Im Interview erinnert sich „Casino Royale“-Regisseur Martin Campbell an seine erste Begegnung mit Daniel Craig, den er zunächst als wenig sexy erachtete.
Selbstverständlich weiß jeder „James Bond“-Fan beim Namen Henry Cavill sofort, um welchen 007-Agenten es sich hier dreht: Daniel Craig. Abgesehen davon kann man sich auch als Nicht-Fan direkt denken, dass der 40-Jährige Cavill wohl kaum für „James Bond 007 – Goldeneye“ vorgesprochen haben dürfte. Da war er gerade einmal um die 12 Jahre alt, als Regisseur Martin Campbell den ersten seiner beiden Ausflüge in die Welt des britischen Superagenten unternahm.
Mit „Goldeneye“ und „Casino Royale“ hat der neuseeländische Filmemacher zweifellos zwei der besten „James Bond“-Filme aller Zeiten inszeniert – und mit ihnen zwei Inkarnationen eingeführt, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Pierce Brosnans charmanten und coolen Lebemann-Agenten mit Hang zur äußersten Brutalität und Machismo-Gehabe sowie Daniel Craigs wortkarge Inkarnation des Agenten Ihrer Majestät mit impulsiver, minimalistischer Natur und hoher Effektivität. Campbell verhalf also dem in den Augen vieler bis dato schönsten Bond zum Start und Craig, bei dessen offizieller Vorstellung ein regelrechtes Raunen durch die Welt ging, weil ihn der Großteil optisch für gänzlich ungeeignet hielt. Und das nicht nur, weil er blond war/ist.
Ein Umstand, der auch Campbell zunächst zu schaffen machte, wie der 79-Jährige gegenüber Express UK verraten hat:
„Mein einziges Bedenken bei Daniel [Craig] – er ist wirklich ein hervorragender Schauspieler, daran besteht kein Zweifel – war die Tatsache, dass Leute wie Sean Connery, Roger Moore und Pierce Brosnan allesamt klassisch aussehende Bonds waren. Alles gutaussehende Männer, alle sexy, alle sehr attraktiv für Frauen und so weiter. Daniel war offensichtlich härter und rauer, aber er war kein klassisch gutaussehender Mann. Als habe ich eine Minute darüber nachgedacht. Abgesehen davon war er es definitiv immer.“
Craig befindet sich damit in guter Gesellschaft: Von den acht Kandidaten, die damals in der engeren Auswahl gestanden haben, befand Campbell den noch relativ unbekannten Schauspieler Cavill als zu jung mit seinen 23 Jahren, aber vor allem als zu dick, um 007 zu verkörpern. Beim Vorsprechen musste dieser die unsterbliche Szene aus „James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau“ nachspielen, in der Bond nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad kommt und auf die russische Agentin Tatiana Romanova stößt, die es sich auf seinem Hotelbett gemütlich gemacht hat. Eine Szene, die jeder Kandidat bestehen muss. Campbell soll ihm dabei gesagt haben: „Du siehst ein wenig pummelig aus, Henry“, erinnert sich dieser (via Men’s Health). Noch immer steht nicht fest, wer der nächste James Bond wird. Einige Kandidaten gehen wir in unserem Video durch.
Daniel Craig ist der dienstälteste Bond-Darsteller
Diese anfänglichen Bedenken bezüglich seines Aussehens und der Aufschrei der Fangemeinde haben Daniel Craig nicht geschadet. Im Gegenteil, womöglich haben ihn diese Hürden erst dazu angestachelt, es allen zeigen zu wollen. Mit 15 Jahren (von 2006 bis 2021) ist der 55-Jährige der Bond-Darsteller mit der längsten Dienstzeit, hat mit fünf Filmen („Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“, „Skyfall“, „Spectre“, „Keine Zeit zu sterben“) auch nur einen Bond-Film weniger gedreht als Roger Moore.
Craig überstand sogar einen verzweifelt zusammengeschusterten Bond-Film mit „Ein Quantum Trost“, dessen Produktion in die Zeit des 2007er-Autor*innenstreiks fiel – falls ihr euch jemals gefragt haben solltet, warum dieser Film so unterdurchschnittlich war. Ganz klar, Craig hat das Bond-Vermächtnis nur noch riesiger gemacht. Wer auch immer auf ihn folgen sollte, wird sich dem Vergleich mit ihm stellen müssen. Im klassischen Sinne sexy sein zu müssen, wird dann aber wahrscheinlich nicht zu den Voraussetzungen gehören. Craigs Abschiedsvorstellung mit „Keine Zeit zu sterben“ könnt ihr aktuell mit Prime-Abo ohne zusätzliche Kosten über Amazon streamen.
Ihr kennt jeden einzelnen Bond-Film und -Darsteller? Dann traut euch an unser Quiz, das euer Wissen auf die Probe stellen wird: