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Fakten und Hintergründe zum Film "Krabat"

Fakten und Hintergründe zum Film "Krabat"

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Produktion: Von der Sage zum Spielfilm

„Viel kannst du bei mir lernen, und wenn du dein Handwerk recht verstehst, wird alle Not bei euch daheim ein Ende haben.“ Mit diesem Versprechen des Müllers von der Teufelsmühle bei Schwarzkollm an seinen neuen Schüler beginnt das lange literarische Leben von Krabat. Gegeben wird es ihm in einer alten Sage der Sorben, einer westslawischen, in der Ober– und Niederlausitz beheimateten Volksgruppe. Geschichtliche Inspiration für die aufregenden Abenteuer des Zauberlehrlings Krabat soll Johann Schadowitz sein. Der kroatische Reiterobrist soll 1696 beim Feldzug gegen die Türken den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I aus den Händen der Feinde befreit haben. Für diesen heroischen Akt soll ihm der Landesherr das Gut Größ Särchen bei Hoyerswerda zum Geschenk gemacht haben. Um das große Wissen und die Handlungen des Offiziers setzte im Laufe der Zeit Legendenbildung ein. Für die einfache sorbische Landbevölkerung war der „Hrvat“ (Kroate) ein Mann, dem Zauberei nachgesagt wurde. So soll er aus Getreidekörnern, die er in einen Topf warf, Soldaten erschaffen haben. Das Wort „Krawatt“ war eine Verballhornung für „Kroate“ und leitete sich aus dem roten Halstuch der kroatischen Uniformen ab. Daraus entwickelte sich schließlich Krabat, der Name für einen guten Zauberer.

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In der sorbischen Sage leben Krabats Eltern noch und sind in der Handlung präsent. Hier bleibt Krabat nur ein Jahr in der Mühle des teuflischen Müllermeisters, hier befreit ihn nicht das Mädchen, das er liebt, sondern seine Mutter, „denn die Liebe einer Mutter ist etwas Heiliges und über das Hohe und Heilige hat das Böse keine Macht.“ Die Verwandlungen Krabats in Ochse und Pferd sowie die Rettung des sächsischen Kurfürsten durch den jungen mutigen Helden, die Otfried Preußler in sein Buch aufnahm, sind schon in der Sage niedergeschrieben. Diese begleitet - im Unterschied zu Preußlers Version - Krabat bis an sein Lebensende.

Die berühmte Sage inspirierte eine Reihe von Autoren, darunter den sorbischen Schriftsteller Martin Novak-Neumann, der sie 1954 für sein Buch „Meister Krabat, der gute sorbische Zauberer“ nacherzählte. Ins Deutsche übertrug das Buch sein Landsmann und Autorenkollege Jurij Brezan, der Krabat schließlich in drei eigenen Romanen auftauchen ließ. „Einmal fiel ein Stein vom Himmel, er traf auf die Kuppe des Großen Sagen-Berges und zerbarst. Aus den Trümmern stieg Krabat und schritt ins Land“. So beschreibt Brezan die Geburt des guten Zauberers, den er 1968 zum Helden seines Romans „Die schwarze Mühle“ machte. Im Unterschied zu Preußlers „Krabat“ sind Schauplatz und Zeitrahmen bei Brezan über die Mühle hinaus stark erweitert, entwickelt sich der Konflikt zwischen Gut und Böse zu einem gewaltigen Duell zwischen dem guten mächtigen Magier und dem bösen mächtigen Müller, der schließlich im offenen Kampf von Krabat getötet wird. Für Brezan, der die Geschichte des sorbischen Helden in „Krabat oder Die Verwandlung der Welt“ (1976) und in „Krabat oder Die Bewahrung der Welt“ (1993) fortschrieb, war es klar, wer Krabat in seinen Augen war: „Ich! So ein Stückchen Faust sollte doch in jedem stecken, wenn es um die Erde – um uns geht.“

