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The Special Need: Der Gewinner der „Goldenen Taube“ des Dokfilm-Festivals Leipzig von Carlo Zoratti erzählt die außergewöhnliche Geschichte von Enea (27), einem jungen Mann aus Italien, mit ganz natürlichen Bedürfnissen wie Liebe und Sex. Enea ist Autist und kann aus diesem Grund oft die Reaktionen der Mädchen, die er anspricht, nicht richtig deuten, weshalb er auch noch nie Sex hatte. Das wollen seine beiden Freunde Alex und...

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Handlung und Hintergrund

Der 29-jährige Enea wünscht sich sehnlich Liebe - und zwar die einer Frau im Rahmen einer Entjungferung. Denn der Autist mit seinem sonnig-kindlichen Gemüt findet einfach keine geeignete Partnerin für sein wachsendes Bedürfnis. Schließlich ist er derart besessen davon, dass sich seine Freunde Alex und Carlo entschließen, mit ihm gemeinsam in ihrem VW-Bus von Italien aus über die Grenze nach Österreich in ein Bordell zu fahren. Doch vor Ort verlässt Enea der Mut. Da hat Alex die rettende Idee, eine Sexualbegleiterin in einem norddeutschen Institut aufzusuchen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Carlo Zoratti
Produzent
  • Fabian Gasmia,
  • Henning Kamm,
  • Erica Barbiani
Darsteller
  • Enea Gabino,
  • Alex Nazzi,
  • Carlo Zoratti
Drehbuch
  • Carlo Zoratti,
  • Cosimo Bizzarri
Musik
  • Dario Moroldo
Kamera
  • Julián Elizalde
Schnitt
  • David Hartmann

Kritikerrezensionen

    1. Wie alle Menschen sehnt sich auch der 29jährige Enea nach Liebe und Zuneigung. Doch Enea ist besonders. Er ist Autist. Und wünscht sich endlich eine Frau, mit der er gemeinsam die erste sexuelle Erfahrung machen kann. Seine Freunde, die ihn schon lange kennen, wollen ihm helfen und planen eine gemeinsame Reise von Italien nach Österreich. Dort befindet sich ein Bordell und dort soll Enea seine Jungfräulichkeit verlieren. Die Reise geht los. Doch die Praxis erweist sich schwerer als die bloße Theorie. Nur vordergründig dreht sich der Dokumentarfilm von Carlo Zoratti, der einer der beiden begleitenden Freunde von Enea ist, um die Suche nach dem berühmten „ersten Mal“. Denn eigentlich geht es um viel mehr. Im Laufe des Films lernt der Zuschauer Enea mehr und mehr kennen, erfährt von seinen Wünschen und Sehnsüchten, leidet, lacht und fühlt mit ihm. Und erkennt, dass hier kein Mensch zu sehen ist, der „anders“ ist. Sondern einfach ein Mensch, der sich, wie alle anderen auch, nach Liebe sehnt. Die Behandlung des Themas Sex und der käuflichen „Liebe“ wird gänzlich unverkrampft und locker behandelt und erzählt, wenn auch nicht jeder Plan aufzugehen scheint. Am Ende sitzen Enea und seine beiden Kumpels in ihrem Auto und hören Musik. Die Sonne scheint und Enea ist sich sicher, dass sie da draußen ist. Die Eine, mit der er alles teilen kann. Ein berührendes und mit Leichtigkeit vermitteltes dokumentarisches Road Movie über die Sehnsucht nach Liebe, Sex und ganz viel Zärtlichkeit.

      Jurybegründung:

      Ein Sommer in einem Garten. Eine Frau hängt Wäsche auf. Männer laufen einander unbefangen hinterher, spielen mit Wasserpistolen, spritzen mit Wasser. Eine kleine Szene in Amateurfilmoptik als Entrée der deutsch-italienischen Produktion (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS. Der Dokumentarfilm lässt gleich zu Beginn sympathische, familiäre Nähe entstehen, eine Nähe, die er über 81 Minuten Laufzeit aufrecht erhält.

      Enea ist 29 Jahre alt, lebt in der Nähe von Udine und hat einen großen Wunsch: Er möchte ein Mädchen kennenlernen und mit ihr schlafen. Das ist allerdings nicht so einfach, denn Enea ist psychisch behindert.

      (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS ist ein Videotagebuch, das von Enea und den Versuchen seine Traumfrau zu finden erzählt, aber auch von den zahlreichen Zurückweisungen, die er bewundernswert stoisch überträgt. (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS erzählt von der Gefühls-Gemengelage aus Nähe, Liebe und Sex, das nicht nur Enea verwirrt. Auch für seine besten Freunde und Begleiter Alex und Regisseur Carlo Zoratti ist Zweisamkeit keine einfach zu begreifende Sache. Hoch anzurechnen ist der Dokumentation, dass sie sich nicht auf den „Sonderfall Behinderung“ stürzt, sondern Leben und Sexualität seiner Freunde mit einbezieht. Wenn Alex, Carlo und Enea sich über die Zahl der Frauen unterhalten, die sie „schon einmal gehabt haben“, dann spiegelt das zum einen die männliche Hilflosigkeit wider, zum anderen aber auch die Leichtigkeit, mit der Zanetti an ein schwer zu realisierendes Projekt gegangen ist.

      (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS begleitet die Drei in einem Roadmovie durch Europa, auf der Suche nach Frauen, Prostituierten und Therapeutinnen. Dort, wo normale Bekanntschaften versagen, ist professionelle Hilfe gefordert. Interessanterweise hilft Enea schließlich eine Einrichtung in Norddeutschland entscheidend weiter.

      Die subtile Darstellung der Hilflosigkeit hat die Jury überzeugt, der Lerneffekt wird filmisch gut dargestellt. Dass der Film eingesprochen in die Kinos kommt lässt ihn zwar etwas einfach erscheinen, verhilft ihm sicherlich aber zu mehr Authentizität und vermutlich auch zu Publikum, dass während des Films nicht lesen kann oder möchte.

      Weniger überzeugend war für die Jury die einseitig männliche Darstellung. Sicherlich weist der Film mit Enea, Carlo und Alex drei männliche Protagonisten auf, dennoch wünschte sie sich in der Diskussion, dass die Darstellung von Frauen als Objekt mehr, als nur im Ansatz hinterfragt würde. Wirklich irritiert zeigte sich die Jury dagegen von der erstaunlich unsensiblen, musikalischen Unterstreichung des Sexualaktes. Dort, wo die Kamera dezent und gut ins Leere schwenkt, lässt Regisseur Zoratti urplötzlich einen Frauenchor ertönen. Dies verklärt den Geschlechtsverkehr (auch wenn nicht vollzogen) zum heiligen Akt. Eine dramaturgische Überhöhung, die, nach Meinung der Jury, die Intention des Films unfreiwillig konterkariert, zumal sich eine musikalische Untermalung im übrigen Film immer gut eingebunden aus der Handlung erklärt.

      Dennoch ist Carlo Zoratti mit (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS ein erstaunlich einfühlsamer Film über menschliche Bedürfnisse gelungen. Ein Film mit einzigartigen Akteuren und einer tollen Nähe, der, wie die Jury befindet, zum Diskutieren anregt und über den zu diskutieren sich lohnt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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