Heli: Der einzige lateinamerikanische Film im Wettbewerb wurde in der Region von Guanajuato in Mexiko gedreht, wo die meisten Menschen in einer Autofabrik arbeiten. Regisseur Amat Escalante, Fipresci-Preis 2005 für „Sangre“ in der Sektion Un certain regard, ist nach „Los bastardos“ (2009) zum dritten Mal in Cannes und erzählt vom jungen Heli, der seinen auf mysteriöse Weise verschwundenen Vater sucht und Polizeikorruption...
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
Darsteller
- Armado Espitia,
- Andrea Vergara,
- Linda González,
- Juan Eduardo Palacios,
- Reina Torres,
- Ramón Álvarez,
- Gabriel Reyes
Drehbuch
- Amat Escalante,
- Gabriel Reyes
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Regisseur Amat Escalante ("Los Bastardos") schildert in "Heli" - seinem umstrittenen und mit dem Regiepreis ausgezeichneten Cannes-Beitrag - das Schicksal des Automonteurs Heli, der nach dem Fund eines in seinem Haus versteckten Drogenpakets ins Kreuzfeuer von Mafia und einer Spezial-Polizeieinheit gerät. Damit entfesselt der einfache Arbeiter eine Kettenreaktion aus Gewalt, Entführung und Mord, die seine gesamte Familie zerstören soll. Escalante zeigt, wie Unterdrückung und Brutalität vor allem auf dem Rücken der unbeteiligten Zivilbevölkerung in ärmlichen Landstrichen ausgetragen und ihre Existenz zerstört wird.
Mit langen Einstellungen in Echtzeit, dokumentarischen sowie poetischen Elementen, skurrilem Humor, drastischen Einlagen und Sex trägt "Heli" ganz die Handschrift des produzierenden Filmemachers Carlos Reygadas ("Battle in Heaven"), der in vielen seiner Werke zu provokanten Mitteln greift. Dabei entstand das schonungslose Porträt eines Höllenkreislaufs aus Armut, Hoffnungslosigkeit und Brutalität, in dem sich Polizei und Gangster kaum voneinander unterscheiden.
Nach einem kalten Lynchmord auf einer Brücke setzt das in einer langen Rückblende entwickelte Drama zunächst auf realistische Einblicke in Helis Alltag. Als Kontrast dazu stehen Männlichkeitsrituale und militärischer Drill der in der Nähe stationierten Antidrogen-Einheit, die stolz 22 Tonnen Marihuana und sieben Tonnen Kokain öffentlich vernichtet. Präzise beobachtet Escalante die brüchige Normalität in ausgedehnten Kamerafahrten, wobei trotz allem Stilwillen ein lakonischer Tonfall vorherrscht. Selbst als die drei Parteien hinzu kommt noch die mexikanische Mafia aufeinander prallen und die Lage eskaliert, verzichtet Escalante nicht auf den distanzierten Blickwinkel.
Der kaltblütige Mord der Eröffnungssequenz bereitet schon auf eine drastische Foltersequenz im Mittelteil vor. Dass Gewalt längst zum Alltag gehört, zeigt der Umstand, dass die Gangster ihre Opfern vor den Augen der eigenen ungerührten Mutter und den Kindern quälen. Allerdings wirkt die Verbindung aus fiktiver Videospielgewalt im Hintergrund und realer Gewalt reichlich plakativ. Auch sonst verzichtet Escalante nicht auf überzogene Momente, wie etwa die plumpen sexuellen Annäherungsversuche einer unscheinbaren Polizistin. Mit seiner formal strengen Ästhetik und der bitteren sozialen Anklage bietet "Heli", der mexikanische Vorschlag für den Auslands-Oscar, jedoch einen diskussionswerten Beitrag zur Wechselwirkung aus Armut und Gewalt.
Fazit: "Heli" liefert eine desillusionierende Mischung aus drastischer Drogenkriegsanklage und düsterem Sozialdrama, wobei er nicht auf plakative Momente verzichtet.
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Heli Kritik
Der einzige lateinamerikanische Film im Wettbewerb wurde in der Region von Guanajuato in Mexiko gedreht, wo die meisten Menschen in einer Autofabrik arbeiten. Regisseur Amat Escalante, Fipresci-Preis 2005 für „Sangre“ in der Sektion Un certain regard, ist nach „Los bastardos“ (2009) zum dritten Mal in Cannes und erzählt vom jungen Heli, der seinen auf mysteriöse Weise verschwundenen Vater sucht und Polizeikorruption, Drogenschmuggel, sexuelle Ausbeutung und die Macht und Gewalt der Drogenkartelle erlebt.
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