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Hördur: Familiendrama und Pferdeabenteuer um ein rebellisches Mädchen, das zu Sozialstunden auf einem Pferdehof verdonnert wird, bei denen sie ihre Leidenschaft fürs Reiten entdeckt.

Handlung und Hintergrund

Aylin (Almila Bagriacik) hat in ihren jungen Jahren schon viel durchmachen müssen. Ihre Mutter starb früh, was zur Folge hatte, dass sie sich um ihren jüngeren Bruder kümmert, während ihr Vater Hasan (Hilmi Sözer) verzweifelt darum bemüht ist, die kleine Familie zu versorgen und entsprechend ständig arbeitet. Doch als wären die heimischen, familiären Probleme nicht genug, muss sich Aylin auch noch in der Schule mit allerhand herumschlagen. Dort wird sie nämlich zum ständigen Ziel von Mobbing-Angriffen, was ihrer ohnehin schon angeschlagenen Psyche einen weiteren Knacks verleiht. Eines Tages hat sie dann jedoch genug von den Übergriffen, und sie beginnt sich zu wehren. Doch ihre Wut entlädt sich zu sehr in körperlicher Gewalt, was zur Folge hat, dass sie vor Gericht zu 50 Sozialstunden verurteilt wird. Diese verbringt sie auf einem Pferdehof. Dort soll sie alle möglichen körperlichen Arbeiten verrichten, wie z.B. den Pferdemist wegschaffen und die Ställe sauber halten. Dass die Pflegerin Iris (Felicitas Woll) ihr zunächst mit emotionaler Kälte begegnet, hilft Aylin auch nicht dabei, das Einleben auf dem Pferdehof zu erleichtern. Nach einer gewissen Zeit, in der sich Aylin allmählich zurechtgefunden hat, stellt sie fest, dass sie eine Bindung zum Islandpferd Hördur aufbaut. Nachdem ihr Iris zu Beginn klar macht, dass sie sich zum Arbeiten am Hof befindet und nicht, um sich mit den Pferden zu vergnügen, merkt diese aber schnell, dass eine besondere Verbindung zwischen der 16-jährigen Deutschtürkin und dem Tier besteht. Vielmehr noch stellt sich heraus, dass sie auch ein Naturtalent ist, was das Reiten angeht. Iris beginnt das Mädchen zu mögen und möchte die Begabung fördern. Doch Aylins kleine Familie hat zum einen nicht das Geld, um dieses kostspielige Hobby zu unterstützen, zum anderen plant ihr Vater, in die Türkei zurückzukehren.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Ekrem Ergün
Produzent
  • Stefanie Plattner
Darsteller
  • Almila Bagriacik,
  • Hilmi Sözer,
  • Felicitas Woll,
  • Fabio Seyding,
  • Noë Chalkidis,
  • Özgür Karadeniz,
  • Franziska Kleinert
Drehbuch
  • Dorothea Nölle
Musik
  • Eike Hosenfeld,
  • Tim Stanzel
Kamera
  • Eric Ferranti
Schnitt
  • Sabine Brose
Casting
  • Stephanie Maile
Buchvorlage
  • Ekrem Ergün,
  • Stefanie Plattner

