Mit der kompromisslosen Darstellung von Gewalt und Terror ist Eli Roths „Hostel“ bis heute einer der brutalsten Horrorfilme, die je auf breiter Front im Kino gezeigt wurden. Dabei gibt es viele Mutmaßungen und Theorien über Roths Inspiration für den Film. Wir versuchen heute, ein wenig Licht in dieses Dunkel zu bringen.
Die Entstehungsgeschichte von „Hostel“
Nach dem Schocker „Cabin Fever“ wollte Schauspieler Eli Roth weiter im Horror-Genre als Regisseur für Aufmerksamkeit sorgen. Ihm gefiel die schockierende Härte von Werken wie „Saw“, hielt die Geschichten der seinerzeit gängigen Torture-Porn-Filme aber für zu unrealistisch, um das Publikum wirklich zu verstören. Wie der Spiegel 2006 erfuhr, wollte Eli Roth dennoch einen eigenen Folterfilm drehen, der allerdings einen stärkeren Bezug zur Realität aufweisen sollte.
Stammt die wahre Geschichte aus Thailand?
Die gängigste Theorie zur wahren Geschichte von „Hostel“ sieht diese in Thailand. Laut HostelsClub.com soll dort die Armut in manchen Dörfern so groß sein, dass Familien sich von ihren Angehörigen trennen und sie gegen Geld an kriminelle Organisationen verkaufen, welche diese dann gegen hohe Geldbeträge zur Tötung durch andere Menschen freigeben. Bevor das allerdings geschieht, sollen diese erst einmal in größere Städte transportiert werden, wo betuchte Leute dann in perversen Spielchen darauf wetten können, wie lang die Opfer eine Folter überleben. Für noch sehr viel mehr Geld sollen diese dann auch den Part des Peinigers übernehmen können.
Oder ist alles nur ein PR-Gag?
Ob die Theorie stimmt, ist allerdings höchst zweifelhaft und nicht hinreichend belegbar. Dennoch wird am Anfang von „Hostel“ eingeblendet, der Film basiere auf wahren Begebenheiten. Den Kollegen von DreadCentral erzählte Eli Roth, sein Freund Harry Knowles habe ihn mit einer thailändischen Internetseite vertraut gemacht, auf der man nach der Zahlung eines Betrages von 10.000 US-Dollar in Thailand einen Menschen durch Erschießen töten konnte. Die Seite gab an, dass die Person, die man tötet, sich freiwillig dafür gemeldet hat und dass ein Teil des Geldes zur Unterstützung an deren Familie gesendet würde. Auch diese Aussagen sind aus heutiger Sicht mit Vorsicht zu genießen. Mittlerweile wird eher davon ausgegangen, es handelte sich bei dem Interview um einen PR-Gag.
Wirkliche Inspiration
Trotz der Mythenbildung hat sich Eli Roth seinen Film nicht komplett aus den Fingern gesogen, was ein Vorfall aus dem Februar 2006 beweist. Wie der Spiegel berichtet, wurde ein 23 Jahre alter Mann in Frankreich entführt, über drei Wochen gequält und dann sterbend an einem Bahnhof in der Nähe von Paris zurückgelassen. Auf das Ereignis angesprochen antwortete Eli Roth, dass es sich bei Folter nun einmal um ein allgegenwärtiges Schreckens-Szenario handelt, das in der Realität tatsächlich stattfindet und von dem sein Film handle. Folter sei ein Thema, vor dem Menschen im echten Leben Angst hätten und darum habe er einen Film darüber gedreht.
Osteuropa als exotischer Ort
Eli Roth erwog zunächst, seinen Film in Thailand spielen zu lassen, entschied sich dann aber für Osteuropa als Schauplatz. Länder wie Tschechien oder die Slowakei galten in den USA nach der Jahrtausendwende immer noch als exotisch, während eine Reise durch Europa als Rucksacktourist für viele junge US-Amerikaner gang und gäbe war. So sollte das gezeigte Grauen einen realistischen Anstrich erhalten. Über Vorfälle von Folter und Entführung in diesen Ländern gibt es keine Informationen.
Die fiktive Geschichte von „Hostel“
Letztlich erzählt Eli Roth eine rein fiktive Geschichte, die Folter im Allgemeinen als Ausbruch extremer Gewalt verurteilt. Zwei Rucksacktouristen aus den USA reisen auf der Suche nach sexuellen Abenteuern durch Europa, werden von zwei jungen Frauen in die Slowakische Hauptstadt Bratislava gelockt, entführt und in einen Folterkeller gesperrt. Dort quälen reiche Geschäftsleute gegen Geld ihre gekidnappten Opfer, die einen qualvollen Tod sterben.
Hinter den Kulissen
Als Produzent konnte Eli Roth mit Quentin Tarantino ein echtes Schwergewicht Hollywoods gewinnen. Dennoch reichte ein verhältnismäßig niedriges Budget aus, um den Folter-Film zu realisieren. Als kleine Hommage an seinen Gönner hat Eli Roth dessen „Pulp Fiction“ im Film versteckt. Eine Szene des Films ist in einem Fernseher im Hostel zu sehen.
Der wahre Drehort von „Hostel“
Entgegen den Behauptungen im Film wurde „Hostel“ nicht in der Slowakei gedreht, sondern im benachbarten Tschechien. Das Haus, welches das titelgebende Hostel darstellt, befindet sich in Český Krumlov. Weitere Szenen entstanden in der Hauptstadt Prag. Dennoch reagierten einige Slowakische Politiker gereizt und bemängelten die Darstellung ihres Landes als heruntergekommen, korrupt und brutal. Den Zuschauern war es egal, sie machten „Hostel“ zum Kinohit, der zwei Fortsetzungen nach sich zog.