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Sadilishteto: Drama um einen Mann mit Vergangenheit aus der bulgarischen Grenzregion, der aus finanzieller Not als Menschenschmuggler arbeitet.

Handlung und Hintergrund

Witwer Mityo lebt mit seinem Sohn Vasko in einer ärmlichen Bergregion in Bulgarien an der türkisch-griechischen Grenze. Als Mityo sein Haus zu verlieren droht, nimmt er notgedrungen einen Job bei seinem ehemaligen Vorgesetzten bei den Grenztruppen an. Im Milchlaster und zu Fuß über einen unwegsamen Gebirgspass schmuggelt er syrische Flüchtlinge in die EU. Vasko, der den sich als rechtschaffen beschreibenden Vater verachtet, findet alte Pässe im Schrank des Vaters und will ihn zur Rede stellen.

Witwer Mityo lebt mit seinem Sohn Vasko in einer ärmlichen Bergregion in Bulgarien an der türkisch-griechischen Grenze. Als Mityo sein Haus zu verlieren droht, nimmt er notgedrungen einen Job bei seinem ehemaligen Vorgesetzten bei den Grenztruppen an. Im Milchlaster und zu Fuß über einen unwegsamen Gebirgspass schmuggelt er syrische Flüchtlinge in die EU. Vasko, der den sich als rechtschaffen beschreibenden Vater verachtet, findet alte Pässe im Schrank des Vaters und will ihn zur Rede stellen.

Ein Mann mit Vergangenheit aus einer bulgarischen Grenzregion arbeitet aus finanzieller Not als Menschenschmuggler. Packendes Drama um ein brisantes aktuelles Thema sowie über Schuld und Sühne und einen Vater-Sohn-Konflikt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Stephan Komandarev
Produzent
  • Christopher Bojilov,
  • Katya Trichkova,
  • Polly Guencheva
Darsteller
  • Predrag Manojlovic,
  • Assen Blatechki,
  • Ovanes Torosian,
  • Luran Ahmeti,
  • Ina Nikolova,
  • Paraskeva Djukelova,
  • Meto Jovanovski,
  • Vasil Vasilev-Zueka,
  • Hristo Mutafchiev
Drehbuch
  • Stephan Komandarev,
  • Marin Damianov,
  • Emil Spahiyski
Musik
  • Stefan Valdobrev
Kamera
  • Krasimir Andonov
Schnitt
  • Nina Altaparmarkova

Kritikerrezensionen

    1. Mityo lebt mit seinem Sohn Vasko in einem kleinen Dorf an der bulgarisch-türkischen Grenze. Seinen Job als Fahrer hat Mityo gerade verloren, daher kann er die Stromrechnung und die Abzahlung der Hypothek auf das Haus nicht mehr bezahlen. Als schon alles zu spät erscheint, taucht ein ehemaliger Bekannter auf: Der „Kapitän“, Mityos ehemaliger Vorgesetzter bei der Armee, macht Mityo ein Angebot. Er soll gegen Bezahlung syrische Flüchtlinge über die nahegelegene Grenze zur Türkei schleusen. Der Weg führt über den Berg „Judgment“ - und mit diesem Berg verbindet Mityo schmerzvolle Erinnerungen, die ihn bis heute verfolgen. Die Geschichte in Stephan Komandarevs Film entspinnt sich wie eine klassische Tragödie. Die verhandelten Themen und Konflikte sind dabei komplex und dicht miteinander verbunden. Ob die aktuelle Flüchtlingsproblematik in Europa, die wirtschaftlich schwierige und oftmals trostlose Situation in einem Land wie Bulgarien oder auch das geschichtliche Trauma der Soldaten in den Grenzgebieten Südosteuropas. Komandarev gelingt es dabei nicht nur, ein vielschichtiges Bild Bulgariens zu zeichnen, sondern die Menschen auch glaubwürdig in diesem Kontext zu verorten. Durch seine ruhige Erzählhaltung gibt der Film dem Zuschauer Zeit, in die Geschichte und in die Gesellschaft einzutauchen Die Kraft der Natur wird von der außergewöhnlichen Kamera überzeugend in Szene gesetzt. Oftmals spürt der Zuschauer auch körperlich die Bedrohung der Situation und kann sich der aufgeladenen Atmosphäre kaum entziehen. Unterstützt wird dies von der hochemotionalen Musik. Bei den Figuren selbst gibt es keine eindimensionale Unterteilung in Gut oder Böse. Denn selbst der vom Kapitalismus durchtriebene „Kapitän“ ist eine gebrochene Figur. Am Ende ist JUDGMENT aber auch die Geschichte zwischen einem Vater, der seinem Sohn ein gutes Leben bieten will, dazu aber nicht in der Lage ist, und einem Sohn, der seinen Vater verachten will, ihn aber dennoch liebt. Es ist diese Erlösung, die am Ende der Geschichte steht. Denn Vasko ist stolz darauf, zu erklären, der Sohn seines Vaters zu sein. Ein berührendes und starkes Drama über Schuld und Buße, Rache und Vergebung.

