Jeder von uns hat sicherlich schon einmal nach einem Film-Ende gedacht: „Hä?!“. So manches Werk begeistert sein Publikum mit einer wendungsreichen Geschichte und komplizierten Abläufen, die jedoch manchmal dezent verwirrend sein können. Genau an dieser Stelle wollen wir ansetzen und nehmen uns heute zehn Film-Enden vor, die für reichlich Verwirrung gesorgt haben und die wir hier hoffentlich für alle endlich abschließend erläutern können.
Und natürlich gilt für alle Filme: Achtung, Spoiler!
Inception (2010)
Das abschließende Bild aus Christopher Nolans opulentem Werk ist schnell ins popkulturelle Bewusstsein eingegangen und sorgt heute noch für hitzige Diskussionen: Ist Cobb (Leonardo DiCaprio) jetzt in einem Traum oder nicht? In „Inception“ wurde etabliert, dass Cobb stets einen Kreisel dreht, um zu überprüfen, ob er sich in einem Traum befindet. Fällt der Kreisel um, ist er in der Realität, dreht sich der Kreisel weiter, befindet er sich in einem Traum.
Nachdem der Gedanken-Dieb seinen Auftrag ausgeführt hat, kann er endlich wieder nach Hause reisen, wo er erneut mit Hilfe des Kreisels die Wirklichkeit seiner Welt testen will. Bevor er das Ergebnis sieht, rennt er jedoch bereits zur Tür hinaus zu seinen Kindern. Der Zuschauer wird mit dem sich weiterhin drehenden Kreisel alleingelassen, jedoch endet der Film, bevor wir sehen, ob er tatsächlich umfällt.
Zahlreiche Zuschauer suchten in der Folge akribisch nach Hinweisen und haben einige interessante Indizien gefunden, laut denen sich Cobb tatsächlich noch in einem Traum befinden könnte. Allerdings sehen wir am Ende von „Inception“, dass der Kreisel zu schlingern beginnt, was er im Traum niemals tun dürfte. Zumal Cobb seinen Ehe-Ring nicht mehr trägt, was Christopher Nolan über die gesamte Länge des Filmes als Anzeichen verwendete, dass wir uns nicht in einem Traum befinden.
Um euch vielleicht einige Kopfschmerzen zu ersparen, wollen wir noch Nolans Aussagen zum Finale einbringen. Die liefert allerdings keine eindeutigen Antworten, laut seiner Meinung sei es schlicht egal, ob sich Cobb in einem Traum befindet oder nicht. Er hat am Ende von „Inception“ entschlossen, seine Wirklichkeit einfach zu akzeptieren, da er darin glücklich mit seinen Kinder wiedervereint ist.
Interstellar (2014)
Christopher Nolan sorgte mit „Interstellar“ 2014 für einige Fragezeichen bei den Kinogänger, wie ohnehin bei der Hälfte seiner Werke. Protagonist Cooper (Matthew McConaughey) wird zum Ende in ein schwarzes Loch gesogen und landet dadurch in einem sogenannten Tesseract, einem vierdimensionalen Würfel, hinter dem Bücherregal seiner Tochter Murph (Mackenzie Foy). Dadurch kann er mit ihr kommunizieren und ihr mittels Morsecode den Schlüssel zur Rettung der Menschheit überreichen.
Doch wieso landete Cooper hinter dem Bücherregal?
Dafür verantwortlich ist die Menschheit selbst, die sich in ferner Zukunft zu höherdimensionalen Wesen entwickelt hat. Zumindest äußert Cooper diese Theorie in „Interstellar“. Das würde allerdings ein Zeitparadoxon mit sich bringen, denn wie soll die zukünftige Menschheit Cooper retten, wenn er zuvor die Menschheit retten muss? Einziger Ausweg wäre hier das Multiversum, wodurch weiterentwickelte Menschen aus einer anderen Realität Cooper hätten helfen können. Natürlich kann der Astronaut/Farmer auch schlicht falsch gelegen haben und er wurde gar nicht von Menschen, sondern anderen Wesen gerettet…
Silent Hill (2006)
Die Verfilmung des gleichnamigen Videospiels von „Silent Hill“ ließ einige Zuschauer ebenfalls ratlos zurück. Um den unheimlichen Träumen ihrer Adoptivtochter Sharon auf den Grund zu gehen, fährt die Hauptfigur Rose Da Silva (Radha Mitchell) nach Silent Hill. Dort landet sie ohne ihr Wissen in einer Parallelwelt. Bei Sharon handelt es sich nämlich um die gute Hälfte von Alessa/Sharon (Jodelle Ferland), die vor vielen Jahren einer fanatischen Sekte zum Opfer fiel. Aus Rache erschuf ein Dämon für Alessa die Parallelwelt, in der auch Rose und Sharon gefangen sind.
Am Ende entkommen die beiden Silent Hill und seinen grausigen Bewohnern. Als sie wieder bei ihrem Haus ankommen, wird für den Zuschauer jedoch verdeutlicht, dass die beiden noch immer in der Parallelwelt gefangen sind. Sie finden in ihrem Zuhause die gleiche neblige, von Asche verhangene Welt vor wie in Silent Hill. Christopher (Sean Bean), der Mann von Rose, ist dagegen in unserer Welt, was durch das vorhandene Licht verdeutlicht wird. Er bemerkt zwar, dass die Tür geöffnet wurde, da er seine Frau und seine Tochter nicht sehen kann, weiß er aber nicht, dass sie bei ihm sind.
Shutter Island (2010)
Am Ende seiner Ermittlungen entdeckt Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) in „Shutter Island“ die schreckliche Wahrheit: Er heißt eigentlich Andrew Laeddis und ist selbst Insasse in dem Ashecliffe Hospital für psychisch gestörte Schwerverbrecher. Der dortige Leiter Dr. John Cawley (Ben Kingsley) erlaubte Leaddis, seine Fantasie durchzuspielen und zum Ermittler Teddy Daniels zu werden, damit er endlich die Realität akzeptiert. Seine manisch-depressive Frau Dolores (Michelle Williams) ermordete die drei gemeinsamen Kinder und Leaddis gibt sich selbst die Schuld daran, was zu seinen Wahnvorstellungen führte.
Einige Zuschauer vertreten die These, dass Teddy doch ein echter Ermittler gewesen und von den Angestellten des Hospitals manipuliert worden sein könnte. Dies scheint angesichts der Handlung, Beweise und Daniels’/Laeddis‘ Verhalten direkt nach der Enthüllung allerdings etwas weit hergeholt zu sein.
Manche Fragezeichen wirft das endgültige Ende auf, in dem Leaddis plötzlich wieder zu seinem scheinbaren Partner Chuck (Mark Ruffalo) sagt, sie müssten gemeinsam von der Insel fliehen. Chuck, bei dem es sich in Wahrheit ebenfalls um einen Arzt handelt, gibt daraufhin das Zeichen, dass das Experiment gescheitert sei und Leaddis einer Lobotomie unterzogen werden müsse. Leaddis verabschiedet sich anschließend mit den Worten „Was wäre schlimmer: Zu leben wie ein Monster oder als guter Mann zu sterben?“. Offensichtlich ist er sich seiner Identität sehr wohl bewusst, kann aber mit dem Wissen nicht leben. Die Lobotomie betrachtet er wohl als Erlösung, weswegen er vortäuschte, dass das Experiment gescheitert sei.
American Psycho (2000)
Der New Yorker Yuppie Patrick Bateman (Christian Bale) begeht in „American Psycho“ mehrere Morde, die er am Ende gestehen will. Sein Anwalt Harold (Stephen Bogaert) lacht über dessen Aussagen, da er sie für einen Witz hält. Hat Bateman all seine grausamen Taten letztlich also nicht begangen, sondern ist zum Opfer seiner Fantasie oder vielmehr seines Wahnsinns geworden?
Das Ende von „American Psycho“ wurde bewusst offen gelassen, weswegen sich nicht genau sagen lässt, ob Bateman die Morde nun begangen hat oder nicht. Genau wie bei „Inception“ ist das aber auch gar nicht der Punkt. „American Psycho“ soll vielmehr den Lebensstil von Personen wie Patrick Bateman anprangern, die lediglich aus Gier und Neid handeln, innerlich aber hohl sind. Es kann also durchaus sein, dass Bateman verrückt geworden ist und sich alles einbildet. Genauso gut ist möglich, dass sein Anwalt bei all den austauschbaren Personen die Übersicht verloren hat und durch eine simple Verwechslung Bateman ungestraft davon kommt. Beide Optionen sprechen nicht gerade für die hier abgebildete Yuppie-Kultur, die Psychopathen erzeugt und / oder schützt.
2001: Odyssee im Weltraum (1968)
Stanley Kubricks Weltraum-Oper gilt fast 50 Jahre nach ihrem Erscheinen weiterhin als Meisterwerk, doch viele Zuschauer reiben sich über das Ende verwundert den Kopf. Wir sehen darin, wie Astronaut Bowman (Keir Dullea) sein Ziel und damit eine neue Dimension erreicht. Nachdem er eine undefinierbare Strecke zurückgelegt hat, landet er in einem Schlafzimmer, wo er schnell zu einem alten Mann wird. Zum Ende entwickelt er sich zum berühmten Weltraum-Baby, dass auf die Erde herabblickt.
Was all das soll? Kubrick lieferte eine mögliche Erklärung. „2001: Odyssee im Weltraum“ ist eine Abhandlung über die menschliche Entwicklung vom Affen bis zum Weltraum-Pionier. Bowman selbst läutet in diesem Prozess die nächste Stufe ein, indem er zu einer höheren Ebene gelangt. Er wird wiedergeboren und zum Sternen-Baby, das nicht mehr durch menschliche Möglichkeiten limitiert ist. Zum Ende blickt er auf die Erde und damit auf die Menschheit hinab und deutet an, dass deren Reise gerade erst begonnen hat.
