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Irina Palm: Um die überlebenswichtige Therapie für ihren Enkel finanzieren zu können, sucht die Witwe Maggie verzweifelt nach einem Job und landet schließlich etwas naiv in einem Sexclub, mitten im englischen Rotlichtviertel. Trotz anfänglichen Ekels macht sich Maggie als "Irina Palm" schon bald einen Namen. Doch mit dem Erfolg beginnen auch die Probleme, denn nicht nur ihre Freundinnen beginnen Fragen zu stellen.

„Irina Palm“ im Kino

Aktuell sind keine Kinotickets in diesem Ort verfügbar.

Handlung und Hintergrund

Sorgen türmen sich für Maggie (Marianne Faithfull) auf. Ihr Enkel ist schwer erkrankt, doch ihr arbeitsloser Sohn Tom (Kevin Bishop) und seine Frau Sarah (Siobhan Hewlett) können sich die dringend benötigte Therapie nicht leisten. Die mittellose 50-jährige Witwe heuert verzweifelt im Rotlichtbezirk bei Sexclubbesitzer Mikky (Miki Manojlovic) an. Unter dem Pseudonym Irina Palm geht sie Männern zur Hand und steigt rasch zum Star des Etablissements auf. Mikky ist angetan von seiner neuen Fachkraft, Sohn Tom zunehmend argwöhnisch.

Warmherziges Sozialmärchen von Sam Garbarski, der nach „Der Tango der Rashevskis“ erneut einen beachtlichen Publikumsliebling der Berlinale gedreht hat. Marianne Faithfull brilliert als „wanking widow“ in einer moralsatirischen Balance zwischen Komödie und Drama.

Um das nötige Geld für die Heilung ihres kranken Enkels aufzutreiben, meldet sich die 50-jährige Maggie auf die Anzeige eines Sex-Etablissements. Der Chef will zunächst ablehnen, weil er nach jüngeren Frauen sucht, ist aber so fasziniert von der verwitweten Maggie, dass er ihr schließlich einen Job anbietet. Sie nimmt das Pseudonym Irina Palm an. Und lernt schon bald ihre ersten Kunden kennen.

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Im stahlharten Sexbusiness von London sucht die Witwe Maggie das schnelle Geld, um eine Operation für ihren todkranken Enkel zu finanzieren. Im Club „Sexy World“ in Soho wird sie angestellt und bringt dort am „Gloryhole“ gierige männliche Glieder im Akkord im Minutentakt zum Erguss. Maggie wird zur Virtuosin der Handarbeit, ohne dass die Kunden ahnen, wer sich hinter Trennwand und Künstlername „Irina Palm“ verbirgt. Aus einem nackten Dienstleistungsbetrieb macht Maggie eine Karikatur des bürgerlichen Küchenmilieus.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Sam Garbarski
Produzent
  • Sébastien Delloye,
  • Christine Alderson,
  • Jani Thiltges
Darsteller
  • Marianne Faithfull,
  • Miki Manojlovic,
  • Kevin Bishop,
  • Siobhan Hewlett,
  • Dorka Gryllus,
  • Jenny Agutter,
  • Corey Burke,
  • Meg Wynn Owen,
  • Susan Hitch,
  • Flip Webster
Drehbuch
  • Philippe Blasband,
  • Martin Herron
Kamera
  • Christophe Beaucarne
Schnitt
  • Ludo Troch
Casting
  • Leo Davis

Kritikerrezensionen

    1. Eine Hostess hält Maggie zuerst für jemanden, der Tee macht, aufräumt und ähnliches. Bis Mr. Mikos sie darüber aufklärt, dass der Begriff ein Euphemismus für Hure sei – auch den Begriff „Euphemismus“ muss er erklären.

      Maggie braucht Geld, ihr Enkel ist todkrank, die Behandlung ist teuer, zu teuer; die Schulden sind der Familie über den Kopf gewachsen. Sie muss schell viel verdienen, und schließlich wird sie tatsächlich zur wichsenden Witwe in Mr. Miklos’ Sexclub. Ein kahler Raum mit einem Loch in der Wand, durch den Männer ihren Schwanz stecken, den Maggie dann befriedigt, fünf Minuten hat sie pro Mann. Männer ficken die Wand, ohne zu ahnen, dass dahinter eine Oma mit zarten Händen sitzt. Aus Maggie wird Irina Palm, die Kunden stehen Schlange, sie richtet sich ihren Arbeitsplatz wohnlich ein, mit Bildern an der Wand und Blumen auf dem Tischchen.

      Maggie, die Großmutter aus der Kleinstadt, im Londoner Puff: Gespielt wird sie ausgerechnet von Marianne Faithfull, einem der ganz wilden Mädchen der 60er, die hier eine sehr schöne Darstellung liefert. Herzlich naiv benimmt sich Maggie, die in ein Milieu gerät, das sie nicht kennt, nie kennen lernen wollte – in dem sie aber doch Herz entdeckt. Ein Milieu, das Rettung für den Enkel verspricht. Allmählich bekommt sie Muskeln am rechten Bizeps, dann gar einen „Penisarm“, den sie ruhig halten muss – inzwischen aber kann sie das Wichsen mit links. Sie gerät auch in einen kleinen Konkurrenzkampf im Rotlichtviertel, ohne zu verstehen, was vor sich geht; und wenn sie im Dorfladen ein Rubbellos kauft, ist sie sich der Ironie gar nicht bewusst.

