Hjem til jul: Bent Hamer wirft mit lakonischem Humor und leiser Melancholie einen Blick auf das Fest der Liebe in einem norwegischen Dorf.
Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere
redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei
unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol
gekennzeichnet. Mehr erfahren.
Handlung und Hintergrund
Weihnachten in einer kleinen, norwegischen Ortschaft: „Home for Christmas“ steht auf dem Schild eines Obdachlosen, der für die Zugfahrt zu den Eltern ein paar Münzen braucht. Ein Arzt macht lieber Notdienst, statt mit seiner Frau zu feiern. Eine Frau hat leidenschaftlichen Sex mit dem Liebhaber, den es dann doch zur Gattin zieht. Ein von der Ehefrau vor die Tür gesetzter Familienvater lässt sich etwas einfallen, den Nebenbuhler bei der Bescherung auszutricksen. Eine Christbaumverkäuferin entdeckt nachts vor ihrem Wohnwagen in einem heruntergekommenen Mann ihre alte Jugendliebe.
Besetzung und Crew
Regisseur
Bent Hamer
Darsteller
Fridtjov Såheim,
Cecilie A. Mosli,
Trond Fausa Aurvåg,
Reidar Sørensen,
Ingunn Beate Øyen,
Nina Andresen Borud,
Tomas Norström,
Joachim Calmeyer,
Sarah Bintu Sakor,
Issaka Sawadogo,
Morten Ilseng Risnes,
Nina Zanjani,
Igor Necemer,
Kyrre Haugen Sydness,
Arianit Berisha,
Nadja Soukup,
Levi Henriksen,
Kai Remlov
Drehbuch
Bent Hamer
Musik
John Erik Kaada
Kamera
John Christian Rosenlund
Schnitt
Pål Gengenbach,
Silje Nordseth
Casting
Celine Engebrigtsen,
Sabine Schwedhelm
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Der norwegische Regisseur Bent Hamer erzählt in parallel montierten Episoden, die auf Kurzgeschichten von Levi Henriksen basieren, wie verschiedene Menschen an Heiligabend eine Bestandsaufnahme ihres Lebens machen. Das geschieht nicht immer freiwillig oder bewusst, doch manchmal werden dabei große Veränderungen in Gang gesetzt. Die Geschichten bleiben durch die häppchenartige Aufteilung lange Zeit spannend und vielversprechend. Gegen Ende jedoch entpuppen sich die meisten von ihnen weniger als aussagekräftige Einblicke in die norwegische Gesellschaft oder in die künstlerische Botschaft eines Autorenfilms, sondern münden einfach in Kitsch.
Die Einleitungsszene spielt nicht in Norwegen, sondern in einer Gegend auf dem Balkan, in der ein Scharfschütze einen kleinen Jungen, der einen Christbaum stiehlt, ins Visier nimmt. Ob er ihn oder seine Mutter erschießt, wird erst am Schluss des Films verraten, der ansonsten im ländlichen Norwegen spielt. Die Art und Weise, wie diese Szene mit dem Schicksal einer Filmfigur verknüpft ist, zeigt, wie Hamer aus ehrgeizigen Ideen nicht die wohl erhoffte atmosphärische Dichte herauskristallisieren konnte, sondern abrutscht in weihnachtliche Sentimentalität.
Dabei ist es gerade die emotionale Verheißung von Heiligabend, die den Figuren an diesem Tag so schwer zusetzt. Während Paul als falscher Weihnachtsmann noch einen witzigen Weg findet, das Fest der Liebe in seiner verlorenen Familie aktiv zu gestalten und zwar ohne Kapitalverbrechen, bleiben die meisten beleuchteten Bäumchen in den anderen Wohnzimmern irgendwie verwaist. Da ist zum Beispiel Knut, der Arzt: Er lässt seine Frau daheim auf ihn warten, weil ein Kranker seine Hilfe braucht. Viele Stunden später ruft er sie aus dem Wald an um ihr zu sagen, dass er sie so vermisse wie seit der Hochzeit nicht mehr. Und das will keineswegs als Steilvorlage für eine Trennung verstanden sein. Die sehr sparsamen Dialoge sind manchmal rätselhaft holprig.
