678: Beeindruckend gespieltes Drama über drei ägyptische Frauen, die sich gegen die von der Gesellschaft stillschweigend geduldete sexuelle Unterdrückung wehren.
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Handlung und Hintergrund
Drei Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten in Kairo teilen eine Erfahrung: Sie alle wurden Opfer sexueller Gewalt. Fayza aus der Arbeiterklasse muss tagtäglich im überfüllten Bus zur Arbeit die sexuellen Übergriffe der Männer erdulden. Sie sucht Hilfe bei der wohlhabenden Seba, die selbst Opfer einer Massenvergewaltigung wurde und sich nun für die weibliche Emanzipation einsetzt. Zu den beiden Frauen gesellt sich auch die Komödiantin Nelly, die ihren Peinigern bei einem Überfall gerade noch entkommen konnte. Während Letztere nun vor Gericht geht, zückt Fayza lieber gleich das Messer.
Besetzung und Crew
Regisseur
Mohamed Diab
Produzent
Boshra
Darsteller
Nelly Karim,
Boshra,
Nahed El Sebaï,
Omar El Saeed,
Bassem El Samra,
Ahmed El Feshawy,
Maged El Kedwany
Drehbuch
Mohamed Diab
Musik
Hani Adel
Kamera
Ahmed Gabr
Schnitt
Amr Salah El Din
Ton
Ahmed Gabr
Kritikerrezensionen
Kairo 678 Kritik
Kairo 678: Beeindruckend gespieltes Drama über drei ägyptische Frauen, die sich gegen die von der Gesellschaft stillschweigend geduldete sexuelle Unterdrückung wehren.
Starkes ägyptisches Frauenrechts-Drama über drei Opfer sexueller Übergriffe, die gegen das Unterdrückungs-Patriarchat aufbegehren.
Der Ägypter Mohamed Diab hat es zum prominentesten Star-Drehbuchschreiber des Landes gebracht und unterstreicht sein Ausnahmetalent mit diesem, natürlich selbst verfassten, Regiedebüt, in dem er sich einfühlsam und aufwühlend dem Schicksal dreier Frauen annimmt, die in einer rückständigen Männergesellschaft als Freiwild misshandelt werden. Das dennoch allen Klischees widersprechende Drama entstand bereits 2010, also noch vor dem arabischen Frühling, passt aber haargenau zur Rebellion gegen erstarrte autoritäre Strukturen.
Bei seinem zunächst beklemmenden Reigen um drei Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die das Schicksal der sexuell Belästigten teilen, ohne sich wehren zu dürfen, entblößt Diab die Mechanismen einer schändlichen Tradition, die Frauen als rechtlos knechtet. Die mittelalterliche Doppelmoral beschreibt der engagierte Film jedoch nicht mit der Empörung der Agitprop, sondern als überraschend differenzierten, facettenreichen Lernprozess der Emanzipation, bei dem die Erzählung nie hinter die Botschaft tritt und auch Männer keinesfalls nur eindimensionale Schurken sind. Damit erreicht Diab, uns die alltäglichen Lebensumstände von Fayza, Seba und Nelly mit viel Empathie auszubreiten und ihre Konflikte wie inneren Zerrissenheiten bewegend nahezubringen - ohne die politische Dimension ihres stillen, fast vergessenen Aufbegehrens zu vernachlässigen.
Das hat durchaus Ähnlichkeiten zum iranischen Oscarkandidaten „Nader und Simin - Eine Trennung“. In beiden Filmen wird misogyne Tradition, das korrupte Rechtssystem und herrische Männer, die ihre Frauen wie Gefangene behandeln, thematisiert. Aber Diab will keine strenge Filmkunst, sondern einen Film für Herz und Hirn - und einen, der Mut macht. Nicht nur die Rollen sind erstaunlich vielschichtig, auch die - bei uns unbekannten - Schauspielerinnen leisten Beeindruckendes, wenn sie ihr Schweigen brechen und unerwartet Hilfe erhalten. Die konsequente Hinwendung zum Menschlichen verbreitet eine (nie übertrieben formulierte) Hoffnung für ein Land, wo das Freiheitsbestreben der Revolution längst wieder von der Militärjunta stranguliert wird.