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Herbert: Milieu- und Charakterstudie um einen ehemaligen Boxer und Geldeintreiber, der sich nach seiner Diagnose der tödlichen Krankheit ALS mit seiner Tochter versöhnen will.

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Handlung und Hintergrund

Der ehemalige Profiboxer Herbert (Peter Kurth) ist 50 Jahre alt und verdingt sich als Türsteher und Schuldeneintreiber. Dabei trauert der große tätowierte Mann immer noch seiner Sportlerkarriere hinterher, als er noch „Der Stolz von Leipzig“ war. Also trainiert er in seiner Freizeit den aufstrebenden Jungboxer Eddy (Edin Hasanovic), den er auf einen Titelsieg vorbereitet. Eines Tages bekommt Herbert unerklärliche Muskelkrämpfe. Der Arzt gibt ihm eine niederschmetternde Diagnose. Herbert hat ALS, eine degenerative Erkrankung des Nervensystems, die bald zu seinem Tod führen wird. Er muss sich nun mit Muskelkrämpfen und einem kurzen Leben im Rollstuhl abfinden. Schon bald merkt Herbert, dass sein altes Umfeld ihn fallen lässt.

Sogar sein Schüler Eddy kehrt ihm den Rücken und sucht sich schnell einen anderen Trainer. Unterstützt wird er nur von seiner Freundin Marlene (Lina Wendel), die der ruppige Herbert immer auf Abstand gehalten hat. Herbert sucht daraufhin die Nähe zu seiner Familie. Seine Tochter Sandra (Lena Lauzemis) hat er, seit sie sechs Jahre alt war, nicht mehr gesehen. Inzwischen hat er eine kleine Enkelin namens Ronja, die er nie kennen gelernt hat. Seine Familie hat der Vollblutboxer wegen der Karriere jahrelang vernachlässigt. Doch seine Tochter will erstmal nichts von ihm wissen. Die Krankheit und die Versöhnung mit seiner Familie werden nun zu Herberts letztem Kampf.

„Herbert“ - Hintergründe

Der Regisseur Thomas Stuber wurde in Leipzig geboren und hat zuletzt Krimis fürs deutsche Fernsehen inszeniert. Sein erster Film „Teenage Angst“ von 2008 thematisiert eine gewaltsam eskalierende Mobbing Erfahrung. Sein neues Drama wurde in Zusammenarbeit mit ARTE, dem Mitteldeutschen Rundfunk und dem Hessischen Rundfunk produziert.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Thomas Stuber
Produzent
  • Undine Filter,
  • Thomas Král,
  • Anatol Nitschke
Co-Produzent
  • Anatol Nitschke
Darsteller
  • Peter Kurth,
  • Lina Wendel,
  • Lena Lauzemis,
  • Edin Hasanovic,
  • Reiner Schöne,
  • Udo Kroschwald,
  • Kida Khodr Ramadan,
  • Manfred Möck,
  • Wolfram von Stauffenberg,
  • Henning Peker
Drehbuch
  • Thomas Stuber,
  • Clemens Meyer,
  • Paul Salisbury
Musik
  • Bert Wrede
Kamera
  • Peter Matjasko
Schnitt
  • Philipp Thomas
Casting
  • Karen Wendland

