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Fakten und Hintergründe zum Film "Inception"

Fakten und Hintergründe zum Film "Inception"

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Über die Produktion

Regisseur/Autor/Produzent Christopher Nolan berichtet, dass er mit der Arbeit am Konzept der „Inception“-Welt schon fast zehn Jahre vor den Dreharbeiten begann: „Vor etwa zehn Jahren begann ich mich für das Thema Träume zu interessieren, für die Beziehung unseres bewussten Lebens zu unserem Traumleben. Ich fand das Paradox immer schon faszinierend, dass alles, was im Traum geschieht – ob schrecklich, wunderbar oder fantastisch – von unserem eigenen Verstand in dem Moment hervorgebracht wird, in dem wir träumen. Was das für das Potenzial unserer Vorstellungskraft bedeutet, ist absolut ungeheuer. Ich überlegte, wie man das für einen aufwändigen Action-Film nutzen könnte, der auch eine sehr menschliche Ebene bietet.“

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„Inception“ geht davon aus, dass man Träume gemeinsam erleben kann … Träume, die so designt werden, dass sie absolut real wirken, solange man sich in ihnen befindet. Und in diesem unbewussten Zustand sind die tiefsten, wertvollsten Geheimnisse der jeweiligen Person wie auf einem Präsentierteller ungeschützt. Dazu Nolan: „Das Zentrum des Films bildet die These, dass eine Idee ein sehr widerstandsfähiger und mächtiger Parasit sein kann. Spuren davon bleiben stets im Unterbewusstsein zurück. Es ist ein mitreißender Gedanke, wenn man sich vorstellt, dass jemand physisch in die Traumwelt einer Person eindringen und selbst die intimste Idee stehlen könnte.“

Produzentin Emma Thomas stimmt ihm zu und beschreibt den Film als Gratwanderung zwischen einer spannenden Achterbahnfahrt und einem tief emotionalen Erlebnis. „Es gibt darin Elemente von Bankraub-Filmen, doch alles spielt sich in einem fantastischen Ambiente ab. Es gibt monumentale Action-Sequenzen, andererseits aber auch Hauptfiguren, die uns wirklich am Herzen liegen – die Emotionen sind eine entscheidende Triebfeder des gesamten Films.“

Diese Triebfeder wird vor allem durch die Hauptfigur Dom Cobb verkörpert – Leonardo DiCaprio übernimmt diese Rolle. „Letztlich hat mich genau das an diesem Skript angesprochen“, sagt der Schauspieler. „Es ist ein sehr unterhaltsamer, komplexer Thriller, in dem absolut alles passieren kann, aber im Grunde geht es um die Mission eines Mannes, der eine lange verborgene Wahrheit aufdecken muss, um zu sich selbst zu finden. Das ist ein sehr originelles Konzept: Wohl niemand darf behaupten, dass er etwas Vergleichbares schon einmal erlebt hat. Wegen dieser Aspekte wollte ich sehr gern dabei sein – vor allem, weil ich mit Chris Nolan arbeiten durfte. Seine Spezialität besteht darin, eine sehr verschachtelte Geschichte für den Zuschauer verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.“

Thomas kommentiert: „Chris hat im Laufe der Jahre eine Menge Erfahrung mit aufwändigen Filmen gesammelt, und diese Erfahrungen zahlen sich jetzt aus. Gleichzeitig ist der Film absolut ungewöhnlich und sehr persönlich. Daher konnte er quasi mit einer weißen Leinwand ganz von vorn anfangen.“

Nolan bezeichnet das zentrale Thema der Story als persönlich und gleichzeitig zeitlos, „denn wir alle träumen. Wir alle erleben das Phänomen, dass unser Unterbewusstsein eine Welt schafft, in der wir in exakt demselben Moment bereits leben. Außerdem ergibt sich in der Traumwelt ein unfassbarer Kontrast: Obwohl Träume so intim sind, bieten sie in Bezug auf unsere Vorstellungskraft unendliche Möglichkeiten. Unsere Aufgabe bestand also darin, die Intimität, das Emotionale eines Traums mit der ungeheuren Dimension zu konfrontieren, die sich aus der Fantasie-Kapazität unseres Gehirns ergibt. Mir schwebte ein Film vor, in dem die Zuschauer grenzenlose Realitäten erleben können, wie sie nur in der Traumdimension möglich sind.“

„Von Anfang an war klar, dass ‚Inception‘ eine große Produktion wird – schon allein wegen des Themas: Im Traum ist alles möglich“, fügt Thomas hinzu. „Tatsächlich sind die Dimensionen dieses Films gewaltiger als alles, was wir bisher gemacht haben, schon allein die Anzahl der Länder, in denen wir gedreht haben.“

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Das Filmteam reiste rund um die Welt – die Dreharbeiten fanden in sechs Ländern auf vier Kontinenten statt. Im Verlauf der Produktion waren Darsteller und Mitarbeiter extremen Bedingungen ausgesetzt: Sie litten unter der Hitze im marokkanischen Tanger und kämpften sich durch den Schnee im kanadischen Calgary. Gedreht wurde auch in Tokio, Paris und Los Angeles, wo das Effekte-Team einen Wolkenbruch für eine Action-Sequenz entfesselte, an der zahlreiche Autos beteiligt waren: Ein Güterzug pflügt mitten durch eine Straße.

Nolan drehte auch wieder in dem gewaltigen ehemaligen Flugplatz-Hangar im englischen Cardington, wo er zuvor bereits an „Batman Begins“ (Batman Begins) und „The Dark Knight“ (The Dark Knight) gearbeitet hatte. Bei den Aufnahmen in Cardington waren die Darsteller zwar nicht der Witterung ausgesetzt, aber ihr Gleichgewichtssinn wurde auf eine harte Probe gestellt, denn die kardanisch aufgehängten, volle 360° rotierenden Sets setzten die Schwerkraft außer Kraft – niemand hatte mehr sicheren Boden unter den Füßen.

„Ich konnte diesen Stoff nur in ganz großem Maßstab umsetzen“, berichtet Nolan. „Deshalb drehten wir schließlich in sechs Ländern, wir bauten riesige Sets und bewegten uns am Rand dessen, was physisch machbar ist, ohne Computereffekte zu verwenden. Interessanterweise wird das menschliche Gehirn ja oft mit einem Computer verglichen. Aber in Wahrheit hinkt dieser Vergleich enorm, denn das Gehirn kann weitaus mehr, als wir begreifen können. Für einen Filmemacher ist das ideal, denn in dieser Welt gibt es keine Regeln, die den Verstand einschränken – also bietet ein Film über dieses Phänomen perfektes Entertaiment.“

Produktion: Die Besetzung

Neben den globalen Schauplätzen wird „Inception“ auch von einer internationalen Besetzung geprägt: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Ellen Page, Tom Hardy, Tom Berenger und Dileep Rao, die alle erstmals mit Nolan arbeiten. Zuvor gedreht hat der Regisseur bereits mit Ken Watanabe, Cillian Murphy und Michael Caine.

Dazu Thomas: „Der Film bietet tolle Rollen, und die Schauspieler haben sofort positiv auf den Stoff reagiert – entsprechend einfach verlief die Casting-Phase. Wir fühlen uns wirklich dadurch ausgezeichnet, dass so hochkarätige Darsteller mitwirken. Sicher ließen sich die Schauspieler auch von ihren Kollegen inspirieren – sie wollten gern zusammenarbeiten und dabei sein.“

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Außerdem wollten sie mit Christopher Nolan arbeiten.

Ellen Page bekräftigt das: „Ich bin ein großer Fan von Chris, freute mich also riesig auf die Gelegenheit, bei diesem Film mitzumachen. Vom Skript war ich total überwältigt – so etwas habe ich noch nie gelesen. Ich bin völlig eingetaucht, und als ich es beendet hatte, war ich buchstäblich schweißgebadet. Es ist vom Konzept her so originell, so unglaublich mitreißend, und der emotionale rote Faden ist derart überzeugend, dass man ihn wirklich nachvollziehen kann. Es ist phänomenal, mit einem Filmemacher zu arbeiten, der verblüffende neue Welten erschaffen kann, Dinge, die wir noch nie gesehen haben.“

Ken Watanabe, der bereits in Nolans „Batman Begins“ dabei war, erinnert sich: „Als Chris anrief und mir die Rolle anbot, konnte ich leichten Herzens ja sagen, denn es war eine wunderbare Gelegenheit, wieder mit einem Regisseur zu arbeiten, den ich von damals schätze. Nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte, war ich erst recht begeistert. Ich war also mit Herz und Verstand voll dabei.“

„Ich fand das Skript sehr spannend“, sagt Cillian Murphy, der in „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ mitgewirkt hat. „Und als Chris erzählte, welche Kollegen mitwirken, wusste ich: Besser geht’s nicht. Chris macht immer intelligente und sehr unterhaltsame Filme, und dieser wird seinem Anspruch absolut gerecht.“

„Er hat einen wunderbar scharfen Verstand“, sagt Marion Cotillard. „Nicht zuletzt deswegen ist er ein so ungewöhnlicher Regisseur und Autor. Bei einem so fantasievollen Film wie diesem braucht man einen Regisseur, dem man trauen kann, der uns an die Hand nimmt und an seiner Vision teilhaben lässt. Ich vertraue ihm hundertprozentig. Er hat mich wirklich inspiriert und mir die Schlüssel gegeben, die ich brauchte.“

