Das Marvel Cinematic Universe ist das erfolgreichste Comicfilm-Franchise überhaupt. Doch der Anfang war schwer, erinnert sich Kevin Feige. Es begann mit Spott.
Mit aktuell 33 Filmen und einem weltweiten Einspielergebnis von insgesamt 29,75 Milliarden US-Dollar ist das Marvel Cinematic Universe (MCU) unbestritten das erfolgreichste Film-Franchise aller Zeiten (via CBR). Welchen Stellenwert das hat, erkennt man daran, dass die „Star Wars“-Filme auf Rang 2 weltweit auf „nur“ 10,33 Milliarden US-Dollar bei 12 Filmen kommen. Noch gravierender ist der Vergleich mit der direkten Konkurrenz des eingestellten DC Extended Universe (DCEU) beziehungsweise SnyderVerse. Bei 15 Filmen konnten hier weltweit 7,14 Milliarden US-Dollar in die Kassen gespült werden. Das verdeutlicht in erster Linie eines: Das maßgeblich von Kevin Feige designte MCU ist den anderen Film-Franchisen in Sachen Kontinuität und Fanbindung weit voraus – oder war es: In der jüngeren Zeit litten auch die Marvel-Filme von Disney und Marvel-Studios am abflauenden Interesse am Comic-Genre.
Dennoch: Die Filme des MCU haben dem Genre und den Fans viel gegeben in den über 10 Jahren, in denen sie das Kino geradezu beherrscht haben. Und doch hatte das niemand kommen sehen, weder Hollywood noch das Kinopublikum. Ganz im Gegenteil, als Marvel Studios „Iron Man“ 2005 als erste eigene Produktion verkündete, hatte das Team um Feige große Probleme, überhaupt jemanden für das Drehbuch zu finden. Der Grund: Niemand in Hollywood kannte Iron Man oder war an diesem Charakter interessiert. Im Interview mit Deadline erinnert sich Feige, der mittlerweile neben seiner Tätigkeit als Präsident von Marvel Studios auch CCO von Marvel Entertainment ist, dass „Iron Man“ auf dem Mekka für Geeks, der San Diego Comic-Con International (SDCC), selbst von Comic-Fans mit höchster Skepsis beäugt wurde:
„Als wir 2007 gemeinsam mit Jon Favreau (Regisseur von ‚Iron Man‘, Anm. d.Red.) ‚Iron Man‘ auf die Comic-Con brachten, veröffentlichte ein Magazin einen Artikel mit dem Titel ‚Marvel ruft das C-Team‘. Die Leute dachten sich: ‚Nun, was will schon dabei herauskommen mit diesen Charakteren, die noch nicht einmal zum wichtigen Kreis gehören, wenn man weder Spider-Man noch die X-Men hat?‘. Die Leute dachten, Marvel hätte nichts anderes [zu bieten]. Und wir dachten: ‚Wir haben 8.567 andere.‘ Das Publikum will großartige Unterhaltung sehen.“
Dazu hatte „Iron Man“ mit Robert Downey Jr. einen Hauptdarsteller, der zu der Zeit als gefallener Hollywood-Star galt, als unberechenbar am Set. Downey Jr. hatte sich da erst aus einem Karrieretief gekämpft und musste sich erst langsam wieder beweisen. Allen Unkenrufen zum Trotz wurde „Iron Man“ zu einem Kassenhit und legte den Grundstein für ein popkulturelles Phänomen, das Comics endgültig in den Mainstream einführen sollte. Dieses Jahr mussten sich Fans lange gedulden, doch schon am 24. Juli 2024 ist es so weit, dann startet „Deadpool & Wolverine“ in den Kinos. Den finalen Trailer könnt ihr euch hier ansehen:
„Iron Man“: Darum wählte Marvel Studios Tony Stark für die MCU-Premiere
Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Marvel Studios, wohl auch ironischerweise aus Mangel an Filmrechten, Iron Man auserwählt hat von all den Möglichkeiten, die noch zur Verfügung standen? Das ist dem damaligen Vorstandsvorsitzenden von Marvel Comics, Ike Perlmutter, zuzuschreiben (via The Wall Street Journal): Perlmutter, der ganzheitlich dachte und glaubte, mit Marvel-Filmen vor allem den Verkauf von dazugehörigen Actionfiguren ankurbeln zu können, ließ über Fokusgruppen herausfinden, welcher noch verfügbarer Marvel-Charakter das höchste Interesse bei der Zielgruppe der Kinder wecken würde. Das Ergebnis war Iron Man.
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Aber da gab es eine weitere Hürde zu nehmen wie sich Marvels ehemaliger CCO Joe Quesada erinnerte (via Collider). Kinder, die Iron Man nicht bereits kannten, zeigten kein Interesse an dieser Figur, weil sie dachten, er sei ein Roboter:
„Das Interesse ging dann plötzlich durch die Decke, sobald sie herausfanden, dass jemand im Anzug steckt, und sie wollten alles über ihn wissen und wie jemand so eine atemberaubende Rüstung erschaffen konnte. Solche Informationen halfen uns dabei, einen Plan zu erstellen, um im Vorfeld zum Film ein gewisses Bewusstsein zu erschaffen.“
Dieser Plan ging auf. Feige, Favreau und das Team konzentrierten sich in der Folge auf Robert Downey Jrs Tony Stark, zeigten sein Gesicht und damit auch seine Mimik selbst in der Iron-Man-Rüstung, wodurch die Bindung mit dem Charakter auch dann bestehen blieb, wenn der „Roboter“ am Zug war. So erschufen sie den ersten von vielen Fan-Favorit*innen, wenn nicht sogar den Fan-Favoriten überhaupt.
Und jetzt macht den Test und lasst euch zeigen, welchen Avenger ihr verkörpern würdet: