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Jarhead: Dieser Film ist nicht dem Kampf, sondern den langen, einsamen Tagen im Krieg und dem sarkastischen Humor gewidmet, durch den Soldaten unerträgliche Situationen meistern.

Handlung und Hintergrund

1989 meldet sich Anthony ‚Swoff‘ Swofford (Jake Gyllenhaal) wie zuvor schon sein Vater und Großvater zu den Marines. Mit seinen Kumpels Alan (Peter Sarsgaard) und Chris (Lucas Black) kämpft er sich durch die Grundausbildung und landet schließlich in der Einheit von Sergeant Sykes (Jamie Foxx) im Rahmen der Operation Desert Shield in Kuweit, wo es nach der Vertreibung irakischer Invasoren brennende Ölfelder zu bewachen gibt. Und wenig anderes.

Mehr vom meditativen Nichtstun im Irgendwo und den damit verbundenen Ausrastern als von Heldentaten im Schützengraben erzählt der ebenso erfolgreiche wie kontrovers diskutierte Golfkriegsfilm von „American Beauty„-Regisseur Sam Mendes.

Swoff bewirbt sich 1989 beim Marine Corps - weil ihm nichts Besseres eingefallen ist. Nach der Grundausbildung zum Scharfschützen wird Swoffs Trupp in den Nahen Osten geschickt, wo er kuwaitische Ölfelder schützen soll. Dort müssen die frustrierten Marines erkennen, dass ihre Infanterie durch den Einsatz von Präzisions-Bomben weitgehend überflüssig gemacht worden ist.

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Scharfschütze „Swoff“ und sein Partner Troy ziehen in den Krieg. Zu Fuß. In einen Krieg, der in der Luft entschieden wird. Nach der menschenverachtenden Ausbildung landet das Paar in einem Wüstencamp. Dort heißt es Warten. Auf Post von zu Hause. Aufs nächste Essen. Auf Action. Und bis es soweit ist, hängen die Soldaten Fotografien ihrer untreuen Freundinnen an die „wall of shame“. Spielen Gasmasken-bewehrt unter dem Kommando des Kommisskopfs Sykes Football, veranstalten Skorpionkämpfe und masturbieren, bis der Einsatzbefehl kommt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Sam Mendes
Produzent
  • Sam Mercer,
  • Bobby Cohen,
  • Douglas Wick,
  • Lucy Fisher
Darsteller
  • Jake Gyllenhaal,
  • Peter Sarsgaard,
  • Lucas Black,
  • Jamie Foxx,
  • Chris Cooper,
  • Scott MacDonald,
  • Tyler Sedustine,
  • Jacob Vargas,
  • Laz Alonso,
  • Iván Fenyö,
  • Brian Geraghty,
  • Jocko Sims,
  • Brianne Davis,
  • Dennis Haysbert,
  • Evan Jones,
  • Peter Gail,
  • Kareem Grimes,
  • Jamie Martz,
  • Sam Rockwell,
  • Rini Bell
Drehbuch
  • William Broyles jr.
Musik
  • Thomas Newman
Kamera
  • Roger Deakins
Schnitt
  • Walter Murch
Casting
  • Debra Zane

Kritikerrezensionen

    1. Sie sollen „Jarheads“ werden, mit Köpfen so leer wie Töpfe: Ende der 80er ist die Ausbildung der US-Marines noch genauso hart, wie es Kubricks „Full Metal Jacket“ über die Vietnamzeit porträtierte. Die Rekruten müssen gebrochen werden, Menschliches muss abfallen, animalischer Triebe soll sie zu Tötungsmaschinen machen. 20jährige müssen zu Kriegern werden, sie müssen Krieg aushalten, sie müssen ihn führen können: Und sie müssen geil sein auf Krieg, die Waffe muss ihre Braut werden, und – ausgerechnet – mit einer „Apokalypse Now“-Filmaufführung soll der Krieg als großartiges ästhetisches Spektakel eingeimpft werden.

      Den Krieg gewinnt der, der die Wahrnehmung des Krieges beherrscht. Im zweiten Golfkrieg von 1991 haben die USA diese Regel erstmals in großem Maßstab angewendet, mit Bildern von sauberen Bombentreffen auf klar abgegrenzte Gebäude, ohne, so heißt es, Zivilisten natürlich jemals gefährdet zu haben. Unter Bush I. wurde der Mythos vom gerechten Krieg erweitert um den des sauberen Krieges; vor knapp drei Jahren wurde das Konzept der gereinigten Vermittlung des Kampfes unter Bush II. im dritten Golfkrieg perfektioniert. Embedded Journalists berichteten genau das, was über den Krieg berichtet werden sollte. Der Krieg entfernte sich in der Zeit von 1991 bis 2003 durch diese Manipulation der Wahrnehmung von jeder Wahrhaftigkeit, dessen ist sich Sam Mendes bewusst. Und er macht es dem Zuschauer bewusst durch seine Strategie, von innen heraus von der Operation „Desert Storm“ zu erzählen, aus der Sicht eines Soldaten, der mitten im Krieg ist, ihn wahrnimmt und ihn, in der Rückschau, zu verarbeiten versucht.