Produktion: Die Entwicklung eines Buchklassikers

„Krabat ist keine Geschichte, die sich nur an junge Leute wendet und keine Geschichte für ein ausschließlich erwachsenes Publikum. Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat. Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“ - Otfried Preußler

Bereits im Alter von elf oder zwölf Jahren entwickelte sich Otfried Preußlers Begeisterung für den „Krabat“-Stoff. In der Bibliothek seines Vaters, Lehrer und Heimatforscher in der nordböhmischen Kleinstadt Reichenberg (heute Liberec), fand der junge Otfried A. Kratzers und F. Popelkas Sammelband „Sagen aus der Lausitz“. Darin las er die sorbische Volkssage vom Krabat, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging: „Die Geschichte hat damals einen starken Eindruck auf mich gemacht, vor allem hat sich der geheimnisvoll klingende Name Krabat meinem Gedächtnis eingeprägt, aber auch das tödliche Verhängnis, das über den Müllerburschen schwebte und Jahr für Jahr über einen von ihnen hereinbrach, hat mich tief bewegt und beschäftigt.“

Fast 25 Jahre später begegnete Preußler der mythischen Figur seiner Jugend wieder. In der Internationalen Jugendbibliothek in München stieß er auf Martin Nowak-Neumanns „Mistr Krabat“, eine Übersetzung der ursprünglich in sorbischer Sprache erzählten Krabat-Sage, die über die Geschichte hinausging, die Preußler bis dahin bekannt war. Davon inspiriert, beschloss Preußler, den Stoff zum Gegenstand einer eigenen Erzählung zu machen. Nowak-Neumanns Buch und eine Abschrift der Krabat-Sage waren seine Primärquellen, als er Ende des Jahres 1959 mit der Arbeit begann. Nachdem er aber die Geschichte zur Hälfte zu Papier gebracht hatte, stellten sich Schwierigkeiten mit seinem Konzept ein. Erklären konnte er sich sie zunächst nicht, aber sie blieben nicht ohne Konsequenzen: „Ich musste die Arbeit einstellen, hielt den „Krabat“ für gescheitert – und schrieb aus lauter Verzweiflung darüber den „Räuber Hotzenplotz“

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„Wer auf der Mühle stirbt, das bestimme ich! Ich allein!“

(aus: „Krabat“ von Otfried Preußler)

Schließlich diagnostizierte Preußler das Kernproblem: die Harmonisierung des düsteren, mythisch-archaischen Teils, der auf der Mühle spielte, mit den schwankhaften, jünger wirkenden Abenteuern Krabats im Türkenkrieg und am Hof des sächsischen Kurfürsten. Am Ende war die Lösung die Konzentration auf die drei Lehrjahre auf der Mühle, ergänzt von wenigen ausgewählten Episoden aus dem zweiten Teil der Sage. Darüber hinaus nahm Preußler den Pumphutt, Hauptfigur einer anderen Sage der Oberlausitz, in seine Erzählung auf, gab den Müllerburschen Namen und übernahm die zeitliche und geographische Lokalisierung der Sage - das ausgehende 17. Jahrhundert in der Schlesischen Oberlausitz. Nachdem er sich durch einen Jugendfreund, der der letzte deutsche Müller auf der nordböhmischen Hammermühle in Hammer am See gewesen war, und mit Hilfe eines alten Mühlenbuchs über das Leben auf einer Wassermühle im 17. Jahrhundert gründlich informiert hatte, begann Preußler im Frühjahr 1970 mit der endgültigen Niederschrift der Erzählung.

