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„Jurassic World 2“-Kritik: Kann auch Jeff Goldblum nicht retten

„Jurassic World 2“-Kritik: Kann auch Jeff Goldblum nicht retten

Mit seinem düsteren Setting toppt „Jurassic World 2“ den Vorgänger. Doch die wackelige Handlung über Gen-Experimente, Raubtierkapitalismus und Artenschutz wird auch durch den Auftritt von Jeff Goldblum nicht zusammengehalten. „Jurassic World 2“ in der Filmkritik.

Die sonnigen Tage sind vorbei. Nach dem erfolgreichen, aber charakterlosen Reboot „Jurassic World“ will der zweite Teil von Anfang an einen düsteren Ton setzen. Es beginnt mit einem Sturm. Es wird während eines Gewitters enden. Der Dauerregen hilft aber auch „Jurassic World 2: Das gefallene Königreich“ nicht, den Tierhorror konsequent zu transportieren. Dafür hätte es mehr gebraucht, als die aufgesetzte Handlung und die schwachen Charaktere bieten.

Raubtierkapitalismus mal wörtlich verstanden

Einige Jahre nach der Zerstörung des neugebauten Dinosaurier-Parks steht die Isla Nublar vor einer weiteren Katastrophe. Ein Vulkan droht auszubrechen und die letzten lebenden Dinosaurier auszulöschen. Ein neues großes Artensterben wäre die Folge. Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die High Heels tragende Parkmanagerin aus dem ersten Teil, setzt sich für den Tierschutz ein. Von Benjamin Lookwood (James Cromwell), Partner des verstorbenen Jurassic-Park Gründers John Hammond, erhält sie den Auftrag, die bedrohten Tiere zu retten. Mit derart kostspieligem Altruismus kann Lookwoods rechte Hand, Rafe Spall als cartoonhafter Schmierlappen Eli Mills, jedoch nichts anfangen. Natürlich will Mills die Dinos bloß retten, um sie als lebende Waffen an den Höchstbietenden zu verkaufen, natürlich.

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Moment. Natürlich? Die Lebende-Waffen-Storyline hat schon in „Jurassic World“ am wenigsten Sinn ergeben. Im zweiten Teil wird die ohnehin wackelige Metapher ausgebaut und zum Ausgangspunkt der Handlung. Der Velociraptor Blue ist das fehlende Stück, um den Indoraptor zu erschaffen. Ein neuer Supersaurier, der nicht nur ein Biest, sondern auch kontrollierbar wie Blue ist — der Arbeit von Tiertrainer Owen Grady (Chris Pratt) sei Dank. Schon im ersten Teil hatte Claire Dearing die Dinos vor allem als Produkt bezeichnet. Im zweiten werden sie designt, verpackt und verschifft als wären sie Turnschuhe. Als Mills seine Züchtung bei einer Auktion an Waffenhändler und Pharmakonzerne verkauft, kulminiert die Metapher in einem plumpen Höhepunkt: Aha, das bedeutet also Raubtierkapitalismus.

Wenn ein Raptor schnurrt wie eine Katze

Man darf „Jurassic World 2: Das gefallene Königreich“ nicht falsch verstehen: Themen wie Artenschutz, die Gefahren der Gentechnologie und eines unethischen Kapitalismus, der fühlende Wesen mit einem Preisschild versieht, sind für den Film nicht mehr als ein Feigenblatt. Regisseur J.A. Bayona („Sieben Minuten nach Mitternacht“) inszeniert eine Atemlos-Action, die von einem Setpiece zum nächsten hetzt. Owen Grady und Claire Dearing überleben einen wuchtigen Vulkanausbruch, ertrinken fast, führen eine haarsträubende Bluttransfusion an einem T-Rex durch, legen das Anwesen von Benjamin Lookwood in Schutt und Asche und besiegen am Ende selbst den Indoraptor. Zeit zum Durchatmen ist da nicht.

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Am schlimmsten ist daran, dass sich der Film eigentlich überhaupt nicht für die Tiere interessiert. Das Franchise hausiert mit der kindlichen Faszination, die wir alle vielleicht einmal für Dinosaurier hatten. Doch der Blick ist grotesk anthropologisiert. Wenn Blue als Raptoren-Baby dann schnurrt wie eine Katze, um später zu hecheln wie ein lieber Hund, wenn wie im ersten Teil ein Pflanzenfresser für den emotionalen Effekt geopfert wird, offenbart das Script seine Kalkulation. Es stimmt: Geld kann man mit Dinosauriern machen. Dafür muss man sie aber nicht züchten. Dafür reicht CGI.