Kritikerrezensionen

    1. Die 16-Jährige Deutschtürkin Aylin hat es alles andere als leicht. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern, während der Vater verzweifelt versucht, die Familie über Wasser zu halten. Als sich Aylin eines Tages gewaltsam gegen eine der zahlreichen Mobbing-Attacken an ihrer Schule wehrt, wird sie zu Sozialstunden auf einem Pferdehof verurteilt. Nach einiger Zeit taut Aylin in der fremden Umgebung auf. Eine besondere Verbindung spürt sie zu dem wilden Islandpferd Hördur, der ihr neue Kraft und Lebensmut schenkt. Ihr großer Traum ist es nun, zu reiten. Nach anfänglicher Ablehnung unterrichtet die Pflegerin Iris Aylin und sieht sofort ihr großes Talent. Doch als Iris vorschlägt, Aylin könne mit Hördur an einem Turnier teilnehmen, ist der Vater dagegen. Er kündigt an, mitsamt der Familie in die Türkei zurückzukehren. Für Aylin bricht eine Welt zusammen. Denn ein Leben ohne Hördur kann sie sich nicht mehr vorstellen. Gekonnt verbindet der Nachwuchsregisseur Ekrem Ergün in seinem Debütfilm die Genres. So ist HÖRDUR auf der einen Seite ein bewegendes Coming-of-Age-Drama, in dem ein junges Mädchen dank der Liebe zu den Pferden und dem neu erworbenen Gefühl der Freiheit auf dem Rücken von Hördur zu sich selbst findet. Doch dank eines klugen Drehbuchs und eines sorgfältig recherchierten Milieus ist HÖRDUR auch ein authentischer und nicht unkritischer Film über die Situation ausländischer Mitbürger in Deutschland, zusammen mit allen Konflikten und Chancen. Das Nachwuchstalent Almila Bagriaciks verkörpert Aylin glaubhaft, stark und mit viel Herz. Der Zuschauer hofft mit ihr, leidet mit ihr und kämpft sich mit ihr durch alle Probleme hin durch. Auch der Rest des Ensembles überzeugt in weiteren Haupt- oder Nebenrollen, ob Felicitas Woll als Pflegerin Iris oder Hilmi Sözer als Vater, der seine Tochter aufrichtig liebt, aber doch nicht weiß, wie er sich um sie kümmern soll. Besonders schöne und kraftvolle Bilder findet der Film für die Bewegungen der Islandpferde, dabei ist vor allem das Zusammenspiel zwischen Aylin und Hördur faszinierend mitanzusehen. HÖRDUR ist ein spannendes, mitreißendes und klug erzähltes Coming-of-Age-Drama mit einer starken jungen Heldin, die ihren eigenen Weg findet. Zwischen allen Welten, Kulturen und Überzeugungen. Hochaktuell, einfühlsam und überzeugend inszeniert.

      Jurybegründung:

      Ein Blick auf das Gesicht der 16-jährigen Deutschtürkin Aylin sagt alles aus: Dieses junge Mädchen ist unglücklich und mit sich und der Welt unzufrieden. Zuhause muss sie die jüngst verstorbene Mutter ersetzen und den Haushalt für Vater Hasan und den kleinen Bruder Emre führen. Ständige Geldnot belastet die kleine Familie. In der Schule wird Aylin als verschlossene Einzelgängerin von ihren Mitschülern gedemütigt. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und unbelastetem Leben schlägt sich nachts in ihren Träumen nieder, auf dem Rücken eines Pferdes bei herrlichem Ritt in freier Natur. Nach einer wiederholten Provokation durch eine Schülerin entlädt sich ihr angestauter Frust in einer Gewaltattacke, was ihr zur Strafe Sozialstunden auf einem Pferdehof einbringt. Als sie sich dort mit dem Islandpferd Hördur anfreundet, entdeckt sie ihre Leidenschaft für das Reiten und ihr Leben wird in vollkommen neue Bahnen gelenkt. Die Hofbesitzerin Iris entdeckt ihr großes Reittalent und unterrichtet sie mit dem Ziel, eine Turnierreiterin aus ihr zu machen. Gleichzeitig vermittelt sie Aylin auch menschliche Werte: An sich selbst zu glauben, die eigenen Stärken zu entdecken, Fehler zu machen, um zu lernen und schließlich so zum Ziel zu kommen. Neben dem Turniersieg wird ihr größter Sieg aber sein, den resignierenden Vater wieder ins Leben zurückzuführen.
      Die Besetzung von Aylin mit der jungen Almila Bagriacik kann man als Glücksfall bezeichnen. In Spiel und Mimik zeigt sie auf sehr ausdrucksvolle Weise die Suche nach Identität und die Verarbeitung aller Probleme eines jungen Mädchens. Im Vortrag ihres Schulaufsatzes offenbart sich auf sehr berührende Weise die Tragik ihrer familiären Situation und ihrer eigenen Verlorenheit, auch verbunden mit dem festen Entschluss, nicht zu resignieren, sondern ihr Leben in die Hand zu nehmen.
      Mit Hilmi Sözer als Vater Hasan und Felicitas Woll als Hofbesitzerin Iris sind die beiden weiteren Hauptrollen bestens besetzt und ihr Spiel überzeugend. Ein besonderes Lob verdient die Kamera und die Lichtgestaltung, vor allem auch bei den Nacht- und Traumsequenzen. Hinzu kommt die sehr authentische Zeichnung von Wohnung und Umfeld der assimilierten türkisch-stämmigen Familie in Mannheim.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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