Kritikerrezensionen

    1. Die grossen Zeiten als "Stolz von Leipzig", die liegen lange zurück. Das Leben hat Spuren hinterlassen auf Herberts Körper - und viele Tattoos. Sie sind Ausdruck von Herberts Träumen und seines Scheiterns. Noch immer aber kann er andere einfach dank seiner Statue einschüchtern. In der ersten Einstellung trainiert der ehemalige Box-Champion an seinem Sandsack. Herbert (Peter Kurth) schlägt präzise zu und hart. Ausserhalb der Halle arbeitet Herbert als Geldeintreiber und bricht säumigen Schuldnern die Nase, wenn es sein muss. In der Halle ist es der perfekte rechte Haken, der alles auslöschen kann! Die Schönheit und auch die Freiheit des Boxens, das versucht Herbert nun seinem Schüler Eddy (Edin Hasanovic) beizubringen. Herberts letzter Traum aber, der Wunsch nach einem Vermächtnis, wird nicht in Erfüllung gehen. Zuerst zittern seine Hände, dann folgen Krämpfe, bis Herbert eines Abends zusammenbricht. Diagnose: Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Nach und nach verfällt sein Körper und Herberts Kraft lässt nach... Thomas Stubers Debüt ist zum Glück weder Sozialdrama noch "Kranker Mann sucht nach..." Geschichte. Vor allem ist das ein besonders kitischiger und rührender Film geworden! Im guten Sinne! Die Krankheitsgeschichte wird als grosses Gefühlskino mit Pathos und dem Mut zu dicken Streichern serviert. In dem Moment, da Herberts Kräfte ihn verlassen, sucht er nach Gefühlen in seinem massigen Körper. Es liegt nun allein an dir: Kannst du dich auf diesen herrlich sentimentalen Film einlassen?
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      1. Vor vielen Jahren kämpfte Herbert erfolgreich im Boxring, wurde zu einer Legende im Kiez. Doch das ist lange her. Jetzt trainiert Herbert Nachwuchstalente und arbeitet als Geldeintreiber. Als eines Tages krampfartige Schmerzen den ganzen Körper durchziehen und er Arme und Beine nicht mehr bewegen kann, geht er zu einem Spezialisten. Die Diagnose: ALS. Die Nervenkrankheit lässt die Muskeln schwinden, bald schon kann Herbert nicht mehr ohne Stock gehen, es fällt ihm immer schwerer, zu sprechen. Doch der Mann, den nie etwas umhauen konnte, weiß: Auch in diesem letzten großen Kampf wird er sich nicht wehrlos ergeben. Und er möchte ein paar Fehler gut machen, die er in seinem Leben begangen hat. HERBERT, das Debüt von Thomas Stuber, ist zum einen eine authentische und ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild ALS. Doch geht der Film in seiner Vielschichtigkeit und Komplexität noch weiter und erzählt vom Drama eines Mannes, der sich durch die Grausamkeit des Moments mit den Erlebnissen der Vergangenheit auseinandersetzen muss. Da gibt es die Freundin, die er bisher abweisend behandelte, die Arbeit, die ihn einholt. Und die Tochter, die er verließ, als sie sechs Jahre alt war und die nun selbst Mutter ist. Zu den berührendsten Momenten des Films gehören die Szenen, in denen Herbert versucht, den Kontakt zu Tochter und Enkelin herzustellen. Peter Kurth, der Herbert verkörpert, verleiht diesen Sequenzen etwas so Zartes, dass man fast die Härte und den Stolz vergisst, die die Figur ansonsten ausmachen. Auch die Art, wie Kurth Herberts Krankheitsverlauf verkörpert, ist meisterlich und in ihrer realistischen Form ungeschönt und bedrückend. Unterstützt wird Kurth von einem großartigen Ensemble. Ob Tochter, Freundin, Boxkollegen oder die Schuldner in der Eckkneipe - sämtliche Figuren sind Typen, wirken wie aus dem Kiezmilieu gegriffen, das Stuber zusammen mit Co-Autor Clemens Meyer beschreibt und beobachtet. Nichts in ihrem Drehbuch wirkt konstruiert, alles ist nachvollziehbar, erschreckend nah an der Realität und doch, dank einer spürbaren Liebe zu Figuren und Umgebung, auch erträglich. Am Ende erfährt Herbert das, was er sich selbst nie vorstellen konnte: Vergebung und Frieden. Ein starkes, bewegendes und in jeder Faser der Geschichte authentisches Drama über einen Boxer und seinen letzten Kampf. Großartiges deutsches Nachwuchskino.

        Jurybegründung:

        Als Boxer hatte Herbert einmal eine große Zeit und jetzt gilt er im Kiez für Viele immer noch als Legende. Seinen Unterhalt verdient er als Geldeintreiber und als Ausbilder von Talenten. Denn das Boxen ist immer noch sein Lebensinhalt und seine geliebte Welt. Eine Welt, die seine Ehe zerstört und ihm seine Tochter vollkommen entfremdet hat. Dass dieser Bulle von einem Mann nun auch körperliche Schwächen bei sich bemerken muss, trifft ihn wie ein Hammerschlag. Zumal diese nicht nur die bei Boxern natürlichen Verschleißerscheinungen sind, sondern eine ärztliche Diagnose bei ihm die heimtückische und tödliche Muskelkrankheit ALS bescheinigt. Jetzt erst erkennt Herbert die wichtigen Dinge des Lebens und versucht, solange ihm noch die Kraft bleibt, das Rad der Zeit zurück zu drehen.
        Ein hervorragendes Drehbuch war die Vorlage für einen außergewöhnlich dicht inszenierten Film nach klassisch dramaturgischem Konzept. Die Geschichte ist reich und vielschichtig: Herbert im Boxmilieu. Sein privates Schicksal mit Tochter und Enkelin und mit seiner Freundin. Das halb kriminelle Milieu mit Geldeintreibung, Kneipen und Kiez. Sein Traum, mit seinem Tätowier-Kumpel auf einer Harley die Route 66 zu fahren…. Das alles ist packend erzählt und emotional nicht überzogen. Die authentischen Dialoge beweisen eine präzise Recherche und eine genaue Kenntnis des Boxmilieus. Damit bestens verbunden ist das nicht weniger authentische Szenenbild, welches der Kamera und der Regie die Vorlage für wunderbare Milieubilder liefert. Die Besetzung ist in allen Belangen perfekt und bietet tolle Typen. An ihrer Spitze Peter Kurth mit einem schauspielerischen Kraftakt. Glaubhaft seine Darstellung des Verfalls, der Wut über den Verlust der Kontrolle über den Körper. Ein Lob gilt dabei auch Lina Wendel als Freundin und einzigem Halt für Herbert, so schwer dies auch für sie ist. Ebenso für Lena Lauzemis als Tochter, für die Herbert eigentlich nie ein Vater war.
        Trotz der Krankheit ALS im Mittelpunkt ist HERBERT kein Krankheitsfilm. Vielmehr ein Genrefilm voller Wahrhaftigkeit und Leiblichkeit um einen Boxer in seinem letzten Kampf gegen eine heimtückische Krankheit und um die Chance, die wichtigsten Dinge in seinem Leben noch zu Ende bringen zu können. Für ein Spielfilm-Debüt ist dies eine höchst gelungene Arbeit. Ohne Fehl und Tadel sind Regie, Kamera, musikalische Begleitung und die Montage.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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