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La Buena Vida - Das gute Leben: Dokumentarfilm um eine Indio-Dorfgemeinschaft in den Wäldern Nordkolumbiens, die um die Erhaltung ihrer Lebensform kämpft, gegen die Ausbreitung des Kohletagebau aber keine Chance hat.

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Handlung und Hintergrund

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Jens Schanze
Produzent
  • Judith Malek-Mahdavi
Drehbuch
  • Jens Schanze
Musik
  • Rainer Bartesch,
  • Victor Moser
Kamera
  • Börres Weiffenbach
Schnitt
  • Bernd Euscher

Kritikerrezensionen

    1. In den Wäldern im Norden Kolumbiens lebte einst die Dorfgemeinschaft von Tamaquito. Bis vor kurzem führten die Menschen vom Volk der Wayúu dort ein friedliches Leben, geprägt von Zusammenhalt und im Einklang mit der Natur. Doch der Steinkohleabbau, der immer mehr die Landschaften Kolumbiens zerstört, erzwingt eine Umsiedlung des gesamten Dorfs. Die Betreiber der Kohlemine, hinter denen internationale Rohstoffkonzerne stecken, versprechen neue Unterkünfte und die Versorgung der Menschen. Doch zwischen gegebenen und gehaltenen Versprechungen liegen Welten. Die Dorfgemeinschaft von Tamaquito beschließt, sich zu wehren. Der Wohlstand der Einen bedeutet das Elend der Anderen: es ist eine einfache und doch grausame Wahrheit, die der Dokumentarfilm von Jens Schanze konsequent auf den Punkt bringt. Denn wenn der Rohstoffabbau in Kolumbien und vielen anderen Ländern nicht ungebremst zunehmen würde, könnten Dörfer wie Tamaquito überleben und müssten nicht einer Industrie weichen, die Menschen rigoros dorthin verpflanzt, wo sie den Betriebsablauf nicht mehr stören. Die Filmemacher haben stets die Menschen eng im Blick, sind sehr nah am erschütternden Schicksal der Dorfgemeinschaft. Dabei stellt der Film die Not der Protagonisten aber nicht plakativ aus, sondern legt gezielt den Finger auf die Wunde und wendet den entlarvenden Blick auf die Konzerne, die Menschen wie Güter kalkulieren wollen. Der Zuschauer wird vom Film eingeladen, an der Situation teilzunehmen, denn die Macher arbeiten ohne Off-Kommentare oder Interviews. Ihre Haltung vermittelt sich durch eindringliche und ruhige Bilder der vertriebenen und ihrer Existenz beraubten Menschen. Am Ende reist der Sprecher der Gemeinschaft, Jairo Fuentes, nach Europa. Er fordert die Konzernlenker auf, ihre Versprechungen zu halten und das Überleben der Menschen in seiner Heimat sicherzustellen. Denn wie es jetzt ist, ist es kein „gutes Leben“. Das hatten sie- als sie zuhause waren, in Tamaquito. Ein Zuhause, das es nicht mehr gibt. LA BUENA VIDA ist ein hochaktueller und bedeutender Film mit großer politischer und globaler Relevanz, der Aufmerksamkeit schafft für ein Thema, das uns alle angeht und betrifft.

      Jurybegründung:

      Der Dokumentarfilm porträtiert den Kampf einer indigenen Dorfgemeinschaft um angestammte Daseinsrechte und den Erhalt ihrer Lebensform im Norden von Kolumbien. Das Volk der Wayúu besiedelt ein fruchtbares Gebiet auf der Halbinsel La Guajira. Das Land um die Dorfgemeinschaft Tamaquito ermöglicht den beiden Clans Jagd, Fischfang und Gartenbau. Mit dem Anbau von Mais, Maniok, Bohnen und anderen Früchten sichern sich ihre Bewohner ein gutes Leben im Einklang mit überlieferten Traditionen. In ihrem Siedlungsgebiet befindet sich jedoch auch das größte Steinkohlevorkommen Südamerikas. Betrieben von internationalen Rohstoffkonzernen, frisst sich der großflächige Kohleabbau in der Grube „El Cerrejón“ immer raumgreifender und zerstörerischer in die nördlichen Waldgebiete hinein und vertreibt ihre Anwohner. Der Regisseur Jens Schanze - der für seinen 2001 auf 16mm gedrehten Debütfilm OTZENRATHER SPRUNG über eine Dorfumsiedlung im rheinischen Braunkohlerevier den Adolf-Grimme-Preis erhielt - bezieht einmal mehr Position für die Opfer nationaler und internationaler Marktinteressen. Der einfühlsame Dokumentarfilm verzichtet dabei auf Voice-Over und erklärt die Zusammenhänge aus ihrer aktuellen Geschichte heraus. Mitfühlend begleitet er die Gemeinde und ihren Anführer Jairo Fuentes bei dem unausweichlichen Prozess ihrer Umsiedlung. Die Kamera ist mit dabei, wenn die Dorfbewohner sich versammeln, um Strategien im Kampf gegen ihre drohende Vertreibung zu diskutieren, oder wenn sich ihr Anführer mit den „Ältesten“ berät, um friedliche Lösungen im ungleichen Interessenkonflikt zu finden. Dazwischen ertönen aus dem Off immer wieder aktuelle Radiomeldungen über militante Guerilla-Aktionen. Ebenfalls zu Wort kommt ein Sprecher des Cerrejón-Konsortiums, der stolz das Unternehmen präsentiert - inklusive der kleinen Villen mit Vorgärten für führende Grubenmitarbeiter.
      Als der Konflikt zwischen El Cerrejón und den Wayúu in einer gewaltsamen Räumung zu eskalieren droht, werden stockende Vertragsverhandlungen wieder aufgenommen und das Konsortium willigt ein, die Forderungen nach Wasser-Reservoirs in Form von zwei Teichen im neuen Siedlungsgebiet zu erfüllen. Als der schmerzvolle Umzug - begleitet von einem psychologischen und logistischen Betreuerteam - vonstatten geht, finden sich Familien in gemauerten „modernen“ kleinen Wohneinheiten mit WC und spärlich fließend Wasser wieder. Das umliegende Land jedoch ist versteppt und lässt die mitgeführten und eifrig gepflanzten Setzlinge schnell wieder verkümmern. Die geschlossenen Verträge, die entsprechende Wasservorräte sichern sollten, wurden bis heute nicht erfüllt. In den Schluss-Sequenzen des Films sieht man Jairo Fuentes nach Europa reisen, um auf die Vertragsverletzungen der Konzerne aufmerksam zu machen und die Rechte seines Volkes einzuklagen, die nun, aller Möglichkeiten der Subsistenzwirtschaft beraubt, in ihrer unwirtlichen Umgebung Schulungen in Marktwirtschaft erhalten, um z.B. traditionelles Kunsthandwerk (Touristenkunst) und andere Start-up-Unternehmen profitabel zu betreiben. Der berührende Dokumentarfilm ergreift Partei, indem er seine Akteure begleitet und für sich sprechen lässt. So gelingt es Jens Schanze, das politisch brisante Vorgehen eines internationalen Kohlekonzerns gegen die indigene Bevölkerung Kolumbiens öffentlich zu machen und anzuklagen.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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