Der Roman über den Kampf der auf Hass beruhenden Schwarzen Magie mit der aus den Kräften der Liebe schöpfenden Weißen Magie wurde schließlich 1971 veröffentlicht und ein Jahr später mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Viele weitere Ehrungen und Preise folgten. Als „Faust“-Variante über die Verführung durch das Versprechen von Macht, Erfolg, Reichtum oder ewigem Leben, als Variation der „uralten Geschichte vom Zweikampf des Zauberlehrlings mit seinem Meister“ (Preußler) gehört „Krabat“ seit über 20 Jahren zur Standardliteratur an deutschen Gymnasien und Realschulen. Geschätzte 2,1 Millionen Exemplare des Romans wurden bisher weltweit verkauft. Unter den insgesamt 31 Übersetzungen von „Krabat“ finden sich chinesische, dänische, englische, estnische, französische, griechische, hebräische, italienische, japanische, katalanische, koreanische, nordsamische, rumänische, russische, serbokroatische, tschechische und ungarische.

Produktion: Vom Buch zum Film

Die erste Verfilmung des „Krabat“-Stoffs entstand 1975 in der DDR für die Deutsche Film AG (DEFA). Autor-Regisseur Celino Bleiweiß orientierte sich bei seinem, 2006 beim Filmfestival von Cottbus wieder aufgeführtem Film an dem gleichnamigen Roman von Jurij Brezan. Zwei Jahre später inszenierte der tschechische Animationsfilmpionier Karel Zeman mit CARODEJUV UCEN („Krabat“, 1977) eine stilistisch markante, scherenschnittartige Trickfilmadaption von Otfried Preußlers erfolgreichem Jugendroman. „Mir gehörst Du allein“, dominiert der Meister diese recht werkgetreue Umsetzung, in der nur er und Krabat mit ihren Stimmen zu hören sind, während die anderen stumm und die Sequenzen mit dem Gevatter, eine dem Tod ähnliche Gestalt Preußlers, die sogar der Müller fürchtet, ausgespart bleiben. Zemans Verfilmung ist mehr der Zauberei verpflichtet als Preußlers Vorlage. Bei ihm verwandelt sich der magische, omnipräsente Müller in viele Tiere und seine Gesellengruppe sich in fortschreitend willenlose, entseelte Wesen. Dies verdeutlicht Zeman durch eine zunehmende Blaufärbung der Haut, die auch die Lichtgestalt Krabat befällt.

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„Zum ersten Male hörte Krabat den Fremden sprechen. Es war eine Stimme wie glühende Kohlen und klirrender Frost in einem.“

(aus: „Krabat“ von Otfried Preußler)

Viele Jahre träumte Thomas Wöbke, Produzent und Gesellschafter der Claussen+Wöbke+Putz-Filmproduktion, von der ersten Realverfilmung von Preußlers modernem Klassiker. Schließlich bot der Stoff den zeitlosen Konflikt zwischen Gut und Böse, zwischen Widerstand und Verführung, dramatisiert mit realen Sehnsüchten und Ängsten vor dem Hintergrund einer magischen, fantastischen Erfahrung. Hier verbanden sich Genres und Gefühle, Abenteuer mit Romantik und Fantasy, Leben und Liebe mit der Unausweichlichkeit des Todes. 2003, im Jahr der Dreharbeiten zu Marco Kreuzpaintners SOMMERSTURM, gelang es den Produzenten, sich die frei gewordenen Rechte an Preußlers Buch zu sichern. Eine Zeitlang schien es Konkurrenz am Markt zu geben. So plante eine Münchner Produktionsgesellschaft nach den Büchern von Jurij Brezan und Martin Novak-Neumann den Film KRABAT UND DIE SCHWARZE MÜHLE. Das Projekt, das man in der Lausitz realisieren wollte, platzte schließlich.

