erklärte Ziel der drei: Wolfgangs Cottage im winterlichen Irland. Da, wo ein Mann noch mitten in der Nacht Holz fällen kann, nackt versteht sich. Da, wo die Frauen nach dem ein oder anderen Guinness auch den gestandenen Männern etwas abgewinnen können. Da, wo der Whiskey in Strömen fließt, man in Ruhe nach seinem Abendessen fischen kann und schließlich da, wo ein Mann einfach nur ein Mann sein kann. Der Kurzurlaub der drei Freunde entwickelt sich somit mehr zur psychologischen Bewältigung ihrer gemeinsamen Midlife Crisis und kreist dabei um essenzielle Fragen nach Freundschaft, Liebe und dem Leben.

Der Buddy-Film nach einem Drehbuch und unter der Regie von Franz Müller („Worst Case Scenario“) feierte auf dem Münchener Filmfest 2015 seine Weltpremiere. Dort gewann er den Förderpreis als Beste Produktion in der Kategorie „Neues Deutsches Kino“.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Franz Müller
Produzent
  • Jacqueline Kerrin,
  • Dominic Wright,
  • Sonja Ewers,
  • Steve Hudson
Darsteller
  • Simon Licht,
  • Mehdi Nebbou,
  • Alexander Hörbe,
  • Susan Swanton,
  • Christine Deady,
  • Daniela Lebang,
  • Tanya Flynn,
  • Tom Murphy
Drehbuch
  • Franz Müller
Musik
  • Cherilyn McNeil
Kamera
  • Bernhard Keller
Schnitt
  • Gesa Jäger

Kritikerrezensionen

    1. Es ist nicht mehr zum Aushalten, wie sich H.C. von seiner Frau auf der Nase herumtanzen lässt. Seit zwei Jahren betrügt sie ihn, doch H.C. nimmt es hin - weil er eben immer alles hinnimmt. Seine zwei besten Freunde Wolfgang und Nic entscheiden, dass H.C. einmal den ganzen Stress hinter sich lassen muss. Und auch sie selbst können eine Auszeit vom Alltag gut gebrauchen. Also reist das Trio nach Irland, in Wolfgangs Feriencottage. Doch anstatt Erholung wartet dort jede Menge Ärger. Denn die drei haben nicht mit den irischen Frauen gerechnet, die zunächst für angenehme Ablenkung, dann aber für jede Menge Konfliktstoff sorgen. Und spätestens da merkt das ungleiche Kleeblatt, dass man vielleicht vor den Problemen fliehen kann - ihnen entkommen kann man jedoch auch auf der grünen Insel nicht. Franz Müllers HAPPY HOUR steigt ohne großen Prolog direkt ein in die Handlung. Drei Freunde in den besten Jahren, jeder von ihnen unzufrieden mit dem eigenen Leben, reisen nach Irland, um dort Abstand, Ruhe und bessere Laune zu finden. Jeder der drei behauptet, nur die anderen hätten Probleme, jeder verleugnet seine eigenen Befindlichkeiten. Müller, der auch das Drehbuch schrieb, lässt die Egos der unterschiedlichen Freunde nach und nach, in immer wiederkehrenden Alltagsmomenten, aufeinanderstoßen. Da ist der Womanizer Nic, der zuhause einen Sohn und eine gescheiterte Beziehung sein eigen nennt, aber im Grunde seines Herzens immer noch ein unreifer Junge ist, für den Verantwortung ein Fremdwort ist und den Mehdi Nebbou mit jungenhaftem Charme spielt. H.C., großartig verkörpert von Alexander Hörbe, ist der Gegenentwurf zu Nic. Gutmütig, ein wenig pummelig, immer lächelnd, immer ausgleichend. Hörbe veranschaulicht überzeugend, wie diese Figur nach und nach eine Entwicklung durchmacht und mehr und mehr Selbstbewusstsein erlangt. Und Wolfgang, den Simon Licht zwischen manisch begeistert und zwangspedantisch spielt, macht ebenfalls eine Entwicklung durch. Denn er verliebt sich in eine resolute Irin, gespielt von Susan Swanton. Und diese wunderbar selbständige, charmante und dennoch sensible Frau bringt den kontrollierten Geschäftsmann dazu, seine Grundsätze und seine Einstellungen zu hinterfragen. Geschickt verknüpft Müller die Entwicklungen der einzelnen Figuren mit einer mehrfachen Veränderung der Gruppendynamik. So variiert die Rollenverteilung im Trio von Szene zu Szene, die Dialoge, die mit Witz und Genauigkeit daherkommen, wirken spontan und improvisiert, enthalten aber gezielt gesetzte Spitzen, die jede Szene in eine andere Richtung treiben. Das Zusammenspiel aller drei Hauptdarsteller, aber auch das Zusammenspiel mit den großartigen irischen Darstellern, ist hervorragend und glaubhaft. Als Handlungsort wirkt das irische Landleben genau richtig. Die kleine Dorfgemeinschaft mit den verlassenen Straßen, das gemütliche und authentisch wirkende Cottage, die Pubs als zentraler Treffpunkt, die irische Folkmusik, die verwitterte Winterlandschaft - all dies strahlt eine Melancholie aus, die man mit diesem Teil der Welt gerne verbindet und die dem Film seine Seele verleiht. Und so braucht es in HAPPY HOUR keine großen dramatischen Szenen und keine aufsehenerregende Kulisse. Es braucht nur ein überzeugendes Setting, starke Protagonisten und viel zwischenmenschliches Knistern. All dies hat die charmante Tragikomödie und deutsch-irische Koproduktion HAPPY HOUR zu bieten. Ein wunderschöner Film voller Witz und Wärme, Traurigkeit und Sehnsucht.