      Mendes zeigt, wie die Bilder vom Krieg entstehen, die dann im westlichen Fernsehen gezeigt werden: Wie den Soldaten befohlen wird, was sie auf Journalistenfragen zu beantworten haben, wie die ABC-Schutzausrüstung mittels eines Footballspiels mit aufgesetzten Gasmasken in der Wüste dem Kamerateam vorgeführt wird. Und wie sich die Journalisten abwenden, als das Spiel beginnt, nasty zu werden. Doch vielmehr noch gelingt es Mendes, sich in die Wahrnehmung eines Marines einzufinden, nicht im Sinne von Realismus, sondern im Sinne subjektiver Wahrhaftigkeit. Gerade deshalb wirkt sein Film so eindringlich.

      175 Tage lagern die Marines in der Wüste, Tötungsmaschinen, die nichts zum Töten haben. Als dann der Marsch gegen den Feind beginnt, gleitet „Jarheads“ mehr und mehr ins Surreale über. Die Bilder werden geisterhaft, irreal, alptraumhaft. Ausgebrannte Autos und verkohlte Leichen erhalten, gerade weil sie so echt aussehen, einen Touch von Unwirklichkeit; und die Begegnung mit einem Pferd vor den Hintergrund brennender Ölfelder wirkt wie von außerhalb dieser Welt. Wer kriegt so etwas in seinem Leben schon einmal zu sehen, sagt der Staff Sergeant, genau deshalb liebt er seinen Job.

      Mendes’ Film reiht sich ein in die Meisterwerke des amerikanischen Antikriegsfilms – nur dass diesmal nicht mehr Vietnam, sondern der Irak im Blickfeld steht, der erste Krieg, den die heutige Generation bewusst miterlebt hat in seiner verfälschten Form, ein Konflikt, der noch immer andauert. Und Mendes verwendet dabei die Bilder aus Vietnam-Filmen, um mit ihnen seine Vision vom Golfkrieg zu unterfüttern: Fiktive Bilder vom Krieg, die das Kino erzeugt hat, sollen die realen Bilder vom Krieg, die das Militär erzeugt hat, von der Manipulation reinigen; dabei wird zwar nicht Wirklichkeit, aber doch eine höhere Wahrheit abgebildet.

      Dabei ist der Feind, anders als in Südostasien, nicht einfach nur unsichtbar: er ist unerreichbar, die Kampfbomber nehmen der Infanterie alle Arbeit ab, und nach wenigen Tagen ist der Krieg vorbei, ohne dass er wirklich stattgefunden hat. Doch die Köpfe der Marines sind noch immer leer, wie Zombies gehen sie am Ende dann ihren zivilen Berufen nach. Wer einmal Marine war, kann nie wieder Mensch werden.

      Fazit: Großer Film über die Auswirkungen des Krieges auf einen Soldaten. Weniger realistisch als authentisch.
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      1. Nach Meinung des Ausschusses ist „Jarhead“ weder ein ausgesprochener Antikriegsfilm noch ein mit Hurra-Patriotismus ausgestatteter Actioner. Viel mehr handelt es sich um die authentische Umsetzung der Erlebnisse des Marines Anthony Swofford im ersten Irak-Krieg nach seinem gleichnamigen Buch, in dem die Realität des Soldatseins beschrieben wird.

        Mit unerbittlich harten Szenen wird der fast menschenverachtende Drill, die Erniedrigung der Auszubildenden bis hin zu ihrer Beugung zu Tötungsmaschinen gezeigt. In gnadenloser Konsequenz zeigt der Film auch die harten Gruppenmechanismen der Soldaten untereinander, findet Bilder und Szenen auch für ihre persönlichen und familiären Probleme fernab der Heimat.

        Aberwitzig wie manch andere Szene in diesem Film ist es, dass der Scharfschütze Swofford und seine Kameraden über ein halbes Jahr im Wüstensand gedrillt werden und letztlich bei einem nur viertägigen Kriegseinsatz keinen einzigen Schuss abgeben müssen - oder dürfen.

        Regisseur Sam Mendes zeigt nach „American Beauty“ und der skurrilen Banalität des amerikanischen Alltags nun ein mindestens ebenso befremdliches Milieu: normale Soldaten in der Realität von Vor-Krieg und Krieg. Hier finden sich Sequenzen, die an Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“ erinnern.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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