Von Beginn an stieß die geplante Verfilmung von Preußlers „Krabat“ auf großes Interesse – bei den Medien wie auch bei möglichen Kooperationspartnern. Angebote, den Film auf Englisch mit internationalen Schauspielern zu drehen, lehnten die Produzenten ab. Diesen deutschen Stoff wollte man nicht globalisieren, ihm nicht seine Eigenheiten nehmen und sich auch nicht der Gefahr unangemessener Vergleiche aussetzen. Dem Schatten eines weltweit populären Zauberlehrlings galt es aus dem Weg gehen, zumal die Geschichte seines Lausitzer Kollegen Jahrzehnte vorher entstand und darüber hinaus eine völlig andere Tonart anschlägt. „Krabat ist eine viel düstere Story“, so Thomas Wöbke in der Zeit der Vorproduktion. „Unser Film orientiert sich an Teenagern und jungen Leuten, ist sicher kein Film für Kinder.“ Und Jakob Claussen ergänzt mit Bezug auf die internationalen Offerten: „Hätten wir uns darauf eingelassen, wären wir tatsächlich direkte Konkurrenz zu Harry Potter geworden und hätten mit unserem Budget trotzdem nur der kleine Zauberlehrling werden können. Wir wollten lieber etwas Eigenständiges schaffen.“

Mit Marco Kreuzpaintner fanden die Produzenten schließlich den geeigneten Regisseur für ihr ehrgeiziges Projekt. Erste persönliche Kontakte gehen bis auf das Jahr 1996 zurück, als Kreuzpaintner seine ersten Schritte in der Branche machte. Über seine Kurzfilme verloren Claussen+Wöbke das junge Talent nie aus den Augen, das das Vertrauen schließlich bei SOMMERSTURM (2003) rechtfertigte. Hier, wie auch in seinem ersten internationalen Film TRADE („Trade – Willkommen in Amerika“, 2005), den Claussen+Wöbke+Putz als Koproduzenten kreativ begleiteten, bewies der Rosenheimer im Rahmen zweier Ensemblefilme große Kompetenz im sensiblen Umgang mit Schauspielern. Auch Kreuzpaintners kreativer Impuls, die Begeisterung für ambitioniertes und emotionales Entertainment, machten ihn zu einem idealen Kandidaten für KRABAT: „Marco will Großes für die Leinwand erschaffen“, erklärt Jakob Claussen. „Er kann Figuren glaubwürdig darstellen. Für ihn ist es wichtig, dass sie authentisch sind. Er will unterhalten und bewegen. Mit SOMMERSTURM und TRADE – WILLKOMMEN IN AMERIKA hat er bewiesen, dass er das kann.“

„Du weißt ja, dass jedes Jahr in der Neujahrsnacht einer von uns für ihn sterben muss.“

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(aus: „Krabat“ von Otfried Preußler)

Für Marco Kreuzpaintner, der mit 13 Jahren Preußlers Roman mehrfach gelesen hatte, erfüllte sich mit der Verfilmung ein großer Traum: „In diesem Alter konnte ich mich mit der Figur ‚Krabat‘ voll und ganz identifizieren“, blickt der Regisseur zurück. „Die Welt, in der Krabat sich zurechtfinden muss, hatte mich stark fasziniert. Krabat ist ein besonderer Held. Er besitzt Stärke, Mut, Gefühl und repräsentiert wichtige Werte. Man muss ihn lieben und ist ihm sehr nahe. ‚Krabat‘ erzählt ja nicht nur vom Erwachsenwerden, der Selbstbestimmung, Freundschaft und der Liebe, sondern auch vom Tod.“

Kreuzpaintners Konzept für KRABAT war ein Film mit großen Gefühlen, der sein Fundament in den Figuren hatte, der den magischen Aspekten des Romans gerecht wurde, aber nicht mit visuellen Effekten überwältigen sollte. Und es sollte ein Film werden, der sich eng an Otfried Preußlers Romans hielt, davon nur abwich, wenn es dramaturgisch notwendig war. Bei drastischen Änderungen hatte der Romanautor ein Mitspracherecht, aber er zeigte sich über den Verlauf des Projekts ebenso zufrieden wie seine Tochter Susanne Preußler-Bitsch, die die Arbeiten am Film von den ersten Anfängen an intensiv begleitete. So sind ebenso wie in Preußlers Roman in der Verfilmung unbeantwortete Fragen und Geheimnisse erhalten geblieben. Die seit Erscheinen des Romans an Otfried Preußler am häufigsten gerichtete Frage ist die nach dem wahren Namen der Kantorka. Auch, warum im siebten Mahlgang Knochen gemahlen werden und was der Gevatter mit dem Knochenmehl anstellt, hat Preußler ganz bewusst offen gelassen. Ebenso tut das der Film.

