Herman ist mehr als ein Bombenentschärfer. Er ist der erfolgreichste Bombenentschärfer überhaupt. Keiner macht den Job so gut wie er, so effizient, so ergebnisorientiert. Doch eines Tages stellt eine Ärztin fest, dass Herman die Fähigkeit, Angst zu empfinden, abhandengekommen ist. Und wer keine Angst hat, handelt unüberlegt. Das ist schlecht - gerade als Bombenentschärfer. Herman fragt die Ärztin nach einer Lösung. Diese empfiehlt dem Patienten, alle Ängste auszutesten. Allesamt alle. Irgendwo wird sich da schon was finden, wovor Herman Angst hat. Besser wäre das. Ansonsten verliert Herman seinen Job. Und das wäre nun wirklich beängstigend. 15 Minuten dauert der Film von Michael Binz. Und jede einzelne Minute ist voll mit originellen, überraschenden und aberwitzigen Einfällen und Anspielungen. Sowohl Dialog- als auch visueller Witz funktionieren und sorgen für köstliche und kurzweilige Unterhaltung. Dafür sorgt auch Gustav Peter Wöhler, der die Idealbesetzung für Herman ist. Naiv verträumt schaut er in die Welt. Ein Mann mit großen Träumen und kleinen Ansprüchen. Ein Mann, dem man vertraut und um den man sich sorgt. Bis in die kleinsten Nebenrollen ist die Besetzung stimmig, vor allem Anke Engelke, die nach und nach sämtliche Ängste aufzählt, die man sich fiktiv und real ausdenken kann, spielt ihren Part köstlich trocken und auf den Punkt. HERMAN THE GERMAN ist inspirierter und Kurzfilmspaß. Kultig und bombig gut.
Jurybegründung:
Hermann ist ein ganz normaler Deutscher - zumindest fast. Ungewöhnlich ist an diesem Durchschnittsmann vor allem sein Beruf. Denn Herrmann ist Bombenentschärfer. Allerdings - und das wurmt ihn ein wenig - sind es stets nur ganz gewöhnliche Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg, denen er zu Leibe rücken darf. Dabei käme ihm doch so eine richtig schöne Bombe, wie man sie aus dem Kino kennt, so richtig gelegen, damit er endlich einmal zeigen kann, was er so alles drauf hat. Dann erfährt Hermann bei einer ärztlichen Untersuchung, dass er unter einer seltenen Krankheit leidet, dem sogenannten Kahnawake-Syndrom, das dafür sorgt, dass er unfähig ist, Angst zu empfinden. Er solle, so der dringende Ratschlag, dafür sorgen, dass er diese wichtige Emotion wieder findet. Also begibt sich Hermann auf eine Reise in die Welt der Phobien.
HERMAN THE GERMAN ist ein wundervoll gespielter, liebevoll inszenierter und hervorragend geschriebener Kurzfilm, der mit großer Fabulierlust, exzellentem Musikeinsatz, tollen Darstellern (Gustav Peter Wöhler, Anke Engelke und Hans Martin Stier) und herrlichen Schlenkern zu begeistern weiß. Ein gutes Beispiel dafür, wie man eine eigentlich recht einfache Geschichte spannend und lustig erzählen kann.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)