ISLE OF DOGS - ATARIS REISE erzählt die Geschichte von Atari, dem 12-jährigen Pflegesohn des korrupten Bürgermeisters Kobayashi. Als durch einen Regierungserlass alle Hunde der Stadt Megasaki City auf eine riesige Mülldeponie verbannt werden, macht sich Atari allein in einem Miniatur-Junior-Turboprop auf den Weg und fliegt nach Trash Island auf der Suche nach seinem Bodyguard-Hund Spots. Dort freundet er sich mit einem Rudel Mischlingshunde an und bricht mit ihrer Hilfe zu einer epischen Reise auf, die das Schicksal und die Zukunft der ganzen Präfektur entscheiden wird. Mit ISLE OF DOGS - ATARIS REISE hat Wes Anderson einen aufwendig gestalteten und visionären Animationsfilm vorgelegt, dessen einmaliger Look und fantasievolles Setdesign sofort die typischen künstlerischen Merkmale des großen Regisseurs erkennen lassen. Eine akkurat symmetrische Bildgestaltung, skurrile Charaktere, schnelle lakonische Dialoge und immer wieder überraschende Plotelemente erschaffen eine originelle Welt, die in sich stimmig ist und sich vieler interessanter Aspekte der japanischer Kultur bedient. Doch neben all den skurril-komischen Momenten versteht sich Andersons Film auch als ein aktueller Kommentar auf zeitgenössische gesellschaftliche Phänomene und politische Entwicklungen. Die immer stärkere Kontrolle durch Maschinen, die Zerstörung der Umwelt durch Gifte, die Marginalisierung der Kranken und Schwachen - all das fließt in diese Fabel ein, ohne aber den Humor aus den Augen zu verlieren. Für den sorgen allen voran die unterschiedlichen Hundecharaktere, deren verschiedene Wesenszüge durch die die Riege prominenter Schauspieler stimmlich prägnant herausgearbeitet werden. Wes Andersons ISLE OF DOGS - ATARIS REISE unterhält von Anfang bis Ende großartig und lädt uns gleichzeitig dazu ein, über all seine Facetten, vielfachen Referenzen und klugen Anspielungen zu staunen und dabei einen wahren Filmschatz zu entdecken.
Jurybegründung:
Auch Wes Andersons neuer Film ISLE OF DOGS sprüht vor Ideen, Bezügen und einer kreativen Energie, wie sie selten so konzentriert zu erleben ist. Nach Spielfilmen wie GRAND BUDAPEST HOTEL und MOONRISE KINGDOM wendet sich der Regisseur in ISLE OF DOGS neuen Herausforderungen zu. Nicht nur ist er komplett im Stop-Motion-Verfahren entstanden, sein Film stellt auch eine umfassende Hommage an die jüngere japanische Populärkultur dar. Wie in einem bunten großen Wimmelbild reihen sich entsprechende Bezüge und Anspielungen auf den unterschiedlichsten Ebenen und in den kreativsten Formen in Setting und Handlung. Besonders Reminiszenzen an Akira Kurosawa erscheinen allgegenwärtig, sei es die Musik aus DIE SIEBEN SAMURAI, das Setting aus ENGEL DER VERLORENEN oder auch die Würdigung des Kurosawa-Schauspielers Toshiro Mifune, der offensichtlich Modell stand für die Figur des Bürgermeisters. Doch auch Ishiro Hondas GODZILLA-Filme oder die Animes von Hayao Miyazaki spiegeln sich überdeutlich in Handlung und Gestaltung von Andersons eigenwilliger Filmwelt. Begeisternd erscheint dabei besonders Andersons Konsequenz, nicht nur Texte in kunstvollen Grafiken in der Originalsprache zu gestalten, sondern auch die Menschenfiguren japanisch sprechen zu lassen. Um das Verständnisproblem zu lösen, wird gleich am Anfang eine Simultandolmetscherin eingeführt, die - ausschließlich an uns Zuschauer gewandt - fleißig übersetzt.
Auch wer all diese Bezüge nicht erkennt, muss inhaltlich keinen Mangel erleiden, denn die kulturelle Bezugsebene stellt beileibe nicht das einzige Narrativ dar. Vielmehr werden im Film jenseits der puren Story Themen wie Krankheit, Verfolgung, Deportation und Euthanasie verhandelt und so geschickt neben die dem Film eigene skurrile Komik gestellt, dass sie niemals deplatziert wirken.
Wie bei Wes Anderson üblich, bereitet auch die Filmgestaltung großes Vergnügen. Ausgestattet mit viel Humor, entfaltet sich eine eigene Welt, in der insbesondere die Hunde mit großer Sorgfalt und Detailliebe entworfen und animiert wurden. Ihre Vermenschlichung fällt begrenzter aus als es in Animationsfilmen mit Tieren sonst üblich ist. Die Figuren bleiben, auch wenn sie sprechen, doch Hunde, was sich insbesondere an ihren gattungstypischen Blicken und Bewegungen zeigt. Nicht nur in dieser Hinsicht wird der Film speziell Hundefreunden zusagen, auch inhaltlich schwingt sich der Film zu einem warmherzigen Plädoyer für den Hund auf. Im Bereich von Inszenierung und Bildkomposition ist Wes Anderson wesentlichen Elementen seiner Handschrift treu geblieben, allem voran der symmetrisch gestalteten Zentralperspektive als bestimmendes Mittel, das neben Splitscreen und dem Einsatz grafischer Elemente einen Großteil der visuell überwältigenden Wirkung ausmachen. Da auch die deutsche Synchronfassung ausdrücklich hervorragend gelungen ist, möchte die Jury ISLE OF DOGS speziell für einen Besuch im Kino empfehlen, wo sich Sound und Bild der bemerkenswerten Arbeit in ihrer Wirkung voll entfalten können.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
Der Stop-Motion-Film „Isle of Dogs“ spielt in der japanischen Großstadt Megasaki City, in der die Hundepopulation seit langer Zeit drastisch gestiegen ist und sich außerdem noch eine Hundeepidemie ausbreitet. Der Anti-Hunde-Propaganda betreibende Bürgermeister Kobayashi beschließt nun, dass alle Hunde auf die abgelegene Insel Trash Island gebracht werden. Auf dieser Insel entsteht nun eine Hundezivilisation, die zwischen den Abfallbergen ums Überleben kämpft. Doch der 12-jährige Atari widersetzt sich nun dem Willen seines Onkels, dem Bürgermeister und fliegt zur Insel, um seinen geliebten Beschützerhund Spots wiederzufinden, der als Erster auf die Insel gebracht wurde. Dabei trifft Atari auf eine kleine Hundegruppe mit dem Anführer Chief, die sich bereit erklärt, ihm zu helfen und eine spannende Reise beginnt, bei der sie einer riesigen Verschwörung auf die Schliche kommen. Wir geben „Isle of Dogs“ 5 Sterne, weil er uns mit seinem guten Ton, passender Musik und fantastischer Animation begeistert hat. Auch die Geschichte finden wir sehr originell und kreativ gestaltet. Die Gestaltung lehnt sich an die japanische Kultur an, woran man sich sehr schnell gewöhnt. Das Hauptthema der Beziehung zwischen Mensch und Tier ist jedoch für alle Kulturen verständlich und nachvollziehbar. Wir empfehlen den Film schon ab 12 Jahren, da man die politischen Anspielungen und Aussagen nicht verstehen muss, um den Film verstehen zu können.
traurig: 3,5 Sterne
berührend: 4 Sterne
spannend: 3,5 Sterne
kreativ: 5 Sterne
freundschaftlich: 4,5 Sterne
Gesamtbewertung: 5 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)