„Chris ist ein enorm begabter Filmemacher“, stellt DiCaprio fest. „Und ich habe auch gern derart intensiv mit den hochkarätigen Kollegen gearbeitet. Wir haben ausführlich über unsere Figuren diskutiert, über ihre jeweiligen Lebensläufe und Beziehungen. Chris hat uns dazu ermuntert: Jeder Mitwirkende – egal wie groß oder klein die Rolle ist – soll ein präzises Gefühl für die Figuren bekommen und sich selbst in die Darstellung einbringen.“

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Dazu Nolan: „Es war faszinierend, zuzuschauen, wie die Schauspieler zu einer Gruppe zusammenwuchsen – ganz ähnlich wie es den Figuren in der Handlung geht. Dadurch wirken die gemeinsamen Szenen viel überzeugender. Als Autor wünscht man sich immer, dass die Chemie hundertprozentig stimmt. Aber erst am Set erlebt man dann konkret, wie die Darsteller mit den Eigenarten der Figuren und den Interaktionen umgehen. Das ist ein entscheidender Aspekt bei jedem Film, vor allem aber, wenn es um die Planung eines Einbruchs geht. Und unsere Darsteller überzeugen wirklich! Die Figuren des Teams im Film sind sehr unterschiedlich, jede hat eine einzigartige Begabung – zusammen sollen sie eine ganz besondere Aufgabe lösen. Wenn auch nur einer versagt, ist die Katastrophe vorprogrammiert – jeder trägt also in gleichem Maß zum Erfolg bei. Und wir verstehen ganz genau, was sie durchmachen, weil wir sie auf ihrer Reise begleiten.“

Zur Besetzung von „Inception“ gehören auch drei erfahrene Schauspieler, die väterliche Rollen übernehmen. Pete Postlethwaite ist als Roberts sterbender Vater Maurice Fischer zu sehen, während Tom Berenger Peter Browning spielt, der nicht nur Maurices Rechtsberater ist, sondern auch Roberts Pate. Tatsächlich bezeichnet Berenger Browning als einen „Ersatzvater für Robert: Robert nennt Browning sogar ‚Onkel Peter‘, denn der Pate hat ihn sein Leben lang begleitet und sich wahrscheinlich intensiver um ihn gekümmert als der eigene Vater.“

Michael Caine stellt Cobbs Schwiegervater Miles dar, der im Leben des Jüngeren eine Schlüsselrolle gespielt hat. „Miles ist Professor, er hat Cobb den Traumaustausch beigebracht“, berichtet Caine. „Cobb hat sich aber nicht an seinen Rat gehalten, und Miles ist nicht unbedingt damit einverstanden, was Cobb mit diesem Wissen angefangen hat. Dennoch liegt er ihm noch am Herzen – Miles macht sich seinetwegen ständig Sorgen.“

Trotz seiner ablehnenden Haltung stellt Miles Cobb seiner sehr viel versprechenden Studentin Ariadne vor. „Er möchte dazu beitragen, dass Cobb nach Hause kommt“, sagt Caine. „Und weil er Persönlichkeiten gut einschätzen kann, kalkuliert Miles mit einiger Berechtigung, dass Ariadne diese Aufgabe übernehmen kann. Er hofft einfach, dass es klappt.“

Caine dreht mit „Inception“ bereits seinen vierten Nolan-Film – nach „Batman Begins“, „The Prestige“ (Prestige – Die Meister der Magie) und „The Dark Knight“. Dazu Nolan: „Es ist immer gut, wenn Sir Michael Caine in einem meiner Filme auftritt – er war liebenswürdig genug, diese Rolle für uns zu spielen. Es ist ein großes Vergnügen, ihn am Set zu haben.“

„Michael sagt, er sei unser Talisman“, lacht Thomas. „Wir können uns heute gar nicht vorstellen, einen Film ohne ihn zu drehen.“

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Produktion: Die Figur Dom Cobb

Leonardo DiCaprio spielt Dom Cobb, einen Meister in der Kunst der Extraktion. Dazu der Schauspieler: „Cobb hat sich den Ruf eines Experten erworben. Er ist auf dem Schwarzen Markt bestens bekannt als jemand, der sich in den Kopf von Menschen einschleusen und Informationen stehlen kann.“

Nolan sagt: „Zu Beginn des Films erfahren wir, dass Cobb der beste Extraktor der Branche ist. Er wird von Unternehmen engagiert, um Geheimnisse zu stehlen, an die sie sonst nie herankämen. Grundvoraussetzung ist die Vorstellung, dass jeder Gedanke, jedes Konzept im Unterbewussten erhalten bleibt. Es ist unmöglich, eine Information auszuradieren – das ist die Voraussetzung: Dadurch ist es dem Extraktor möglich, an die Informationen heranzukommen.“

Die Extraktion bedient sich eines Verfahrens, das Traumaustausch genannt wird: Eine Traumwelt wird fabriziert, und das Subjekt wird in diese Welt gebracht, die absolut real wirkt, solange sie sich darin aufhält.

Doch weil Cobb diese außergewöhnlichen Fähigkeiten hat, wird er gesucht und kann niemals mehr nach Hause zurückkehren. Thomas erzählt: „Wir wissen von Anfang an, dass er eine Vergangenheit hat: Er darf auf keinen Fall nach Amerika zurückkehren. Dort sind aber seine Kinder, und das motiviert ihn mehr als alles andere. Er geht die größten Risiken ein, wenn sich dadurch eine Möglichkeit bietet, zu seinen Lieben heimzukehren.“

Deshalb beschreibt DiCaprio seinen und Nolans Ansatz folgendermaßen: „Egal wie surreal die Traumwelt sich entwickelt – die solide Basis muss immer unsere Verbindung mit dieser Figur bilden, und die ist emotional sehr aufgeladen. Aus Cobbs Sicht steht etwas sehr Konkretes auf dem Spiel. Alles, was er entscheidet, wie er reagiert, wie er mit seinen Kollegen umgeht, tut er nur aus einem Grund: Er will sein Leben wiederhaben.“

Nolan berichtet: „Ich habe mich mit Leo schon früh abgesprochen – wir sind sehr intensiv in das Gefühlsleben dieser Figur eingetaucht. Ihm lag viel daran, dass die Emotionen den roten Faden der Geschichte bilden – damit gelingt es ihm, das Publikum auf sehr übersichtliche Weise durch eine komplexe Geschichte zu führen. Große Schauspieler bringen sich auf diese Weise in ein Projekt ein, und Leo hat sich äußerst intensiv für den Film engagiert. Er gehört zu unseren besten Schauspielern und liefert in diesem Film eine außergewöhnliche Leistung.“

Produktion: Die Figur Arthur

Cobbs langjähriger und vertrautester Kollege ist der von Joseph Gordon-Levitt gespielte Arthur. Cobb ist der Stratege – Arthur kümmert sich um die Einzelheiten. Gordon-Levitt erzählt: „Arthur ist bestens organisiert und achtet darauf, dass alles wie ein Uhrwerk abläuft. Ich sehe Cobb als Künstler und Arthur als seinen Produzenten. Er sagt: ‚Okay, du hast dein Konzept – jetzt kümmere ich mich darum, dass all die Zahnräder ineinander greifen, damit du dein Ding durchziehen kannst.‘ Doch obwohl Arthur ein penibler Profi ist, will er sein Organisationstalent nicht in einem Beruf wie Anwalt oder Arzt anwenden, denn der Traumaustausch fasziniert ihn. Das ist mehr als nur ein Job. Wahrscheinlich hat ihn die Technik des Traumaustauschs inspiriert, seit er zum ersten Mal davon gehört hat – ihm geht es also nicht ums Geld. Für ein gutes Gehalt würde er sein Leben nie aufs Spiel setzen. Nein, er macht aus Begeisterung mit.“

Gordon-Levitt gesteht, dass er wie seine Figur von Träumen fasziniert ist: „Ich bezeichne mich als kreativ – und im Traum sind wir alle Künstler. Alles, was wir im Traum tun, sehen, hören, mit wem wir sprechen, alles erschaffen wir selbst. Das ist ein Beweis dafür, welche Macht ein kreativer Verstand haben könnte, wenn wir es zulassen. Ich fand es also sehr anregend, einen Film über Träume zu machen. Natürlich geht es um einen Einbruch, aber ich würde es eher als eine Geschichte über Trickbetrüger bezeichnen. Wir sind eine Gruppe von Gentleman-Dieben, und ich identifiziere mich mit ihnen, weil sie Künstler oder Schauspieler sind. Sie leben davon, dass sie lügen … nicht nur lügen – sie fabrizieren eine Wahrheit. Sie erzeugen eine Realität – und genau das tue ich auch“, grinst er.

