Diese Woche erscheint der zweite neue „Immenhof“-Film im Kino. Aber welche Kultreihe wird da eigentlich wiederbelebt?
Als der erste Teil der neuen „Immenhof“-Verfilmung ins Kino kam, führte dies zu einem wahren Aufschrei unter einigen eingefleischten Fans der Kultreihe aus den 1950er und 70er Jahren. Alles hat sich so verändert. Statt der Zwillinge gibt es nun drei Schwestern und keine Oma mehr. Die Jugendlichen sind Waisen und müssen die volle Verantwortung für das Pferdegut übernehmen. Dort wimmeln auch nicht mehr nur die kleinen Hufe von Shetland- und Island-Ponys herum, sondern vorwiegend große Pferde. Trotzdem war das Drehbuch von Sharon von Wietersheim erkennbar nah an „Die Mädels vom Immenhof“ angelehnt. Für den Immenhof-Museumsbetreiber Mario Würz war laut eines Interviews in den Lübecker Nachrichten an der Neuauflage aber auch besonders enttäuschend, dass nicht am Originalschauplatz Gut Immenhof gedreht wurde und stattdessen der berühmte Kult-Name einfach für „eine gewöhnliche Pferdegeschichte“ genutzt worden sei.
- 1.Zweiter Teil der Neuverfilmung: „Immenhof: Das große Versprechen“ in eurem Kino
- 2.Die kultige „Immenhof“-Reihe und ihre Neuauflage
- 2.1.„Immenhof“-Reihenfolge und Filme im Stream ansehen
- 2.2.„Immenhof“: Drehorte schon in den 1970ern nicht mehr auf Gut Rothensande
- 3.„Immenhof“ 2022 – die zeitgemäße Neuauflage
- 4.Und nicht zu vergessen: „Immenhof“ als TV-Serie in den 1990er Jahren
Zweiter Teil der Neuverfilmung: „Immenhof: Das große Versprechen“ in eurem Kino
Doch auch wenn die Erwartungen so manch eingefleischter Fans der Heimat-Kultfilme möglicherweise wirklich enttäuscht wurden, konnte die Neuauflage „Immenhof: Das Abenteuer eines Sommers“ fast 3,5 Millionen Euro einspielen. Der fünfte Film der ausgesprochen beliebten „Ostwind“-Reihe erzielte zum Vergleich knapp 5,2 Millionen Euro. Ab dem 26. Mai 2022 kann der zweite Teil zeigen, ob die neue „Immenhof“-Reihe trotz all ihrer Unterschiede zum Original treue Fans gewinnen konnte, die in den nächsten Wochen zahlreich an die Kinokassen stürmen. „Immenhof 2: Das große Versprechen“ garantiert große Gefühle, fantastische Tier- und Naturaufnahmen und eine fesselnde Geschichte. Der Trailer deutet schon an, dass große und kleine Pferderfreund*innen mit einem sehr emotionalen Kinoerlebnis zu rechnen haben. Doch schaut selbst:
Die Schauspielerin der Hauptdarstellerin Lou, Leia Holtwick ist eine erfahrene Reiterin, hatte aber bis zum ersten Immenhof-Film noch gar keine Kamera-Erfahrung. Das Pferd, das „Cagliostro“ spielt, war da schon erfahrener, hatte aber auch in diesem Film seine erste große Rolle. Bis auf die Szenen im Moor, in denen er von Arron gedoublet wurde, konnte er das wunderbar meistern.
Die kultige „Immenhof“-Reihe und ihre Neuauflage
Den Original-Schauplatz der Reihe von damals, Gut Rothensande bei Malente, könnt ihr inzwischen besuchen und euch sogar dort einmieten, denn der Gutshof ist inzwischen zum Hotel umgebaut. Genau diese Bauarbeiten waren unter anderem ein Grund, warum die Produktion des ersten Teils nicht einmal mit dem Gedanken spielen konnte, an diesem historischen Ort zu drehen. Ihr allerdings könnt euch dort alles ansehen und auch dem Museum einen Besuch abstatten, denn Mario Würz freut sich sicher über junge Besucher*innen, die bisher vielleicht nur „gewöhnliche Pferdegeschichten“ lieben und deren Begeisterung für die Besonderheiten der Immenhof-Originalreihe vor Ort bestimmt geschürt wird.
Die deutschen Heimatpferdefilme entstanden auf der Basis des erfolgreichen Romans „Dick und Dalli und die Ponies“ von Ursula Bruns und kamen zwischen 1955 und 1974 ins Kino. In all den anschließenden Jahrzehnten gehörten die Filme aufgrund zahlreicher Wiederholungen im TV in vielen Familien zum festen Bestandteil des gemeinsam konsumierten Programms. Sollte dies bei euch nicht der Fall sein, könnt ihr euch die fünf Original-Filme zum Beispiel günstig als DVD-Box holen.
