Herbstgold: Frei nach dem Motto „Kopfstand statt Ruhestand“ wollen Ilse, Alfred, Jirí und Gabre auch über 80-jährig noch hoch hinaus. Alfred, der 100-jährige Diskuswerfer aus Wien, Jirí, der 82-jährige Hochspringer aus Tschechien, Ilse, die 85-jährige Kugelstoßerin aus Kiel und Herbert (93) aus Stockholm – als Lebensmittelpunkt verbindet sie alle der Sport. Oder besser: der Leistungssport. Ihr großes Ziel: die Qualifikation...
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Handlung und Hintergrund
Jiri ist 82 Jahre alt, Hochspringer und nutzt die Treppen des Mietshauses in seiner tschechischen Heimat als Trainingsplatz, die temperamentvolle italienische Diskuswerferin Gabre verrät niemandem ihr Alter, Ilse, die 85-jährige Kugelstoßerin aus Kiel, will unbedingt noch einmal die Sechs-Meter-Marke knacken. Und schließlich ist da noch der fast 100-jährige Österreicher Alfred, der den Diskus immer noch weit schleudern kann. Sie alle werden bei der anstehenden Senioren-WM im finnischen Lahti antreten.
Besetzung und Crew
Regisseur
Jan Tenhaven
Produzent
Christian Beetz
Drehbuch
Jan Tenhaven
Musik
Andy Baum
Kamera
Marcus Winterbauer
Schnitt
Jürgen Winkelblech
Kritikerrezensionen
Die Deutsche Film- und Medienbewertung
Über 5000 Teilnehmer haben an den Senioren-Weltmeisterschaften im finnischen Lahti 2010 teilgenommen. Und doch werden die Leichtathletik-Wettbewerbe von den Medien sträflich ignoriert. Der Filmemacher Jan Tenhaven hat sich zum Ziel gesetzt, dem ein Ende zu setzen und porträtiert in seinem Dokumentarfilm fünf außergewöhnliche Menschen, die im Herbst ihres Lebens stehen und nach sportlichen Höchstleistungen streben. Ob Diskuswerfen, Kugelstoßen, Hochsprung oder 100m-Sprint: Alle Sportler und Sportlerinnen sind vom Ehrgeiz getrieben, sich selbst und der Welt zu beweisen, was auch im hohen Alter noch möglich ist. Tenhaven lässt sich dabei für jeden Protagonisten viel Zeit, der Zuschauer lernt die Sportler kennen und schließt sie schnell ins Herz. Die vielen Momente des Komischen wirken nie lächerlich oder peinlich und die Wettkampfsituationen könnten spannender nicht sein. Und ob am Ende Triumphe zu feiern oder Niederlagen zu verkraften sind - Respekt und Hochachtung vor diesen unglaublichen Leistungen sind allen Sportlern gewiss. Ein Film mit altersloser Vorbildfunktion.
Jurybegründung:
Aktive Hochleistungssportler werden meist nicht alt. Aber ist Sport nicht auch noch etwas anderes? Geht es nicht auch für den einzelnen Menschen darum, am eigenen Körper zu arbeiten, seine Grenzen zu erfahren und durch Training zu überwinden? Den eigenen Ehrgeiz und Spieltrieb zu befriedigen und die Gemeinschaft mit Sportskollegen zu genießen - selbst wenn sie die schärfsten Konkurrenten sind? All das hört ja mit dem Älterwerden nicht auf, und so gibt es viele Menschen, die bis ins hohe Alter hinein Sport treiben. Tatsächlich findet alle zwei Jahre eine von den World Masters Athletics veranstaltete Weltmeisterschaft der Senioren statt, bei der bis zu 7000 Teilnehmer antreten - und dies von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Jan Tenhaven las in der Rubrik „Vermischtes“ in einer Zeitung eine kleine Meldung über dieses vermeintliche Kuriosum, und als Dokumentarfilmer witterte er eine gute - und eben noch nicht erzählte - Geschichte. Nach vielen Recherchen fand er fünf Sportler zwischen 82 und 100 Jahren. Diese begleitete er mit der Kamera bei ihren Vorbereitungen auf die Leichtathletik-WM. Bei einer solchen Art von Dokumentarfilm ist es wichtig, dass die Protagonisten Vertrauen zu den Filmemachern fassen, denn alles hängt davon ab, wie nah sie die Kamera an sich heranlassen. Dieses Talent hat Tenhaven - und er ist so klug, mit einem guten Rhythmusgefühl jene Szenen, in denen die Sportler von ihrem Leben erzählen, mit Situationen vom Training und später dann vom Wettkampf zu mischen. So lernen wir etwa den 82jährigen Hochspringer Jiri aus Tschechien kennen, dessen größte sportliche Leistungen vielleicht doch die hochkomischen Streitgespräche mit der Ehefrau auf der heimischen Couch sind. Die Duisburgerin Ilse Pleuger will unbedingt den Weltrekord im Kugelstoßen der über 85jährigen verbessern, und beim letzten Wurf geht es dann tatsächlich um einen Zentimeter. Bei den Bildern von ihren entscheidenden Wettkämpfen gönnt Tenhaven den fünf Sportlern dann zum Schluss noch die im Stil eines konventionellen Sportfilms geschnittenen extremen Zeitlupenaufnahmen von ihren sich in äußerster Anstrengung verformenden Körpern, dem scheinbar ewig fliegendem Diskus, der sich zum Zielband streckenden Brust des Läufers usw. Der ironische Stilbruch macht hier noch deutlicher, dass dies ein ganz anderer Sportfilm ist.