In „Heretic“ betritt Hugh Grant erstmals das Terrain des Horrorgenres. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob dieser Karriereschritt von Erfolg gekrönt ist.
Hugh Grant machte sich in den 1990er- und 2000er-Jahren bekannterweise einen Namen als RomCom-Held: In Filmen wie „Notting Hill“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Tatsächlich… Liebe“, „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“ und „Ein Chef zum Verlieben“ eroberte er die Herzen des Publikums mit seinem charmanten und oft leicht tollpatschigen Auftreten. In den vergangenen zehn Jahren probierte sich der britische Schauspieler allerdings zunehmend in anderen Genres aus und legte das Typecasting Stück für Stück ab. Beispielsweise bewies er in den Dramaserien „The Undoing“ an der Seite von Nicole Kidman („Eyes Wide Shut“) und „A Very English Scandal“ als britischer Politikers Jeremy Thorpe, dass er ernsteren Rollen ebenfalls gewachsen ist. Dies unterstreicht auch die Tatsache, dass er für beide Rollen jeweils Golden-Globe-Nominierungen erhielt. „The Undoing“ könnt ihr bei den folgenden Streamingdiensten abrufen:
Grant scheute sich ebenfalls nicht davor, in einigen Filmen sein Helden-Image komplett abzulegen und hinterlistige Bösewichte zu spielen. Sein Charisma verlor er dabei zum Glück nicht, wie in Filmen wie „Paddington 2“, „The Gentlemen“ und „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ zu sehen war. Nach dieser Reihe von Schurken-Rollen geht Grant jetzt sogar einen Schritt weiter und wagt sich erstmals ins Horrorgenre: In dem hochgelobten A24-Film „Heretic“ wird der Schauspieler zum diabolisch-raffiniertem Mr. Reed, der zwei junge Missionarinnen, gespielt von Sophie Thatcher („Yellowjackets“) und Chloe East („Die Fabelmans“), in ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel verwickelt, bei dem ihr Glaube und ihr Überlebenswille auf eine harte Probe gestellt werden.
Einen ersten vielversprechenden Einblick in „Heretic“ gewährt euch der Trailer:
„Heretic“ ist für mich einer der furchterregendsten Filme 2024
„Heretic“ ist zweifellos einer der furchteinflößendsten Filme, die ich dieses Jahr im Kino gesehen habe. Allein die Ausgangssituation von zwei jungen Frauen, die von einem scheinbar freundlichen älteren Mann in sein Haus eingeladen werden, nur um darin schließlich eingesperrt zu werden, ließ mich absolut unbehaglich zurück. Besonders als Frau kann man die Bedrohung, die von dieser Situation ausgeht, intensiv nachempfinden, weswegen sich „Heretic“ zwischenzeitlich wie eine Art Panikattacke für mich anfühlte. Dass der Film dieses starke Gefühl in mir provozieren konnte, empfinde ich als überaus lobenswert, da er so beweist, dass er ein emotional-mitreißender und folglich ein erfolgreicher Horrorfilm ist.
Grants meisterhafte Schauspielleistung kommt dem Film dabei nur zugute, insbesondere hinsichtlich der Tatsache, dass ich, wie viele andere, Grant eher aus romantischen Komödien kenne. Auch in „Heretic“ bringt er eine gewisse charmante Note in seine Darstellung ein, die seinen Charakter jedoch umso gruseliger macht. Die Diskrepanz zwischen seiner scheinbar freundlichen Einführung und den verborgenen dunklen Absichten seines Charakters erzeugt eine beklemmende Spannung, die mich als Zuschauerin fesselte und mich nach meinem Kinobesuch erst mal nicht losließ.
Der Film beeindruckt zudem durch eine faszinierende Auseinandersetzung mit Religion und religiöser Kontrolle. Durch das Katz-und-Maus-Spiel erinnert „Heretic“ stellenweise zwar an „Saw“, allerdings werden hier die brutalen und verstörenden Szenen durch intellektuelle und emotionale Auseinandersetzungen ergänzt, was dem Horror eine tiefere, unheimliche Dimension verleiht, die weit über das übliche Blutvergießen hinausgeht und deutlich länger nachwirkt.
Insgesamt ist „Heretic“ ein bemerkenswerter Beitrag zum Horrorgenre, der durch seine thematische Tiefe und Grants brillante Performance überzeugt. Aufgrund der Tatsache, dass Grant die Rolle des charmanten, jedoch zugleich gruseligen alten Mannes in „Heretic“ so gekonnt spielt, hoffe ich sehr, dass er noch weitere Horrorfilme machen wird, in denen er sogar noch furchteinflößendere Charaktere verkörpert – er hätte sicherlich das Zeug dazu. Dass er in „Heretic“ eine beeindruckende Leistung abliefert, beweist jetzt ebenfalls die Golden-Globe-Nominierung, die er für die Rolle jüngst erhielt (via The Hollywood Reporter).
Ein eigenes Bild von Grant in „Heretic“ könnt ihr euch ab sofort im Kino machen – und ich kann euch nur wärmstens empfehlen, euch den Film auf der großen Leinwand anzusehen.
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