Dass der Roman auch 37 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung Relevanz besitzt, die sich auch auf bewegten Bildern niederschlägt, steht für die Produzentin Uli Putz außer Frage. Aufgrund des zeitlichen Rahmens, in der Ausstattung und den Kostümen, ist KRABAT ein historischer Film, doch die Probleme seiner Charaktere und die gelebten Gefühle besitzen zeitlose Gültigkeit: „Es sind keine seltsam anmutenden, historischen Figuren“, erklärt auch Produzent Thomas Wöbke. „Es sind junge Menschen der damaligen Zeit, mit denen man sich auch heute noch identifizieren kann.“ Neben diesem realistischen Aspekt, der Brücke zur Gegenwart, gibt es aber auch einen fantastischen. KRABAT ist auch eine Tür in eine Welt der Märchen und Mythen, eine Welt der Magie, in der Menschen sich verwandeln und fliegen können und übersinnliche Kräfte haben. Und diese hat nichts von ihrem Zauber verloren, wie Produzentin Uli Putz herausstellt: „KRABAT zeigt uns eine fantastische Welt. Der Roman zieht die Leser seit den frühen siebziger Jahren in seinen Bann. Der Mythos ist nach wie vor präsent.“

Da KRABAT auf einer sorbischen Sage basiert und in der Lausitz des 17. Jahrhunderts in der Gegend um Hoyerswerda spielt, dachte man ursprünglich daran, den Film an Originalschauplätzen zu drehen. Doch die Landschaften, die man vor Ort fand, erfüllten die Erwartungen der Filmemacher nicht. „Die erste Reise, die ich getätigt habe, war wirklich ins Original-Schwarzkollm bei Hoyerswerda“, erinnert sich Produktionsdesigner Christian M. Goldbeck. „Ich habe festgestellt, dass dort zwar typisch für die Lausitz, eine sehr flache Landschaft existiert, aber die ganze Natur nicht mehr unberührt ist und dementsprechend filmisch weniger geeignet.“ Goldbeck setzte seine Suche, unterstützt von mehreren Location Scouts, in mehreren osteuropäischen Ländern fort, bereiste die Tschechische Republik, die Slowakei und Polen. Doch fündig wurde er erst in Rumänien, in den Karpaten. Dort sah er Auenlandschaften, Wälder, die fast den Charakter von Urwäldern hatten, Mittel- und Hochgebirge. Die Landschaft erfüllte alle Ansprüche, die die Geschichte erforderte, aber als Drehort brachte sie auch Probleme mit sich, wie Uli Putz erläutert: „Wir drehten mitten in den Bergen, wo man von unberührter Natur umgeben ist. Das war wunderschön, bedeutete aber auch schwierige logistische Herausforderungen, da kaum Infrastruktur vorhanden und der Aufwand für die Produktion daher viel größer war.“

„Da sei unbesorgt. Ich mache mir nichts aus Mädchen und kann mir nicht vorstellen, wie sich das ändern sollte.“

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(aus: „Krabat“ von Otfried Preußler)

Etwa eine Autostunde entfernt von Sibiu, der Metropole von Siebenbürgen, lag diese perfekte Landschaft. Gedreht wurde an zwei zentralen Sets, die wiederum eine Stunde Fahrtzeit auseinander lagen. Für das Mühlenset wurde die Mühle des Meisters nach detaillierten Plänen komplett vor Ort errichtet und dort nach Ende der Dreharbeiten zur Nutzung durch die Einheimischen zurückgelassen, wie Produktionsdesigner Christian M. Goldbeck zu erzählen weiß: „Die Mühle haben wir zum Teil nicht mehr abgebaut, da die lokalen Schäfer sie gerne als Unterstand nutzen wollten. Sie waschen nämlich im Sommer ihre Schafswolle in dem kleinen Fluss, der sich durch das Tal zieht. Dass ein ‚Filmset‘ nach seiner eigentlichen Bestimmung noch so von Nutzen sein kann, freut mich persönlich sehr.“

