Klassenleben: Seit geraumer Zeit gibt es in Deutschland Schulklassen, deren Ziel es ist, kein Kind auszusondern. Die Kinder solcher Klassen sind so verschiedenartig wie die Gesellschaft. Jeder soll mit seinen kleinen oder großen Handicaps integriert werden, ob hoch begabt oder schwer behindert. Klassenleben erzählt von einer solchen Schule, ihren Kindern und der ungeheuren Herausforderung des Lernens.
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Handlung und Hintergrund
Normalerweise werden Kinder in Deutschland auf vier verschiedene, getrennt operierende Schultypen sortiert - Gymnasien, Real-, Haupt- und Sonderschulen. An der 5. Klasse der Fläming-Grundschule in Berlin-Schöneberg sucht man nach einem neuen Weg und versucht es mit Integration. Hier drücken zwanzig Elfjährige die Schulbank, 15 davon normal- bis hochbegabt, fünf behindert in einem Spektrum von leicht lernbehindert bis schwerst mehrfach behindert.
Behinderte in die Welt einzugliedern und Nichtbehinderte für ihre Probleme zu sensibilisieren heißen zwei der zentralen Ziele eines möglicherweise bald Schule machenden Pädagogik-Experimentes, welches sich offenbar auch noch besser rechnet als die bisherigen, auf Trennung basierenden Modelle.
In einer Klasse der Fläming-Grundschule in Berlin-Schöneberg befinden sich unter den elfjährigen Schülern auch vier behinderte, lernbehinderte bis schwerst mehrfach behinderte Kinder. Nach einem neuen Gesetz wird versucht, diese in den normalen Unterricht zu integrieren. Der Film begleitet die Bemühungen von Lehrern, Eltern, Mitschülern.
Besetzung und Crew
Regisseur
Hubertus Siegert
Drehbuch
Hubertus Siegert
Musik
Bernd Friedmann
Kamera
Armin Fausten
Schnitt
Bernd Euscher
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Klassenleben propagiert kein pädagogisches Konzept, sondern beschränkt sich auf reine Beobachtung eines möglichen Unterrichtsalltags. Dieser ist geprägt von Erfolgen und Misserfolgen, von Konflikten und kleinen Freuden. Die Kinder sind dabei erstaunlich offen für die Kamera. Sie sind sich ihrer selbst sehr bewusst und zeigen bereits ausgeprägte soziale Kompetenzen, was sich unter anderem darin niederschlägt, dass sie bereit sind, anderen zuzuhören und eigene Schwächen zuzugeben.
Von mehreren ErzieherInnen betreut, wird jedes Kind seinen Leistungen entsprechend gefordert und gefördert. Wichtig ist, dass Konflikte nicht vermieden, sondern gelöst werden. Hat ein Schüler ein Problem, wird er damit nicht allein gelassen. Niemand wird ausgesondert, denn am Ende des Schuljahres wird niemand sitzenbleiben. Die Lehrerin wird als streng aber fair empfunden. Doch aufgrund der enormen Selbstorganisation der Schüler ist sie bei Weitem nicht die einzige, mit lehrender Funktion.
Wird etwa ein Referat in Gruppenarbeit vorbereitet, helfen und ergänzen sich die Schüler gegenseitig mit bereits gesammelten Erfahrungen. Das enorme Leistungsgefälle soll durch Rücksicht und Akzeptanz der Möglichkeiten des jeweiligen Partners überbrückt werden. Wichtig ist es der Schule, dass ihre Schüler lernen, sich auf andere Menschen und deren Fähigkeiten einzustellen. Und um eine gute Note zu erhalten, reicht es nicht, selbst gute Arbeit geleistet zu haben. Auch die Teamarbeit muss stimmen.
Erstaunlicherweise fallen die Behinderungen einiger Schüler schon nach kurzer Zeit nicht mehr auf. Denn bei den Kindern zeigen sich Stärken, die sich nicht an Wissensleistung messen lassen und die Begabungs-Unterschiede zwischen ihnen ausgleichen. Beobachtet man sie in ihrem Schulalltag, wird die Lächerlichkeit von Leistungsdruck und Elitenbildung offenbar. Der Film liefert einen Beweis dafür, dass es keinesfalls notwendig ist, Schüler nach ihren Leistungen zu sortieren, um ihnen eine möglichst umfangreiche Bildung zukommen zu lassen. Denn zusätzlich zum reinen Bücherwissen erhalten diese Kinder wichtige soziale Fähigkeiten vermittelt.
Dem Regisseur gelingt es, mit ausreichender Distanz ein aktuelles Thema von einem neuen Standpunkt aus zu beleuchten. Gerade dadurch, dass er den Alltag aus der Perspektive der Kinder und nicht aus Sicht der Erzieher erzählt wirkt die Aussage des Films nicht plakativ. Beeindruckend ist dabei die zunehmende Normalität der Situation, insbesondere was den Umgang der Kinder mit eigenen und anderen Behinderungen anbelangt.
Der Film fällt in eine Zeit, in der immer mehr Menschen ihren Selbstwert nach so unsicheren Werten wie Noten, Leistung, Stärke oder Schönheit ausrichten. Hier wird nun eine Möglichkeit gezeigt, wie man schon den Kindern vermitteln kann, dass es noch mehr Möglichkeiten gibt, Zuneigung und Anerkennung zu erhalten.
Fazit: Ein interessanter und gelungener Dokumentarfilm, der neues Licht auf ein aktuelles Thema wirft.
Klassenleben: Seit geraumer Zeit gibt es in Deutschland Schulklassen, deren Ziel es ist, kein Kind auszusondern. Die Kinder solcher Klassen sind so verschiedenartig wie die Gesellschaft. Jeder soll mit seinen kleinen oder großen Handicaps integriert werden, ob hoch begabt oder schwer behindert. Klassenleben erzählt von einer solchen Schule, ihren Kindern und der ungeheuren Herausforderung des Lernens.