Das Jahr 2017 ist zu Ende und lädt genau deswegen zu einem Rückblick ein. Zahlreiche Film-Highlights erreichten uns in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten, leider gingen einige von ihnen aber unter. Die Masse rannte zu „Es“, „Fack Ju Göhte 3“ und „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ in die Kinos und übersah dabei einige Film-Perlen. Zehn dieser wenig besuchten Highlights stellen wir euch in der folgenden Liste vor. Wer diese Werke noch nicht gesehen hat, sollte dies schleunigst nachholen, bevor 2018 richtig angekommen ist.
Logan Lucky
Starten wir unsere Liste der übersehenen Perlen mit einer schmissigen Komödie. „Ocean’s Eleven“-Regisseur Steven Soderbergh meldete sich 2017 mit „Logan Lucky“ zurück in seinem Metier. Wieder ging es um eine Truppe von pfiffigen Räubern, die diesmal ein Autorennen bestehlen will. Der Clou: Die Bande besteht aus verkorksten Existenzen wie den beiden Brüdern Jimmy (Channing Tatum) und Clyde (Adam Driver), die mit ihren eigenen Problemen eigentlich genug zu kämpfen haben. „Logan Lucky“ besticht durch einen abstrusen und gerade deswegen effektiven Humor, weswegen er ein größeres Publikum verdient gehabt hätte.
Moonlight
Mit dem Oscar in der Kategorie Bester Film startete „Moonlight“ im März 2017 in Deutschland – und viel zu wenige nahmen die Chance des Kinobesuches wahr. „Moonlight“ erzählt die Geschichte von Kevin, der gleich aus zwei Gründen ein Außenseiter ist: Zum einen ist er schwarz, zum anderen homosexuell. An drei verschiedenen Punkten werden wir Teil des Lebens von Kevin, der sich in einer rauen Gegend in Miami behaupten muss. „Moonlight“ fängt diesen schwierigen Weg mit überwältigenden Bildern ein, nimmt sich Zeit für intime Momente und wird damit zu einem Kino-Highlight 2017, das ihr unbedingt nachholen solltet.
Baby Driver
Nach „Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“ wagte sich Kult-Regisseur Edgar Wright erneut an einen rasanten Actionfilm. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen. Mit einem knalligen Soundtrack wird der Protagonist Baby (Ansel Elgort) in Szene gesetzt, der gezwungen wird, als Fluchtwagenfahrer bei Überfällen zu arbeiten. Baby leidet seit seiner Jugend an Tinnitus und um das Störgeräusch zu übertönen, drückt er sich bei seinen Manövern stets stimmiges Audiogold in die Ohren. „Baby Driver“ ist gekonnt inszeniert, hat Adrenalin getränkte Actionsequenzen zu bieten und lädt die Zuschauer auf eine spaßige Spritztour ein. Schade, dass so wenige bislang eingestiegen sind.
Manchester by the Sea
Am Anfang des Jahres kam „Manchester by the Sea“ auch endlich in Deutschland an. Viele Zuschauer konnte die Tragikomödie allerdings nicht anlocken und das völlig zu Unrecht. „Manchester by the Sea“ erzählt die emotionale Geschichte von Lee Chandler (Casey Affleck), dessen Bruder Joe (Kyle Chandler) plötzlich stirbt. Lee muss sich deswegen um seinen Neffen Patrick (Lucas Hedges) kümmern und nach Manchester by the Sea zurückkehren. Die Stadt, der er einst aus guten Gründen den Rücken zukehrte. „Manchester by the Sea“ liegt eine zutiefst traurige Handlung zugrunde, der allerdings wiederholt kreative, witzige Situationen gegenübergestellt werden. Die Charaktere tragen diesen Film, sie werden stimmig und komplex eingefangen und ihre Menschlichkeit wird nie aus den Augen verloren.
The Big Sick
Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt „The Big Sick“ die Geschichte von Kumail Nanjiani. Der pakistinisch-stämmige US-Comedian beginnt eine Beziehung mit der Studentin Emily (Zoe Kazan). Das Paar wird jedoch von mehreren Problemen getroffen, zum einen die kulturellen Unterschiede und dann fällt Emily wegen einer mysteriösen Krankheit ins Koma. Kumail muss sich daraufhin mit Emilys Eltern herumschlagen, die ihrerseits eine Beziehungskrise durchleiden. „The Big Sick“ ist eine unterhaltsame und zugleich berührende Tragikomödie, die ihren Figuren viel Freiraum lässt, um sich zu entfalten.
Raw
2016 erreichten uns erste Nachrichten dieses französischen Kannibalenfilms. Damals brachen Zuschauer bei einer Vorführung zusammen und mussten ärztlich versorgt werden. Die Aufmerksamkeit war „Raw“ seitdem gewiss und wie heftig der Horrorfilm wirklich ist, erfuhren Interessierte hierzulande Ende Oktober 2017 – wenn auch nur auf DVD und Blu-ray. Inhaltlich geht es um eine Vegetarierin, die bei einer Zeremonie ihren Blutdurst entdeckt. Nach rohem Hähnchenfleisch knabbert sie allerdings bald ihre Mitmenschen an…
A Ghost Story
Kurz vor dem Ende des Jahres erreichte uns eine der Perlen 2017. „A Ghost Story“ dekonstruierte die klassische Geistergeschichte, indem ein kürzlich Verstorbener (Casey Affleck) zu seiner trauernden Frau zurückkehrt. Aufgrund des künstlerischen Anspruches, der ambitionierten Themen wie Verlust und Liebe fehlte aber offensichtlich der Reiz für die breite Masse. Leider ging „A Ghost Story“ deswegen zu Unrecht in Deutschland unter.
Blade Runner 2049
Wie so oft in dieser Liste, ereilte „Blade Runner 2049“ ein undankbares Schicksal: Die Kritiker feierten das Sci-Fi-Epos, die Zuschauer blieben leider fern. Denis Villeneuve („Arrival“) nutzte das ihm zur Verfügung stehende Blockbuster-Budget, um einen der schönsten Filme überhaupt zu inszenieren. Neben seiner Bildgewalt besticht „Blade Runner 2049“ durch seine interessanten Themen, den ruhigen Stil und seine schauspielerischen Leistungen. Ein würdiger Nachfolger des Kult-Klassikers „Blade Runner“. Hoffentlich wird ihm genau wie seinem Vorgänger mit einiger Verspätung Genüge getan.
Hell or High Water
Gleich zu Beginn des Jahres erwartete uns eines der Highlights 2017. Im modernen Western „Hell or High Water“ gehen zwei ungleiche Brüder (Chris Pine und Ben Foster) auf Raubtour, um ihre verschuldete Familienfarm zu retten. Dabei ist ihnen das Gesetz (Jeff Bridges) auf den Fersen und es kommt zum unvermeidlichen Showdown. Alle drei genannten Darsteller brillieren in diesem fesselnden Krimi-Drama, das mit wunderschönen Einstellungen, einem überragenden Soundtrack und markigen Dialogen nie langweilt.
Detroit
Nach „Zero Dark Thirty“ und „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ meldete sich Regisseurin Kathryn Bigelow im vergangenen Jahr zurück. In „Detroit“ widmet sich die zweifache Oscar-Preisträgerin den Rassenunruhen in der US-amerikanischen Stadt aus dem Jahr 1967 zu. 40 Jahre später sind die Themen wie Rassismus und Polizeibrutalität noch immer schrecklich aktuell und Bigelow fängt diese mit intensiven, packenden und unangenehmen Bildern eindrucksvoll ein.