„Immenhof“-Reihenfolge und Filme im Stream ansehen
Wer nur mal reinschauen oder Wissenslücken füllen mag, wird statt des Silberlings vielleicht den Stream bevorzugen und sollte die Filme dann in der folgenden Reihenfolge aufsuchen:
- Teil 1 „Die Mädels vom Immenhof“ (1955)
- Teil 2: „Hochzeit auf Immenhof“ (1956)
- Teil 3: „Ferien auf Immenhof“ (1957)
- Teil 4: „Die Zwillinge vom Immenhof“ (1973)
- Teil 5: „Frühling auf Immenhof“ (1974)
- Neuverfilmung: „Immenhof: Das Abenteuer eines Sommers“ (2019)
- Neuverfilmung Teil 2: „Immenhof: Das große Versprechen“ (2022)
„Immenhof“: Drehorte schon in den 1970ern nicht mehr auf Gut Rothensande
Die Regisseurin Sharon von Wietersheim ist selbst seit frühester Kindheit Reiterin und entsprechend begeistert von Pferden. Wie sie im Interview mit den Lübecker Nachrichten erzählt, gehört auch sie selbst zu den Menschen, die die „Immenhof“-Filme einer regelmäßigen Sichtung in ihrem Leben unterzogen haben. Besonders mochte sie „diese Verbundenheit zur Heimat, das Reiten, das Wasser. Heute ist das Thema Heimat gar nicht mehr so in unserem Bewusstsein – ich wollte mit dem Immenhof-Film auch ein bisschen dahin zurück.“ Prinzipiell wäre sie wohl auch gerne an den alten Drehort bei Bad Malente zurückgekehrt, aber da standen eben zum betreffenden Zeitpunkt die Bauarbeiten im Weg. Gedreht wurde dann an verschiedenen Schauplätzen, ein Immenhof-ähnliches Gut wurde dann in Augsburg gefunden, aber auch in Mitteldeutschland und Belgien wurde gedreht. Der neue Immenhof-Film schließt also weniger örtlich an das Original an, sondern fokussiert den Heimat-, Natur- und Pferdeaspekt. Aber auch schon die Teile der Originalreihe sind nicht alle auf Gut Rothensande entstanden. Stattdessen wurde auf Gut Kietkamp und auf dem Hof Radlandsichten bei Timmendorf gedreht.
„Immenhof“ 2022 – die zeitgemäße Neuauflage
Der deutsche Heimatfilm muss sich seiner Geschichte stellen und auch wenn der neue Film auf Gut Rothensande gedreht worden wäre, hätte er sich trotzdem nicht 1:1 an die Vorlage halten können, allein wegen eines seit den 1970ern Jahren doch stark veränderten Frauen- und Mädchenbilds, aber auch aufgrund neuer Sichtweisen bezüglich Pferdehaltung und Pferdesport. Dass sich das in die Gegenwart transferierte Ergebnis dann mehr nach „Ostwind“ oder „Wendy“ anfühlt, als nostalgische „Immenhof“-Gefühle aufleben lässt, verwundert nicht und ist ja auch nicht unbedingt ein Fehler. Dafür gibt es ja die oben verlinkten Originale oder auch den Originalroman. So gesehen hat aber Autor und Museumsleiter Würz nicht unrecht, dass die Neuauflage den tradierten „Immenhof“-Kult mehr als Ideengeber und heimelig-bekannten Namen für eine neue Pferdefilmreihe mit starken Mädchen genutzt und es vermutlich nicht unbedingt nur auf eingeschworene Fans des Originals abgesehen hat.
Und nicht zu vergessen: „Immenhof“ als TV-Serie in den 1990er Jahren
Um ein letztes Mal an die Worte des „Immenhof“-Kenners Mario Würz anzuschließen: 1993 wurde ganz klar der Versuch gemacht, an den Erfolg der kultigen Filmreihe mithilfe des berühmten Namens anzuknüpfen. Die ZDF-Serie „Immenhof“ ist an Kitschigkeit schwer zu überbieten und steht inhaltlich überhaupt nicht in Zusammenhang mit den Originalen, weder Filme noch Buch. Auch ist die Serie nicht dazu angetan, dem Genre Heimatfilm ein progressiveres oder zeitgemäßes Antlitz zu verleihen. Hier ist Frederike Gräfin von Bantz die Besitzerin des Gutes Immenhof, der versteigert werden soll. Zwei Staffeln mit insgesamt 19 Folgen sind der Welt geblieben, ihr könnt auf YouTube reinschauen.
