Genau wie in jedem Genre gibt es auch bei Horrorfilmen Enden, die uns Zuschauer mit reichlich Fragen im Kopf entlassen. Doch glücklicherweise gibt es für alles eine gute Erklärung, die wir euch hier liefern können. Nun gut, für fast alles. Ja, wir meinen dich, Kubrick!
Bevor ihr euch in die Erklärungen der sechs Enden stürzt, denkt daran: Ab hier gilt eine Spoiler-Warnung!
Jacob’s Ladder – In der Gewalt des Jenseits (1990)
In diesem Horrorfilm-Klassiker folgen wir Tim Robbins, der den Vietnam-Veteranen Jacob spielt. Im Laufe des Films wird dieser von verstörenden, surrealen Bildern geplagt, seine Sicht der Welt erscheint unzuverlässig. Selbst die Zeit, in der er sich befindet, ist ständigen Änderungen unterworfen.
Am Ende stellt sich heraus, dass Jacob sich den Film über in einem Todeskampf befindet, nachdem er im Vietnamkrieg tödlich verwundet wurde. Das Gesehene war also lediglich eine Halluzination des Sterbenden, die durch Schuldgefühle und Verlustängste zu einem Albtraum wurde. Zum Schluss wird Jacob mit seinem verstorbenen Sohn wiedervereint, der ihn in ein helles Licht führt und so verdeutlicht, dass Jacob letztlich doch seinen Frieden gefunden hat.
It Follows (2014)
Der Horror-Hit „It Follows“ sorgte vor wenigen Jahren für Aufsehen. Kontrovers wird seitdem das Ende diskutiert. Jay (Maika Monroe) und Co. stellen dem Monster im Schwimmbad eine Falle. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen schließlich, auf die Entität zu schießen und sie mehrmals im Kopf zu treffen. Jay sieht anschließend, wie sich das Poolbecken mit Blut füllt. Anschließend haben Paul und sie Sex. Am Ende gehen die beiden Händchen haltend die Straße entlang, während man hinter ihnen eine nicht identifizierbare Person sieht.
„It Follows“-Regisseur David Robert Mitchell bekundete in einem Interview selbst, dass er den Plan der Kids als den „dümmsten aller Zeiten“ empfand. Genau das sei aber das Ziel gewesen, denn im Gegensatz zu gewöhnlichen Horrorfilmen wollten die Macher einen realistischen Versuch wagen. Deswegen haben Jay und die anderen keinen Hinweis erhalten, wie das Monster zu töten ist und mussten sich mit naiven Mitteln zur Wehr setzen.
Ob die Entität jetzt getötet wurde oder nicht, ließ auch Mitchell offen. Er habe beide Reaktionen im eigenen Umfeld erlebt: Manche deuteten das Blut als Zeichen, dass das Monster tot ist. Andere Zuschauer sehen hingegen die merkwürdigen Muster im Poolbecken und denken, dass die Entität unbesiegbar ist. Wer richtig liegt, wollte Mitchell leider nicht enthüllen. Da die Macher selbst offen über „It Follows 2“ spekulierten, dürfen wir aber annehmen, dass das Monster noch unter uns weilt.
Silent Hill (2006)
Die Verfilmung des gleichnamigen Videospiels hinterließ bei einigen Zuschauern Fragezeichen auf der Stirn. Um den Albträumen ihrer Adoptivtochter Sharon auf den Grund zu gehen, reist Rose Da Silva in das Örtchen Silent Hill. Dort landet sie, ohne es zu wissen, in einer Parallelwelt. Bei Sharon handelt es sich nämlich um die gute Hälfte von Alessa, die vor Jahrzehnten das Opfer einer fanatischen Sekte wurde. Um diesen Kult zu bestrafen, erschuf ein Dämon für Alessa die Parallelwelt, in der auch Rose und Sharon gefangen sind.
Zum Schluss gelingt es den beiden, aus Silent Hill zu entkommen. Als sie ihr Haus erreichen, stellen wir jedoch fest, dass sie noch immer in der Parallelwelt gefangen sind. Sie finden in ihrem Zuhause die gleiche neblige, von Asche verhangene Welt vor wie in Silent Hill. Christopher, der Mann von Rose, ist dagegen in unserer Welt, was durch das vorhandene Licht verdeutlicht wird. Er bemerkt zwar, dass die Tür geöffnet wurde, da er seine Frau und seine Tochter nicht sehen kann, weiß er aber nicht, dass sie bei ihm sind.
