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Ida: Polen im Jahr 1962. Anna ist eine Novizin, die als Waise von den Nonnen des Konvents erzogen wurde. Bevor sie ihr Gelübde ablegt, will sich mit Wanda treffen, ihre einzigen lebenden Verwandten. Dabei erfährt Anna, dass sie eigentlich eine Jüdin ist. Gemeinsam machen die beiden Frauen sich auf eine Reise, um die tragische Geschichte ihrer Familie zu ergründen.

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Handlung und Hintergrund

Novizin Anna hat gerade ihr 18. Lebensjahr vollendet, ist noch Jungfrau und lebt wie eine Heilige fern der Sünde. Bevor sie 1962 in dem polnischen Kloster, wo sie aufgewachsen ist, ihr Gelöbnis ablegt, bittet ihre letzte lebende Verwandte, die ihr bislang unbekannte Tante Wanda, sie in der Stadt zu treffen. Dort enthüllt sie dem stillen Mädchen, das Anna keineswegs katholisch, sondern die Jüdin Ida ist und ihre Eltern im Krieg von einheimischen Bauern ermordet wurden. Die resolute Ex-Richterin fährt mit ihr aufs Land, um die verschollenen Gebeine ihrer Familie zu finden.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Pawel Pawlikowski
Produzent
  • Magdalena Malisz,
  • Ewa Puszczynska,
  • Piotr Dzieciol-Prezes,
  • Eric Abraham
Darsteller
  • Agata Kulesza,
  • Agata Trzebuchowska,
  • Dawid Ogrodnik,
  • Jerzy Trela,
  • Adam Szyszkowski,
  • Halina Skoczyñska,
  • Joanna Kulig,
  • Dorota Kuduk,
  • Natalia Lagiewczyk,
  • Afrodyta Weselak,
  • Mariusz Jakus,
  • Izabela Dabrowska,
  • Artur Janusiak,
  • Anna Grzeszczak,
  • Jan Wojciech
Drehbuch
  • Pawel Pawlikowski,
  • Rebecca Lenkiewicz
Musik
  • Kristian Eidnes Andersen
Kamera
  • Ryszard Lenczewski,
  • Lukasz Zal
Schnitt
  • Jaroslav Kaminski

Kritikerrezensionen

    1. Nach drei Filmen in England und einem in Paris drehte der in Europa aufgewachsene Regisseur Pawel Pawlikowski ("My Summer of Love") mit "Ida" erstmals in seiner polnischen Heimat. In seinem mit Rebecca Lenkiewicz verfassten Skript verarbeitete er Elementen der eigenen Biografie, darunter die Begegnung mit einer ehemaligen stalinistischen Richterin, die ihn zuvor mit ihrer ironischen Art beeindruckte. Wie in allen seinen Filmen lebt auch "Ida" von der Konfrontation zweier konträrerer Charaktere - hier sind es das unschuldige, schweigsame Mädchen und die mondäne, innerlich zerrissene Grande Dame. Während sich Anna/Ida den Fragen nach Vergangenheit und Zukunft stellen muss, wird sich ihre Tante langsam den eigenen Verfehlungen bewusst. Dagegen setzen die Menschen, denen beide bei ihren Nachforschungen begegnen, auf die Verdrängung der einstigen Schuld.

      Nach dem surrealen Mystery-Drama "Die geheimnisvolle Fremde" kehrt Pawel Pawlikowski zum nüchternen Inszenierungsstil von "Last Resort" zurück. Seine Werke leben von einem unsentimentalen Blick auf Menschen am Scheideweg, deren Schicksal sich in der unwirtlichen Natur spiegelt. Obwohl er in "Ida" unterschiedliche Themenpaare wie Verlorenheit und Identitätsbestimmung, Schuld und Sühne, Katholizismus und Kommunismus, Vergangenheit und Gegenwart anschneidet, wirkt sein Drehbuch nicht wie Stückwerk. Dass die Mischung aus Road Movie, Nachkriegsdrama, Coming-of-Age-Studie, kitschfreier Liebesgeschichte und Reminiszenz an die polnische Jazz-Welle funktioniert, liegt an dem trockenen Humor, der lakonischen Inszenierung und den glaubwürdigen Figuren.

      Dazu ordnet die häufig unbewegte Kamera die Figuren öfter am Rand des Geschehnes an, um ihre Verlorenheit und Isolation zu unterstreichen. In erster Linie geht es Pawlikoswki nicht um eine schonungslose Abrechnung mit der Tätergeneration und der Tristesse der polnischen Gesellschaft, sondern um das Porträt einer Ära der Neuorientierung im Sozialismus. Idas Reise zur eigenen unbekannten Biografie fällt mit der Aufbruchstimmung der frühen Sechziger zurammen. Gegen die Verfehlungen der Väter setzt Pawlikowski den Freiheitsdrang der jungen Generation. Als Entdeckung erweist sich Hauptdarstellerin Agata Trezebuchowska, die das Tastende und Fragende ihrer distanzierten Figur perfekt vermittelt.

      So wie alle Arbeiten Pawlikowskis unter 90 Minuten ausfallen, was in einer Zeit der ausufernden Filmepen wohltuend wirkt, zeigt sich "Ida" ebenso ökonomisch präzise erzählt. Auf dem Soundtrack stehen klassische Kompositionen, etwa von Mozart, den Jazz-Titeln eines John Coltrane gegenüber. Die zuvor schon in "Die geheimnisvolle Fremde" besetzte Joanna Kulig verkörpert die blonde Sängerin der Band, was angesichts ihrer Gesangsausbildung nahe lag. Das Jazz-Ambiente liefert gemeinsam mit der poetischen Schwarzweiß-Fotografie und dem ungewöhnlichen, fast quadratischen Bildformat (in 4:3) eine stimmige Hommage an das Kino der Sechziger.

      Fazit: "Ida" funktioniert ebenso als nüchternes Porträt zweier unterschiedlicher Frauen wie als eindringliche Anklage gegen die Verdrängung von Kriegsverbrechen, wobei der Tonfall zwischen Trauer und lakonischem Humor schwankt.
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