Es wurde bereits befürchtet, nun ist es Gewissheit: „Joker: Folie à Deux“ enttäuscht an den Kinokassen. Der ungewöhnliche Genrewechsel wurde ihm zum Verhängnis.
Wer hätte gedacht, dass der Joker einen auf Aquaman machen würde: „Aquaman“ von James Wan und „Joker“ von Todd Phillips gehören mit jeweils 1,15 Milliarden US-Dollar und 1,08 Milliarden US-Dollar zu den erfolgreichsten DC-Filmen aller Zeiten. Ihre Fortsetzungen wurden daher als große Hoffnungen für das filmische Gegenstück zum Marvel Cinematic Universe (MCU) behandelt. Entsprechend ernüchternd fiel das Einspielergebnis von „Aquaman 2: Lost Kingdom“ mit gerade einmal 439 Millionen US-Dollar aus. Die Fortsetzung „Joker: Folie à Deux“ folgt auf dem Fuß: Wie Deadline berichtet, scheitert Phillips‘ spektakulärer Mix aus Justizdrama und Musical an den US-Kinokassen am Startwochenende mit einem Einspielergebnis von gerade einmal 40 Millionen US-Dollar, weltweit sind es insgesamt 121,1 Millionen US-Dollar. In Deutschland spielte er 6,9 Millionen US-Dollar ein. Weit unter den Erwartungen.
Da stellt sich doch die drängende Frage, für wen Phillips die Fortsetzung konzipiert hatte: Das Publikum, dem „Joker“ nicht gefiel, blieb fern. Die Fans, die sich eine stilistisch ähnliche Fortsetzung erhofft hatten, blieben fern. Musical-Fans, die den ersten Film über Arthur Fleck nicht gesehen hatten, blieben fern. Selbst das gewöhnliche Klientel, das ansonsten die Kinositze warm hält, blieb fern aufgrund der wirklich abgrundtief schlechten Bewertungen etwa auf Rotten Tomatoes. Dort hält „Joker: Folie à Deux“ bei den Kritiken 33 %, beim Publikum sind es gar bloß 31 %. Auch die kino.de-Redaktion ist in ihrer Meinung gespalten.
Der gefeierte erste Teil hält dort bei den Kritiken wackere 68 % und überragende 89 % beim Publikum. Das zeigt vor allem eines: Der Joker war schon immer ein Held des gemeinen Volkes – dort hätte er bleiben sollen. Aber Phillips schielte offenbar in Richtung Oscar, nachdem er ihn 2020 noch verpasst hatte.
Gerade der direkte Vergleich mit dem Erstling von 2019 ist ein bitterer: „Joker“ übertraf seinerzeit jegliche Erwartungen mit einem phänomenalen Startwochenende und 96 Millionen US-Dollar Einnahmen in Nordamerika sowie insgesamt 247 Millionen US-Dollar weltweit. Von diesem Traumergebnis ist „Joker: Folie à Deux“ meilenweit entfernt. Das Einspiel hat sich also quasi halbiert.
Aber ist der Film wirklich so schlecht, wie die meisten Fans behaupten? Dieser Frage widmen wir uns im folgenden Video:
„Joker: Folie à Deux“: Warner Bros. hat sich verkalkuliert
Hätte sich die Fortsetzung im gleichen finanziellen Rahmen wie der erste Film bewegt, der gerade einmal 55 bis 60 Millionen US-Dollar gekostet hat, wäre das Ergebnis noch nicht einmal allzu schlecht ausgefallen. Doch „Joker: Folie à Deux“ kostete rund 200 Millionen US-Dollar – Marketingkosten nicht einberechnet. Dass Warner Bros. Phillips diese exorbitante Summe quasi ohne jegliche Form der Einflussnahme überließ, soll laut den Quellen von Deadline daran gelegen haben, dass das Studio es als eine Art Zugeständnis betrachtete: Phillips, der zuvor die erfolgreiche „Hangover“-Trilogie inszenierte, brachte dem Studio bis dato knapp 2,5 Milliarden US-Dollar ein. Dazu bewies er bereits mit „Joker“, dass seine ungewöhnliche Herangehensweise an den Clown-Prinz des Verbrechens funktionierte.
Warner soll es noch nicht einmal gewagt haben, „Joker: Folie à Deux“ einem Testpublikum vorzusetzen. Offenbar befürchtete man als Ergebnis umfassende Änderungen, die das Budget nur noch weiter aufgeblasen hätten. Im Umkehrschluss kann das nur bedeuten, dass die Verantwortlichen bereits geahnt haben müssen, dass sie den Zeitpunkt zum Richtungswechsel verpasst haben – das negative Feedback der Fans hallte seit Monaten durch den Saal.
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