Eigentlich wäre es schön gewesen, zu wissen, was die Zielgruppe von diesem Film hält. Ein paar Stimmen zur Stimmung - und nicht nur mein hämisches Lachen, das im leeren Kinosaal schaurig widerhallte. Ich war nämlich allein bei der Vorführung, allein mit Homies die anderen, die, auf die der Film gemünzt ist, waren wahrscheinlich mit Rhymebattles beschäftigt, mit Tanzproben, um zur Stage School zu können, haben vielleicht einen Rapcontest organisiert oder die nächste Möglichkeit für eine Crashparty gecheckt. Wies die Kids im Film auch machen.
Jimi Blubb Ochsenknecht jedenfalls hat Probleme: Er ist reich. Und die schnöseligen Hater aus der Nachbarschaft dissen ihn, weil er zwar reich ist, aber Hiphopper sein will. Von der Mama kriegt er keinen Respekt, obwohl er doch auch respektiert, was sie macht, nämlich auf Geschäftsreisen gehen. Die Leute, mit denen er zu tun hat, beschweren sich, wenn ein Haus nur drei Garagen hat und auch sonst kaum Luxus wie vergoldeten Pool oder so aufweist. Da will er raus, in seinem Rebellengeist geht er soweit, seine Krawatte in den Schmutz zu werfen wie einst Eastwood seine Polizeimarke! Jimi Blut hört den Ruf seiner inneren Bronx, und da ist er auch schon: D.W. Court! War der Anfang des Films nur billig, wirds jetzt richtig lächerlich: Es tritt Günther Kaufmann auf. Sein Name spricht sich Köörrt aus, nicht (wie es richtig wäre) Koooort, und er ist Jimi Blööös Idol: Ein Rapper, der stilgerecht 1988 erschossen wurde. Warum er so aussieht, als sei er auch noch nach seinem Tod gealtert zumal er ja nur in den Träumen von Jimi auftaucht , bleibt im Dunkeln. Wahrscheinlich war kein anderer Neger ah Mist: Schwarzer, will sagen: Nigga verfügbar, und da muss halt der Erstbeste herhalten, auch wenn er eher aussieht wie ein Bluesman der 40er Jahre.
Aber das ist sowieso das hintergründige Motto des Films: Egal. Alles egal. Jimi Blues jedenfalls macht einen Trip im gelben US-Schulbus zusammen mit Günther Gangsta Kaufmann, fällt dann in den Matsch, wird überfahren und gelangt so in die Clique von Osman, wo ihn alle für ein armes Waisenkind halten, das total Schlimmes draußen auf der Straße durchgemacht hat. Das ist fast schon rührend, wie hier die Filmfiguren auf die eigenen Klischees reinfallen, wenn Jimi Blumps die ganzen hohlen Phrasen des Pseudo-HipHops runterdrischt, von den acht armen Brüdern, von den Schuhen, die sich keiner leisten konnte
Das ist das Eintrittsticket in das Milieu, nach dem er sich sehnte, und er wird Pizzabäcker in Osmans Lieferdienst. Klar: er verliebt sich in Stella, auf die Osman ein Auge geworfen hat; hündisch läuft ihm Kollege Kemal hinterher; und Osman will, dass Jimi Bläh ihm die Rhymes ghostwritet, die er so super hinkriegt, und die Osman nicht über die Zunge wollen. Stella übrigens lernt tanzen bei Detlef D! Soost; und ich glaube, mich nicht verhört zu haben, dass der sie in der ersten gemeinsamen Szene mit Anke anredet.
Jetzt jedenfalls ruft die Handlung nach Konflikt, denn Osman merkt, dass Jimi Blass gar kein echtes Straßenkid ist, und erpresst ihn. Außerdem klaut er dessen Rhyme-Notizbuch und beeindruckt mit seinen angeblich eigenen Rapkünsten Stella eines von mehreren Motiven, die blind in einer Sackgasse landen, weil sie nicht weitergeführt werden.
Hab ich schon erwähnt, dass Stella Probleme hat mit dem Müllraustragen? Einmal reißt ihr der Sack auf, und sie muss sich hinknien und ein trauriges Lied von ihrem schweren Schicksal singen weil der Film ja auch ein Musical ist und die Protagonisten sich singend ausdrücken. Beim zweiten Mal muss ihr Jimi Bub helfen, den Sack auf den Müllhaufen der Pizzeria zu werfen, weil sie so zart und er so stark ist. Dabei fallen lustige Inhaltslosigkeiten: Es ist nicht wichtig, wo man herkommt, sondern, wo man hinwill! Ach, das sind doch nur Träume.
Als Jimi Bluffs Bluff rauskommt, wird er von allen gehatet und ausgeschlossen, und ob er nochmal die Herzen seiner Freunde und vor allem das von Stella gewinnen kann: Das ist ein Geheimnis, das ich nicht verraten möchte. Auf jeden Fall taucht am Ende Traumrapper Günther Kaufmann nochmal auf und erteilt seinen Segen: Der Homie ist [i]real[/i], der schafft es bis ganz nach oben.
Denn genau darauf kommts ja dem [i]real[/i]en Homie an: Auf die Karriere und auf das Goldkettchen mit den eigenen Initialien um den Hals.
Fazit: Klar: Für die Bravo-Jugend produziert man natürlich leichte, kostengünstige, unterkomplexe und letztendlich verlogene Kost. Dass ein Film für die Jugend aber (auch handwerklich und darstellerisch) so schlecht sein muss: Das ist das Überraschende an diesem Film. Den halben Stern gibt es für das Vergnügen, ein Objekt für reuelose Verachtung gefunden zu haben.