„Die Zusammenarbeit mit Joe ist wunderbar – er hat großes Charisma, ist äußerst engagiert und körperlich sehr geschickt“, sagt Nolan. „Als Darsteller erforscht er nicht nur das Innenleben seiner Figur, sondern er projiziert es körperlich durch seine Bewegungen, seinen Gesichtsausdruck. Was großartig ist, denn die Rolle des Arthur erfordert ein hohes Maß an Körperlichkeit.“

Produktion: Die Figur Ariadne

Die Architektin ist eines der wichtigsten Teammitglieder – sie kreiert die Welt eines Traums. Ellen Page spielt Ariadne, eine geniale Architektur-Studentin, die von Cobb ein Jobangebot bekommt. Dieses Angebot ist laut Page „nicht unbedingt legal, aber als Intellektuelle ist sie derart neugierig, dass sie sich eine solche Gelegenheit unmöglich entgehen lassen kann.“

Die Gelegenheit besteht darin, Orte zu entwerfen und zu bauen, die es in der Realität unmöglich geben könnte. Dazu Page: „Als Cobb Ariadne sozusagen in seine Welt einführt, bewährt sie sich sofort, denn sie bewegt sich gedanklich außerhalb der Konvention und lässt sich inspirieren, um sein Konzept umzusetzen. Als sie merkt, was dort tatsächlich abläuft und dass Cobb durchaus nicht alle Fäden in der Hand hält, engagiert sie sich nur noch intensiver. Trotz ihrer aufsteigenden Ängste versucht sie ihm zu helfen, damit das Team sein Ziel erreicht.“

Nolan berichtet: „Bei der Arbeit am Drehbuch zu ‚Inception‘ lag mir sehr viel daran, dass die Zuschauer sich mit einer Figur identifizieren können, die diese Welt zum ersten Mal erlebt und sie unbedingt erforschen will. So entstand die Figur der Ariadne. Es ist sehr wichtig, dass die Zuschauer Cobb mit Ariadnes Augen wahrnehmen, um ihn zu verstehen. Dann lernte ich Ellen kennen, und sie ist die perfekte Mischung aus Jugendlichkeit und Cleverness – sie ist viel reifer als ihre Altersgenossen. Sie ist schauspielerisch außerordentlich begabt, unglaublich kreativ, und sie ist von Natur aus neugierig – natürlich schlägt sich das in ihrer Darstellung der Ariadne nieder. Ellen schafft es, das Gefühlsleben ihrer Figur in Einklang zu bringen mit Ariadnes Funktion als Stellvertreterin des Zuschauers – durch sie erfahren wir die Wahrheit.“

Page sagt: „Ich war begeistert davon, dass Chris eine so beeindruckende Rolle für eine junge Frau geschrieben hat – sie ist intelligent und fühlt sich in ihrer eigenen Haut wohl. Sie wird in eine völlig ungewohnte Umgebung katapultiert und reagiert sehr schlagfertig auf die neue Situation. Sie kann sich in dieser Gruppe durchaus behaupten, obwohl das eine Art Männerclub ist“, lacht sie.

Produktion: Die Figur Eames

Im Gegensatz zu Ariadne hat Eames mit dem Traumaustausch bereits eine Menge Erfahrung, und er kennt Cobb schon lange – als Verbündeten oder auch als Konkurrenten. Tom Hardy spielt Eames, der als Fälscher über erstaunliche Fähigkeiten verfügt … nicht nur auf dem Papier. „In der Traumwelt kann Eames jede beliebige Person projizieren. Er fälscht also Identitäten als körperliches Abbild. So kann er andere davon überzeugen, dass er genau die Person ist, die das Team braucht, um die Täuschung perfekt zu machen. Mich interessiert an diesen Figuren, dass sie Antihelden sind: Man könnte ihre Tätigkeit als unredlich bezeichnen, aber dennoch drücken wir ihnen die Daumen und hoffen, dass sie Erfolg haben. Das Schöne daran: Es wird nicht Schwarzweiß gezeichnet – wir bewegen uns in einer großen Grauzone.“

Nolan bezeichnet Hardy ähnlich wie Eames als eine Art Chamäleon. „Tom kann sich mit Haut und Haaren in eine Figur verwandeln, sie sich zu eigen machen – mit Eames gelingt ihm das sehr überzeugend. Er hat das Potenzial der Figur sofort erkannt und spielt ihn wunderbar unverschämt – mir hat es großen Spaß gemacht, diese Entwicklung mitzuverfolgen.“

Emma Thomas fügt hinzu, dass es auch komische Aspekte in den Sticheleien zwischen Eames (Hardy) und Arthur (Gordon-Levitt) gibt. „Die Beziehung von Eames und Arthur ist im Film sehr lustig. Offenbar sind sie schon lange Rivalen, aber sie zollen einander auch eine Art grantigen Respekt – obwohl sie das nie offen zugeben würden. Im Verlauf des Unternehmens geben sie ein recht komisches Duo ab.“

Produktion: Die Figur Mal

Mal, gespielt von Marion Cotillard, ist die Frau, die Cobb liebt. „Mal lässt sich nur schwer beschreiben, weil sie so viele verschiedene Aspekte hat“, sagt die Schauspielerin geheimnisvoll. „Aber man sollte sie auch gar nicht beschreiben, weil jeder das anders interpretieren würde.“

„Mal ist die Femme fatale an sich“, sagt Nolan. „Marion zeigt eine außergewöhnlich eindringliche Leistung – wunderbar, was sie allein mit ihren Augen, mit ihren offen gezeigten Gefühlen ausdrückt. Sie und Leo als Paar rühren uns ungemein. Unter all der Action ist ‚Inception‘ sehr solide auf eine Lovestory gegründet, und diese beiden Schauspieler beweisen das auf bemerkenswerte Art.“

„Leo ist wirklich sehr begabt. Ich habe alle seine Filme mit Begeisterung angeschaut – umso unfassbarer war es für mich, mit ihm arbeiten zu dürfen“, sagt Cotillard. „Er engagiert sich hundertprozentig, grenzenlos. Das sieht man ihm an den Augen an. In unseren gemeinsamen Szenen verlasse ich mich völlig auf ihn, weil er in allem, was er tut, absolut authentisch ist.“

Ähnlich lobend äußerst sich auch DiCaprio über seine Partnerin: „Es war toll, mit ihr aufzutreten. Sie wirkt stark, verletzlich, hoffnungsvoll und herzzereißend – alles zur gleichen Zeit – genau die richtige Mischung für ihre widersprüchliche Figur.“

Produktion: Die Figur Saito

Ken Watanabe spielt den wohlhabenden und mächtigen Unternehmer Saito, der Cobb einen ganz speziellen Job anbietet – und er verspricht eine Vergütung, die viel wertvoller ist als Geld. Einfach gesagt: Wenn Cobb für Saito besorgt, was der haben will, sorgt Saito dafür, dass Cobb nach Hause zurückkehrt. Es gibt nur eine Bedingung: Saito will Cobbs Team beim Einsatz begleiten um sicherzustellen, dass er auch das bekommt, wofür er zahlt. Dazu Thomas: „Wir bezeichnen ihn als ‚Touristen‘, weil er kein Fachmann ist – er kauft sich aufgrund seines Vermögens in die Gruppe ein.“

Watanabe berichtet: „Zunächst ist das Verhältnis rein geschäftlich, aber im Verlauf der Handlung lernen Saito und Cobb, einander zu respektieren. Sie sind aufeinander angewiesen.“

Nolan erzählt, dass er Watanabe die Rolle des Saito auf den Leib geschrieben hat. „Ich habe die Rolle für Ken konzipiert, weil ich wieder mit ihm arbeiten wollte. Mir hat unsere Arbeit an ‚Batman Begins‘ sehr viel Spaß gemacht, aber seine Rolle war damals recht klein und schnell abgedreht. Diesmal habe ich darauf geachtet, dass er eine größere Rolle bekommt. Ken ist ein enorm charismatischer Darsteller, ein echter Filmstar. Er engagiert sich total für seine Aufgabe und weiß, wie man das Optimum aus jeder Szene herausholt. Es ist ein großes Vergnügen, ihm bei der Arbeit zuzuschauen.“

Produktion: Die Figur Robert Fischer

Saitos Geschäftsvorschlag zielt auf Robert Fischer, der in Kürze über das Milliarden-Imperium seines sterbenden Vaters verfügen wird. Diese Rolle übernimmt Cillian Murphy, der feststellt: „Trotz seines ungeheuren Reichtums ist Robert ein zutiefst unsicherer Mensch – wie man es wohl von jemandem erwarten kann, der sein ganzes Leben im Schatten eines sehr mächtigen Mannes gestanden hat. Die Beziehung zu seinem Vater ist sehr zerrüttet – was die Situation wahrlich nicht einfacher macht. Robert wird also demnächst ein Vermögen erben, ihm fehlt es an nichts, außer vielleicht das, was er am meisten braucht: eine normale Beziehung zu seinem Vater.“

Thomas kommentiert: „Wir freuen uns sehr, dass Cillian wieder mit dabei ist. Er ist ein fantastischer Schauspieler und hat sehr viel von seiner Persönlichkeit in die Rolle eingebracht. Die Rolle des Robert Fischer ist besonders interessant, denn wenn es im Kino um einen Einbruch geht, hat das Ziel selten derart viele Facetten. Robert entwickelt sich deutlich zu einem wichtigen emotionalen Faktor der Story – das liegt zu einem Großteil an Cillians Darstellung.“

