Meistens haben Hollywood-Darsteller*innen nur Lob füreinander übrig. Aber manchmal spricht jemand auch Tacheles. So wie nun Brian Cox in seinen Memoiren.
Seit 1961 ist der schottische Schauspieler Brian Cox auf der Theaterbühne und seit 1971 auch auf der Leinwand aktiv, hat in seiner 50-jährigen Karriere in so einigen bedeutenden und erfolgreichen Werken wie „Manhunter – Roter Drache“ (als Hannibal Lecter, hier noch als Lecktor, also noch vor Anthony Hopkins), „Braveheart“ sowie „Die Bourne Identität“ und „X-Men 2“ mitgewirkt. Aktuell sorgt er vor allem mit der beliebten Serie „Succession“ für Furore. Er mag zwar in der Regel fast nur zwielichtige Nebencharaktere gespielt haben, hat den jeweiligen Filmen aber auch immer seinen Stempel aufgedrückt. Denn auch Nebenrollen sollten stets glaubhaft gespielt werden, um die Immersion zu vollenden.
Nun wird der 75-Jährige Anfang 2022 mit „Putting the Rabbit in the Hat“ seine Memoiren veröffentlichen. Und darin erzählt er nicht nur ausgiebig aus seinem Leben und den Anfangstagen in Dundee, sondern nutzt die Gelegenheit, um mal richtig über seine Hollywood-Kolleg*innen herzuziehen (via Yahoo). So halte er Johnny Depp für „aufgeblasen und überbewertet“. Depps Schauspiel überzeuge ihn nicht:
„Persönlich halte ich ihn für so, so aufgeblasen und so überbewertet. Ich meine, ‚Edward mit den Scherenhänden‘. Lasst uns ehrlich sein, wenn man mit solchen Händen daherkommt und einem bleichen, mit Narben übersäten Gesicht, dann muss man gar nichts machen. Und das hat er auch nicht. Und danach hat er noch weniger getan.“
Der „Fluch der Karibik“-Star hatte von Anfang der 2000er- bis Anfang der 2010er-Jahre einige große Hits, galt als bestbezahlter Hollywood-Darsteller und hatte eigentlich fast nur Fans. Er war, wenn man so will, der Vorgänger vom aktuellen „Everybody’s Darling“ Keanu Reeves.
Kultregisseur Quentin Tarantino bekam ebenfalls sein Fett weg, er sei ebenfalls überbewertet:
„Ich halte seine Arbeit für trügerisch. Es ist alles oberflächlich. Plot-Mechaniken anstelle von Tiefe. Stil über Substanz. Ich bin aus ‚Pulp Fiction‘ rausgegangen. Abgesehen davon wäre ich dabei, wenn das Telefon klingelt.“
Da sollte Cox hoffen, dass das Telefon schon bald klingelt, denn Tarantino plant bekanntlich nur noch einen weiteren Film, bevor er sich als Regisseur aus dem Filmgeschäft zurückzieht. Dafür hat Cox – bei aller Kritik an Hollywoods Crème de la Crème – schon mal die Leinwand mit Steven Seagal geteilt. Das war 1996 in „Glimmer Man“. Und der abgehalfterte Actionstar sei „so lächerlich im wahren Leben wie auf der Leinwand“:
„Er strahlt eine studierte Gelassenheit aus, als befände er sich auf einer höheren Ebene als der Rest von uns. Und während er mit Sicherheit auf einer anderen Ebene ist, handelt es sich dabei wahrscheinlich nicht um eine höhere.“
Lob hat Cox aber bei all dem Spott auch verteilt, etwa an seine „Außer Kontrolle“-Kollegen Keanu Reeves und Morgan Freeman. Reeves sei ein „Suchender“ und „im Laufe der Zeit recht gut geworden“. Freeman wiederum sei zwar „unnahbar und griesgrämig“, aber auch genau der Morgan Freeman gewesen, „dem man in den eigenen Träumen begegnet“. Klingt, als würde Cox direkt wieder mit Freeman und Reeves zusammenarbeiten, sollte sich die Gelegenheit bieten. Ganz im Gegensatz zu diesen Hollywood-Stars im Video.
Darum ist Brian Cox so ehrlich in seinem Buch
Dass Cox so schonungslos über einige Kolleg*innen und Stars herzieht, hat auch seinen Grund, wie er gegenüber The Scotsman wissen ließ:
„Ich denke, wenn man so etwas wie das hier machen will, dann muss man die Wahrheit aussprechen. Es war kathartisch, notwendig. Es war wichtig für mich, weil ich ein gewisses Alter erreicht habe und gewisse Dinge aus dem Blickwinkel meiner Erfahrung betrachten und so ehrlich sein wollte, wie es nur geht.“
Er habe aber auch manches ausgelassen, sei es, weil er sich nicht mehr erinnerte oder weil er sich nicht mehr richtig an die Dinge erinnert habe.
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