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Jonathan: Drama über einen jungen Mann, der lernen muss, sich von seinem krebskranken Vater zu lösen und seinen eigenen Weg zu finden.

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Handlung und Hintergrund

Der 23-jährige Jonathan (Jannis Niewöhner) musste schon früh viel Verantwortung übernehmen. Seine Mutter ist gestorben, als er noch ein Kind war. Zusammen mit seiner Tante Martha (Barbara Auer) pflegt er seinen todkranken Vater Burghardt (André Hennicke). Außerdem bewirtschaftet sie den kleinen Familien-Bauernhof. Zwischen Martha und Burghardt ist das Verhältnis sehr gespannt. Die beiden schweigen sich seit Jahren an. Jonathan, der seinen Vater oft über die tote Mutter ausfragt, wird von dem distanzierten Burghardt auf Abstand gehalten. Als sich der gesundheitliche Zustand des Vaters immer mehr verschlechtert, holen sie die Pflegerin Anka (Julia Koschitz) in den Haushalt. Jonathan ist fasziniert von der offenen und lebenslustigen Anka und verliebt sich bald in sie. Eines Tages taucht auch noch unerwartet Burghardts verschollen geglaubter Jugendfreund Ron (Thomas Sarbacher) auf. Jonathans Vater fühlt sich in der Gegenwart seines Freundes sichtlich wohl. Dagegen sieht Jonathan den Fremden als Bedrohung und Eindringling an. Schon bald stößt Jonathan auf ein dunkles Familiengeheimnis und wird von der Vergangenheit seiner Familie überrumpelt. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn wird noch komplizierter. Jonathan merkt schließlich, dass er sein eigenes Leben führen und loslassen muss, um eine eigene Zukunft aufzubauen.

Piotr J. Lewandowski („Götter wie wir“, „Fliegen“) inszenierte sein stilles Drama in kraftvollen Bildern. Das Drehbuch stammt ebenfalls von Piotr J. Lewandowski, der dafür mit dem Emdener Drehbuchpreis 2014 ausgezeichnet wurde. Der Hauptdarsteller Jannis Niewöhner ist durch seine Rollen in beliebten, deutschen Jugendfilm-Reihen wie die Edelstein-Trilogie und „Ostwind 2“ bekannt geworden. Der deutsche Film feierte seine Weltpremiere auf der Berlinale 2016 in der Panorama Sektion.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Piotr J. Lewandowski
Produzent
  • Alexandra Kordes,
  • Meike Kordes
Darsteller
  • Jannis Niewöhner,
  • André Hennicke,
  • Julia Koschitz,
  • Thomas Sarbacher,
  • Barbara Auer,
  • Max Mauff,
  • Leon Seidel,
  • Carsten Strauch,
  • Ella Maria Gollmer,
  • Robert Alexander Baer
Drehbuch
  • Piotr J. Lewandowski
Musik
  • Leonardo "Lenny" Mockridge
Kamera
  • Jeremy Rouse
Schnitt
  • Dan Olteanu
Casting
  • Nina Haun

Kritikerrezensionen

    1. Jonathan kümmert sich um seinen Vater Burghardt, seitdem dieser an Krebs erkrankt ist. Der junge Mann bewirtschaftet den Hof zusammen mit seiner Tante und opfert sich für die Pflege des Vaters völlig auf. Eines Tages betreten zwei Menschen den Hof, die Jonathans Leben auf den Kopf stellen. Zum einen die Krankenpflegerin Anka, die mit ihrer positiven Art bald mehr wird als nur eine Stütze in der täglichen Betreuung. Und zum anderen Ron, den sein Vater als einen alten Freund aus früheren Tagen vorstellt. Doch Jonathan spürt: Ron und Burghardt verbindet mehr. Und er hat immer stärker das Gefühl, dass er bald sein eigenes Leben führen muss. Denn genau das hat er bisher immer hintenangestellt. Das starke Langfilmdebüt von Piotr J. Lewandowski verlangt dem Zuschauer einiges ab. Denn der Film begleitet Burkhardt und Jonathan durch den kompletten Prozess der Krankheit und des schmerzhaften Abschiednehmens. Doch die gefühlvolle Art und Weise, wie dies in ruhigen Bildern und gefühlvollen Momenten zwischen den Figuren geschieht, wirkt beispiellos sensibel und berührt daher tief. Die stimmig gewählte und ausgestattete Szenerie eines Bauernhofs dient als Kulisse, in der die Figuren von der Außenwelt isoliert sind, sich fast kammerspielgleich aufeinander einlassen und aneinander reiben müssen. Unterstützt wird diese Atmosphäre von einer exzellenten Kamera und einer einfühlsamen stimmungsvollen Musik. Der Film nimmt sich Zeit, den Zuschauer an die Figuren heranzuführen, lässt sie auch sperrig sein, doch offenbart immer stärker ihre Gefühle und Befindlichkeiten. Dabei helfen auch die Dialoge, die nie hölzern wirken, sondern glaubhaft und oftmals ganz reduziert Konflikte, Stimmungen, Gefühle vermitteln. Die Schauspielleistungen sind allesamt beeindruckend. Jannis Niewöhner und André Hennicke sind als Jonathan und Burkhardt perfekt aufeinander eingespielt, oftmals genügt ein Blick, eine Geste, um alles Wichtige auszudrücken. Und auch Julia Koschitz, Thomas Sarbacher und Barbara Auer verkörpern ihre Rollen gekonnt. Lewandowski beweist großartiges Gespür für Timing, erzählt ganz ohne Kitsch von einer bewegenden Vater-Sohn-Geschichte und von der Liebe. JONATHAN ist ein grandioses Langfilmdebüt. Ein Film, der berührt, ohne rührselig zu sein. Und ein Film, der so viel erzählt und dafür wenige Worte braucht.

