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Hemel: In noch rascherer Folge als ihr Vater Gijs die Freundinnen wechselt Hemel die Partner beim Sex. Seit dem Tod der Mutter leben Vater und Tochter in einer eigenartig vertraulichen, bisweilen arg intimen Beziehung, die keine Verbindlichkeit in ihren jeweiligen Affären duldet. Als Gijs auf einer Party seiner Freundin Emma den Laufpass gibt, ist Hemel der heimliche Triumph wohl anzumerken. Um so erschütterter reagiert sie...

Handlung und Hintergrund

Hemel ist jung, hübsch und provokant. Ihr Name bedeutet auf Niederländisch „Himmel“. Den verspricht sie auf den ersten Blick all den Männern, mit denen sie Sex hat - denn sie bekommt nicht genug davon. Die Männer sind nur Mittel zum Zweck. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie allein mit ihrem Vater, zu dem sie ein enges Vertrauensverhältnis pflegt, das keinen Dritten im Bunde mehr dultet. Als sich Hemels Vaters plötzlich wieder verliebt, wird es Zeit, dass sie ihn sein eigenes Leben führen lässt - und endlich ihr Leben lebt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Sacha Polak
Produzent
  • Stienette Bosklopper
Darsteller
  • Hannah Hoekstra,
  • Hans Dagelet,
  • Rifka Lodeizen,
  • Mark Rietman,
  • Eva Duijvestein,
  • Barbara Sarafian,
  • Ward Weemhoff,
  • Ali Ben Horsting,
  • Abdullah el Baoudi,
  • Elske Rotteveel,
  • Maarten Heijmans
Drehbuch
  • Helena van der Meulen,
  • Eva Duijvestein
Musik
  • Rutger Reinders
Kamera
  • Daniel Bouquet
Schnitt
  • Axel Skovdal Roelofs
Casting
  • Rebecca van Unen

Kritikerrezensionen

    1. Auf der Berlinale 2012 zählte Sasha Polaks Langfilmdebüt "Hemel" - was übersetzt "Himmel" heißt - zu den herausragenden Arbeiten. Über weite Strecken wirkt das mit einem FIPRESCI-Kritikerpreis ausgezeichnete Werk wie die weibliche Variante von Steve McQueens Drama "Shame", verbunden mit dem Psychogramm eines Generationskonflikts. Es gibt sogar einige freizügige Szenen, die sich in den zeitgleich entstandenen Filmen reichlich ähneln. Dies überrascht nicht, denn beide Arbeiten drehen sich um Protagonisten, die Sex unverblümt, offen und mitunter aggressiv einsetzen, um die eigene Verlorenheit, Lebens- und Bindungsangst zu betäuben. Bevor Hemel von anderen in ihren Gefühlen verletzt wird, stößt sie ihr Gegenüber lieber gleich von sich.

      Polak verzichtet auf eine gradlinige Erzählweise. Ihr fragmentarisch aufgebautes Drama teilte sie in acht Kapitel mit Titeln wie "Genitale Phase" oder "Vater & Tochter", wobei man erst nach und nach Informationen zu Hemels Familienverhältnisse und ihrer Biografie erhält. Bei verhaltener Musikuntermalung setzt Polak auf einen melancholischen Unterton mit häufigen Jump Cuts, wobei die Kamera gelegentlich kippt und das Bild ins Unscharfe verlagert wird. Obwohl die selbstbewusste Protagonistin, von Hanna Hokstra ("App") überzeugend zwischen Stolz, Verspieltheit und Weltschmerz angelegt, beim Anbaggern die Initiative ergreift und nach dem Geschlechtsakt die Männer wieder von sich weist, betonen Inszenierung und Kamera immer wieder ihre verletzliche Seite. Wenn Hemel nackt und hager in den Laken liegt, wirkt sie angreifbar und unsicher.

      Ambivalent wirkt auch ihr Verhältnis zum Vater. Nähe sucht die junge Frau nur bei ihm, weshalb sie dessen häufig wechselnde Geliebte als Rivalinnen begreift. Unterschwellig schwingt dabei das Inzestmotiv mit, das aber ebenso im Vagen bleibt wie die Beziehung zu ihrem Halbbruder. Aufgrund ihrer christlichen Einstellung stößt Hemel dessen Freundin bei seiner Geburtstagsparty sogleich vor den Kopf. In ihrer Aggressivität verletzt sich die Protagonistin allerdings immer wieder selbst – sei es physisch oder psychisch.

      Gewiss wirken die direkten Dialoge über Intimrasur oder Fäkalien und die drastischen Sexszenen bewusst provokant, wie etwa eine brutale Sadomaso-Einlage kontrastierend vor einem sentimentalen Schlager im Hintergrund erfolgt. Die reduzierte Inszenierung und die Konzentration auf nüchterne Bilder mit reduzierter Farbdramaturgie, welche die fragile Situation der Protagonistin betonen, verleihen der Geschichte jedoch Tiefe. "Hemel" überzeugt durch einen präzisen, sezierenden Blick auf eine junge Frau, die nicht loslassen kann, wobei der Zuschauer viele Verbindungen selbst herstellen muss.

      Fazit: Zwischen anhaltendem Vater-Tochter-Konflikt und der ewigen Suche nach Nähe liefert "Hemel" das provokante Porträt einer jungen Frau, die Sexualität als Waffe einsetzt. Dabei überzeugt besonders die intensive Leistung der Hauptdarstellerin.
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