      Jurybegründung:

      Der Film des Bulgaren Stefan Komendarev ist eine Tragödie im klassischen Sinn. Hier geht es um Schuld, Sühne, Vergebung und Erlösung, um die Schatten der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen. Im Mittelpunkt steht Mityo, ein Mann von Mitte vierzig, der seinen halbwüchsigen Sohn Vasko nach dem Tod der Mutter alleine aufzieht. Als Mityos Arbeitsplatz als Milchtransportfahrer im Zuge der Wirtschaftskrise in Bulgarien verloren geht und Mityo seine Bankkredite nicht mehr abzahlen kann, droht der existenzielle Ruin. In seiner Hoffnungslosigkeit lässt Mityo, der auch verzweifelt um den Respekt seines vom ihm enttäuschten Sohnes kämpft, sich auf einen gefährlichen Job ein. Sein früherer vorgesetzter Offizier aus seiner Dienstzeit als Grenzsoldat verdingt ihn als Menschenschmuggler, der Flüchtlinge aus Syrien und Afrika über die bulgarische Grenze in die EU bringen soll. Zum entscheidenden Schauplatz für das Drama wird eine Stelle im Gebirge, die „Judgment“ heißt und wo einst Mityo Schuld auf sich geladen hat. Dieser Ort war schon in alten Zeiten eine Hinrichtungsstätte, wie der ehemalige Kapitän konstatiert, ein geschickt platzierter Verweis des Drehbuchs auf die jahrtausende alte Kulturgeschichte Bulgariens, wo einst Griechen und Römer, später die Osmanen und viele andere Völkerschaften, ihre Spuren hinterlassen haben.
      Vor der gewaltigen und imposanten Kulisse der bulgarischen Bergwelt vollzieht sich ein Drama, in dem es neben Mityos Schuld vor allem auch um seine Beziehung zu seinem Sohn geht, der immer wieder an seinem Vater zweifelt, ihn aber dennoch nie endgültig aus seinem Leben verbannt. Vasko erlebt gerade seine erste Liebe zu einem gleichaltrigen Mädchen, dessen Mutter, wie so viele Bulgaren in diesen harten Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs, ihr Land verlassen hat. Zu den schönsten Szenen des Films zählt ein Dialog zwischen den beiden Jugendlichen über „Gottes größtes Geschenk“. Das Mädchen meint, dass Tränen das größte Geschenk seien, die den Kummer weg waschen, und auch das Vergessen sei eine Gottesgabe. Aber das Vergessen kann erst nach der Vergebung einsetzen. Und dies betrifft wiederum den Vascos Vater Mityo, der versucht hat, seine Schuld zu vergessen, was ihm aber nicht gelingt.
      Unaufhaltsam steuert die Handlung auf die letzte Auseinandersetzung zwischen Mityo, den seit mehr als 20 Jahren seine Schuldgefühle wie die antiken Rachegeister quälen, und seinem sadistischen früheren Vorgesetzten zu. Selbst das Flüchtlingsdrama wirkt in diesem Zusammenhang eher als ein Nebenstrang der Handlung. Das Ende des Films ist keine Überraschung, doch in seiner Konsequenz logisch und berührend, da Mityo endlich Vergebung und Erlösung findet.
      Der Film hat einige kleinere Schwächen, darunter Momente, die an Aufsätze aus Schulbüchern zum Thema Land und Leute erinnern oder auch die an einigen Stellen allzu dick aufgetragene Charakterisierung des Kapitäns als bitterbösen Schurken und somit als Gegenpol zum liebenswert schwachen Mityo. Dennoch überzeugen in dem Drama, das auch die gegenwärtige oftmals triste Situation in Bulgarien zeigt, viele kleinere Nebenhandlungen. Bespielsweise wie Mityo seine Nachbarin , die sich aus ihrer kinderlosen Ehe in die Bergeinsamkeit des Grenzdorfes geflüchtet hat, als „unfruchtbare Frau“ verschmäht. Oder auch die Einblicke in das Miteinander in dieser von der großen Welt abgeschiedenen Gemeinschaft. Zudem fängt die Kamera von Krasimir Andonov in stimmungsvollen Bildern die Urgewalt der Berge und der rauen Natur ein, aber auch die Einsamkeit und den Verfall einer einst blühenden Kulturlandschaft, von der noch heute die Überreste alter Holzkirchen und die von Wind und Wetter gebleichten Ikonen zeugen. Die Musik von Stefan Valdobrev fügt sich in die packende Handlung auf subtile und angemessene Weise. Ein insgesamt bemerkenswerter Film, der zudem ein Musterbeispiel ist für eine gelungene internationale Zusammenarbeit zwischen Bulgarien, Mazedonien, Kroatien und Deutschland.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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