"House at the End of the Street" - dahinter verbirgt sich kein weiteres Remake von "Last House On The Left" - ist der zweite Kinofilm von Mark Tonderai. Das Drehbuch zu seinem Debüt "Hush"(Irland, 2008) stammte aus seiner eigenen Feder und beruht auf einer recht innovativen Idee. Für seine zweite Regiearbeit verfilmte er das Buch eines anderen und tat sich damit keinen Gefallen! Euphemistisch gesprochen handelt sich bei "House At The End Of The Street" um einen typischen handwerklich gut gemachten Genrefilm mit einem etwas unglücklich gewählten Titel. In Wahrheit ist es aber nur ein plumper Abklatsch eines Meisterwerks unter den Psychothrillern, bei dem der uninnovative Titel nur die Spitze des Eisbergs ist. Und obwohl Spoilern so ziemlich das Schlimmste ist, was man dem Leser einer Kritik beziehungsweise Filmreview antun kann, mache ich es trotzdem. Wer "House At The End Of The Street" noch sehen möchte, sollte hier mit dem Lesen also aufhören.
Remakes haben in der Regel durchaus ihre Daseinsberechtigung. Im Prinzip wird auf diese Weise der Story des Originals eine deutliche Brisanz und Aktualität attestiert, mit dessen Neuauflage eben ein neues (meist junges) Publikum ins Kino gelockt werden soll. Ob dieses Vorhaben dann tatsächlich auch von Erfolg gekrönt ist, ist eine andere Sache. In der Regel verheimlichen diese Filme auch nicht, dass es sich um bloße Remakes handelt wenn auch eventuell mit geringfügigen Abweichungen vom Original. "Footloose" von 2011 zum Beispiel. Und selbstverständlich werden Kenner des Originals das Original immer bevorzugen. Die Macher von "House At The End Of The Street" allerdings versuchen, den in der Filmgeschichte etwas bewanderten Zuschauer für dumm zu verkaufen. Die Story soll nicht nur wahnsinnig hip, sondern oben drauf noch wahnsinnig originell sein: Geisteskrankes Mädchen ermordet seine Eltern und verschwindet angeblich im Wald und dann stellt sich heraus, dass der überlebende Bruder, Ryan, seine Schwester im Keller versteckt hält und versucht, sie mit Beruhigungsmitteln gefügig zu machen, was jedoch mehr schlecht als recht funktioniert. Bis hier hin irgendwie akzeptabel, auch wenn die Figurenzeichnung recht eindimensional ist und Dialoge häufig sehr zu wünschen übrig lassen. (Achtung, letzte Gelegenheit, dem Spoiler zu entgehen.) Allerdings wird dann durch einen weiteren Twist offenbart, dass Ryans Schwester Carrie-Ann schon als kleines Mädchen gestorben ist und weil sich Ryan mit dem Verlust einfach nicht abfinden will, holt er sie sich kurzerhand zurück, indem er einem wildfremden Mädchen blaue Kontaktlinsen verpasst und im Keller gefangen hält. Die Eltern brachten übrigens den Stein ins Rollen und machten den Unfalltod ihrer Tochter ungeschehen, indem sie einfach ihren Sohn Ryan zu Carrie-Ann machten. Nicht schwer zu erraten, wer tatsächlich für den Tod der Eltern verantwortlich ist. Auch wenn es hier nicht um die Mutter, sondern die Schwester geht, es ist regelrecht anmaßend und dreist wie sich die Macher bei dem Hitchcock-Klassiker "Psycho" (USA, 1961) bedienen. Eine Hommage sieht anders aus. Am Ende landet Ryan in der Psychiatrie. Aus dem Off ist seine Mutter zu hören, wie sie ihn mit Carrie-Ann anspricht, er fühlt sich angesprochen, schaut hoch und direkt in die Kamera und damit wird er dann endgültig zum Möchtegern-Norman-Bates des 21. Jahrhunderts. So viel Mühe er sich aber auch gibt, Max Thieriot kommt nicht im Geringsten an die Genialität von Anthony Perkins heran.
Was "House at the End of the Street" sonst noch zu bieten hat, sind bestens bekannte Versatzstücke aus andern Psychothrillern und Horrorfilmen: Es gibt ein Finalgirl mit eigenem Kopf - dass sie unter einem Helfersyndrom leidet darf der Zuschauer allerdings nicht selbst herausfinden, sondern bekommt er lang und breit von der Mutter erklärt. Mal fliegt die Kamera entfesselt über ein Haus, mal fährt sie halb anthropomorph, halb subjektiv durch den dunklen Wald - natürlich jeweils unterstützt von unheilvoll dröhnender Musik. Ein Schockmoment hier, ein Schockmoment da - alles nicht verkehrt, sondern solide, aber eben auch einfallslos. Auch Neuentdeckung Jennifer Lawrence kann darüber nicht hinweghelfen. Den Film drehte sie übrigens vor ihrem endgültigen Durchbruch mit "Die Tribute von Panem - The Hunger Games".
Fazit: Die Macher von "House at the End of the Street" versuchen hinter diesem Titel einen plumpen Abklatsch eines Meisterwerks zu verstecken. Trotz ansprechender Bilder und der Neuentdeckung Jennifer Lawrence, ist der Film enttäuschend.