Überall sterben die Pflanzen, die Erde wird unfruchtbar, zahlreiche Sandstürme fegen über das Land - die Welt, in der der ehemalige Astronaut Cooper seine Kinder großzieht, lässt keine große Aussicht auf Hoffnung für die nachkommenden Generationen zu. Als er von der NASA beauftragt wird, mit einer kleinen Crew in ferne Galaxien aufzubrechen, um der Menschheit ein neues Zuhause zu suchen, zögert er jedoch. Denn dieser Auftrag bedeutet, seine Kinder für lange Zeit zurückzulassen. Sein Sohn kann damit umgehen, doch seine Tochter, die von ihrem Vater den Forschergeist geerbt hat, will ihn nicht gehen lassen. Aber Cooper weiß, dass er gehen muss. Denn von seiner Mission auf der anderen Seite des Universums hängt das Schicksal der Erde ab. Und dazu auch sein eigenes. In seinem neuen Werk konfrontiert Christopher Nolan das Publikum mit großen Bildern und existenziellen Fragen. Ohne der Handlung einen genauen zeitlichen Rahmen zu verpassen, schafft er es, eine Zukunftsvision zu entwerfen, die, aufgrund der brisanten und hochaktuellen Thematik, gar nicht so fern erscheint. Die brillant gefilmten Szenen im Weltall wirken in ihrer überdimensionalen Größe und Schönheit fast surreal und unwirklich, vom Schwarzen Loch bis hin zu den Ringen des Saturns, vor denen das Raumschiff wie ein kleines Staubkorn seine Bahnen zieht. Die Besetzung des Films ist wie immer hochkarätig. Matthew McConaughey als Astronaut Cooper ist der rechtschaffene Held, der westernähnlich neue Grenzen erschließt und entschlossen ist, für das Wohl seiner Kinder alles zu tun und auch zu opfern, wenn es sein sein muss. An seiner Seite überzeugen Anne Hathaway als Mitglied der Crew, die Coopers Ratio und dem Forschungswillen Emotionen entgegenstellt, sowie Michael Caine und Jessica Chastain. Ganz langsam führt Nolan in seine Geschichte ein, spinnt Fäden in der Dramaturgie, die er dann nach und nach gegen Ende des Films auf überraschende Weise kunstvoll verwebt. Hans Zimmers wuchtiger Score, untersetzt mit Orgeltönen und viel Bass, unterstützt die überwältigenden Impressionen, die den Zuschauer sogartig in ihren Bann ziehen. Existenzielle Fragen, große Emotionen und mitreißende Bilder - Christopher Nolans Science-Fiction-Drama ist episch in jeder Hinsicht.
Jurybegründung:
Auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten im All werden Helden gebraucht, denn die Begeisterung für das Weltall und seine Erforschung hat in der hier gezeigten nahen Zukunft keinen Stellenwert mehr. Die Menschen leiden unter der Erosion des Bodens, den Sandstürmen, der Nahrungsmittelknappheit - alles Erscheinungen, die von Wissenschaftlern längst vorhergesagt, aber nicht ernst genug genommen wurden.
Die Exposition mit Statements älterer Mitbürger im mittleren Westen der USA wirkt zunächst etwas ungewöhnlich, sie wird ergänzt durch die Schilderung einer Familie, deren Oberhaupt Cooper, ein ehemaliger Pilot, nun von der NASA auserwählt wird, eine weitere Mission im Weltall zu leiten, um fremde Galaxien und einen neuen Lebensraum für die Menschen zu erforschen. Der Abschied von der Familie fällt Cooper außerordentlich schwer und besonders seine Tochter Murph verzeiht ihm nicht, dass er die Familie verlässt. Denn die Mission wird lange dauern.
Wenn der Wechsel aus der realen Welt ins Weltall und damit in die Raumkapsel stattfindet, zeigt der Film außerordentlich deutlich, wie gegensätzlich diese Welten sind. Dem Gesetz des Genres folgend, befinden wir uns nun in der Weite des Alls und Cooper samt seiner Mannschaft, sind den Gefahren ausgesetzt, die sie dort heimsuchen können.
Das ist bildgewaltig in Szene gesetzt und teilweise überwältigend schön anzusehen. Die Dialoge zwischen der Besatzung des Raumschiffs bemühen sich außerordentlich, auch dem Astrophysik-Unkundigen Einzelheiten über Zeit, Relativität, Gravitation und andere Zusammenhänge zu erklären. Und das wird im Mittelteil des Films zur intellektuellen Herausforderung. Dieser Part erscheint als Metapher für den grundsätzlichen Umgang der Menschheit mit ihren existentiellen Problemen.
Die Gestaltung der Räume ist visuell hervorragend umgesetzt. Dennoch gelingt es dem Film nach Ansicht der Jury nicht immer durchgängig den Zuschauer in das Geschehen einzubinden, nicht alle Zusammenhänge wirken logisch, wie zum Beispiel die Zeitsprünge. Besonders der Versuch, auf der Bildebene zu erklären, wie Cooper in seinem eigenen Leben zurückreist, hat fast poetische Wirkung, macht das Geschehen aber nicht verständlicher. Wenn er sich am Ende des Films als junger Mann von seiner Tochter als alter Frau verabschiedet. ist dies jedoch ein anschaulicher Versuch, philosophische Dimensionen zu erreichen.
In seinem Anspruch nimmt sich der Autor und Regisseur in den Augen der Jury sehr viel vor Die Komplexität des Themas, seine Aufbereitung, die Länge des Films und die teils überraschenden Wendungen stellen sicherlich eine große Herausforderung für den Zuschauer dar.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)