Für das Dorfset, in dem Schwarzkollm lebendig werden sollte, entschied sich Goldbecks Team für eine andere Herangehensweise. Das Modell der Dorfkirche wurde noch in München entworfen, für die anderen Gebäude ließ sich Goldbeck auf Anregung einer Mitarbeiterin von Bauernhütten vor Ort in Rumänien inspirieren. Diese wurden in durchnummerierten Teilen demontiert, zum Drehort gebracht und dort wieder aufgebaut. „Die Häuser sind eigentlich rumänische Schafshütten, die die Schäfer benutzen, um dort, wo die Schafe in der Bergen weiden, auch zu übernachten. Das Verrückte daran ist, dass die Schäfer hier sehr wohl gewöhnt sind, die Gebäude auf- und abzubauen, weil sie, wenn sie eine Weideregion verlassen, auch die Gebäude mitnehmen. Was wir also gemacht haben, ist für die Menschen hier also gar nicht ungewöhnlich.“

Bereits vor Beginn der Dreharbeiten wurde das visuelle Konzept für den schließlich in Cinemascope realisierten Film festgelegt. Als Einstimmung für die grundlegende Atmosphäre dienten so genannte „Moodboards“ – stimmungsvolle Zeichnungen und Skizzen, die die emotionale Richtung vorgaben. Darüber hinaus wurden Storyboards angefertigt, in denen vorab der Handlungsablauf veranschaulicht wurde. Sie vermittelten ein Gefühl für die Actionszenen, für den Rhythmus und die intendierte Schnittfolge des Films. Eingebunden in das visuelle Gesamtkonzept wurde auch das Kostümdesign. Anke Winckler und ihr Team betrieben umfangreiche Recherchen über die historischen Kleider, beschäftigten sich intensiv mit den Trachten, die in der Zeit, in der die sorbische Sage entstand, in der Lausitz getragen wurden. Wie auch das Team um Szenenbildner Christian M. Goldbeck gingen Anke Winckler und ihre Mitarbeiter die Aufgabe mit verschiedenen Methoden an. So studierte man Bildbände und alte Gemälde, suchte in Bibliotheken und Museen nach Anregungen. Im sorbischen Museum in Bautzen fand man schließlich nützliche Informationen und Bildmaterial.

Im nächsten Schritt wurden Entwürfe und Zeichnungen angefertigt, Stoffe, Farben und Texturen kombiniert, schließlich das Erscheinungsbild für die einzelnen Rollen festgelegt. „Es ist meist ein langer Prozess von Überlegungen, Gesprächen, Konzipieren und Verwerfen vorausgegangen, bis man gemeinsam mit dem Regisseur zu einer Entscheidung gelangt“, beschreibt Anke Winckler den mühsamen, aber letztlich lohnenden Weg zum Endprodukt. Im Falle von KRABAT boten sich verschiedene Möglichkeiten an. Eine war, sich nah am Original zu orientieren und zu versuchen, alte Stoffe aufzutreiben. In der Epoche, in der KRABAT spielt, besaßen die Menschen deutlich weniger Kleidungsstücke. Größtenteils wurden sie vererbt und sahen dann entsprechend abgenutzt aus. Andererseits versuchen Kostümdesigner oft auch, Textilien zu bearbeiten, um einen möglichst authentischen Look zu bekommen – etwa durch Färbung oder Patinierung. Ein dritter Weg wäre, etwas Abstraktes und schlicht Neues zu entwerfen, sich also völlig von historischen Vorbildern zu entfernen. Anke Winckler beschritt schließlich im Kostümdesign ihren eigenen Weg: „Wir haben uns für eine Kombination aus originalen Elementen mit Versatzstücken aus unserer Phantasie entschieden. Am wichtigsten erschien es uns, die mystische Grundstimmung auf der Mühle auch durch die Kostüme zu transportieren. Das Farbkonzept (für den gesamten Film und auch für die Figuren) und die Charakterisierung der Rollen haben uns dahin gebracht, die formale Strenge ein wenig aufzubrechen und uns für ein allgemeingültigeres Konzept zu entscheiden. Eben weil ja KRABAT eine allgemeingültige Geschichte erzählt.“