      Jurybegründung:

      Wenn sich zwei Freunde um die Sorgen und Nöte des Dritten kümmern und darum mit ihm eine Reise unternehmen, dann kann daraus ein Schulterklopfer-Buddy-Movie entstehen oder auch etwas ganz anderes. Franz Müllers HAPPY HOUR ist ein Film über eine schwierige Männerfreundschaft mit Charme und Esprit.
      HAPPY HOUR hat die Jury begeistert. Ohne langwierige Exposition klärt der Film den Einstiegssachverhalt. Der dickliche HC leidet schwer darunter, dass ihn seine Frau verlassen hat. Also beschließen seine langjährigen Freunde, der dynamische Wolfgang und der Draufgänger Nic, HC zu helfen. Sie überreden ihn zu einem Trip nach Irland, um Abstand zu bekommen von seinem tristen Leben in Deutschland. Aber anstatt den Kummer mit Partys, Frauen und Whiskey zu ertränken, sehen sich die Drei unversehens mit dem Verhältnis zueinander konfrontiert.
      Müllers Spielfilm hat die Jury begeistert. Mit simplem Realismus als dramaturgisches Element meistert er jede Hürde. Er strotzt vor Lebendigkeit und Authentizität. Das tragende Element dafür sieht die Jury vor allem in der Besetzung. Mit Alexander Hörbe, Simon Licht und Mehti Nebbou kann Müller auf ein Schauspielensemble zurückgreifen, das mit wahrer Leidenschaft spielt und fantastisch interagiert.
      Natürlich bleiben die drei Kumpel nicht lang allein. Auch in diesem Film kommen Frauen hinzu. Aber sie sind hier Katalysator. Nach einer wahrlich feuchtfröhlichen Nacht zeigen Müllers Charaktere zunehmend ihr wahres Gesicht und damit das, was hinter den Fassaden aus Draufgängertum und Virilität steckt. Und genau das beginnt dann auch die langjährige Männerfreundschaft in Frage zu stellen.
      Ganz klar bedurfte es auch der grandiosen, herben Landschaft Irlands und eines Hauches Melancholie, damit sich HC, Wolfgang und Nic aneinander abarbeiten können.
      Ohne großen Aufwand, mit viel Sinn für Details, entwirft Müller ein gelungenes Bild von „echten Kumpels.“ Die Jury hat sich bei der Begutachtung des Films amüsieren können, obwohl sie durchaus kontrovers diskutiert hat, wie vorhersehbar die Wendungen des Films sind. Ebenso hätte sie sich gefreut, wenn die Macher von HAPPY HOUR hier und da ein wenig mehr Liebe auf die Übergänge zwischen den Szenen gelegt hätten, die der Jury an manchen Stellen ein wenig zu eilig wirkten. Dennoch ließ sich die Jury gerne von der Atmosphäre des Films einnehmen.
      HAPPY HOUR ist ein gelungener Film über eine Männerfreundschaft, die sich bewähren muss, ein Männerfilm, der Spaß macht, ohne gleich ein „Spaßfilm“ zu sein. Das war der Jury das Prädikat „besonders wertvoll“ ohne Frage wert.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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