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Ich bin die Andere: Der junge, sehr erfolgreiche, glücklich verlobte Ingenieur Robert Fabry trifft in einem Hotel zufällig die laszive Prostituierte Alice und verbringt eine Nacht mit ihr. Wenig später trifft er in einer Anwaltskanzlei die nüchtern wirkende Anwältin Carolin Winter und – erkennt in ihr Alice. Nach einem Abendessen und einem gewalttätigen Annäherungsversuch irrt er ihr hinterher bis auf das Winzergut ihres Vaters...

Handlung und Hintergrund

Ingenieur Robert Fabry (August Diehl) staunt nicht schlecht, als dieselbe Dame, die sich gestern noch als käufliches Luder auf seinem Hotelbett räkelte, ihm heute im Anwaltsbüro auf der anderen Seite des Schreibtisches im sittsamen Kostüm gegenüber sitzt. Dabei tut sie in aller Geschäftigkeit so, als sei man sich noch nie zuvor begegnet. Eine heftige Abfuhr später weiß Fabry, dass er diese Frau wieder sehen muss. Um jeden Preis, wenn es sein muss. Und es muss sein.

Multiple Persönlichkeiten, sexuelle Abgründe und kleine Morde unter Freunden in einem verzwickten Noir-Thriller von dem „Rosenstrasse„-Erfolgsteam Margarethe von Trotta und Katja Riemann.

Nach einem amourösen Abenteuer in seinem Hotelzimmer mit einer geheimnisvollen Frau trifft Ingenieur Robert Fabry die Unbekannte am nächsten Tag in einer Kanzlei wieder. Als Anwältin betreut sie seinen Fall und ignoriert alle Anspielungen auf die gemeinsame Nacht. Doch Fabry ist bereits besessen von dieser Carolin Winter und trennt sich von seiner Lebensgefährtin. Je mehr er jedoch in Carolins Welt eintaucht, desto größer werden die Rätsel und Abgründe, die sich auftun.

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Der erfolgreiche Ingenieur Robert Fabry gerät nach einer amourösen Affäre in den Bann der ebenso schönen wie geheimnisvollen Carolin Winter. Sofort möchte er die undurchschaubare Anwältin heiraten und trennt sich dafür von seiner bisherigen Lebensgefährtin. Aber wer ist die zugleich unschuldig zarte wie auch provozierend laszive Frau wirklich? Welche Rolle spielt ihre Familie? Was als erotisches Abenteuer seinen Anfang nahm, entwickelt sich zu einem komplizierten Drama um Liebe, Leidenschaft und Abhängigkeit.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Margarethe von Trotta
Produzent
  • Markus Zimmer
Darsteller
  • Katja Riemann,
  • August Diehl,
  • Armin Mueller-Stahl,
  • Karin Dor,
  • Barbara Auer,
  • Bernadette Heerwagen,
  • Dieter Laser,
  • Peter Lerchbaumer
Drehbuch
  • Peter Märthesheimer,
  • Pea Fröhlich
Musik
  • Christian Heyne
Kamera
  • Axel Block
Schnitt
  • Corina Dietz
Casting
  • Sabine Schroth
Buchvorlage
  • Peter Märthesheimer

Kritikerrezensionen

    1. Das Positive einmal vorneweg: Mit „Ich bin die Andere“ hat sich Margarethe von Trotta von ihren etwas biederen, oft boshaft als „Studienratskino“ verschrienen, Filmen verabschiedet. Dass sie jetzt allerdings gleich David Lynch nacheifern will ist vielleicht keine so gute Idee.

      „Ich bin die Andere“, entstanden nach einem Roman des 2004 viel zu früh verstorbenen Drehbuchautors Peter Märtesheimer, der unter anderem für die Drehbücher von Rainer Werner Fassbinders „Lola“, „Die Ehe der Maria Braun“ und „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ verantwortlich zeichnete, will viel sein: großes Melodram, spannender Thriller, Familiendrama und Verwirrspiel um eine gespaltene Persönlichkeit zugleich. Diese Elemente unter einen Hut zu bringen ist der Regisseurin freilich nicht immer gelungen. Zu oft gleiten die vermeintlich großen Gefühle ins unfreiwillig Komische ab, als dass man die Figuren noch ernst nehmen könnte. Und selbst wenn man annimmt, es ginge von Trotta gar nicht um Realitätsbezug, sondern um die Steigerung des Melodrams ins Übersinnliche, dann fehlt diesem Konzept die Radikalität, bleibt die Überhöhung fragmentarisch.

      Was den Film jedoch trotz aller kruden Genre-Mischungen sehenswert macht, ist seine visuelle Stärke. Am Anfang gleitet die Kamera die Naht eines roten Kleides entlang, visuelle Insignie der Carlotta, auf Details versessen nähert sie sich Katja Riemann, die in der Badewanne liegt, zeigt hier einen Fuß, da den Kopf, und deutet schon zu Beginn die Vielfältigkeit der Person, die Vielzahl ihrer Persönlichkeiten an. Farblich perfekt durchkomponiert sind diese ersten Einstellungen, klar und kalt, als würde die Welt nur aus schwarz und weiß, gut und böse bestehen. Und zwischen diesen beiden Welten hin- und hergerissen Carlotta/Caroline in ihrem roten Kleid, leidenschaftlich und gefährlich.

