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Import Export: Es ist kalt und grau. Winterzeit. Die Menschen frieren. Das ist so in Österreich. Das ist so in der Ukraine. Zwei verschiedene Welten, die einander immer mehr zu ähneln beginnen. Der Osten sieht aus wie der Westen, der Westen wie der Osten. In dieser Atmosphäre spielen zwei Geschichten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Die eine ist eine Import-Geschichte. Sie beginnt in der Ukraine und führt...

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Handlung und Hintergrund

Die ukrainische Krankenschwester Olga (Ekaterina Rak) versucht ihren kargen Lohn ziemlich erfolglos mit einer Online-Sex-Agentur aufzubessern. Für einen Job im Altersheim in Wien lässt sie sofort alles stehen - Bruder, Mutter und ihr Kind. Der arbeitslose Sicherheitsmann Paul (Paul Hofmann) lebt in Wien und ist hoch verschuldet, seit er Job und Freundin verlor. Um nicht unterzugehen, liefert er mit seinem Stiefvater (Michael Thomas) Spielautomaten in die Ukraine aus. Weder ihm noch Olga ist es vergönnt, ihr Glück zu finden.

Auf seinen radikal-abschreckenden Spielfilm „Hundstage“ lässt der österreichische Menschenfeind und Dokumentarist Ulrich Seidl einen weiteren Blick auf die Kehrseite des Lebens folgen. Das ist meisterhaftes Kino großer Tristesse für jeden, der genug von Fun-Movies hat.

Olga ist eine Krankenschwester aus der tiefsten Ukraine. Pauli ist ein arbeitsloser österreichischer Security-Mann. Olga sucht ihr Glück im Westen und landet als Putzfrau in einem Altersheim in Österreich, während es Pauli und seinen Stiefvater auf der Suche nach Arbeit und Sinn in die Ukraine verschlägt.

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Ost und West kreuzen die Wege, wenn eine ukrainische Kinderkrankenschwester nach erfolglosen Versuchen im Internet-Porno-Geschäft ihr Glück in einem Wiener Altenheim sucht, wo das menschliche Elend fast nicht zu ertragen ist, während ein junger Wiener Prolet mit seinem asozialen Stiefvater in die Ukraine aufbricht, um olle Spielautomaten aufzustellen und festzustellen, dass er dieses Leben nicht führen will. Was sie finden sind jedoch nicht die Kehrseiten des Elends, dem sie entkommen wollen, sondern dessen Spiegelbild.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Ulrich Seidl
Produzent
  • Lucki Stipetic
Darsteller
  • Ekaterina Rak,
  • Paul Hofmann,
  • Maria Hofstätter,
  • Brigitte Kren,
  • Herbert Fritsch,
  • Natalia Baranova
Drehbuch
  • Ulrich Seidl,
  • Veronika Franz
Kamera
  • Ed Lachman,
  • Wolfgang Thaler
Schnitt
  • Christof Schertenleib
Casting
  • Veronika Franz,
  • Eva Roth

Kritikerrezensionen

    1. Zwei Geschichten mit entgegengesetzten Bewegungen, von Osten nach Westen und von Westen nach Osten; Import und Export zweier Menschen, aus österreichischer Perspektive gesehen: der Weg nach Wien und der Weg weg von Wien. Zwei Geschichten, die nichts miteinander zu tun haben, die sich nie berühren, nie kreuzen – und die doch nur zusammen Sinn ergeben, die nur durch die Verknüpfung das Ganze des Films und seiner Bedeutung ergeben.

      Ulrich Seidl inszeniert die Realität, nicht ihre filmische Illusion. Laiendarsteller spielen mehr oder weniger sich selbst, die Drehorte werden on location nicht verändert, am Set wird improvisiert, das Drehbuch nur als Arbeitsgrundlage verwendet, und die Kamera verbleibt stets im beobachtenden, dokumentarischen Gestus. Gleichzeitig sind Seidls Spielfilme auf unaufdringliche Art stark stilisiert, er sucht stets das Extreme, um es abzufilmen: die Boxen einer Webcam-Sexfirma, die winterliche Eiseskälte in der Ukraine, die sterbenden Patienten in der Altenpflege. Er zeigt die Monotonie des kleinen Alltags, die Leere der Räume – häufig ist nach einem Schnitt nicht klar, ob wir uns im Westen in Wien oder im Osten, in der Ukraine, befinden. Diese Gleichförmigkeit des gesellschaftlich Unteren ist ein wichtiger Teil von Seidls Botschaft – die er im Übrigen nie deutlich ausspricht.

      Seidl zeigt den dreckigen, zugemüllten Hinterhof der Wohlstandsgesellschaft, und er zeigt die Ausbeutung, die Erniedrigung, die das Geld, das Kapital den kleinen Leuten antut. Hartes Training, nein: Exerzieren bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus für die Ausbildung zum Security Man bedeutet nicht, dass man seinen Job behält, wenn man als Wachmann in der nächtlichen Tiefgarage von einer Türkengang verhöhnt und zusammengeschlagen wird. Junge Ukrainerinnen zeigen vor der Webcam alles, aber auch alles, um westliche Wollust zu befriedigen. Wer einem Geld schuldet, ist in dessen Hand, auch wenn’s der Stiefvater ist. Olga arbeitet als Putzfrau im Haushalt reicher Snobs, ist die Sklavin der Dame des Hauses, die ihre Macht willkürlich ausspielt. Und Pauli erhält eine Lektion von der Macht des Geldes, als Stiefvater Michael im ukrainischen Hotelzimmer eine junge Prostituierte unten ohne auf dem Boden Radl fahren, sie als Hund bellen oder sich selbst beschimpfen lässt.

      Das sind harte Bilder, das ist extrem und radikal, formal streng und lang und monoton, was Seidl da zeigt – wenn auch nicht so zwingend und quälend wie in seinem Spielfilmdebüt „Hundstage“. Und auch wenn man manche Bilder, die der Film bietet, nicht sehen will, blitzt doch auch immer Humor auf, Witz, satirische Einsprengsel, die das Radikale nicht abschwächen, sondern zuspizen, verdeutlichen – wenn Olga im Flur des Fließband-Websex-Betriebes dirty talk in phonetischem Deutsch lernt, oder wenn in einem Bewerbungsseminar Dirk Stermann auftritt, der österreichische Radio-Satiriker, demnächst auch mit „Immer nie am Meer“ im Kino.

      Der Mensch muss wissen, wie seine Lebenswelt funktioniert, wie die Dinge hinter der Fassade laufen – und Seidl hält seine Kamera drauf, zeigt, ohne offen zu bewerten – und doch hat jedes Bild, jede Einstellung seine eingeschriebene Moral, die den Ausverkauf des Menschlichen anprangert. Er zeigt die Trostlosigkeit, lässt sie aber nie gänzlich hoffnungslos erscheinen – in der Geriatrie, im Umgang mit den alten und hilflosen Menschen, die keine Macht mehr haben, könnte Olga vielleicht – obwohl sie nur die Putze ist – glücklich werden. Und Pauli findet etwas wie Freiheit, als er ganz unten angelangt ist.

      Fazit: Ein zuweilen harter, zuweilen gar quälender, dann aber auch wieder satirisch zugespitzter Blick auf die alltägliche Erniedrigung kleiner Leute. Und dabei ist die Bewegungsrichtung – ins „goldene“ Westeuropa oder ins „verkommene“ Osteuropa – zweitrangig…
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