Schon im Vorgänger von Colin Trevorrow gab es eine Szene, die man als Meta-Kommentar zum Stand des Blockbusters verstehen konnte. Als der gewaltige Mosasaurus mit einem Weißen Hai gefüttert wird, war damit die Filmindustrie seit Spielberg gemeint. Größer, besser, Hollywood. Die Szene findet ihre Entsprechung im zweiten Teil, als der Indoraptor im hauseigenen Museum des Lookwood-Anwesens auf den Schädel eines Triceratops springt. Dieser Schädel war vielleicht einmal der Ausgangspunkt für die kindliche Faszination. Auf ihm steht nun der zähnefletschende Klon, zusammengebraut aus der DNS seiner Vorgänger(-Filme), ein echtes Monster. Doch „Jurassic World 2“ geht nicht weit genug, um dieses Monster zu umarmen.

Warum ist „Jurassic World 2“ kein Genrefilm?

Ein Fortschritt ist auch in Hinblick auf die Charaktere nicht zu erwarten. Wie im ersten Teil hat Bryce Dallas Howard nicht mehr zu tun, als erstaunt zu glotzen (ja, sie hat ihre Schuhe gewechselt) und zu telefonieren. Chris Pratt ist inzwischen ohnehin auf den Star-Lord gebucht. Und auch Veterinärin Zia Rodriguez (Daniella Pineda) und der Systemanalytiker Franklin (Justice Smith) entpuppen sich bloß als Millennial-Klischees. Sie sind Computerfreaks und ethisch korrekt. Wie die Jugend heute angeblich so ist. Cash-in bei der Zielgruppe. Gemeinsam mit Claire Dearing leiten sie eine Tierschutzorganisation, die so hip daherkommt wie das Wahlkampfbüro von Obama.

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Die größte Überraschung im Film ist Newcomerin Isabella Sermon als Lookwoods Nichte Maisie. Der Twist, dass Gentechnologie nicht nur Dinosaurier, sondern auch den Menschen betrifft, ist der einzige Punkt, an dem das Thema seine fiesen Reißzähne fletscht. Leider wird der Twist sofort wieder fallengelassen. „Jurassic World 2“ steuert stattdessen auf ein Ende zu, in dem Chris Pratt und Bryce Dallas Howard durch Schaubilder von ausgelöschten Arten hetzen, um ja klar zu machen, dass bald auch der Mensch dran sein könnte. Und spätestens am Ende fragt man sich: Warum zielt der Film auf ein Blockbuster-Publikum? Wie würde der Tierhorror stattdessen als Genrefilm funktionieren?

„Jurassic World 2“ ist zu groß, zu aufgeblasen, zu atemlos, zu laut. In seinen wirklich spannenden Szenen arbeitet das Szenario mit dem ihm innewohnenden Horror. Mit reduzierten Szenen, Andeutungen und düsteren Bildern, die für einen Moment die Haare zu Berge stehen lassen. Ein Lichtblitz offenbart eine Silhouette. Beim nächsten Flackern ist sie schon näher. Colin Trevorrow, der Regisseur des ersten Teils, und Derek Connolly („Kong: Skull Island“) haben das Script geschrieben. Hätten sie ihrer Geschichte vertraut, hätten sie die überladene Handlung auf den Tierhorror reduziert. So bleibt „Jurassic World 2“ ein Schritt in die richtige Richtung, aber leider ein zu kleiner. Das können dann auch zehn Minuten Jeff Goldblum am Anfang und am Ende nicht mehr abrunden.

Fazit: „Jurassic World 2“ ist düsterer und besser als sein Vorgänger. Doch die konstruierte Handlung über Gentechnik und Kapitalismus dient nur als scheinheilige Motivation, um Setpieces aneinanderzureihen. Die haarsträubende Action brüllt sich zu Tode. Vielleicht bringt der nächste Teil mehr Horror, weniger Getöse. Dem Franchise würde es guttun.

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