      Ganz anders die Welt ihrer Familie, das Weingut, auf dem Caroline aufgewachsen ist, der Ort, an dem die Ursachen für ihr mysteriöses Verhalten zu suchen sind. Wunderbare Landschaftsaufnahmen der Weinberge, die über dem Rheintal thronen, stehen im Widerspruch zu der eisig-aggressiven Atmosphäre, die auf dem Landgut herrscht. Die Familie– Armin Müller-Stahl als Vater, Ex-Bondgirl Karin Dor als alkoholkranke Mutter, ein verführerisches Dienstmädchen und ein stummer Diener, der sich die Zunge abgebissen hat – könnte einem Film von Claude Chabrol entsprungen sein (nicht umsonst läuft in einer Szene im Fernsehen „Der Schlachter“). Und tatsächlich: hinter der gutbürgerlichen Fassade verstecken sich Intrigen und schreckliche Geheimnisse.

      August Diehl beweist einmal mehr, dass er einer der besten Schauspieler ist, den das deutsche Kino gerade zu bieten hat. Er überzeugt restlos als erfolgreicher, aber naiver Ingenieur Fabry, der in dieses Beziehungsgeflecht hineingerät und der unergründlichen Caroline verfällt. Katja Riemann als Carlotta/Caroline hingegen ist schlicht eine Fehlbesetzung. Als knallharte erfolgreiche Anwältin würde sie noch gut durchgehen, doch die tritt gerade mal in einer Szene auf. Alles andere ist einfach nur peinlich. Weder vermittelt sie auch nur ansatzweise, welche Faszination eine schlecht geschminkte, alternde Prostituierte in schlecht sitzendem roten Kleid auf einen jungen Mann in einer glücklichen Beziehung ausüben kann, noch nimmt man ihr das verhuschte, verletzliche Mädchen im Blumenkleid ab, das alles tut, um ihren Vater glücklich zu machen. Um diese enorme Fallhöhe glaubhaft zu meistern, braucht es mehr als nur zwei, drei ewig gleiche Gesichtsausdrücke und groß aufgerissene blaue Augen.

      Fazit: Eine zwar mutige, aber nur in Ansätzen gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans von Peter Märtesheimer. „Ich bin die Andere“ ist stimmig fotografiert und mit August Diehl, Armin Müller-Stahl und Dieter Laser hervorragend besetzt, es fehlen jedoch ein klares Inszenierungskonzept und eine glaubhafte Hauptdarstellerin, um das Doppelgängermotiv überzeugend umzusetzen.
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      1. Dies ist ein Film, der gleich mehrere Überraschungen birgt. Die größte Überraschung dabei ist eine unerwartete, nämlich ein so ganz „anderer“ Trotta-Film. Eine vielfach preisgekrönte Regisseurin mit einem reichen Werk unternimmt hier etwas Neues, bricht aus, betritt neuen filmischen Grund und bürstet listig gegen den Strich, was die Erwartungen an sie sind.
        Aus ihrem bisherigen Oeuvre vertraute und der Filmemacherin Margarethe von Trotta gleichsam zugeschriebene Themen und Motive (denken wir an „Schwestern“, „Die bleierne Zeit“ oder „Heller Wahn“) sind hier zwar nicht ausradiert, begegnen uns aber in anderen Gewändern, in interessanten Verfremdungen oder radikalen Verkürzungen, gar Umkehrungen. Die vom 2004 verstorbenen legendären Filmautor Peter Märthesheimer hinterlassene Vorlage bietet der Regisseurin Margarethe von Trotta die adäquate Klaviatur für eine filmische Gratwanderung um Liebe, Abhängigkeit, sexuelle Obsession und makabere Verwirrungen. Im Zentrum steht eine multiple weibliche Persönlichkeit, kontrastierend in drei Phantomen.

        Diese narrative Grundstruktur ermöglicht gleich mehrere, in sich jeweils stimmige Lesarten des Films. Etwa die einer Hommage an das künstlerische Universum eines Gustav Klimt. Die weiblichen Geschöpfe in „Ich bin die Andere“ wirken wie von ihm skizziert.

        Zum anderen bietet sich auch die Lesart eines antibourgeoisen Horrorfilms. Dieses Gruselkabinett gibt mal eindeutige, dann wieder versteckte Hinweise auf David Lynch, auf den großen Mystifikator Alfred Hitchcock oder die schillernden Heroinen eines Joseph von Sternberg - am transparentesten sicherlich „Morocco“.

        Einen sehr eigenen Ton findet die Regisseurin aber auch in ihrem Beschwören von Motiven der deutschen literarischen Romantik, von E. T. A. Hoffmann bis Chamisso. Die Figur des Robert Fabry wirkt zum Beispiel wie ein moderner Peter Schlemihl, die Identitätswechsel und Doppelgängerphänomene des „Gespenster-Hoffmann“ nun als filmische Wiedergänge, der Verkauf der Seele oder des Schattens als warnendes Urbild.

        Das filmische Spiel Margarethe von Trottas sowohl mit den Topoi des eigenen Werkes als auch mit anderen tradierten Leitmotiven gerät nie zum befremdlichen Vexierspiel, sondern findet sich aufgehoben in einer souveränen Gesamtkomposition, ausgeführt mit großer Leichtigkeit. Ein Film nicht ohne Irritationen, aber stets von anregender Impression. Und dann gibt es da schauspielerische Kabinettstückchen von Rang, von einer unkonventionellen Regisseurin zu einem Reigen sinnlicher Performance zusammengeführt.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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