Produktion: Die Figur Yusuf

Eine der Schlüsselkomponenten bei der Durchführung von Cobbs Vorhaben ist ein Drogenpräparat, das mehreren Menschen ermöglicht, denselben Traum zu erleben. Dileep Rao übernimmt die Rolle des Apothekers Yusuf – der Schauspieler beschreibt ihn als „einen innovativen Pharmakologen, auf den Leute wie Cobb angewiesen sind, weil sie diese Art Arbeit ohne Zeugen, ohne Registrierung und ohne Genehmigung durchführen wollen. Yusuf lässt sich offenbar mit Geld überreden, Cobb zu helfen, aber ihn treibt auch eine unbändige Neugier an. Er experimentiert schon lange mit diesem Zeug – jetzt will er endlich erfahren, wie es funktioniert.“

„Die Rolle des Apothekers ist nicht einfach, denn er soll nicht wie ein Drogendealer wirken – das ist er nämlich ganz und gar nicht“, sagt Co-Produzent Jordan Goldberg. „Er hat sich der Kunst des Traumaustauschs verschrieben und stößt dabei in neue Dimensionen vor. Yusuf soll lustig, interessant und natürlich auch sehr schlau sein – und Dileep kann all das bieten.“

Produktion: Die Dreharbeiten

Hinter der Kamera versammelt Nolan ein Team aus Künstlern und Handwerkern, die ihm halfen, seine Vision von „Inception“ in Bilder umzusetzen – dieser Prozess lässt sich mit der Aufgabe vergleichen, die Cobb und seine Gruppe bewältigen müssen. „Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen diesen Figuren, die für eine Person eine komplette Welt erschaffen, und den Filmemachern, die eine Realität fürs Publikum konstruieren“, stellt der Regisseur fest. „Ebenso wie Cobb ein außergewöhnliches Team zusammenstellt, nahm ich mir das für die Filmcrew vor.“

Für „Inception“ engagierte Nolan etliche bereits bewährte Mitarbeiter: Kameramann Wally Pfister, Cutter Lee Smith, den für die Spezialeffekte verantwortlichen Chris Corbould, den für die visuellen Effekte zuständigen Paul Franklin und Stunt Coordinator Tom Struthers. Erstmals arbeitete Nolan mit Produktionsdesigner Guy Hendrix Dyas und Kostümdesigner Jeffrey Kurland zusammen.

Abgesehen von den besonders stark illusorischen Sequenzen des Films bestand Nolan auf einem seiner Markenzeichen: Er forderte sein gesamtes Team auf, möglichst alle geplanten Aufgaben real vor der Kamera zu lösen und damit die Computereffekte auf ein Minimum zu reduzieren. „Ich lege größten Wert darauf, so viel wie möglich mit der echten Kamera zu filmen, um diese Aufnahmen dann, wenn nötig, durch geeignete Computergrafiken zu unterstützen, um die realen Bilder zu erweitern oder zu unterstützen. Obwohl die Story von verschiedenen Traumstadien handelt, ist es auf jeder Ebene von entscheidender Bedeutung, dass diese Welten konkret wirken, denn wenn wir träumen, akzeptieren wir den Traum als Realität. Egal ob wir eine Ski-Abfahrt in den Bergen, Unterwasserszenen oder simulierte Schwerelosigkeit filmen – immer drehen wir alles möglichst real, mit der Kamera“, berichtet der Regisseur.

Was nicht heißen soll, dass die für die visuellen Effekte zuständige Abteilung keine entscheidende Aufgabe übernommen hätte. Nolan bestätigt: „Ich war zwar sicher, dass Chris Corbould und seine Spezialeffekte-Experten austüfteln würden, wie man einen Eisenbahnzug über eine Straße in Los Angeles brausen lässt. Aber ich wusste auch, dass man nicht einfach eine Straße in Paris zusammenfalten kann, ohne dass Paul Franklins Team aushilft. Mir macht es viel Spaß zu beobachten, wie mein Team mit gelinder Panik reagiert, wenn ich meine Ideen erstmals vorstelle“, lacht der Regisseur. „Aber es ist dann wirklich erstaunlich, wie die verschiedenen Abteilungen das Problem in Einzelaspekte zerlegen und sehr erfinderische Vorschläge machen, wie das funkionieren könnte. In jeder Phase von ‚Inception‘ haben alle Beteiligten hervorragende Arbeit geleistet.“

„Selbst wenn sie angeblich entsetzt reagieren, haben alle riesigen Spaß daran, jedes Problem zu lösen, das Chris ihnen vor die Füße wirft“, sagt Thomas mit einem Augenzwinkern. „Aber sie wissen auch zu würdigen, dass er sich selbst genauso fordert – er lässt sie in keiner Phase im Stich.“

Um den grundsätzlich angestrebten Realismus zu unterstützen, wurden große Teile des Films an Originalschauplätzen gedreht. „Es ist unabdingbar, dass die Figuren selbst in einer Traumwelt nicht so aussehen, als ob sie sich in einer vom Computer generierten Welt bewegen“, sagt Executive Producer Chris Brigham, der die Dreharbeiten als Herstellungsleiter betreute. „Die Story wirkt viel nuancierter, glaubwürdiger, wenn sie sich in einem realen Ambiente entwickelt.“

Produktion: Die Drehorte

Die Dreharbeiten führten die Darsteller und das Team von einem Wolkenkratzer in Tokio auf einen Berg in Calgary, von den exotischen Gassen in Tanger bis in die pittoresken Straßen von Paris, vom historischen London bis ins heutige Los Angeles.

Thomas berichtet, dass „diese globalen Schauplätze dem Film zwar sehr zugutekommen, aber auch die größten Probleme aufwarfen. Die Reiseroute durch sechs Länder bedeutete nämlich, dass wir vor Ort jeweils einheimische Filmteams engagieren mussten. Das lief zwar wunderbar, war aber eine monumentale Aufgabe.“

Die ersten Szenen entstanden in Tokio, wo Saito Cobb und Arthur sein ungewöhnliches Geschäftsangebot macht und die Story ins Rollen bringt. Die Szene beginnt auf dem Helikopter-Landeplatz eines Wolkenkratzers und geht dann in Flugaufnahmen aus Saitos Helikopter über. Das hörte sich eigentlich ganz normal an, aber Brigham gibt zu: „Tatsächlich war das recht kompliziert, weil es in Tokio sehr strenge Vorschriften über die Routen und die Flughöhe von Hubschraubern gibt. Aber wir bekamen reichlich Hilfestellung von den örtlichen Behörden, die uns wunderbar unterstützt haben.“

„Chris wollte schon immer einmal in Tokio drehen – natürlich haben wir diese Gelegenheit genutzt“, sagt Thomas. „Wir mögen diese Stadt sehr – sie hat eine ungeheure Ausdehnung, prickelt vor Energie, und genau das wollte Chris in diesen Bildern einfangen.“

Die Filmemacher zogen dann in eines von Nolans bevorzugten Revieren um: in den umgebauten ehemaligen Flugplatz-Hangar Cardington nördlich von London. In dieser gewaltigen Halle brachte man die riesigen, sehr komplizierten Sets unter, die die vertraute Wahrnehmung von oben und unten, rechts und links für alle Beteiligten auf eine harte Probe stellte.

Eines der anspruchsvollsten Sets war ein langer Hotelkorridor, der sich volle 360° drehen konnte, um so den Eindruck von Schwerelosigkeit zu erzeugen. Beim Entwurf und Bau arbeitete Produktionsdesigner Guy Hendrix Dyas eng mit dem für die Spezialeffekte zuständigen Chris Corbould und Kameramann Wally Pfister zusammen.

Ursprünglich hatten die Filmemacher die Flurlänge auf zwölf Meter geplant, doch weil die Action immer elaborierter wurde, verlängerte sich das Set auf zuletzt 30 Meter. Der Korridor wurde in acht gewaltigen Ringen aufgehängt, die die Wände in gleichmäßigen Abständen einrahmten und von zwei riesigen Elektromotoren angetrieben wurden. „Das ist nicht das erste rotierende Set, das ich baue“, berichtet Corbould, „aber keines war so groß und so schnell.“ Sobald das Set stand und lief – oder besser rotierte, konnte es bis zu acht Umdrehungen pro Minute absolvieren.

