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Immer nie am Meer: Geschichtsprofessor Baisch, sein depressiver und tablettensüchtiger Schwager Anzengruber und ein manischer Kleinkünstler haben nach einer Feier einen Autounfall auf einer abgelegenen Landstraße. Eingekeilt zwischen zwei Bäumen bleiben sie stecken, Türen und Fenster lassen sich nicht mehr öffnen, die Fenster aus Panzerglas lassen sich nicht einschlagen. Verletzt und ohne Aussicht auf Entkommen warten sie tagelang...

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Handlung und Hintergrund

Der österreichische Archäologieprofessor Baisch (Dirk Stermann) fährt mit seinem alkohol- und tablettensüchtigen Schwager Anzengruber (Christoph Grissemann) nach einer Feier nachts heim. Unterwegs lesen sie den verunglückten Kleinkünstler Schwanenmeister (Heinz Strunk) auf. Kurz darauf haben auch sie einen Unfall, kommen von der Straße ab und sind in ihrer gepanzerten Limousine hoffnungslos zwischen zwei Baumstämmen eingeklemmt. Verletzt warten sie fast ohne Proviant auf Rettung und fallen sich bald böse auf den Wecker.

Auf engstem Raum angesiedelte Psycho-Groteske, mit der der Wiener Filmemacher und Produzent Antonin Svoboda („Die fetten Jahre sind vorbei„, „Spiele Leben“) drei traurige und doch sehr komische Gestalten in ein schlagfertig-absurdes Wortduell verwickelt.

Der depressive Anzengruber, dessen schwerfälliger, Schwager Baisch und Anhalter Schwanenmeister geraten in einer gepanzerten Limousine von der Landstraße ab und kommen nicht mehr aus dem Unfallwagen heraus. Nach anfänglichen Witzeleien untereinander macht sich mit zunehmendem Hunger und Durst Panik breit.

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Eine Limousine kommt von einer Landstraße ab und landet in einem Waldstück. Deren Insassen, der depressive Anzengruber, dessen schwerfälliger Schwager Baisch und ein nicht gerade stabil im Leben stehender Anhalter, können den Wagen nicht verlassen, weil er eingeklemmt ist. Lange wollen die Männer nicht wahrhaben, dass sich ihr Aufenthalt länger hinziehen wird, als ihnen lieb sein dürfte. Als sich Hunger und Durst einstellt und (Todes-)Angst sich breit macht, beginnt sich das Trio auszuspionieren und zu terrorisieren.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Antonin Svoboda
Produzent
  • Barbara Albert,
  • Martin Gschlacht,
  • Jessica Hausner
Darsteller
  • Christoph Grissemann,
  • Dirk Stermann,
  • Heinz Strunk,
  • Philip Bialowski,
  • Eva Maria Neubauer,
  • Markus Hering,
  • Gabriele Heckel
Drehbuch
  • Antonin Svoboda,
  • Christoph Grissemann,
  • Dirk Stermann,
  • Heinz Strunk,
  • Jörg Kalt
Kamera
  • Martin Gschlacht
Schnitt
  • Oliver Neumann

Kritikerrezensionen

    1. Drei Männer, eingeklemmt in einem Auto im tiefen, finsteren Wald: Das könnte die Situation eines existentialistischen Kurzfilms aus den 60ern sein, ist aber hier ein Spielfilm mit bitter-ironischen, humorvoll-bösen Untertönen. Ein Film, wie er heute so wohl nur in Österreich hat produziert werden können, dem Land, das Grotesken mit Josef Hader schuf, wo Michael Haneke menschliche und zwischenmenschliche Kälte auf Leinwand bannte, wo minimalistische Filme wie „Hundstage“ mit lakonischer Schonungslosigkeit schockieren.

      In „Immer nie am Meer“ werden drei Männer zusammengesperrt, die sich, so ist anzunehmen, mit ihrer gegenseitigen mal unterschwelligen, mal ausbrechenden Aggressivität irgendwann gegenseitig auffressen werden. Ein Archäologieprofessor mit Liebeskummer, sein Schwager voll des Weltekels des Verlierers, der sein selbstverschuldetes Elend nicht wahrhaben will, und Herr Schwanenmeister, ein schmieriger Tingeltangelsänger, den das Entertainmentbusiness ankotzt, der mit seiner mehr als latenten Homosexualität hausieren geht: Sie sind eingepfercht zwischen Baum und Baumstumpf, fernab der Straße mitten im undurchdringlichen Wald. Ein Mikrokosmos dreier Männer, die nicht miteinander können, aber miteinander müssen. Eine Versuchsanordnung der Filmemacher – die Darsteller haben ihre Rollen selbst geschrieben –, die sich auf die Dynamik der Unvermeidlichkeit konzentriert.

      Ein Film als Anordnung für einen Menschenversuch, der als Clou mitten im Film einen kleinen Jungen einführt, selbst mehr oder weniger verhaltensgestört, der das Auto mit den Gefangenen entdeckt, aber nicht etwa Hilfe holt, sondern die drei als eine Art Laborratten für ein Verhaltensforschungsexperiment benutzt inklusive Licht- und Nahrungsentzug, Geräusche- und Psychoterror.

      „Immer nie am Meer“ ist also ein Film, der nicht nur die Verhaltensweisen seiner Protagonisten untersucht, sondern auch die Voraussetzungen seiner selbst, als künstliches, auf Zelluloid gebanntes Gedankenexperiment reflektiert. Psychologisch schlüssig, mit Charakteren, deren Untiefen allmählich erst offengelegt werden, mit dynamischem Wechselspiel zwischen Weinerlichkeit und Hysterie, Aggressivität und Fatalismus wäre der einzige Vorwurf, der dem Film zu machen ist, dass er seine Handlung denn doch zu künstlich präsentiert. Nicht wegen der absurden Ausgangssituation, die ihrerseits wiederum ganz plausibel satirisch motiviert ist: Es handelt sich um den alten Mercedes des früheren österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim, seines Zeichens auch UN-Generalsekretär und geouteter Altnazi, inklusive Panzerglasscheiben, nicht mehr funktionierendem Schiebedach und defekter Hupe.

      Die künstliche Distanzierung des Zuschauers, die ein vollständiges Einlassen auf die beklemmende Situation verhindert, bewirken eher die Darsteller, von denen man merkt, dass sie keine professionellen Schauspieler sind: Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind österreichische Satiriker, Heinz Strunk deutscher Entertainer-Humorist. Und alle drei spielen mehr oder weniger ihre Kunstfiguren, die wiederum in die Rollen der Eingeschlossenen schlüpfen… Für Fans sicherlich eine interessante zusätzliche Brechung; für den Film selbst aber eine Drehung der Schraube zuviel.

      Fazit: Ein beklemmendes Spiel um das Eingeschlossensein, auf Film gebannte Verhaltensforschung – das freilich an dem künstlichen Spiel seiner Darsteller krankt.
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