Die Mächte des Wahnsinns (1994)
Zum Abschluss seiner Apokalypse-Trilogie gelang dem Horror-Meister John Carpenter ein Meta-Glanzstück. „Jurassic Park“-Star Sam Neill wird als Privatdetektiv John Trent damit beauftragt, den berühmten Bestseller-Autor Sutter Cane ausfindig zu machen. Diesen findet er in einer Stadt, die ebenfalls in Canes Büchern vorkommt. Dort eröffnet ihm der Autor, dass seine Bücher nicht mehr Fiktion sind, sondern durch seine fanatischen Leser zur Realität wurden. Auch Privatdetektiv John Trent selbst sei lediglich ein Produkt von Canes Fantasie. Darüber hinaus eröffnet ihm der Autor, dass in seinem neuesten Buch die Menschen dem Wahnsinn verfallen, damit die Apokalypse auslösen und Cane zum neuen Gott wird.
Trent will all das nicht wahrhaben, doch als Canes Buch veröffentlicht und verfilmt wird, greift tatsächlich der Wahnsinn um sich. John Trent besucht noch bei Verstand schließlich eine Kinovorführung von „Die Mächte des Wahnsinns“ und sieht sich dort selbst auf der Leinwand. Er kommt zu dem Schluss, wirklich nur ein Produkt von Canes Fantasie zu sein und verfällt in ein manisches Lachen, da der Wahnsinn nun auch ihn ergriffen hat. Die Apokalypse ist eingetreten, genau wie Cane es vorhergesagt hat.
Das Ding aus einer anderen Welt (1982)
Wo wir gerade bei John Carpenter waren, machen wir gleich bei ihm weiter. „Das Ding aus einer anderen Welt“ entführt uns in die US-Forschungsstation in der Antarktis, wo sich unglücklicherweise ein Alien einnistet. Dieses besitzt die Fähigkeit, seine Form zu verändern, weswegen jeder der anwesenden Menschen potentiell das Alien sein könnte.
Nach dem fast alle gestorben sind und die Station in die Luft gejagt wurde, bleiben lediglich noch MacReady (Kurt Russell) und Childs (Keith David) übrig; wobei der Film offen lässt, ob das Alien überlebt hat.
Regisseur John Carpenter schaltete sich allerdings in die Diskussion ein und meinte, dass MacReady deutlich sichtbar atme, während das bei Childs nahezu ausbleibt. Darüber hinaus enthüllte der Kameramann von „Das Ding aus einer anderen Welt“, dass man durch ein Leuchten in den Augen stets sichtbar gemacht habe, wer ein Mensch ist. Zum Ende sehen wir dieses Leuchten nur bei MacReady konstant, womit Childs als Alien überführt wäre.
Shining (1980)
Regie-Legende Stanley Kubrick erarbeitete sich zu Recht den Ruf, mehr Fragen aufzuwerfen, als zu beantworten. Das gilt sicherlich auch für seine Adaption des Romans „Shining“ von Stephen King.
Nachdem der von Jack Nicholson gespielte Hausmeister Jack Torrance wahnsinnig wurde, versuchte, seine Familie umzubringen und letztlich zu Tode erfror, hielt der Horrorfilm buchstäblich ein letztes, verwirrendes Bild für uns bereit.
Zum Abschluss sehen wir ein Foto aus dem Hotel von 1921 und darauf ist deutlich Jack zu erkennen – 16 Jahre bevor er geboren wurde.
Was genau Kubrick damit sagen wollte, ist bis heute der Gegenstand zahlreicher Bücher, Aufsätze und Erklär-Videos. Die gängigste Erklärung lautet, dass es sich bei Jack um eine von vielen Wiedergeburten einer Entität handelt, die dazu verdammt ist, auf das Overlook-Hotel aufzupassen und dabei wahnsinnig zu werden. Das würde auch die gespenstische Szene im Bad erklären, in der ein Geister-Butler Jack eröffnet, dass er schon immer der Hausmeister war.