Corbould sprach sich auch sehr genau mit Pfister ab, um die Positionen der Kameras in dem rotierenden Set festzulegen. „Ich ziehe Handkameras vor, aber es stellte sich heraus, dass ich die Kamera nicht festhalten konnte, während ich mich um mich selbst drehte“, sagt Pfister, ohne mit der Wimper zu zucken. „Also tüftelten Chris Corbould und Bob Hall aus meiner Abteilung eine Methode aus, um die ferngesteuerte Kamera auf eine Plattform zu montieren, die auf einer unsichtbaren Schiene unter dem Fußboden bewegt wurde.“

Weil der Korridor oft in seiner ganzen Länge und Breite ins Bild kommen sollte, konnte Pfister keine der üblichen Filmscheinwerfer an der Decke anbringen. Er sagt: „Stattdessen haben wir die Ausleuchtung mit den im Flur vorhandenen Wand- und Deckenlampen bewerkstelligt – wir bauten Dimmer ein, mit denen ich sehr flexibel arbeiten konnte.“

Neben dem Korridor gab es auch ein drehbares Hotelzimmer-Set, das wieder neue Probleme aufwarf. Dazu Corbould: „Das Zimmer war nicht so lang, lief dafür aber auch nur auf zwei Ringen, was den einzelnen Ring deutlich stärker belastete.“

Beim Entwurf für die Hotelsets mussten Dyas und sein Team ständig berücksichtigen, dass die Schauspieler und Stuntleute mit allen Oberflächen in Berührung kommen sollten. „Mir wurde klar: Wenn Leute durch das Set kugeln, muss es aus weichen Oberflächen bestehen“, sagt Dyas. „Zum Glück gibt es heute Hotels, die Leder- und Stofftapeten verwenden, und diese weichen Oberflächen wurden darunter auch noch ausgepolstert. Außerdem achteten wir darauf, dass Türklinken und Lampen bei Berührung sofort abbrachen, damit niemand verletzt wurde.“

Darüber freuten sich Joseph Gordon-Levitt und die Stuntleute, die beim Dreh dieser wichtigen Action-Sequenz sehr viel Zeit auf diesem schwindelerregenden Set zubrachten. Vor dem Dreh trainierte Gordon-Levitt für diese Szene wochenlang mit Stunt Coordinator Tom Struthers und seinem Team. Struthers sagt: „Normalerweise würden wir bei einer solchen Szene ein Double einsetzen, denn wenn das Set sich dreht, wird man darin herumgeschleudert wie in einer Waschmaschine – da verliert man schnell die Orientierung. Aber Joe ist stark und flexibel – wir haben speziell seinen Oberkörper und die wichtigsten Muskeln trainiert. Er hat sich wirklich Mühe gegeben und eine hervorragende Leistung geliefert.“

„Ich war eindeutig fitter als je zuvor“, stellt Gordon-Levitt fest. „Ich musste ja in der Lage sein, die Szene überzeugend zu spielen, aber ich musste auch lernen, das Gleichgewicht zu halten und eine Kampfszene zu absolvieren, während ich ständig von einer Oberfläche auf die andere sprang. Um das hinzubekommen, darf man den Boden nicht mehr als Boden und die Decke nicht als Decke wahrnehmen. Ich musste immer kalkulieren: ‚Das ist jetzt unten, okay, und nun ist dies hier unten. Und jetzt ist das hier unten.‘ Was bedeutete, dass dieses ‚unten‘ sich ständig unter mir weiterbewegte. Dieses Spiel musste ich in meinem Kopf erst richtig sortieren, bis das funktionierte. Das brachte richtig Spaß, weil mir niemand Vorschriften machte – es lag völlig bei mir, das Gleichgewicht zu halten. Das mit den Drähten war dann ein ganz anderes Kapitel“, fügt er hinzu und bezieht sich dabei auf weitere Einstellungen, in denen die Schwerkraft überwunden wird.

Tatsächlich wurden nämlich in Cardington zwei Versionen des Korridors gebaut: Der eine rotiert, und ein Duplikat wurde vertikal installiert, sodass die Länge quasi zur Höhe wird. Während der Szenen im vertikalen Korridor trug Gordon-Levitt ein an Drähten befestigtes Korsett – genau wie in dem Hotelzimmer, in dem er durch die Luft saust. „Die Schwerkraft und ich sind bei diesem Film mehr als einmal aneinandergeraten“, grinst der Schauspieler. „Aber ich fand das toll. Ich durfte fliegen, und davon habe ich immer schon geträumt – da bin ich sicher nicht der Einzige.“

Nolan sagt: „Ich war begeistert, als Joe alles selbst machen wollte und dann auch deutlich wurde, dass er geschickt genug ist, um die Sache sicher zu absolvieren. Das war ein gewaltiger Vorteil, weil in dieser Sequenz die Action mit der Figur völlig verschmilzt: Jeder Schlag, jeder Tritt, jedes Action-Element wird immer von Joseph Gordon-Levitt als Arthur ausgeführt.“

„Wahrscheinlich hängt Christopher Nolans Erfolg damit zusammen, dass er alles im Voraus genau bedenkt, aber immer offen für spontane Änderungen bleibt“, sagt Gordon-Levitt. „Ich habe es täglich erlebt, wie er trotz der umfangreichen technischen Anforderungen immer Zeit für die Kreativität der Schauspieler einplante – immer hatten ihre Leistungen Priorität.“

Die Simulation der Schwerelosigkeit hatte auch Konsequenzen für die Aufgaben des Kostümdesigners Jeffrey Kurland und seiner Abteilung. Dazu Kurland: „In diesen Szenen darf die Kleidung nicht nach unten hängen, weil sie ohne Schwerkraft ja schweben würde. Wir mussten also zum Beispiel Schnürsenkel aus Draht anfertigen, damit sie aufrecht standen, und die Krawatten der Männer mussten festgepinnt werden, damit sie nicht unkontrolliert herumflatterten.“

Genau wie der vertikale Korridor war das Set des Hotelfahrstuhls äußerst unkonventionell. Die Crew nutzte die vorhandene Infrastruktur in Cardington und baute den Liftschacht horizontal entlang einer ununterbrochenen Hangar-Wand. Dann postierte Pfister die Kameras so, dass der Aufzug sich scheinbar auf und nieder bewegte. Damit die Illusion überzeugte, mussten die Aufzug-Kabel absolut straff gespannt werden, damit sie nicht durchhingen.

Um alle Beteiligten noch mehr in die Schieflage zu bringen, dachten sich Corbould und Dyas eine Hotelbar aus, die in einer gigantischen kardanischen Aufhängung platziert wurde: So konnte der gesamte Raum gekippt werden, um sich dann langsam wieder aufzurichten. Dazu Corbould: „Ich habe schon oft mit kardanischen Aufhängungen gearbeitet, die für Chaos sorgen, weil alles durcheinandergeschüttelt wird. Hier lag der Fall völlig anders, denn wenn die gesamte Anlage gekippt wird, sieht man nur, wie sich die Flüssigkeit in den Drinks und die Hängelampen im Einklang bewegen. Dadurch entsteht genau der surreale Effekt, den Chris Nolan sich gewünscht hatte.“

Dyas fügt hinzu: „Dafür, dass die Anlage total gekippt werden konnte, war sie ungeheuer groß. Einfach beschrieben handelt es sich um eine große Wippe, die von zwei Kolben gesteuert wird: Die Kolben werden angehoben oder gesenkt, um die Plattform zu kippen. Ich glaube das gesamte Set wurde um etwa 20° gekippt – das hört sich nach recht wenig an … aber versuchen Sie da mal das Gleichgewicht zu halten.“

DiCaprio berichtet: „In der Szene führen Cillian und ich ein intensives Gespräch, während das gesamte Set gekippt wird. Wir mussten uns festhalten, damit wir nicht wegrutschten, aber wir durften nicht normal reagieren, sondern mussten uns voll konzentrieren. Das verändert die Perspektive völlig.“

Neben den Aufnahmen in Cardington kamen auch etliche Schauplätze in und um London zum Einsatz: die Flaxman-Galerie im University College London, wo Miles Cobb Ariadne vorstellt; das viktorianische Farmiloe Building, in dem Yusufs Apotheke eingerichtet wurde, und das moderne Foyer aus Stahl und Glas in einem ehemaligen Glückspielunternehmen, wo Arthur Ariadne das Paradox der Penrose-Stufen vorführt. Dazu Dyas: „Wir haben die Treppe im Stil der dort vorhandenen Treppe gestaltet – sie sieht so aus, als ob sie in diese Umgebung gehört.“

Von England reiste das Team nach Frankreich, wo zum Beispiel ein entscheidendes Gespräch zwischen Cobb und Ariadne in einem Pariser Bistro stattfindet. Eigentlich handelt es sich um eine kleine Bäckerei, die Dyas und seine Ausstattungsabteilung in ein gemütliches Straßencafé verwandelten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt fliegt die gesamte Umgebung buchstäblich auseinander. Bei der Explosion mussten sich Corbould, Pfister und Paul Franklin sehr genau abstimmen.

Ein Problem ergab sich dadurch, dass die Pariser Behörden den Einsatz von Sprengstoff strikt verbieten – egal wie kontrolliert er eingesetzt wird. Stattdessen verwendete Corboulds Team unter hohem Druck stehenden Stickstoff, um eine Reihe von Explosionen zu simulieren, mit denen die Läden und Kioske der Umgebung in die Luft fliegen, bis auch das Café selbst betroffen ist.