Der obdachlose Bettler begegnet in einem Wohnwagen seiner Jugendliebe wieder, die ihn bewirtet und wohl noch mehr zu bieten hätte. Doch der Mann hat keinen Hunger, er schiebt den Teller halbvoll wieder zurück und denkt an die Weiterfahrt nach Hause. Diese an sich starke, weil sorgfältig aufgebaute Episode bleibt dadurch unbefriedigend, das Verhalten der Akteure hätte mehr Erklärungen benötigt. Weihnachten erweist sich in diesem Film jedenfalls als Belastung selbst für die Gemüter kühler Norweger.
Fazit: Die Momentaufnahmen aus dem Leben einzelner Norweger an Heiligabend rutschen in Bent Hamers Film ins Kitschige ab.
Home for Christmas: Bent Hamer wirft mit lakonischem Humor und leiser Melancholie einen Blick auf das Fest der Liebe in einem norwegischen Dorf.
Bent Hamer wirft mit lakonischem Humor und leiser Melancholie einen Blick auf das Fest der Liebe in einem norwegischen Dorf.
Heiligabend ist ein Fest für die Familie, für Menschen die sich lieben. Schlimm ist es an diesem ganz besonderen Abend für diejenigen, die allein sind, vielleicht umsonst auf jemanden warten. Und von dieser Spezies gibt es in dem fiktiven Dorf genug, ein Ort enttäuschter Liebe, erloschenen Gefühlen und hochfliegender Hoffnungen. Der Schnee hüllt Häuser und Hässlichkeiten ein, im Glanz der Weihnachtsbäume hofft jeder auf die Erfüllung seiner Wünsche.
„Home for Christmas“ steht auf dem Schild eines Obdachlosen, der für die Zugfahrt zu den Eltern ein paar Münzen braucht. Nach Hause möchten viele, nur haben sie kein Zuhause oder fühlen sich dort nicht wohl. Ein Arzt macht lieber Notdienst, statt mit seiner Frau zu feiern und wird zu einer Geburt geholt, eine Frau hat leidenschaftlichen Sex mit dem Liebhaber, den es dann doch zur Gattin zieht, ein von der Ehefrau vor die Tür gesetzter Familienvater lässt sich etwas einfallen, den Nebenbuhler bei der Bescherung auszutricksen, eine Christbaumverkäuferin entdeckt nachts vor ihrem Wohnwagen in einem heruntergekommenen Mann ihre alte Jugendliebe, dessen Eltern auf den einstigen Fußballstar warten und ein Christenjunge und eine Moslemin kommen sich beim Sternegucken näher.
Fein spinnt Bent Hamer, der u.a. mit „Kitchen Stories“ und „O’Horten“ seinen Hang zum lakonischen Humor bewies, die Schicksalsfäden dieser etwas anderen Weihnachtsgeschichte. Für einige ändert sich das Leben in dieser Nacht der Wunder, sie stehen vor einem Neuanfang, andere bleiben im Trott. Es sind keine großen Helden, sondern unfreiwillige Versager im Alltag, die sich hier durch Eis und Emotionen kämpfen. Der leise fallende Schnee, das Firmament mit seinem leuchtenden Stern von Bethlehem, das alles dämpft den Schmerz. Einige skurrile Szenen und komische Dialoge reizen zum Lachen, so wenn es den gemeinen Norweger bei der Vorstellung schüttelt, keinen Alkohol, sondern Limonade zum Braten zu trinken oder wenn die Geliebte in der Christmette mit dem gleichen Schal auftaucht wie die eheliche Rivalin und damit ein Zeichen setzt. Ansonsten bevorzugt Hamer bei diesem Wintermärchen durchgehend eine leichte Melancholie, gemischt mit Zärtlichkeit für die Verzweifelten, die trotz aller Nackenschläge die Hoffnung nicht aufgeben und „Home for Christmas“ sein möchten. mk.