      Jurybegründung:

      Der 23-jährige Jonathan pflegt aufopferungsvoll seinen krebskranken Vater Burghardt und bewirtschaftet zusammen mit seiner Tante Martha den Bauernhof der Familie in einem abgelegenen Tal. Die Situation ist angespannt: dem Vater geht es zusehends schlechter, und er zieht sich immer mehr zurück. Mit seiner Schwester hat er seit Jahren nicht geredet, und auch den Bemühungen seines Sohnes und dessen Fragen nach dem frühen Tod seiner Mutter weicht er störrisch aus. Jonathan fühlt sich zunehmend überfordert, bis zwei Menschen in sein Leben treten, die alles verändern: Zunächst kommt zu seiner Entlastung die junge Pflegerin Anka, in die er sich sofort verliebt. Mit ihrer positiven Art und ihrer Hospiz-Erfahrung weist sie ihm einen anderen Zugang zur Krankheit seines Vaters. Dann taucht Ron, der verschollen geglaubte Jugendfreund des Vaters auf. Während Jonathan und Martha ihn als Eindringling empfinden, lebt der Vater für kurze Zeit noch einmal auf. Dadurch enthüllt sich nicht nur ein Familiengeheimnis, sondern Jonathan wird auch klar, dass er seinen eigenen Weg finden muss.

      Piotr J. Lewandowski geht in seinem Debütspielfilm ein großes Wagnis ein, indem er gleich zwei Tabuthemen anpackt: Sterben und verdrängte Homosexualität. Dabei beschränkt er sich auf wenige Charaktere und Drehorte und erreicht fast kammerspielartig große Intensität. Im Mittelpunkt steht der Titelheld Jonathan, ohne dass die übrigen Personen vernachlässigt werden. Der Prozess des Sterbens und Abschiednehmens wird mit großer Eindringlichkeit und Genauigkeit geschildert: Die zunehmende Hinfälligkeit des Vaters, der sich zurückzieht, mit seiner Krankheit hadert und sich einen Tod in Würde wünscht. Die Aufopferung des Sohnes, der seine Welt zusammenhalten und das Richtige tun will, und der mit Zorn und Verzweiflung reagiert, wenn der Vater die Medikamente nicht einnimmt oder seine Hilfe generell zurückweist. Die Verbitterung der Tante, die sich scheinbar aus allem heraushält, aber stets präsent ist. Die Sprachlosigkeit und latente Aggression zwischen den Familienmitgliedern. Der Film nimmt sich viel Zeit, die Situation auszuleuchten und hält dabei die Spannung konstant aufrecht. Lange Zeit bleibt unklar, worin das Geheimnis dieser Familie besteht. Erst die Neuankömmlinge Anka und Ron brechen die Enge der Konstellation auf und bringen wieder „Leben“ ins Haus. Damit verändert sich die Situation für alle Beteiligten und ermöglicht ihnen den enggültigen Abschied - und Neubeginn.

      Das Gerüst des Films bildet das mehrfach ausgezeichnete Drehbuch, das der Regisseur selbst verfasst hat. Es hat Originalität, Dichte und Spannung und überzeugt in Tonalität und Rhythmus. Die sparsamen Dialoge wirken nie hölzern oder peinlich. Auch thesenartige Sätze wie „Wenn Du sterben willst, musst Du das Leben zulassen“, klingen in der entsprechenden Situation zutreffend und wahrhaftig. Das liegt auch an den hervorragenden Darstellern, die sehr körperlich agieren und ihren Charakteren selbst in extremen Gefühlslagen große Intensität und Glaubhaftigkeit verleihen. Die präzise Regie setzt sie entsprechend in Szene und schafft die Balance zwischen harten, realistischen und sehr intimen, anrührenden Szenen. Die atmosphärische Musik unterstreicht die Stimmung.

      Maske und Ausstattung sind sehr gelungen, schaffen eine Szenerie, die die Abgeschiedenheit und Zeitlosigkeit des Geschehens unterstreicht. Die exzellente Kamera ist in ruhigen Bildern dicht bei den Protagonisten, wahrt aber auch die nötige Distanz in intimen und kritischen Momenten. Konzentriert sich das Geschehen zunächst auf die Innenräume, so weitet sich der Blick in der zweiten Hälfte mit einer Reise an die Nordsee, wo sich die beiden Männer wieder annähern, bis hin zur finalen Sterbeszene im Freien, die sehr berührend ist.

      JONATHAN ist ein intensives Familiendrama, das am Ende des Lebens mit Lügen und Tabus aufräumt und allen Beteiligten die Möglichkeit zu Abschied und Emanzipation eröffnet.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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