In Otfried Preußlers Buch tragen die Lehrlinge und Gesellen der Mühle durchweg schwarze Kutten. Warum man für die Verfilmung davon abwich, erläutert Uli Putz: „Auch die Charaktere der einzelnen Rollen werden durch die Farbgebung unterstrichen. Die Schauspieler sind nicht nur in Sackleinen gekleidet. Jede Figur bekommt eine eigene Farbe zugeordnet.“ Auch für Regisseur Marco Kreuzpaintner war die farbliche Differenzierung eine dramaturgische Notwendigkeit. So konnte er das Interesse des Zuschauers besser auf die einzelnen Figuren lenken. Jede Figur sollte individuelle Merkmale erhalten und damit für den Zuschauer besser erkennbar und verständlich werden. Das farbliche Gesamtkonzept des Films spiegelt die vier Jahreszeiten wieder, in denen sich die Geschichte entwickelt. So geht das Spektrum vom saftigen Grün der Sommerwiesen bis hin zum Grau des matschigen Winterschmutzes.

„Dein Leben“, sagte sie, „ist mir das meine wert.“

(aus: „Krabat“ von Otfried Preußler)

Nach intensiven Vorbereitungen begannen am 2. Oktober 2006 die Dreharbeiten in den Karpaten. Vorausgegangen war ein aufwendiger Besetzungsprozess, in dem das verantwortliche Kreativteam zusammen mit Casting-Agentin An Dorthe Braker nach den richtigen Darstellern gesucht hatte. Als besonders schwierig erwies sich die Besetzung der zwölf jungen Männer, die auf der Mühle arbeiteten und von ihrem Meister in der Schwarzen Kunst unterrichtet wurden. Unerlässlich für jeden Darsteller war, vor der Kamera sofort einen bleibenden Eindruck hinterlassen und das Besondere der verkörperten Figur sehr schnell sichtbar machen zu können. Genauso wichtig aber war, die Integration in das Ensemble, in das jeder der gecasteten Darsteller passen musste. Mit die größte Herausforderung unter den Schauspielern kam auf David Kross zu, die Entdeckung aus Detlev Bucks Drama KNALLHART (2005). Auf ihn konzentrierte sich alles, er war fast in jeder Szene präsent und musste neben seinen Aufgaben vor der Kamera auch jene für die Schule mit Erfolg meistern. „Ich glaube, wir haben einen wundervollen Cast für KRABAT gefunden“, fasst Produzent Thomas Wöbke zusammen. „Ich bin froh, dass wir erstmals mit Daniel Brühl zusammenarbeiten und dass wir David Kross aus KNALLHART verpflichten konnten. Und ich bin froh, dass wir nach SOMMERSTURM (2004) wieder mit Robert Stadlober arbeiten konnten.“

Mit einem Budget von 10,8 Millionen Euro, das bisher aufwändigste in der Geschichte von Claussen+Wöbke+Putz, und einem deutsch-rumänischen Team stürzte man sich schließlich in die Arbeit. Der Drehplan war eng und wegen der Terminpläne der zum Teil viel beschäftigten Darsteller auch nicht beliebig ausdehnbar. Von Beginn an zeigte sich der Wettergott von seiner unberechenbaren Seite mit meteorologischen Kapriolen. Schnee, eines der Hauptkriterien in der Entscheidung für den rumänischen Drehort, blieb aus, weshalb man in großem Maße auf künstlichen Schnee zurückgreifen musste. Mal schien die Sonne, oft aber schüttete sich der Himmel aus, verwandelte den Drehort in ein Meer aus Schlamm. So wurden Gummistiefel zum Wertgegenstand, bis Anfang November der Frost einsetzte und damit dem Matsch ein Ende machte. Anstrengende Nachtdrehs gehörten genauso zu den Anforderungen wie eine kleine Kampfschule mit dem Stuntteam, der sich die Darsteller für die Kampfszene mit den Soldaten unterziehen mussten.

