Horst Buchholz war ein Weltstar, in den 1950er und 1960ern. In über 100 Filmen hat er mitgespielt, unter anderem mit Billy Wilder, Wim Wenders und, schon als alter Mann, in Benignis Das Leben ist schön.
Buchholz hat Jahrzehnte Erfahrung im Umgang mit der Kamera, und das merkt man auch den Gesprächen an, die sein Sohn Christoper mit ihm führte, zwischen 2001 und 2003. Hager ist Buchholz Gesicht, langsam sind die Bewegungen, die Wangen unrasiert. Doch die Augen sind wach und scharf, der klare, tiefe Blick aus den strahlenden Augen, das Spiel mit den Augenbrauen zeigen die Kraft, die in dem alten Mann steckt, und sie machen die Ausstrahlung spürbar, die Horst Buchholz zum Star gemacht haben. Stets interagiert er mit der Kamera, weiß um die Zuschauer hinter der Linse. Ruhig und überlegt spricht er, in druckreifen Sätzen, während Christopher immer wieder mal stottert.
Beide sind die Begegnung miteinander nicht gewohnt, Horst ist jemand, der nicht viel redet, der sich nicht öffnen will. Immer wieder bricht er Gespräche ab: Ich muss jetzt essen. Doch Christopher drängt auf die Annäherung: Es wurde nie viel geredet in der Familie, und in Christophers Kindheit war der Vater oft abwesend, bei Dreharbeiten irgendwo in der Welt.
Nun versucht Christopher, seinen Vater zu verstehen; und in der Tat waren die Videointerviews zunächst ein privates Projekt, erst nach dem Tod des Vaters beschloss der Sohn, ein vollständigeres Porträt zu versuchen.
Facettenreich erzählt der Film von Horst Buchholz, und von der Familie wie sich Horst und Myriam bei Dreharbeiten kennengelernt haben, darüber bieten beide verschiedene Versionen an, und manches lässt der Film auch absichtlich offen.
Der Film ist sicherlich eine Hommage an Horst Buchholz, der sich geschmeichelt fühlt von der Kamera, der zugleich immer wieder unangenehm berührt ist von dem unerbittlichen Blick auf sein privates Leben, von den bohrenden Fragen des Sohnes. Der Film ist auch ein Requiem, immer wieder gibt es Szenen, in denen der Sohn die alte, leere Wohnung des Vaters erkundet und sich erinnert
Hier hat der Vater gewohnt, und die leeren, weißen Wände künden von einer existentiellen Abwesenheit.
Es ist auch ein Film über die Sprachlosigkeit einer Familie. Horst war Deutscher, die Mutter Myriam ist Französin, die Schwester lebt in Los Angeles und spricht nur englisch. Wenn Christopher und Horst miteinander reden, fließen immer wieder Anglizismen ein normalerweise unterhalten sie sich in Englisch, ein Symptom für die Sprachlosigkeit, dass man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner der Sprache verständigt hat.
Und doch ist es kein schwermütiger Film; Anekdoten und Bonmots der Gesprächspartner, nicht zuletzt die sanfte Dramaturgie, die Zwischenschnitte auf Super8-Filme aus Christophers Kindheit, die Filmausschnitte, die Szenen, in denen Horst beispielsweise im Park Enten füttert wie jeder normale Rentner sie machen den Charme aus und die Leichtigkeit, und sie vermitteln eine leise Ahnung von dem, was Horst Buchholz für andere war.
Fazit: Zarte Annäherung an einen berühmten Vater.