Dokumentarfilm über Alfred Lion und Frank Wolff, die als jüdische Immigranten 1939 in den USA mit den Blue Note Records das erste Plattenlabel für American Jazz ins Leben riefen - und damit Musikgeschichte schrieben.
Im Jahr 1937 merkt Alfred Lion, dass für ihn als Mensch jüdischen Glaubens Berlin kein lebenswerter Ort mehr ist. Er beschließt, auszuwandern. In die USA, genauer nach New York. Sein bester Freund Frank Wolff folgt ihm zwei Jahre später. Zusammen gründen sie ein Plattenlabel, das bis heute legendär und einzigartig ist: Blue Note Records. Ob Thelonious Monk, Art Blakely oder Miles Davis: Sie alle waren bei dem Label unter Vertrag, das nur deswegen entstand, weil Lion und Wolff endlich der Musik eine Plattform bieten wollten, die sie selbst so liebten: den American Jazz. Der allerdings war in den USA nicht überall erhältlich oder anerkannt. Im Gegenteil: Die Künstler litten unter rassistischen Anfeindungen, so wie viele Afro-Amerikaner generell. Der Dokumentarfilm IT MUST SCHWING! von Eric Friedler erzählt die Geschichte von Lion und Wolff. Wie sie ihre ganze Energie und ihr Geld in ihre Plattenfirma steckten, um den afro-amerikanischen Künstlern den Respekt zu erweisen, den sie verdienten. Wie sie als Juden, die vor der Verfolgung durch die Nazis flohen, nun mitansehen müssen, wie in den USA ebenfalls eine ganze Gruppe Menschen ausgegrenzt und angefeindet wird. Oder wie Blue Note Records selbst das Selbstbewusstsein der afro-amerikanischen Community stärkte. Dank einer aufwendigen Recherche und vielen Wortbeiträgen von Künstlern und Wegbegleitern gelingt Friedler nicht nur ein aufschlussreicher Einblick in die Geschichte des Labels, sondern auch ein Abriss über einen dunklen Abschnitt der US-amerikanischen (Kultur)-Geschichte, der bis heute seine Schatten auf die Gesellschaft wirft. Angereichert wird die Fülle an Originalbildern und Aussagen mit Animationen, die die Momente verdeutlichen, für die es kein Bildmaterial gibt. Eric Friedlers IT MUST SCHWING! ist ein Film, der nicht nur Fans der Musik begeistern wird. Ein faszinierender Einblick in ein Stück Musikgeschichte. Und eine Verbeugung vor zwei Männern, ihrem Lebenswerk und ihrer Freundschaft.
Jurybegründung:
Diese faszinierende Dokumentation zeigt die Entstehung des berühmten Jazz-Labels „Blue Note“. Sie erzählt darüber hinaus auch die Geschichte einer lebenslangen und unverbrüchlichen Freundschaft. Und die Geschichte einer Leidenschaft für den Jazz, seine gesellschaftliche Anerkennung in Amerika, . wie auch ein Stück Kultur- und Weltgeschichte.
Alfred Lion und Frank Wolff, beide im Jahre 1908 mit jüdischem Glauben geboren, lernten sich bereits als Teenager in den 1920er Jahren in ihrer Heimatstadt Berlin kennen. Ihre gemeinsame Leidenschaft für die zeitgenössische amerikanische Musik machte sie zu Freunden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Alfred in die USA und Frank konnte ihm nach einiger Zeitmit dem letzten noch unkontrollierten Schiff folgen. In New York gründeten sie das später legendäre Jazz-Label „Blue Note Records“. Dieses Label konzentrierte sich ausschließlich auf amerikanische Jazzmusik, wobei Alfred vor allem für die Auswahl der zumeist afro-amerikanischen Musiker und ihrer Musik verantwortlich zeichnete und Frank mit seinen wunderbaren Fotos die Grundlage für die von Reid Miles gestalteten Cover zuständig war.
Autor und Regisseur Eric Friedler gelang ein Film, der neben seinem dokumentarischen Gehalt auch stilistisch zu überzeugen weiß. Begleitet vom Sound wunderbarer Jazz-Glanzstücke erleben wir eine Vielzahl von Legenden des Jazz, allesamt preisgekrönt mit Grammys und Oscars, wie sie über ihre Freunde Alfred und Frank erzählen und wie sie ihnen zu grenzenloser Dankbarkeit verpflichtet sind. Alfred und Frank waren nach ihrer Aussage mitverantwortlich, dass der Jazz der weitgehend Afro-Amerikaner in den USA Anerkennung, ja Popularität erreichte. Sie waren auch im besten Sinne der Bürgerrechtsbewegung gegen Diskriminierung und Ausgrenzung der afro-amerikanischen Bevölkerung. Als Begleitung der eindrucksvollen Statements der Jazz-Legenden sehen wir Fotos und Filmaufnahmen und dort, wo diese fehlen, animierte Bilder. So entstand ein spannendes, filmisch anspruchsvolles, emotional packendes und gleichzeitig fulminantes Denkmal. Gewidmet dem Jazz, einem legendären Musik-Label und einer Lebensfreundschaft.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)