Ein Film, in dem man sich von Anfang bis Ende wunderbar aufgehoben und bestens unterhalten fühlt, hieß es in der FBW-Jury. Humor- und liebevoll geht der leichtfüßige Gute-Laune-Film mit seinen Protagonisten um. Michael Douglas als schrulliger Vater, der seine Tochter mit einer Schatzsuche nervt, gibt eine bravouröse Vorstellung. Ein modernes Märchen, Publikumsliebling schon mehrerer Festivals.
Jurybegründung:
Ein gute-Laune-Film erster Güte ist „King of California“, der beim Sundance Filmfestival 2007 Premiere hatte und sich nicht nur auf diesem Festival allzu verständlich zum Publikumsliebling mauserte. Von Toronto über Deauville nach Leipzig ging der rundum gelungene Film auf seine verdiente Filmfestivaltour, ehe er in den Kinos gestartet wurde.
Hier wird ein modernes Märchen erzählt von Vater Charlie (Michael Douglas) und seiner Tochter Miranda (Evan Rachel Wood), von einem mit überbordender Phantasie beseelten Alt-68er und seiner allzu realistischen 17jährigen Tochter.
Vordergründig geht es um eine nicht ganz ernstzunehmende - oder besser mit einem Augenzwinkern verfolgte - Schatzsuche im heutigen Kalifornien nach alten Gold-Dublonen aus dem 17. Jahrhundert in der Folge der spanischen Unterwerfung Mexicos und von Teilen Amerikas durch den spanischen Konquistador Hernán Cortés.
Tatsächlich wird hier ganz ernsthaft ein anderer Schatz gesucht und gefunden, nämlich der des Vaterglücks und Tochterliebe, von zwei Menschen, die in verschiedenen Welten leben, obgleich sie unter ein und demselben Dach leben. Sie gab 15jährig die Schule auf, nachdem ihr Vater plötzlich in die Klinik eingeliefert wurde, die Mutter hatte schon früh die Hände über dem Kopf zusammenschlagend für immer das Weite gesucht. Um über die Runden zu kommen, musste Miranda jobben gehen. Sie findet sich inzwischen ganz gut auch ohne Eltern zu recht und freut sich über ihr erstes selbst gekauftes und bezahltes Auto, einen angerosteten Volvo. Da blitzt schon etwas von ihrer Erziehung und Nähe zu ihrem Vater Charlie durch, der gerade erst nach zwei Jahren Psychatrie wieder nach Hause gekommen ist. Er ist anscheinend ein Träumer, der nicht viel von anständiger Arbeit hält und sich lieber mit seinen Freunden zu einer Jazz-Session zusammenfindet, bei der er seinen geliebten Kontrabass zupft, den er fast genauso verehrt wie seine Tochter.
Miranda muss sich also erst wieder an die Spinnereien des Herrn Papa gewöhnen, was ihr nicht immer leicht fällt, wenn Papa mal wieder einer seiner „genialen“ Ideen zum Besten gibt. Das ändert sich recht schnell, als sie mit ihrem Vater tatsächlich auf freiem Feld unerwartet eine antike Münze findet und hernach die alten Bücher studiert, die sich Papa während seines Aufenthaltes in der Klinik „ausgeliehen“ hat. Hier wird wissenschaftlich fundiert begründet, dass es 1646 tatsächlich die pralle Reisekasse eines Missionsmönchs gab, deren Verbleib bis heute ungeklärt. Einmal Feuer gefangen von dieser fixen Idee der Schatzsuche, zieht sie mit ihrem Vater durch die Landschaft wie ein Vermessungstrupp. Die beiden spulen dabei schon mal einige hundert Meter Maßband quer durch einen großen Supermarkt, unter dem sie den Schatz vermuten.
Der wahre Schatz ist indes längst gehoben: die innig-unschuldige Beziehung zwischen Vater und Tochter, die nach jahrelanger Distanz endlich zueinander finden. Respekt nötigt der Tochter auch der unbekümmerte Umgang Charlies mit seinen Mitmenschen ab, wenn zum Beispiel die Staatsmacht in Form einer Polizistin wegen Hausfriedensbruch Vater und Tochter auf einem privaten Golfplatz stellt und Charlie der Polizistin mit einem Augenzwinkern (erfolgreich) seine Telefonnummer zusteckt.
Die leichtfüßige Komödie, die zu den besten Filmen auch bei der Filmkunstmesse in Leipzig 2007 gehörte, wird von dem Team verwirklicht, das weiland auch für „Sideways“ verantwortlich zeichnete. Handwerklich perfekt gemacht und dramaturgisch geschickt aufgebaut, profitiert der Film zusätzlich vom spürbaren persönlichen Engagement des Hauptdarstellers Michael Douglas. Stimmungsmäßig vergleichbar ist der schöne Film vielleicht mit dem alten FiFiGe-Film „Flashback“ mit Dennis Hopper oder mit „Midnight Run“, in denen jeweils ein Outlaw zur bürgerlichen Raison gebracht werden soll, aber der Charme des Delinquenten den antizipierten Verlauf der Geschichte langsam ins Gegenteil verkehrt.
Man spürt, welch ein Vergnügen die Filmemacher schon bei den Dreharbeiten gehabt haben müssen - was nur möglich ist, wenn man bereit ist, an das Märchen zu glauben, auch wenn die Geschichte unglaublich erscheint.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)