Ich will Dich - Begegnungen mit Hilde Domin: Eine junge Filmemacherin entdeckt die Lyrik von Hilde Domin und beschließt, die berühmte Dichterin kennen zu lernen. Sie trifft auf eine wache, unkonventionelle 95jährige in einer Wohnung voller Bücher, Rosen und Erinnerungen - mit einer Lebensgeschichte, in der sich das letzte Jahrhundert spiegelt.
Hilde Domin, Jahrgang 1909, erzählt mit großer Offenheit aus ihrem spannungsreichen Leben: von ihrer Kindheit in...
Handlung und Hintergrund
Selbst mit 95 Jahren hat die deutsche Dichterin Hilde Domin noch einen wachen, unkonventionellen Geist und lebt in ihrer Wohnung voller Bücher, Rosen und Erinnerungen. In ihrer Lebensgeschichte spiegelt sich fast das gesamte letzte Jahrhundert. Domin wurde 1909 geboren und verbrachte ihre Kindheit in Köln, flüchtete vor den Nazis und verbrachte 20 Jahre im Exil. Erst spät begann ihre Karriere als Schriftstellerin und vor allem Lyrikerin. Domin spricht zum ersten Mal von ihrer großen Liebe und über die Einsamkeit im Alter.
Ein sehr persönlicher und direkter Film über Leben und Werk der Dichterin Hilde Domin (1909-2006) ist der 29-jährigen Anna Ditges gelungen. Sie begleitete die Grande Dame der deutschen Nachkriegsliteratur durch die letzten zwei Jahre ihres spannungsreichen Lebens.
Besetzung und Crew
Regisseur
Darsteller
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Anna Ditges führt Hilde Domin im Off-Kommentar als schwierig ein - im Umgang mit Medienvertretern. Wir sind auf alles gefasst, aber immerhin hat die Filmemacherin eine persönliche Einladung und tatsächlich ist Domin auch offen und bereit der jungen Frau alles zu zeigen was ihr Leben ausmacht. Wahrscheinlich ist es die Ahnung, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, der Nachwelt ein Gedenken an sich zu überlassen. Die verschiedenen Stationen eines langen Menschenlebens werden mit Fotos dokumentiert und Domin zu einer der letzten Zeugen einer längst vergangenen Zeit.
Das erste Fremdeln zwischen Ditges und Domin weicht zunehmend einem vertrauensvollen Umgang. Aus den formalen Treffen werden freundschaftliche Besuche bei denen nicht mehr ganz klar ist, ob es um den Film oder Gesellschaft für die etwas einsame Dame geht. Die anfangs noch durch unsichere Gesten überspielten Pausen im Gespräch werden zunehmend zu natürlichen und gemeinsamen Schweigeminuten.
Domin, deren Nachname nur ein Pseudonym ist, wollte damit an ihre Exilheimat, die Dominikanische Republik erinnern. Während der Nazizeit war die Jüdin mit ihrem Lebensgefährten Erwin Walter Palm über verschiedene Stationen schließlich im Südseeparadies gelandet, wo ein Diktator herrschte, der sein Volk unterdrückte, aber europäische Flüchtlinge gerne aufnahm um die Population einzuweißen. Über dieses Paradox zu sprechen ist einer der Momente in denen die alte Dame sich weigert Auskunft zu geben.
Der greifbaren Endlichkeit des Zusammenseins sind sich beide stets bewusst, nur so lässt sich erklären, warum Domin Ditges überhaupt noch filmen lässt, denn zunehmend werden ihr die Aufnahmen lästiger. Aber, dass in dem knitterigen Körper ein wacher und klarer Geist wohnt, der mit seinem äußeren Erscheinungsbild nicht kongruent ist, dass bekundet Hilde Domin einige Male. Sieht sie sich im Spiegel an oder sieht sie eine Büste von sich, scheint sie selbst immer zu erschrecken ob der Metamorphose, die ihr Körper hinter sich gebracht hat.
Ich will nicht
ich will nicht so nah
sagt sie einmal, wenn die Filmemacherin ihr mit der Kamera zu nahe rückt. Es handelt sich aber nicht um ein Übertreten der körperlichen Grenzen, es geht ihr um ihr Äußeres, ihre Runzeln, das wird sie später bestätigen. Anna Ditges gehorcht brav und tritt einen Schritt zurück und zoomt zeitgleich wieder auf die gerade verlassene Kadrierung.
Selbstbewusst aber immer charmant, manchmal schmeichelnd, manchmal ratlos überschreitet Ditges die Grenzen der oft ruppigen Dame. Sie weiß, und das wird sich am Ende leider bestätigen, dass sie in höherem Auftrag handelt und die letzten Aufnahmen der Dichterin aufzeichnet. Das alleine ist ihr Schwert mit dem sie sich immer wieder den eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit das Filmen erkämpfen muss.
Anna Ditges gelang ein eindrückliches Porträt einer Jahrhundertzeugin, die ihre Sicht auf die Ereignisse dieser Jahre erzählt und dabei ihre ganz persönliche Geschichte aufrollt bis zu ihrem aktuellen, einsamem Leben im Alter.
Im Januar 2006 starb Hilde Domin.
Fazit: Dokumentarfilm über die Lyrikerin Hilde Domin, die einer jungen Filmemacherin nicht nur ihre Tür, sondern ihr Herz öffnet und Einblick in ihr vergangenes und aktuelles Leben gibt.
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Ich will Dich - Begegnungen mit Hilde Domin Kritik
Ich will Dich - Begegnungen mit Hilde Domin: Eine junge Filmemacherin entdeckt die Lyrik von Hilde Domin und beschließt, die berühmte Dichterin kennen zu lernen. Sie trifft auf eine wache, unkonventionelle 95jährige in einer Wohnung voller Bücher, Rosen und Erinnerungen - mit einer Lebensgeschichte, in der sich das letzte Jahrhundert spiegelt.
Hilde Domin, Jahrgang 1909, erzählt mit großer Offenheit aus ihrem spannungsreichen Leben: von ihrer Kindheit in Köln, von 20 langen Jahren im Exil, von der Rückkehr nach Deutschland und ihrer späten Karriere als Dichterin. Zum ersten Mal spricht sie vor der Kamera über Erwin, die große Liebe ihres Lebens, und über ihre Einsamkeit im Alter. Themen, die der individuelle Blick der Autorin in ausdrucksstarken Bildern festhält.
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Die Deutsche Film- und Medienbewertung
Im Mittelpunkt dieses erfrischend unkonventionellen Dokumentarfilms steht die Begegnung mit der berühmten deutschen Lyrikerin Hilde Domin. Der Film schildert auf eindringliche, bewegende Weise das Leben und Werk der 94jährigen Dichterin. Dabei gelingt es der jungen Filmemacherin Anna Ditges durch ihre offene und persönliche Art auf bemerkenswerte Weise große menschliche Nähe zu der porträtierten Dichterin Domin herzustellen. Eine Nähe, die oft eine Gratwanderung darstellt, aber immer respektvoll bleibt.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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