Il Futuro: Die beiden Teenager Bianca und Tomás leben nach dem Unfalltod ihrer Eltern als Waisen in Rom. Mit kleinen Jobs halten sie sich neben der Schule über Wasser. Ihre Situation verkompliziert sich noch, als zwei Freunde von Tomás aus dem Fitnessstudio bei ihnen einziehen. Zusammen planen sie aus Geldnot, den in die Jahre gekommenen blinden Bodybuilder und ehemaligen B-Picture-Helden Maciste auszurauben. Dazu soll Bianca...
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Handlung und Hintergrund
Als die Teenager Bianca und Tomás ihre Eltern durch einen Autounfall verlieren, stehen sie vor dem Nichts. Gemeinsam versuchen sie mit kleinen Brotjobs, sich finanziell über Wasser zu halten. Die Situation verschärft sich, als zwei Fitnessstudio-Kumpels von Tomás in die Wohnung einziehen. In ihrer Not wollen die Jugendlichen den alternden, erblindeten Bodybuilder Maciste ausrauben. Dazu soll Bianca ihn zunächst verführen. Doch diese fühlt sich zu dem Mann mehr und mehr hingezogen.
Besetzung und Crew
Regisseur
Alicia Scherson
Produzent
Bruno Bettati,
Christoph Friedel,
Claudia Steffen,
Bruno Bettati,
Mario Mazzarotto,
Luis Angel Ramírez,
Álvaro Alonso
Darsteller
Rutger Hauer,
Manuela Martelli,
Luigi Ciardo,
Nicolas Vaporidis,
Alessandro Giallocosta,
Daniela Piperno,
Pino Calabrese,
Patricia Rivadeneira,
Sara Manni
Drehbuch
Alicia Scherson
Musik
Caroline Chaspoul,
Eduardo Henríquez
Kamera
Ricardo DeAngelis
Schnitt
Soledad Salfate,
Ana Alvarez Ossorio
Casting
Alice Fritti
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Die mehrfach ausgezeichnete chilenische Regisseurin Alicia Scherson ("Play", "Turistas") zeigte sich als Fan von Roberto Bolanos Roman "Eine Lumpengeschichte" über das Schicksal zweier chilenischer Waisen in Italien. Ihr gelang es, die Verfilmung des relativ schmalen Buches als internationale Co-Produktion auf die Beine zu stellen, wobei von deutscher Seite Pandora Film aus Köln/Frankfurt beteiligt war.
"Il Futuro Eine Lupengeschichte in Rom" ist eine Mischung aus Coming-of-Age-Drama und Hommage an das trashige, italienische Sandalenkino der Sechziger Für die Hauptrolle konnte Rutger Hauer ("Der Tag des Falken", "Batman Begins") als blinder, alternder Actionstar gewonnen werden, der sich mit all seinen Devotionalien in eine Luxusvilla zurückzog. Da der Holländer für den Part eigentlich zehn Jahre zu jung ist, hätte sich der immer noch aktive Ex-Bodybuilder Brad Harris ("Kommissar X") angeboten. Doch abgesehen vom Umstand, dass es sich bei Rutger Hauer um den besseren Akteur handelt, kann er selbst inzwischen auf ein stetig anwachsendes B-Picture-Oeuvre zurück blicken. Man nimmt ihm die Einsamkeit, Verletzlichkeit und Eitelkeit einer legendären Filmikone ab, die sich längst auf der Schwelle des Todes wähnt und durch seine junge Besucherin wieder ein wenig Hoffnung schöpft.