      Die Naivität Maggies ist so schön inszeniert, witzig und geradlinig. Und es ist schade, dass der Film die Hälfte der Zeit ebenfalls auf simpel-naivem Niveau bleibt. Irgendwo zwischen warmherzig und schlüpfrig findet die Aufarbeitung des englischen Unterschichtsmilieus statt, an andere britische Arbeiterklassenfilme erinnernd bis hin zu „The Full Monty“, wo’s um Striptease geht. Ohne je die autonome Lockerheit, die freie Sensibilität zu erreichen.

      Während Maggie immer souveräner wird und am Ende den Klatschbasen des Ortes, die ihr, der einfachen Witwe, immer mit Verachtung begegnet sich, großspurig unter die Nase reibt, dass sie andere Männer wichst („Ist euch das langweilig genug?“), erzählt Regisseur Garbarski weiterhin seine vorhersehbare Geschichte, kommt zum unvermeidlichen Konflikt mit dem Sohn, gar eine kleine Liebesgeschichte mit Mr. Miklos, dem Zuhälter, schleicht sich ein. Manche Szenen in dem Film sind so überraschend spritzig, dass andere in ihrer, ja, Impotenz schlaff und ausgepumpt wirken.

      Fazit: Warmherzige Komödie auf schlüpfrigem Grund, das zuweilen witzig inszeniert ist, manchmal aber doch etwas halbgar wirkt.
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    2. Irina Palm: Um die überlebenswichtige Therapie für ihren Enkel finanzieren zu können, sucht die Witwe Maggie verzweifelt nach einem Job und landet schließlich etwas naiv in einem Sexclub, mitten im englischen Rotlichtviertel. Trotz anfänglichen Ekels macht sich Maggie als "Irina Palm" schon bald einen Namen. Doch mit dem Erfolg beginnen auch die Probleme, denn nicht nur ihre Freundinnen beginnen Fragen zu stellen.

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      1. In wunderbarer Weise gelingt dem sensiblen und humorvollen Film die Balance zwischen dem traurigen Anlass der Geschichte (der tödlichen Erkrankung des Enkels) und der unkonventionellen Entwicklung der Großmama zur hochbegehrten Sexdienstleisterin. Marianne Faithfull verbindet in ihrer Darstellung schüchternes Selbstbewusstsein, reiche Lebenserfahrung und erotische Neugier zu faszinierender Leinwandpräsenz. Dies ist perfekte Kinounterhaltung, auch für ältere Semester geeignet. Ein Film fürs Herz.

        Jurybegründung:

        Sex und Unschuld gehen hier eine wunderbare Verbindung ein. Der Begriff „Traumfabrik“ erfährt eine schöne Aufwertung in diesem warmherzigen Märchen mit vielen heiteren, ironischen und auch melancholischen Elementen. Dies ist sensibles und unterhaltsames Kino mit einem britischen Humor, der weit über dem eines Mr. Bean liegt und eigentlich den gleichen Erfolg verdienen würde, meinte ein Mitglied der FBW-Jury. Dieser Film mag seine Menschen. So ist es kein Wunder, dass er der Publikumsliebling der diesjährigen Berlinale gewesen ist.

        Es ist die Geschichte der Mitfünfzigerin Maggie, die auf der Suche nach einem Geldverdienst in das Londoner Rotlichtmilieu gerät und dort zu einer begehrten Sexarbeiterin wird. Um das nötige Geld für die Heilung ihres Enkels aufzutreiben, übertritt sie gewisse Schwellen und findet dabei auf Herz erwärmende Art auch Selbstvertrauen und Lebenslust. Das ist oft komisch, anrührend und immer plausibel und dezent. Selten hat man einen Film gesehen, dessen zentraler Aspekt der Handlung nie genau zu sehen ist, sondern immer nur angedeutet wird.

        Wie Marianne Faithfull in der Titelrolle ihren anfänglichen Ekel überwindet, sich in ihrem Job einrichtet und schließlich richtig stolz auf ihre Leistung ist und sich sogar ihren Freundinnen offenbart, ist eine schauspielerische Glanzleistung. Glaubhaft und nachvollziehbar ist die Entwicklung vom Mauerblümchen zur starken Frau.

        Marianne Faithfull glänzt in ihrer Hauptrolle, schafft die schwierige Balance zwischen unmoralischer Arbeit und urkomischem Umgang damit. Ihre Art ist für ihre Umwelt entwaffnend und für die Zuschauer ein Vergnügen. Dabei wird der ernste Hintergrund der Geschichte nie aus den Augen verloren oder billigen Späßen geopfert.

        Hier geht es, um den Filmtitel von Alexander Kluge zu variieren, nicht um die Gelegenheitsarbeit einer Sklavin, hier geht es um die Emanzipation einer reifen Frau - und geschickt vertrackt spielt der Film auch mit unser aller Prüderie. Es ist ein modernes Märchen, das zeigt, dass mit Courage und Einsatz eine Lösung selbst in den verzweifeltsten Situationen möglich ist und dass es immer Hoffnung gibt.

        Regisseur Sam Gabarksi legt mit diesem Film ein Glanzstück vor. In jeder Szene ist hier ein überlegter, sinnesfroher und humorvoller Kopf am Werk. Die komplizierte Produktionsgeschichte dieses Films hat wohl zu einer besonders hohen ästhetischen Durchdringungsdichte beigetragen.

        Die Kameraführung ist bemerkenswert und bringt den Zuschauer mitten ins Geschehen. Der Film hat einen interessanten Look.

        Unter den Darstellern ist neben der großartigen Marianne Faithfull der als gutmütiger Clubbesitzer auftretende Miki Manojlovic ganz besonders hervorzuheben.

        Nur die Musikauswahl war unter den Mitgliedern der FBW-Jury strittig.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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