Corbould sagt: „Es war klar, dass Leo und Ellen sich im Zentrum der Explosionen befinden – entsprechend fertigten wir alle Requisiten und Sets aus sehr leichtem Material an. Dennoch haben wir wochenlange Tests durchgeführt, bis uns endlich ganz wohl bei der Sache war. Am Tag der Aufnahmen befanden sich die beiden in ihrem eigenen Sicherheitsbereich – nicht einmal der Pappbecher auf ihrem Tisch hat sich bewegt. Eine großartige Einstellung.“

Damit die Einstellung wirklich hundertprozentig klappte, setzte Pfisters Team sechs Kameras gleichzeitig ein, um die Sequenz aus verschiedenen Perspektiven zu filmen. Der Kameramann erklärt: „Chris Nolan will die Explosion in der extremsten Zeitlupe zeigen, die es gibt, wenn man draußen dreht – mit etwa 1000 Bildern pro Sekunde: Der Film läuft über 40 Mal schneller durch die Kamera als bei der normalen Geschwindigkeit von 24 Einzelbildern pro Sekunde. Grundsätzlich hält Chris nicht viel von Zeitlupe, aber in diesem Film gibt es Szenen, wo sie unumgänglich ist.“

Durch die extreme Zeitlupe schweben die Trümmer scheinbar in der Luft. Franklins Team bearbeitete die Bilder dann mit visuellen Effekten. „Wir haben sehr sorgfältig weitere Zerstörungseffekte und fliegende Trümmer eingefügt – vor allem Stein- und Glassplitter sowie andere Objekte, die bei der tatsächlichen Explosion für die Beteiligten in und am Rande der Szene in Paris zu gefährlich gewesen wären“, berichtet Franklin.

Visuelle Effekte spielen auch bei der Bearbeitung weiterer wichtiger Sequenzen eine Rolle: Ariadne entdeckt allmählich die unbegrenzten Möglichkeiten bei der Konstruktion der Traumwelt – zum Beispiel gibt es eine Szene am Seine-Ufer, wo Ariadne die berühmte Brücke Pont du Bir-Hakeim nachbaut.

Das marokkanische Tanger bot dem „Inception“-Team das mit Abstand exotischste Milieu. Die Küstenstadt doubelt in diesem Fall das kenianische Mombasa, wo Cobb den besten Fälscher der Branche auftreibt: Eames, der seinerseits Cobb mit dem innovativen Apotheker Yusuf zusammenbringt.

Das „Inception“-Team kam Anfang August in Tanger an, wo ihm die gnadenlose Sommerhitze zunächst sehr zu schaffen machte. Trotzdem kommentiert Chris Brigham: „Das Tolle an Marokko ist, dass dort schon viele große Filme gedreht worden sind – es gibt vor Ort fähige Mitarbeiter. Es ist immer von großem Vorteil, an Originalschauplätzen mit Leuten zu arbeiten, die Dreharbeiten gewohnt sind und Erfahrung mit großen Produktionen haben.“

„Marokko bietet eine sehr inspirierende Optik“, fügt Pfister hinzu. „Die Häuser sehen völlig anders aus, es gibt wunderbare Straßen und Gassen, die uns eine fantastische Kulisse bieten – wirklich ein Fest fürs Auge.“

Nolan beschreibt, warum er dem Instinkt seines Kameramanns blind vertraut: „Ich habe schon etliche Filme mit Wally gedreht – er hat einen ganz besonderen Blick. Er lässt sich stets von der Geschichte motivieren – nicht nur vom Look des Films. Dadurch wird er zu einem entscheidenden kreativen Partner, wenn es darum geht, die Abfolge von einem Bild zum nächsten festzulegen, um das Publikum völlig in die Welt des Films eintauchen zu lassen.“

Eine Szene – eine atemlose Verfolgungsjagd zu Fuß – wurde in den schmalen Straßen und Gassen im historischen großen Souk in Tanger gedreht. Dazu Jordan Goldberg: „Cobb versucht den Leuten zu entkommen, die ihn schnappen und vielleicht sogar umbringen wollen. An dem Tag herrschten über 40°, und in jeder Einstellung musste Leo in vollem Tempo laufen. Er hat sich total eingebracht – das macht die Szene unglaublich authentisch.“

Beim Dreh dieser Jagd kam laut Pfister „eine Art Guerilla-Filmtaktik zum Einsatz. Chris mag diesen Kamerastil genauso gern wie ich. Bei manchen Szenen bietet er sich mehr an als bei anderen, aber diese Jagd gehört eindeutig dazu. Wir verwenden dabei verschiedene Methoden: Wir sprangen mit der Handkamera auf einen Geländewagen und flogen durch die Straßen, während Leo hinter dem Wagen herlief; wir haben zum Teil die Steadicam eingesetzt; wir filmten Totalen von oben; und ich habe auch einige Bilder zu Fuß gedreht – ich lief rückwärts, mit der Kamera auf der Schulter, und versuchte alles ins Bild zu bekommen.“

Zu den Szenen in Marokko gehört auch ein Aufstand, der mitten auf dem größten Markt in Tanger gedreht wurde. Die Unruhen wurden in drei Abschnitten gedreht, wobei eine Kombination aus Stuntleuten, Mitgliedern aus Chris Corboulds Effekteteam und vielen einheimischen Statisten zum Einsatz kamen. „Dabei ist praktisch alles vor der Kamera zu Bruch gegangen, aber unter großen Sicherheitsvorkehrungen – und es sieht perfekt aus“, sagt Struthers.

Dann überquerte das „Inception“-Team den Atlantik und drehte in Los Angeles weiter, wo einige Sets in einer Studiohalle auf dem Gelände von Warner Bros. gebaut wurden, darunter die Innenräume von Saitos Schloss im japanischen Stil. Das wohl beeindruckendste Set ist der prachtvolle Speisesaal mit seinen vergoldeten Wandornamenten und dutzenden Lampen an der Decke. Dazu Guy Hendrix Dyas: „Die Wände des Esszimmers sind mit Kiefern- und Falkenornamenten verziert – das Vorbild ist das Nijō-Schloss, das um 1603 entstand. Aber es ging nicht darum, das Set historisch korrekt nachzubauen – es enthält auch Elemente anderer japanischer Bauten sowie westliche Einflüsse. Die Mischung verschiedener Stile reflektiert die japanische Kultur generell, nicht spezifisch.“

Die japanische Kultur beeinflusste auch den Smoking, den Jeffrey Kurland für Saito entwarf. Dazu Ken Watanabe: „Mit dem Smoking wollte Jeffrey an einen japanischen Kimono erinnern – er kombinierte die östliche und westliche Mode auf sehr interessante Art. Alle Anzüge, die er für mich gestaltet hat, haben wunderschöne Konturen.“

Thomas berichtet: „Jeffrey Kurland hat mit den Kostümen zu diesem Film Großartiges geleistet: Nichts hat er von der Stange gekauft – jedes Kleidungsstück wurde zur Unterstützung der jeweiligen Filmfigur extra entworfen – von Arthurs konservativen Maßanzügen und edlen Schuhen bis zu Eames‘ eher auffälliger Kleidung. Mir gefallen vor allem Jeffreys Kostüme für Mal, zum Beispiel das wunderschön wallende Kleid, in dem wir sie zu Anfang sehen. Sie ist die Femme fatale, und das drückt sich in ihrer Kleidung aus.“

Zu den Sets des japanischen Schlosses gehört auch ein beeindruckender, auf zwei Ebenen angelegter großer Saal mit Deckenbalken, großen Panoramafenstern und stabilen hölzernen Treppen, die zu den Aussichtsplattformen führen.

Corbould berichtet: „Das war ein wunderschönes Set. Oft bedaure ich die Produktionsdesigner, weil sie so fantastische Sets bauen … aber neun von zehn reißen wir anschließend wieder ab“, grinst er.

„Das war der Standardwitz“, ergänzt Dyas. „Meine Leute geben sich die größte Mühe, traumhafte Sets zu bauen, und dann kommt Chris herein und jagt alles in die Luft. In Calgary war es dann genauso … aber er macht das wirklich großartig – worüber soll ich mich also beklagen?“

Entsprechend ihrer Aufgabe präparierten Corboulds Mitarbeiter, darunter der für die Spezialeffekte verantwortliche Scott Fisher, das Schloss auf seine Demolierung hin. Den Höhepunkt bilden Wassermassen, die durch die Aussichtsfenster brechen. Um das Set unter Wasser zu setzen, wurden auf beiden Seiten jeweils zwölf Hochdruck-Wasserdüsen angebracht. Corbould erklärt: „Wir haben sie nacheinander eingeschaltet, sodass das Wasser in einer Sequenz von hinten nach vorn eindringt.“

Einen anderen Wolkenbruch produzierte das Spezialeffekte-Team für eine spannende Autojagd mit zahlreichen Wagen im Zentrum von Los Angeles. Um den strömenden Regen zu simulieren, brachte man Sprühköpfe auf den umliegenden Gebäuden an. „Das war deutlich mehr als nur ein Nieselregen“, sagt Corbould. „Alle Beteiligten waren den ganzen Tag über durchgeweicht, auch Chris, der mittendrin stand. Er ging mit gutem Beispiel voran.“

Emma Thomas bestätigt: „Chris ist der Auffassung: Was er von den Schauspielern und Mitarbeitern erwartet, sollte er auch von sich selbst verlangen.“

