Man sollte meinen, das Thema Herbie sei doch wirklich genug ausgeschöpft worden. Dem Erfolgsfilm von 1969 folgten immerhin schon drei Filmfortsetzungen und mehrere Fernsehfilme. Zudem erinnern sich die Kinder von heute wohl kaum an das eigensinnige Auto mit Hang zum Highspeed, das ihre Eltern in ihrer Jugend begeisterte.
Dennoch ist der Käfer mit der Nummer 53 zurück auf der Leinwand, mit deutlich mehr PS und einer Reihe neuer Tricks. Seine Erfolgsgeschichte wird den Kids von heute zur Einführung in einem kurzen Überblick in Form von Zeitungsausschnitten im Schnelldurchlauf vermittelt. Kaum nötig, denn vom alten Herbie ist gar nicht viel übrig geblieben.
Wie wir es schon von der MTV-Show Pimp my ride kennen, wird heutzutage das beliebte Konzept des Makeovers auch auf Autos angewandt: vom rauchenden und stotternden, verbeulten Schrottauto wird Herbie schnell zum aufgemotzten, glänzenden Erste Klasse-Wagen und verliert damit leider auch sein altes Image und damit viele Sympathiepunkte.
Mit aller Mühe wird versucht, das alte Thema durch moderne Technik aufzupeppen. So kann Herbie alles bewegen, was nicht niet- und nagelfest ist und hat sogar verschiedene Gesichtsausdrücke auf Lager. Er kann seine Frontscheinwerfer, beziehungsweise Augen, hin und her rollen und auf- und zuklappen, sich aufbäumen, seine Türen wie wild öffnen und schließen lassen, mit der Antenne winken und sich auch noch selbst höher und tiefer legen. Und ganz im Sinne des modernen Images verliebt sich Herbie dann auch in einen VW der neuen Generation, einen quietschgelben VW Beetle. Auch farblich geht der Film auf modern-hippe Weise ins Extreme. Sowohl in Kostümen als auch Ausstattung herrschen grelle Neonfarben vor.
Disney hat sich viele Möglichkeiten ausgedacht, wie das allzu menschliche Auto mit seinen kleinen Persönlichkeitsfehlern seinen Eigensinn und seine Unverfrorenheit physisch ausdrücken kann. Sein ständiges Ölspritzen und Augenwackeln wird aber mit der Zeit langweilig.
Der neue Herbie besitzt eine Stereoanlage mit allen Finessen, so dass er sich die Erfolgsmusik selbst auflegen kann. Mit energetischen Songs wie zum Beispiel dem alten Klassiker Born to be wild wird ständig Aufbruchs- und Abenteuerstimmung erzeugt, die dem Film zu einer Atmosphäre der Hochgeschwindigkeit verhelfen soll.
Herbie fully loaded folgt dem amerikanischen Lieblingsthema from rags to riches. Heldin Maggie kommt aus einer armen, mutterlosen Familie und schafft es, zum erfolgreichen Renn-Star zu werden. Und das, obwohl sie eine Frau ist. Man könnte fast meinen, Regisseurin Angela Robinson habe emanzipatorische Ambitionen. Sie zeigt, wie Maggs zu Max werden muss werden, um als Rennfahrer ernstgenommen zu werden, da Frauen in diesem Sport einfach nicht vorkommen.
Doch leider macht der Film alles noch viel schlimmer, denn der Zuschauer kann anhand der Figur Maggie sehr gut nachvollziehen, warum das so ist. Teenstar Lindsay Lohan ist die absolute Fehlbesetzung. Nicht nur in Filmen wie Bekenntnisse einer Highschool-Diva und Girls Club verkörpert sie das absolute Girlie, auch in Herbie fully loaded lässt sie sich ängstlich kreischend von ihrem Auto durch den Ring fahren und tritt ihren Fans mit verschämten Kleinmädchen-Lächeln gegenüber. Auch läuft alles erst dann wirklich glatt, als Daddy seinem Rennmäuschen zur Hilfe eilt.
Maggie wirkt daher nicht im Geringsten tough, als passionierte Rennfahrerin ist sie unglaubwürdig und man traut ihr ohne den magischen Herbie rein gar nichts zu. Da hilft es auch nicht, dass Maggie sich meistens auf Rollen durchs Leben bewegt. Denn auch auf dem Skateboard, mit dem sie sich vor dem Erwerb Herbies fortbewegt, ist sie wenig überzeugend. Warum Herbie überhaupt einen Fahrer braucht, wird ohnehin nicht klar, da er grundsätzlich nach seiner Nase fährt und auf keine von Maggies Versuchen ihn zu bändigen auch nur im geringsten reagiert.
Dass bei der Geschichte um ein menschlich beseeltes Auto mit Wettkampfehrgeiz häufiger mal die Logik versagt, ist ja zu vermuten. Leider wirken viele Szenen einfach zu weit hergeholt und konstruiert. Es scheint, als hätte Drehbuchautor Robert Ben Garant, der schon für so zweitklassige Filme wie Der Babynator und New York Taxi verantwortlich war, einfach alle Möglichkeiten, den niedlichen VW in die Nähe der Schrottreife zu bringen, hintereinander gereiht und sich erst später fadenscheinige Motivationen dafür aus den Fingern gesaugt, um diese zu verbinden.
Dennoch hat auch der neue Herbie seinen Charme und seine frechen Selbstverteidigungsmethoden sind oft einen Lacher wert. Zur Wehr setzten muss er sich nicht nur gegen den kaugummikauenden, egozentrischen Renn-Star Trip, welcher schon äußerlich durch seine konstant schwarze Kleidung als typischer Bösewicht gebrandmarkt ist. Sondern auch gegen seine Freundin Maggie, denn sie wird ab und an vom Glanz der richtigen Rennwagen geblendet und will den kleinen Käfer das ein oder andere Mal abschieben.
Diesen speziellen Kampf zwischen Mensch und Maschine gewinnt mit Sicherheit das Auto, schon weil es um einiges charismatischer ist als die Tennage-Prinzessin, die hinter dem Steuer sitzt. Im Film fährt sich Herbie von einem Tag auf den nächsten in die Herzen der Fans. Ob die Generation der Kinokinder von heute in ähnliche Begeisterung ausbrechen wird, bleibt fraglich. Den Beliebtheitsgrad, den Herbie in den 70ern und 80ern hatte, wird der neue aufgemotzte Glamour-VW, und sei noch so hip und poppig, zumindest ganz bestimmt nicht erreichen.
Fazit: Der alte Herbie startet wieder neu technisch aufgemotzt verliert er ein wenig an Charme.