Keep the Lights On: Drama um einen jungen Mann, der von seiner Mutter wegen seines Schwulseins ausgestoßen wird und in Los Angeles einen neuen Platz in der Ballroom-Szene findet.
Die nuancierte Studie eines einsamen Schwulen, dessen Partnerschaft auf zermürbende Weise scheitert, gewann den Teddy Award.
In seinem autobiografisch inspirierten New Yorker Independent-Drama fängt Ira Sachs („Married Life“) die Realität urbaner Homosexualität um die Jahrtausendwende ein. Er interessiert sich nicht für Coming-Outs, Schwulenrechte oder Identitätskrisen, sondern betrachtet mit melancholischer Selbstverständlichkeit eine zehn Jahre anhaltende Beziehung zwischen zwei sehr verschiedenen Männern, die gemeinsam einsam bleiben. Die sensible Chronik einer toxischen Romanze, Bergmanns „Szenen einer Ehe“ nicht unähnlich, profitiert von natürlichen Darstellern und erhielt auf der Berlinale 2012 den Teddy Award.
Wenn Erik (Thure Lindhardt) allein ist, und das ist er oft, ruft er so lange Nummern durch, bis er einen Sexpartner findet, mit dem er ein paar Stunden im Bett seine Einsamkeit verdrängt. Gegen das Drängen seiner Schwester (Paprika Steen mit kurzer Leinwandpräsenz) behauptet er seinen Lebensstil - keine Familie, keine Karriere -, bis er in Paul (Zachary Booth) einen festen Freund findet und mit ihm zusammenzieht. Ihre Lebensentwürfe unterscheiden sind gravierend: Erik werkelt jahrelang an einer Doku über eine Untergrund-Figur der Gay Community und führt seine - sehr freizügig gefilmten - One-Night-Stands fort, was ihn bei HIV-Tests zittern lässt. Der gesetzte Paul hingegen hat einen festen Job, aber ein schmutziges Geheimnis: er raucht Crack.
In Intervallen schildert Sachs nun, wie Erik nicht mit Paul, aber auch nicht ohne ihn kann. Als Paul ihn grundlos verlässt und eine Entziehung verweigert, verhindert die ruhige Regie ein Melodrama und zeigt erniedrigende Abhängigkeiten auf: Paul ist nach Crack süchtig, Erik nach Paul, beide körperlich wie emotional. Die Jahre vergehen, aber Eriks Ratlosigkeit, wie die verpfuschte Beziehung weitergeführt werden kann, bleibt. Es ist ein langer Weg für ihn, sich einzugestehen, dass es nicht funktioniert und Paul, den er weiter liebt, gehen zu lassen.
Damit teilt Sachs der Hoffnung, sich selbst (oder andere) zu ändern, eine ernüchternde Absage. Seine Studie eines Mannes, dessen Liebesbedürfnis unerfüllt bleibt, der selten Nähe, aber oft Distanz erfährt und über die Krisen kaum zu sprechen vermag, vermittelt dies mit sanfter Sensibilität. Psychologisch bleibt Sachs oft vage, erkundet nie zu tief, was die Figuren antreibt, ängstigt, bewegt. Er verstummt wie der von seiner eigenen Unentschiedenheit gequälte Erik. Ein kleines, kunstaffines Queer Movie, das auch in der Tradition eines Kenneth Anger steht.
tk.