Ebenso überzeugend agiert die Chilenin Manuela Martinelli ("Machuca, mein Freund") als Bianca, die sich in einem Stadium zwischen Mädchen und Frau befindet. (Im wahren Leben ist Martinelli schon Ende Zwanzig.) Obwohl sie sich ebenfalls dem Müßiggang hingibt und die Wohnung verwildern lässt, agiert die unter Schlafstörungen leidende Waise letztlich erwachsener als ihr Bruder und seine zwielichtigen Freunde. Während sie mit Latzhose oder Trenchcoat eher burschikos auftritt, hat die junge Frau später keine Probleme damit, ihren Körper zur Erreichung ihrer Ziele einzusetzen. Welche diese allerdings auf der Suche nach Glück sind - darüber muss sich Bianca, deren Off-Stimme das Geschehen rückblickend kommentiert, erst klar werden.
In der Romanvorlage stehen sich verschiedene Welten gegenüber. Während die Adaption ebenfalls den Kontrast zwischen Proletariat und dekadentem römischen Lebensstil unterstreicht, gehen die Verweise auf die Veränderungen in der Trivialkultur etwas unter. Da Videotheken heute weitgehend aus dem Alltag verschwunden sind, verzichtete Regisseurin und Autorin Alicia Scherson auf die wachsende Vorliebe der Geschwister für billiges Actionkino und Pornos. Seine Erotikware sieht sich Tomás jetzt illegal auf Abo-Kanälen an. Erst später besorgen sich die Nachwuchskriminellen einen "Herkules"-Sandalenschinken, um in das filmische Schaffen ihres möglichen Opfers einzutauchen. Damit werden die Veränderungen in den Sehgewohnheiten über die Jahrzehnte hinweg allerdings nur gestreift.
Im Gegenzug spickte Scherson das ruhige Drama mit weiteren Verweisen auf Trivialikonen und Popkultur: Das gelbe Unfallauto der verunglückten Eltern erinnert an die italienischen "Giallo"-Kriminalromane. Bianca besucht die "Cinecitta"-Arenen, wo Muskelmänner früher die Pappfelsen durch die Lüfte schleuderten. Als greiser "Maciste" schwingt Rutger Hauer die Klinge wie einst als blinder Schwertkämpfer im US-Hit "Blind Fury". Wie ein Untoter bewegt er sich durch die düstere Villa voller Erinnerungsstücke an eine vergangene Epoche. Dagegen prangern auf den T-Shirts der Jugendlichen von "Masters of the Universe" bis hin zu "Nirvana" die (nicht mehr taufrischen) Helden von heute.
Ihre gradlinige, aber enigmatische Adaption reichert Alicia Scherson mit einigen surrealen Traumsequenzen an, was die somnambule Stimmung verstärkt. Am Ende steht unter den Klängen von Patti Smiths "Wing" der Weg vom nächtlichen Dunkel ans Licht. Ein Manko der durchaus gelungenen Verfilmung liegt in Roberto Bolanos Vorlage begründet. Wo zunächst eine Katastrophe und der Weg in die Kriminalität drohen, lässt der Autor die Geschichte reichlich unentschieden auslaufen. Immerhin verleiht Scherson dem abrupten Ende einen optimistischen Unterton, so dass ihr Finale nicht ganz so abgekappt wirkt.
Fazit: "Il Futuro Eine Lumpengeschichte in Rom" zeigt sich als leicht surreal angelegtes Jugend-Entwicklungsdrama mit Krimianklängen und Pulp-Verweisen, getragen von glaubwürdigen Hauptdarstellern.
Il Futuro - Eine Lumpengeschichte in Rom: Die beiden Teenager Bianca und Tomás leben nach dem Unfalltod ihrer Eltern als Waisen in Rom. Mit kleinen Jobs halten sie sich neben der Schule über Wasser. Ihre Situation verkompliziert sich noch, als zwei Freunde von Tomás aus dem Fitnessstudio bei ihnen einziehen. Zusammen planen sie aus Geldnot, den in die Jahre gekommenen blinden Bodybuilder und ehemaligen B-Picture-Helden Maciste auszurauben. Dazu soll Bianca ihn besuchen, ihn verführen und sein Vertrauen gewinnen. Doch Bianca fängt an den charismatischen Maciste zu mögen und denkt immer weniger an ihren ursprünglichen Plan.