Ende November waren die wichtigsten Szenen des rumänischen Außendrehs im Kasten und die Produktion zog in die Studios des Bottroper Movieparks um. Dort wurde das Mühlenset für den Innendreh in drei Teile gesplittet, die dann nebeneinander wieder aufgebaut wurden. Nur kurz von den Weihnachtsfeiertagen unterbrochen, drehte man in Bottrop bis Mitte Januar 2007 weiter. Bereits am Set in Rumänien waren Effektspezialisten zum Einsatz gekommen. Regen und Schnee mussten künstlich erzeugt, Schauspielern nach Gebissabdrücken schlechte Zähne verpasst und aufwändige Masken vom Make-up-Department glaubhaft erschaffen werden. Auch Greenscreens wurden aufgestellt, um später zum Beispiel hinter den Hütten eine digital verschneite Berglandschaft einfügen zu können. Supervisor der visuellen Effekte war Alex Lemke, der nach langer Mitarbeit an großen deutschen Filmproduktionen seit dem Jahr 2000 als VFX Supervisor und Senior Compositor auch internationale Prestigeproduktionen erfolgreich betreut. Darunter Peter Jacksons Trilogie zu THE LORD OF THE RINGS („Der Herr der Ringe“, 2000/2003) und Wolfgang Petersens Historienepos TROY („Troja“, 2003).

In Bottrop und später auch in München entstanden eine Reihe von Bluescreen-Aufnahmen – die meisten davon für die Szenen mit den Raben. Von dichtem Studionebel eingehüllt, schwebten Tennisbälle über das Set, die später von den Effektspezialisten in die Vögel verwandelt wurden. Visuelle Effekte machten auch die Osternacht, in der Krabat und Tonda sich aus ihrer menschlichen Hülle lösen, zu einer magischen Sequenz. Zum Effektteam gehörten auch Mitarbeiter der „Nefzer Babelsberg GmbH“ – eine in Potsdam ansässige Company, die KRABAT zu ihrem eindrucksvollen Portfolio hinzufügte. Dazu gehören unter anderem internationale Großproduktionen wie James McTeigues Comicdrama V FOR VENDETTA („V wie Vendetta“, 2005), Stefen Fangmeiers Fantasyfilm ERAGON („Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“, 2005), Andrew Adamsons Fantasysequel THE CHRONICLES OF NARNIA: PRINCE CASPIAN („Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia“, 2007), Larry und Andy Wachowskis Familienfilm SPEED RACER („Speed Racer“, 2007) sowie Tom Tykwers Thriller THE INTERNATIONAL, der 2009 in die deutschen Kinos kommt.

Monate nach dem Ende des Innendrehs in Bottrop kamen das Team und einige der Darsteller nochmals zusammen. Im Schwarzwald fing man noch einige Sommerbilder, im österreichischen Kaunertal noch einige wichtige Winterbilder mit verschneiten Landschaften ein. Für die große Begräbnisszene von KRABAT fand man auf einem Gletscher in 3.000 Meter Höhe den richtigen Drehort. Diesen erreichte das Team nur mit Pistenraupen, und das gefährliche Gletschergebiet erforderte zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen.

„Mitkommen!“, herrscht er ihn an. „Warum?“, fragt die Kantorka. „Weil er mir gehört!“ „Nein“, sagt sie, nur dieses eine Wort – und das sagt sie auf eine Weise, bei der es kein Wenn und Aber gibt.“

(aus: „Krabat“ von Otfried Preußler)

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