Home: Eine leere, stillgelegte Autobahn inmitten einer ruhigen und verlassenen Landschaft ... und plötzlich stehen dort am Rand ein Liegestuhl, ein Swimmingpool, ein Grill, ein Sessel, ein Tischfußballspiel und ein einsames Haus. Was suchen diese Dinge hier neben der Leitplanke? Sie gehören zum Leben einer Familie, die seit zehn Jahren neben dem Asphalt ihr ungewöhnliches Leben führt: Marthe und Michel mit ihren drei Kindern...
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Handlung und Hintergrund
Marthe und Michel leben mit ihren drei Kindern direkt an einer stillgelegten Autobahn. Als dort plötzlich wieder Lastwagen und Autos vorbeidonnern, ist es vorbei mit der beschaulichen Idylle. Doch die Familie will ihr Heim partout nicht verlassen, ist fest entschlossen, dem ewigen Lärm und Dreck zu trotzen und tagtäglich die anstrengenden oder lebensgefährlichen Überquerungen durch einen Tunnel oder über die Autobahn zu wagen. Jeder der fünf leidet auf seine eigene Weise und entwickelt Ticks.
Besetzung und Crew
Regisseur
Ursula Meier
Produzent
Denis Delcampe,
Denis Freyd,
Elena Tatti,
Thierry Spicher
Darsteller
Isabelle Huppert,
Olivier Gourmet,
Adélaïde Leroux,
Madeleine Budd,
Kacey Mottet Klein,
Renaud Rivier,
Kilian Torrent,
Nicolas Del Sordo
Drehbuch
Ursula Meier,
Antoine Jaccoud,
Raphaëlle Valbrune,
Gilles Taurand,
Olivier Lorelle
Kamera
Agnès Godard
Schnitt
Susana Rossberg,
François Gédigier,
Nelly Quettier
Casting
Brigitte Moidon
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Die Schweizer Regisseurin Ursula Meier erzählt in ihrem ersten langen Kinofilm die skurrile Geschichte einer ungewöhnlichen Familie am Rande der Gesellschaft. Isabelle Huppert als Marthe führt die Riege der in allen fünf Rollen überzeugenden Darsteller an. Home mit seinen rätselhaften Zügen ist eines dieser seltenen, schrägen Kinovergnügen, die einen mit ihrem Zauber gründlich umgarnen.
Schon zu Beginn, als sich die fünf Familienmitglieder im Badezimmer begegnen, werden Verhaltensregeln und gesellschaftliche Konventionen gleich in Serie gebrochen. Der kleine Sohn Julien benutzt die Toilette, während seine Mutter zuschaut und seine große Schwester nackt in der Wanne sitzt. Julien steigt zu ihr in die Wanne, die Schwester raucht, der Vater kommt ins Bad. Es wird ausgelassen herumgealbert, wie auf einer Geburtstagsparty im Schwimmbad.
Die glückliche Familie hat den Asphalt der unfertigen Autobahn mit einem Sofa und anderen Möbel belegt, mit einem Hockeytor, einem Grill. Julien fährt hier rasante Touren auf seinem Fahrrad. Jeden Morgen gehen der Junge und die mittlere Tochter Marion über die Trasse und die angrenzende Wiese zum Bus, der sie zur Schule bringt. Vater Michel überquert die Fahrbahn, um zu seinem Auto zu gelangen und zur Arbeit zu fahren. Er kehrt mit Einkäufen zurück, die er über den Asphalt zum Haus trägt. Mutter Marthe bleibt zu Hause und die erwachsene Tochter Judith verbringt die Tage im Bikini neben dem Haus bei lauter Musik. Eine ungetrübte Idylle mit leichten Verwilderungserscheinungen präsentiert sich hier, die die Träume angepasster Städter anregt. Abends sitzen alle draußen vor dem Fernseher und der Vater verspricht, den kleinen Pool für die Ferien fertig zu bauen.
Seit zehn Jahren existiert dieses Refugium, doch dann rücken Bauarbeiter an und räumen die Autobahn von den Möbeln frei, teeren, montieren Leitplanken, ziehen weiße Linien. Als die Fahrzeuge schließlich vorbeirauschen, trifft es die Familie mit ungeahnter Wucht: Die Kinder können nicht mehr auf die andere Seite, und der Verkehrslärm legt sich mit Gewalt über jedes andere Geräusch, selbst Judith braucht große Kopfhörer, um ihre Musik noch zu vernehmen.
Der packende Film lässt offen, warum die Familie ausgerechnet hier leben muss, warum die Mutter nicht weg will, ob die Eltern also eine ernsthafte oder nur eine kleine Macke haben. Die lebensfeindliche Nähe der Autobahn aber zerstört ihre unordentliche Idylle, hinter der freien Entfaltung drohen Verwahrlosung und Aggression. Dieser Suspense, diese fragile Balance werden unterstützt von der Spielfreude der Darsteller und der emotionalen Komplexität ihrer liebenswerten Figuren. Die Inszenierung zieht unmittelbar und wirkungsvoll hinein in den verheerenden Lärm und die Hilflosigkeit am Fenster.
Fazit: Skurriles kleines Meisterwerk mit Isabelle Huppert über eine unangepasste Familie, die an einer Autobahn zu überleben versucht.