No Country for Old Men (2007)
Viele wundern sich noch zehn Jahre nach Erscheinen des Films der Coen-Brüder über das Ende. Der Mord von Chigurh (Javier Bardem) an Llewelyn Moss (Josh Brolin) wird nicht gezeigt, stattdessen erzählt Sheriff Tom Bell (Tommy Lee Jones) seiner Frau von einem Traum, bevor „No Country for Old Men“ endet. Einige fragten sich sicherlich, was dieses antiklimaktische Ende bedeuten sollte und übersehen dabei das eigentliche Thema des Films.
In diesem geht es hauptsächlich um Bells Erkenntnis, dass er zu alt ist, um in der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen. In dem Traum, den er am Ende schildert, reiten Bell und sein Vater in die Berge. Letzterer reitet schließlich voraus, um ein Feuer für seinen Sohn zu entzünden. Dies verdeutlicht das Thema von „No Country for Old Men“: Es ist die Aufgabe der Jungen, die anwachsende Dunkelheit und damit das Chaos in Schach zu halten. Der Titel des Films unterstreicht diese Bedeutung des Traums.
Donnie Darko (2001)
Mittlerweile dürften einige diesen Geheimtipp, der noch immer so manchen verwirrt, nachgeholt haben. Das Sci-Fi-Teenager-Drama „Donnie Darko“ thematisiert scheinbar Zeitreise, allerdings ist die Angelegenheit ein wenig komplizierter. Zu Beginn des Films entsteht ein alternatives Universum durch eine Unregelmäßigkeit in der vierten Dimension. In diesem alternativen Universum spielt sich der große Teil der Handlung von „Donnie Darko“ ab, allerdings ist das alternative Universum selbst instabil und muss geschlossen werden. Andernfalls droht das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum zerstört zu werden.
Donnie wird sich dessen im Verlauf des Films bewusst und lässt sich von der Turbine töten, wodurch er wiederum das alternative Universum schließt. Die im Film gesehenen Ereignisse werden dadurch ausgelöscht, allerdings hallen sie in den beteiligten Personen nach. Donnie und Gretchen (Jena Malone) lernen sich allerdings niemals wirklich kennen. Eine genauere Abhandlung über „Donnie Darko“ findet ihr hier.
Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (2014)
Oscar-Gewinner „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ wurde seinerzeit kontrovers diskutiert, woran sicherlich auch das Ende seinen Anteil hatte. Riggan (Michael Keaton) gelang es tatsächlich, ein gefeiertes Broadway-Stück auf die Beine zu stellen, am Ende des Films stürzt er sich aber dennoch aus einem Krankenhauszimmer. Die letzte Einstellung des Films zeigt uns seine Tochter Sam (Emma Stone), die erst nach unten auf die Straße blickt, anschließend nach oben und zu lächeln beginnt. Hat Riggan es also tatsächlich geschafft und fliegt, wie er es den ganzen Film über fantasierte?
Wohl eher nicht, das wäre für den satirischen, zynischen Stil von „Birdman“ dann wohl doch eine Spur zu leichtherzig. Vielmehr können wir davon ausgehen, dass Riggan unten tot auf der Straße liegt. Sam sieht höchstwahrscheinlich ihren leblosen Vater und blickt anschließend nach oben. Es existieren mehrere Theorien, warum sie lächelt. Die einfachste ist, dass sie dies aus Unglaube über den Suizid ihres Vaters tut. Die andere besagt, dass sie von ihm eine ausgeprägte Fantasie mit Hang zum Wahn geerbt hat und sich lediglich vorstellt, wie ihr Vater im Himmel fliegt.
Arrival (2016)
Den jüngsten Vertreter unserer Liste haben wir uns für den Schluss aufgehoben. 2016 strich das Science-Fiction-Werk „Arrival“ einige Lobeshymnen ein, woran sicherlich die atypischen Struktur des Film ihren Anteil hatte. Die Sprachwissenschaftlerin Louise (Amy Adams) wird ausgewählt, Kontakt zu auf der Erde gelandeten Aliens herzustellen. Sie erlangt durch die nicht-lineare Sprache der Bewohner die Fähigkeit, selbst nicht mehr an die Limitierung einer dreidimensionalen Wirklichkeit gebunden zu sein. Folglich nimmt sie alle Ereignisse ihres Lebens gleichzeitig war, womit sie letztlich auch den Krieg gegen die Aliens verhindern kann.
„Arrival“ selbst bedient sich an dieser Wahrnehmung und zeigt uns Handlungen nicht in chronologischer Reihenfolge. Der Anfang, in dem wir in einer Montage den Tod des Kindes von Louise erleben, fand also gar nicht vor dem Kontakt mit den Aliens statt, sondern danach. Sämtliche Rückblenden im Film sind in Wahrheit in der Zukunft angesiedelt, was sich aber erst im Verlauf der Handlung erschließt. Zum Ende von „Arrival“ hatte Louise also noch gar keine Tochter, die bekommt sie erst im Anschluss mit Ian (Jeremy Renner). Dieser wird sie wiederum in der Zukunft verlassen, da Louise bereits wusste, dass ihre Tochter unheilbar krank zur Welt kommen und früh sterben wird.