Das größte Problem beim Dreh des Unwetters in Los Angeles ergab sich daraus, dass wie üblich die Sonne schien – keine Wolke zeigte sich am Himmel. Dadurch ergaben sich Probleme mit dem Licht. „Wochenlang haben wir darum gebetet, dass es an diesem Tag bedeckt ist“, lacht Pfister. „Aber letztlich habe ich nicht daran geglaubt. Ich setzte mich hin und überlegte, wie wir das Sonnenlicht umgehen könnten. Dabei hat mir mein fantastischer Assistent Ray Garcia sehr geholfen: Er hat genau berechnet, wo die Sonne an dem Tag jeweils stehen würde. Wir postierten Leute mit langen Stangen auf den Dächern, die Reihen von schwarzen Tüchern hochhielten: Sie funktionierten wie Jalousien und deckten die Sonne immer da ab, wo wir drehten. Das war unglaublich effektiv.“

Aber nicht nur der Regen wirkte an jenem Tag in der Innenstadt von Los Angeles deplatziert: Nolan und sein Team ließen einen Güterzug mitten über die Straße fahren. Dazu der Regisseur: „Die Regensequenz war ein besonderes Element, das unbedingt glaubwürdig wirken muss, weil es zwar ein surreales Bild ist, das aber real aussehen soll. Es war also eine Gratwanderung: Einerseits sieht es sehr seltsam aus, dass der Zug auf einer Straße fährt, andererseits kracht er ganz real in Autos und so weiter. So ein physischer Effekt im großen Stil kann einem Action-Film eine neue Dimension eröffnen, bis den Zuschauern der Unterkiefer herunterfällt. Egal wie imposant die Action ist – immer muss sie sich auf Dinge beziehen, mit denen das Publikum etwas anfangen kann. Unter dieser Voraussetzung kann man dann alles tausendfach übertreiben“, lacht er.

Da es im kilometerweiten Umkreis keinerlei Bahnschienen gibt, konnte man also schlecht einen echten Zug durch die Straße fahren lassen. Also kam Tom Struthers auf die Idee, eine Lokomotive auf das Chassis eines Sattelschleppers zu setzen. Doch selbst das größte verfügbare Chassis war immer noch zu kurz. Der für die im Film verwendeten Fahrzeuge zuständige Tyler Gaisford sagt: „Wir haben den Rahmen und das Getriebe erweitert und eine Stahlabdeckung angebracht.

Dann haben wir die Aufhängung verstärkt, damit sie das zusätzliche Gewicht aushielt – und dabei handelte es sich am Ende um etwa elf Tonnen.“

Der Zug wurde einem echten Güterzug nachgebildet. Dazu Dyas: „Einige Zugteile wurden aus Glasfasergussformen zusammengesetzt, die dem echten Zug entsprachen – alles sah also völlig korrekt aus. Der entsprechende Anstrich sorgte für den Rest.“

Der Bau des Zuges war eine Sache – ihn zu lenken eine ganz andere. Gaisford erklärt: „Wer ein Gefährt von 18 Meter Länge, drei Meter Breite und vier Meter Höhe lenken will, bekommt Probleme, zumal es keinen Wenderadius hat. Der Fahrer konnte außerdem kaum etwas sehen, denn wir haben die Lok um die Fahrerkabine herumgebaut. Also haben wir innen kleine Bildschirme angebracht – vorn, hinten und an beiden Seiten waren Kameras installiert, mit deren Hilfe der Fahrer navigieren konnte.“

Dieser Fahrer war Jim Wilkey, der auch schon den Truck gefahren hat, der den berühmten Überschlag in „The Dark Knight“ vollführte. „Er ist schlicht der Beste“, sagt Struthers einfach.

Eine weitere Hauptrolle spielt ein eher traditionelles Gefährt: ein weißer Lieferwagen, in dem die Hauptdarsteller einige haarsträubende Action-Sequenzen bestehen müssen. Gaisford berichtet: „Im Zuge der Dreharbeiten kamen insgesamt 13 Varianten des Lieferwagens zum Einsatz, und mit großer Mühe wurde jeder einzelne für seinen spezifischen Einsatz vorbereitet – ob er von innen oder von außen gefilmt werden sollte, ob unter Wasser, oder ob er sich überschlagen sollte.“

Der Lieferwagen, der sich überschlug, wurde so präpariert, dass er sich mit den drinnen festgezurrten Schauspielern drehen konnte. Struthers verrät: „Alle trugen 5-Punkt-Gurte unter ihrem Kostüm – genau wie die NASCAR-Fahrer. Es war also sehr sicher und auch bequem. Und alle waren mit Begeisterung dabei – nach dem ersten Durchgang waren sie sofort zu einer Wiederholung bereit.“

Ellen Page bestätigt das: „Alle Stunts, die ich in diesem Film ausführen durfte, waren echt spitze. Ich finde so etwas toll. Beim Dreh wurde ich schon richtig ungeduldig, weil ich das fertige Resultat sehen wollte, denn ich wusste: Das wird spannend, und hoffentlich sind die Zuschauer genauso begeistert wie ich.“

Einer der Lieferwagen wurde auf seinen Unterwasser-Einsatz vorbereitet. „Wir nahmen den Motor, das Getriebe und alle Flüssigkeiten heraus, und das Innere wurde mit Dampfstrahl gereinigt, damit der Wagen ökologisch unbedenklich war und das Wasser nicht

verunreinigte“, sagt Gaither.

Zu den Schauplätzen in Los Angeles zählen auch ein Lagerhaus im Zentrum der Stadt, wo Cobbs Team seine Pariser Werkstatt einrichtet; das Wasserbecken in den Universal Studios; der Hafen von San Pedro; und ein Gelände in Palos Verdes, wo Teile der Außenfassade von Saitos Schloss gebaut wurden.

Die letzten Aufnahmen fanden im kanadischen Calgary auf einem Berg in der Nähe von Banff statt. Der Motivsucher hatte ein nicht mehr benutztes Ski-Hotel namens Fortress Mountain entdeckt. Weil es gut erreichbar, aber für das normale Publikum nicht zugänglich war, eignete es sich hervorragend als Filmschauplatz.

Die majestätischen Berge boten auch eine atemberaubende Landschaftskulisse – in mehr als einer Hinsicht. Dyas erinnert sich: „Während der Motivsuche rasten wir auf Schneemobilen herum, und die Luft wurde immer dünner. An einer Stelle meinten unsere Führer: ‚Wer auf die höheren Gipfel will, muss sehr viel Erfahrung mit Skiern oder als Bergsteiger mitbringen.‘ Ihnen war nicht klar, dass sie damit Öl ins Feuer gossen“, lacht er. „Als der Typ das erzählte, dachte ich sofort: ‚Warum musste er das unbedingt sagen?‘ Denn Chris verwandelte sich sofort in Shackleton: ‚In Ordnung! Auf zum nächsten Gipfel!‘ Es war zum Schreien. Wir fuhren so hoch, wie es innerhalb der Sicherheitszone von Fortress Mountain überhaupt ging – Chris legte großen Wert darauf, weil er sich eine spektakuläre Naturkulisse wünschte.“

Etliche Monate vor den Dreharbeiten auf Fortress Mountain baute das Team dort ein abweisendes, mehrstöckiges Gebäude, das wie eine imposante Festung wirkt. Dabei wurde das Team von den niedrigen Temperaturen behindert, denn „sobald die Farbe aus dem Topf kam, gefror sie bereits zu Eis“, sagt Dyas. „Wir mussten eine Art Schuppendach konstruieren, um den entsprechenden Bereich lange genug anzuwärmen, damit er gestrichen werden konnte. Das Dach wurde dann entsprechend weitergeschoben.“

Aufgrund der geografischen Gegebenheiten am Drehort konnte man auch keine normalen Baufahrzeuge verwenden. Weil schweres Gerät nicht verfügbar war, musste das Team den gesamten Bau praktisch per Hand ausführen. Im Gegensatz zu dem Eindruck, den die Festung vermittelt, wurde beim Bau keinerlei Zement verwendet. Stattdessen benutzte man unbehandeltes Fichtenholz, damit die Umwelt möglichst wenig belastet wurde.

