Um euch einen der überzeugendsten deutschen Filme überhaupt anschauen zu können, braucht ihr weder ein Abonnement von Netflix, noch eine Mitgliedschaft bei Amazon. Das so raue wie unsentimentale Drama „Herbert“ findet ihr ab sofort bei Joyn.
Man muss nicht immer gen Hollywood schielen, um ein filmisches Meisterwerk zu entdecken. Auch hier in Deutschland entstehen immer wieder herausragende Spielfilme, die mit den gängigen Road-Movie-Dramödien nichts am Hut haben, denken wir etwa an Dieter Hallervordens großartige Anklage gegen Altersdiskriminierung im berührenden Drama „Sein letztes Rennen“. Mindestens genauso überzeugend geriet Thomas Stubers Debüt „Herbert“ über den körperlichen Verfall eines an Muskelschwund erkrankten Boxers, für das Hauptdarsteller Peter Kurth völlig zurecht mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde und sich eigentlich auch einen Oscar in die heimische Vitrine hätte stellen müssen.
Wer den Film noch nicht kennt oder ihn noch einmal anschauen möchte, findet „Herbert“ seit dem 25. September 2023 im Stream bei Joyn PLUS+. Während die Basis-Variante der Streaming-Plattform gratis ist, kostet ihr Ableger Joyn PLUS+ 6,99 Euro im Monat. Wollt ihr in das gesamte Angebot hineinschnuppern, könnt ihr hier eine kostenlose und unverbindliche Probemitgliedschaft abschließen. Alternativ könnt ihr euch „Herbert“ für 3,99 Euro bei Amazon im Stream ausleihen. Weitere Infos zu Joyn findet ihr hier im Video.
Darum ist „Herbert“ einer der besten Filme nach der Jahrtausendwende
Das neue Jahrhundert ist auch schon 23 Jahre alt und brachte so manche filmische Perle zum Vorschein. Glänzen tut beim realistisch gehaltenen, trockenen Drama „Herbert“ allerdings nichts. Die titelgebende Hauptfigur ist kein Sympathieträger, ihr Kampf gegen die tödliche Muskelschwundkrankheit kein heroisches Aufbegehren gegen das nahende Ende. Der ehemalige Boxer Herbert verdingt sich als Schuldeneintreiber und Türsteher im kleinkriminellen Milieu, um seine Tochter hat er sich nie gekümmert und seine Freundin ist ihm nur dann wirklich willkommen, wenn er sich nach körperlicher Nähe sehnt. Nachdem er die Diagnose ALS erhält, führt er sein Leben einfach weiter, bis er im Rollstuhl sitzend nur noch seine Augen bewegen kann. Zwar versucht er, sich seiner Tochter wieder zu nähern und sein Enkelkind kennenzulernen, wirklich überzeugend wirkt sein Anliegen aber nur, wenn er mit letzter Kraft eine Kassette für seine Hinterbliebenen bespricht. Große Worte fallen ihm nicht ein, was aber nicht nur an seiner fortschreitenden Krankheit liegt, sondern auch an seinem Charakter.
Peter Kurth hat für seine Rolle 16 Kilogramm an Muskelmasse aufgebaut, die er während des Drehs mit einer Radikaldiät wieder verlor, um den körperlichen Verfall seiner Figur so realistisch wie möglich darstellen zu können. Passend dazu bleibt der nüchtern gehaltene, völlig unsentimentale Film ganz nah beim so schwierigen wie trostlosen Alltag von Herbert und erspart uns keine Phase der immer weiter fortschreitenden Krankheit. Kein schwülstiger Soundtrack, keine herzzerreißende Versöhnungsszene mit seiner Tochter verwässern den harten Blick auf die letzten Lebensmonate eines Mannes, der vor allem versucht, er selbst zu bleiben. „Herbert“ ist ein harter, bisweilen schwer auszuhaltender Film, der sich dank seines Hauptdarstellers streckenweise wie ein Dokumentarfilm anfühlt, was die ganze schauspielerische Klasse von Peter Kurth wohl am besten zusammenfasst. Lief sogar in Hollywood.
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