Als das Set endlich stand, fehlte nur noch ein Detail. Dazu Thomas: „Etwa eine Woche vor unserer Abreise nach Kanada, wo wir eine ungeheure Schneesequenz filmen wollten, gab es keinerlei Schnee. Chris hatte bereits Alternativpläne entwickelt für den Fall, dass der Schnee nicht ausreichte. Aber nichts hätte den echten Schnee überzeugend ersetzen können. Doch etwa zwei Tage vor unserer Ankunft fing es an zu schneien. Wir hatten großes Glück. Aber man sollte sich nicht zu viel davon wünschen. Denn von diesem Moment an hörte es nicht mehr auf zu schneien.“

Es schneite nicht nur, sondern der Wind pfiff über die Hänge, bis man nichts mehr sehen konnte. Dennoch nutzten die Filmemacher die Atmosphäre zu ihrem Vorteil. Pfister berichtet: „Wenn die Bedingungen ungünstig sind, muss man sie einfach einbeziehen. Wir haben die Bilder verwendet, die wir vorfanden.“

Nolan stimmt ihm zu: „Es war unglaublich kalt, und oft drehten wir in einem ausgewachsenen Schneesturm, aber solch einen Bonus-Effekt kann man gar nicht planen. Schon dadurch, dass wir uns dem echten Wetter aussetzen, wird unsere gesamte Arbeit glaubwürdiger.“

Viele der Action-Sequenzen in Calgary wurden auf Skiern gedreht, was auch bedeutete, dass die Schauspieler sich am Hang behaupten mussten. Tom Hardy erinnert sich: „Chris fragte, ob ich Ski laufen kann, und einen Augenblick lang war ich versucht, ja zu sagen, wie das jeder Schauspieler in der Situation tun würde: ‚Na Tom, kannst du reiten?‘ – ‚Klar!‘ – ‚Kannst du ein Flugzeug fliegen?‘ – ‚Aber sicher!‘ – ‚Kannst du Ski fahren?‘ – ‚Wie ein Profi!‘“, lacht er. „Aber ich habe es lieber nicht gesagt, weil ich mich nicht auf den Skiern halten konnte, selbst wenn ich in Lebensgefahr geschebt hätte – bei der Schussfahrt hätte das jeder sofort gemerkt.“

Nolan bestätigt: „Tom hat nie behauptet, dass er Ski fahren kann. Aber als ich ihn fragte, machte er eine verdächtig lange Pause, wobei ich merkte, dass er überlegte, ob er mir die Wahrheit sagen soll oder nicht … ich habe das als ein nein gewertet. Aber er ist schon vor uns nach Kanada gereist und hat einen intensiven Ski-Kurs absolviert. Er hat sich sehr wacker geschlagen, was die Kamerabilder bestens ergänzt.“

Die Skifahrer in Tom Struthers‘ Stuntteam mussten Spitzenleute sein – er stellte etliche der Besten zusammen, darunter zwei Extrem-Skifahrer. Dazu Struthers: „Einer der Typen, Ian McIntosh, verdient sein Brot damit, dass er Lawinen hinunterfährt und 30-Meter-Sprünge von Gletschern vollführt. Einfach unglaublich.“

Auf Experten verließen sich Nolan und Pfister auch beim Dreh der Hang- und Querfeldein-Action. Der Kameramann berichtet: „Etwa 85 Prozent der Aufnahmen in Calgary entstanden mit der Handkamera. Ich habe selbst einige gedreht, aber auf Skiern bin ich ein Amateur – ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich diese Hänge bewältigen sollte – und noch dazu mit einer Kamera in der Hand. Also engagierten wir Chris Patterson, der sich auf Ski-Aufnahmen für Filme und Werbung spezialisiert hat. Chris und ich waren verblüfft, was er mit der Kamera in der Hand zustande bringt. Er lieferte wirklich spektakuläre Bilder.“

Hinzu kommen atemberaubende Luftaufnahmen, die mithilfe des Helikopterpiloten Craig Hoskins und des für die Flugaufnahmen verantwortlichen Hans Bjerno entstanden. Beide hatten bereits an Nolans „Insomnia“ (Insomnia – Schlaflos), „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ mitgearbeitet. Pfister sagt: „Bei all dem Schnee und Wind haben sie sich unter richtig harten Bedingungen bewährt und phänomenale Arbeit geleistet.“

Nolan berichtet: „Wir hatten es mit etlichen extremen Situationen zu tun – sengende Sonne, Wolkenbrüche, unglaubliche Schneestürme, und genau das hatten wir uns für diesen Film vorgestellt. Wir scheuchten unsere Schauspieler auf Berggipfel, unter Wasser und rund um die Welt, und sie haben diese Herausforderung bewundernswert gemeistert. Ich bin immer sehr dafür, in der Natur zu drehen und mich auf die Landschaft einzulassen, denn dadurch wird die Handlung um vieles glaubwürdiger. Letztlich trägt es dazu bei, dem Publikum das Gefühl zu vermitteln, dass es an Orte entführt wird, die sie noch nie gesehen haben.“

Leonardo DiCaprio berichtet: „Für uns Schauspieler war es besonders spannend, weil wir alle das praktisch zum ersten Mal erlebten – genau wie die Zuschauer. Als Gruppe gingen wir auf eine epische Reise – immer gab es etwas Neues, Überraschendes zu entdecken. Einer der aufregendsten Aspekte bei diesem Film ist die Erkenntnis, dass es unbegrenzte Möglichkeiten gibt – man weiß nie, was als Nächstes passiert.“

Produktion: Die Filmusik

Nach der Kälte in Calgary freuten sich die Filmemacher über das wärmere Klima in Los Angeles, wo Nolan die Arbeit mit seinem langjährigen Cutter Lee Smith aufnahm.

Smith berichtet: „Chris mag die Arbeit am Schnitt und hat ganz präzise Vorstellungen. Sehr hilfreich ist seine umfassende Erinnerung an alles, was er gefilmt hat – egal wie lang die Dreharbeiten gedauert haben. Er verblüfft mich immer wieder.“

„Mich begeistert die Arbeit mit Lee im Schneideraum jedes Mal aufs Neue“, sagt Nolan. „Er ist ein Perfektionist, engagiert sich für jedes kleine Detail beim Zusammenstellen des Films. Außerdem arbeitet er unglaublich schnell, was ich als riesigen Vorteil erlebe, und er hat eine natürliche Begabung dafür, eine Sequenz mit den Augen des Publikums zu bewerten: Ist das verständlich? Funktioniert das?“

„Bei einem Film wie ‚Inception‘ gibt es ungeheuer viel Material – da muss ich aus dem Bauch heraus entscheiden, was am besten passt“, sagt Smith. „Meistens sind wir uns einig über meine instinktive Auswahl. Je weniger wir das analysieren, desto größer ist unsere Chance, zum Herzen der Story vorzustoßen.“

Zum dritten Mal schreibt Hans Zimmer einen Soundtrack für Nolan – wieder setzt er seine Musik ein, um die Essenz des Films herauszuarbeiten. Zimmer betont: „Ich habe mich ständig auf die Gefühlswelt der Story konzentriert, denn trotz all der verblüffenden Bilder ist eine der großen Stärken des Films seine Emotionalität.“

Nolan erzählt: „Ich lege immer Wert darauf, dass Hans sich vom Film inspirieren lässt, aber ich höre auch gern, wohin ihn seine Vorstellungskraft treibt, wenn er die Ideen des Drehbuchs interpretiert. Auf diesem Fundament entdecken wir dann interessante Übereinstimmungen zwischen dem Film und der Musik.“

Zimmer berichtet, dass er in seinen ersten Gesprächen mit dem Regisseur die Arrangements und die Orchestrierung diskutierte. „Wir planten große Klangwellen, in denen die Blechbläser die Streicher dominieren – also stellte ich ein großes Blechbläserensemble zusammen. Wir haben das getrennt aufgenommen, denn sonst wären die Streicher sang- und klanglos untergegangen“, grinst er.

Ein Saiteninstrument, das Zimmer ins Zentrum rückt, ist die Gitarre, die der legendäre Musiker Johnny Marr spielt, der Gitarrist der wegweisenden Band The Smiths. Zimmer stellt fest: „Wenn eine Gitarre im Score eine Rolle spielt, kann das schwierig werden, weil Gitarre und Orchester nicht immer gut zusammenpassen. Aber ich dachte immer wieder an Johnny Marr, das Vorbild einer ganzen Generation von Gitarristen. Das Tolle: Als Johnny die ersten paar Noten spielte, klang es genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte … nur noch viel besser. Also exakt so, wie man es von einem großen Künstler erwartet.“

Eine weitere große Künstlerin ist in „Inception“ zu hören: Die Sängerin Edith Piaf, deren Stimme „eine Funktion übernimmt, die über die reine Filmmusik hinausweist“, wie Zimmer sagt. „Ich finde es traumhaft, dass Chris Edith Piaf im Drehbuch eingebaut hat, weil ihre Stimme zeitlos romantisch ist.“

Dazu Nolan: „Die Entscheidung in Bezug auf das Lied von Edith Piaf musste ich schon früh treffen. Sollte dieses Element der Story von der Sound-Abteilung oder von Hans gestaltet werden? Ich beschloss, die Aufgabe Hans zu übertragen, weil der Song an einer Stelle auch in die Filmmusik übergehen soll, und es gelingt ihm auf geniale Weise, Musik und Geräusche zu mischen – es geht um die Abstimmung von Instrumenten, Synthesizern, Stimmen und Geräuschen. Eine spannende Sache.“

„Das Ziel ist eine komplette Klangwelt für den ganzen Film“, ergänzt Zimmer. „Die Instrumente sollen mit den Geräuschen verschmelzen, und die Geräusche verschmelzen mit der Musik.“

„In manchen Szenen sind die Musik und die Geräusche buchstäblich nicht zu trennen“, bestätigt Nolan. „Daraus ergeben sich Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen, die der Film zwischen Wachen und Traum präsentiert.“

Emma Thomas erzählt: „Durch die Arbeit an diesem Film denke ich heute ganz anders über Träume – ich frage mich inzwischen viel ernsthafter, was ich träume und was das für mein Leben bedeutet.“

Abschließend sagt Nolan: „Wenn man wie hier die Bedeutungen der Traumerfahrung untersucht, fühlen sich die Menschen eingeladen, über ihre eigenen Träume und deren Offenbarungen nachzudenken. Daraus ergibt sich die interessante Frage, wie wir mit dem Wesen unserer persönlichen Realität umgehen.“

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